Saarbrücken Teil 3: Bahnhofsviertel (Galerie)

  • Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin ziemlich erschüttert über das Stadtbild. Ich habe mich zwar nie ausführlich mit Saarbrücken beschäftigt, aber ich ging doch immer von weit mehr historischem Bestand aus. Offensichtlich eine weitere Stadt, an der man das ganze Scheitern des deutschen Nachkriegs-Städtebaus begutachten kann.
    Dank an dich, Fachwerkliebhaber, dass du uns die Stadt so ausführlich - und schonungslos - präsentierst.

    In dubio pro reko

  • @Stuegert wir sind ja auch fast fertig mit den hässlichen Gebieten der Stadt. Ab sofort kommen besser erhaltene Viertel mit sehr viel gründerzeitlicher Bebauung wie das Nauwieser Viertel und später die Mainzer Straße. Ich gehe halt ehrlich mit meiner Stadt um und zeige alle Seiten ausführlich, um nichts schönzureden ;)

  • Darauf bin ich natürlich gespannt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das schon alles gewesen sein soll. Wahrscheinlich ist Saarbrücken mit meiner Heimatstadt Stuttgart vergleichbar, eine Stadt die man nicht nur nach den zunächst negativen Eindrücken beurteilen sollte, weil doch bei eingehender Betrachtung auch viel Schönes erhalten blieb.

    In dubio pro reko

  • Weiter gehts: daneben befinden sich noch ein paar Häuser des 19. Jh. :


    Interessantes Gedicht:

    Die andere Straßenseite neben der prächtigen, neobarocken Hauptpost (kommt später genauer)

    Links daneben, ein kleines zweistöckiges Haus aus der ersten Hälfte des 19. Jh.

    Die ehem. Rosenapotheke, steht schon seit Jahren leer. Sie war die letzte Traditionsapotheke in Saarbrücken und war in einem 1908 von Ludwig Karl Moritz erbauten Geschäftshaus untergebracht:


  • Rechts daneben noch ein gotisierendes Mietshaus 1905 von Carl Burgemeister errichtet:



    In der Kaiserstraße wurde ebenfalls einiges im Krieg zerstört:


    Doch es haben sich noch ein paar gründerzeitliche Fassaden erhalten:


    Die Futterstraße, eine Verbindungsstraße zwischen Kaiser- und Bahnhofstraße:



    Interessante Balkonkontruktion:



    Gegenüber:



  • Die größte Buchhandlung Saarbrückens, Bock & Seip:

    Dahinter öde Hinterhofatmopshäre in der Rotenhofstr. ...

    Gegenüber an der Gabelung Futterstraße - Rotenhofstr. steht dieses schmale Häuschen mit neobarocken Erker, gerade frisch renoviert:


    Ein Kinogebäude..

    Gehen wir zurück wieder in die Kaiserstraße:

    Auf der nördlichen Seite beginnte das "Bankenviertel"

  • Ecke Sulzbachstr. :

    Zu den Bankkomplex an der Straßenbahnhaltestelle gehört auch dieser Gründerzeitteil:



    Der ganz rechts anschließende Teil kann zur Postmoderne stilstisch gezählt werden:

    Noch ein Abstecher zur südlichen Sulzbachstraße:

    Hier befindet sich noch ein historistisches Gebäude, 1896 von Karl Hühne errichtet:

    Unverkennbar der für Südwestdeutschland typische Neorenaissancestil:

    Rückseite:

    In der selben Straße, dieses Parkhaus:

    Lamperstraße mit Bebauung ausschließlich aus der Nachkriegszeit:

  • Noch ein paar Ansichten zur oberen Kaiserstraße und den Banken:

    Commerzbank:

    Ecke Karcherstraße:


    Dieses schmale Gründerzeithaus von 1902 ist zwischen den Neubauten total eingeengt disgust:)


    Wieder in der Kaiserstraße angelangt, dieses schöne Eckhaus 1898 von Alwin Heinker und Kurt Witzschel erbaut:




    Die Nachbarhäuser mit Erkern von 1898-99:




    Gerade erst aufgefallen zum ersten Mal wie das rechte Haus abgeschnitten wurde und nur eine Achse vorne stehenblieb :--)

  • Endspurt bei den Zeigen des hässlichen Teils des Bahnhofsviertels:

    Das Parkhaus von Kaufhof:

    An der Ecke zur Ursulinenstraße die saarländische Landesbank:


    Gegenüberliegende Ecke Viktoriastraße, das seit fast 10 Jahren leerstehende ehem. C&A Gebäude aus den 1990er Jahren:



    Ecke Karl-Marx Straße dieser schwarze Klotz. Er wurde in den 60er Jahren für die Bank für Gemeinwesen gebaut, und steht sogar unter Denkmalschutz :gehtsnoch:


    Und vor 1944 (Quelle Bildindex Marburg) :

    Letzte Meter der Kaiserstraße gegenüber Hbf:



    In der Beethovenstraße, die Rückseite der Landesbank:



    Ein Flügel im seltsamen, aber zumindest interessanten postmodernen Stil. Er erinnert von seinem Material an den Erweiterungsbau der Handwerkskammer (siehe Teil 2)




