Nürnberg - realistisch in Bildern (Galerie)

  • Aber das Thema ist nicht die Innen-/ Altstadt, so wie ich das verstanden habe:

    Dieses Ansatz finde ich fragwürdig. Welchen Sinn macht es, mit dem Auto auf den großen Ein- und Ausfallstraßen einer Stadt entlang zu fahren, an roten Ampeln Bilder zu schießen und den Strang dann "realistisch" zu nennen? Die obigen Bilder sind ein willkürliches Potpourri, verteilt über das N Stadtgebiet, meist irgendwo außerhalb der Innenstadt entstanden. Das Thema hier sollte daher eher "beliebig entlang der größeren Straßen" als "realistisch" heißen. Der Autoverkehr in N ist übrigens in weiten Teilen relativ human.

    Die obigen Fotos könnten überall entstanden sein: Außerhalb der Altstadtmauern Rothenburgs (Tauber) sehen die Wohnblöcke vielleicht kleiner, sonst ähnlich aus. Lidl und Co. sind identisch. Heidelberg, wie bereits geschrieben, bietet vom Bismarckplatz über den Römerkreis zum Hbf mindestens ebenso gruselige Ansichten. Der letzte Besuch in Wien erfolgte über Simmering und Erdberg; nicht-urbaner Brutalismus und Zersiedelung in Reinform. Auch das Wiener Hbf-Areal ist furchtbar, das Gebiet um den Prater keinesfalls reizvoll.
    Will ich damit N als Ganzes mit den oben genannten Städten vergleichen? - Nein, nur überall ließen sich in Außenstadtteilen und Vororten ähnliche belanglose Fotos (aus dem Auto, entlang großer Straßen, an einer roten Ampel) wie in diesem Thema erstellen.

    In diesem Thema wird viel übertrieben:
    - Dresden, ist reizvoll und schön. Gerade das Areal Elbufer, Frauenkirche, Neumarkt ist für die BRD top! Drumherum ließen sich ebenso brutalste Fotos machen.
    - Frankfurt/Main: Löblich ist die neueste Entwicklung. Die neue "Altstadt" ist hoffentlich ein Zeichen für viele Städte. Dennoch ist der Neubau teilweise kaum über Nürnberger Wiederaufbau anzusiedeln; das Ganze auf einem flächenmäßig sehr kleinem Feld.

    Niederländers Kritik an der östlichen Sebald kann ich nachvollziehen, ich nenne sie eher belanglos als brutal.

    Es ändert im Ergebnis nichts: Relativ (BRD) als Ganzes ist N top!
    Ich habe nie dort gewohnt, befinde mich auch nicht im direkten Einzugsgebiet, bin aber als Süddeutscher regelmäßig mit verschiedenen Gruppen dort, wenn man halt mal einen Ausflug unternimmt. Der Tenor ist sehr eindeutig: Schöne, lebendige Stadt mit Narben.
    Was gibt es sonst im Süden der BRD als größere Städte? München ist teuer und gehypt, ähnlich wie N trotz Bausünden schön, wenn auch im Wesen freilich grundlegend anders. Frankfurt, als ehemalige Fachwerkstadt mit reicher Historie trotz jüngst lobenswerter Entwicklung zu modernistisch im Zentrum, über Stuttgart müssen wir nicht reden, Augsburg und Karlsruhe sind in Ordnung, aber deutlich kleiner und irgendwie eher graue Mäuse.

    Vor ein, zwei Jahren wurde N unter US-Touristen - freilich sind die Amis alle dumm und wir superschlau - in einer umfangreichen Umfrage eines sehr großen Reisemagazins als attraktivste deutsche Stadt gekürt - obwohl Berlin, Hamburg, München und Köln sicherlich über mehr Aufmerksamkeit verfügen. Dies ist kein Beweis für irgendetwas, aber vielleicht eine Idee, daß sich die Attraktivität einer Stadt nicht anhand von Fotos an rotem Ampeln entlang von Ausfallstraßen erkennen läßt.

  • Eduard, ich kenne dich ja noch von deinem ausgiebigen Stuttgart-Bashing. Mir scheint, in gleichem Maße wie du