  • An alle, die bis hierhin "durchgehalten" haben. Respekt :daumenoben: ! Denn dieser Teil des Bahnhofsviertels war alles andere als angenehm zu betrachten. Daher kommt nun als Belohnung der östliche Teil, der besser erhalten ist ;) . An der Ecke Beethovenstraße - Karcherstraße, steht das Polizeirevier, 1925 von den Architekten Karl Kremer und Theodor Schröer zunächst als Kaufhaus im Stil des Expressionismus errichtet:

    7




    Angepasster 50er Jahre Bau in der Beethovenstraße:



    Die rechte Straßenecke zur Karcherstraße:

    Und die gegenüberliegende Eckhäuser:

    Im nördlichen Teil der Karcherstraße erwartet uns eine Überraschung: mehrere gut erhaltene historistische Gebäude in diverse Stilen bilden zwei Ensembles:

    Zur rechten Seite zuerst ein Wohnhaus 1907 von Heinrich Güth errichtet, schon mit Jugendstilformen im rötlichen Sandstein:




    Sehr großzügige Toreinfahrt:


  • Das linke Nachbarhaus Nr. 13, 1906 von Wilhelm Noll ist ziemlich eklektizistisches, alles ist dabei an Stilen, Neorenaissance, Barock, und Klassizismus!



    Nr. 16, vom selben Architekten 1907 errichtet, besitzt mehr Patina:



    Interessanter Erker im EG:

    Eingang:

    Nr. 18 ebenfalls von Wilhelm Noll, aber schon 1903 konstruiert, hat im Erdgeschoss schon Anklänge an die Romanik:

    Das Portal ist jedoch eher jugendsillastig;

  • Von der anderen Straßenseite aus gesehen:

    Nr 17, enbenfalls von Noll, 1907 erbaut:

    Das linke Nachbarhaus wurde 1906 von Moritz Gombert errichtet und ist im neogotischen Stil ausgeführt:

    Der intensivrote Sanstein kommt wohl aus dem Pfälzer Wald:



    Und noch zwei Ansichten von Nr 13, wieder von Noll 1907 fertiggestellt:

  • Wieder in der Beethovenstraße, diesmal in Richtung Osten, zum Beethovenplatz:

    Hier wurde gerade die Nr. 27 von 1909 restauriert (Juli 2018):

    Das rechte Nachbarhaus von 1908 von Adolf Hoffmann erbaut:






    Anschließend, zum Platz, das große ehem. Bürogebäude von 1909 im Reformstil, jetzt zt. Spardabank:





  • Hmmmm. Wie steht Saarbrücken wirtschaftlich da? Sieht aus als wäre die Zeit um 1992 stehengeblieben. Und dazu einiges an Leerstand. Für Deutsche Verhältnisse scheint es außerdem wenig Strassenbäume zu geben was das eher trostlose Stadtbild noch deprimierender macht. Die Farbgebung einiger Häuser ist zudem mehr als fraglich

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Am Beethovenplatz, an der Ecke zur Sulzbachstraße, das in den oberen Geschossen veränderte Wohnhaus 1910 von August Brenk errichtet:



    Der Platz wird heute als Parkplatz genutzt:

    An der Westseite:

    Südseite, Ecke zur Sulzbachstraße:

    Links daneben, ein Wohnhaus von 1908:



  • Links daneben steht die 1948-51 errichtete Synagoge im neuklassischen Stil, architektonisch gesehen ähnlich wie in den 1930ern:




    An der Ecke zur Dudweiler Straße, dieses postmoderne Backsteingebäude:




    An der Nordseite, zur Dudweilerstraße, erstmal dieses Hochhaus:


    Dazwsichen ein entstuckter Atlbau:

    Daneben, ein Gebäude von Karl Brugger 1908:



  • Das linke Nachbarhaus vom selben Architekten in Kooperation mit Rudolf Seifert, aber später erbaut, nämlich 1924, daher im expressionistischen Stil:


    In der Sulzbachstraße, der Seitenflügel der schon vorhin gezeigten Spardabank von 1910:




    Daneben ein Wohn-und Bürogebäude von 1909 vom Architekten Kurt Witzschel:

    Gegenüber, ein anderes historistisches Gebäude, von Architekt Brugger um 1910 errichtet:

    An der Ecke zur Richar-Wagner Straße, ein prächitges Gründerzeithaus von 1912:

  • Wahrscheinlich ist Saarbrücken mit meiner Heimatstadt Stuttgart vergleichbar, eine Stadt die man nicht nur nach den zunächst negativen Eindrücken beurteilen sollte, weil doch bei eingehender Betrachtung auch viel Schönes erhalten blieb.

    Zunächst einmal auch von mir vielen Dank an den FWL für diese umfassende Galerie! In Saarbrücken habe ich 2007 mal Urlaub gemacht, wenn auch eher als Ausgangspunkt für Lothringen, Luxemburg und das Saarland. Angenehm in Erinnerung geblieben ist mir St. Johann, was aber nicht nur recht klein ist, sondern auch kleinstädtisch wirkt.

    Ansonsten hatte ich ein recht durchwachsenes Stadtbild in Erinnerung, wie es ja hier auch zum Ausdruck kommt, mit der Bahnhofsgegend als unschönem Kontrast zu St. Johann.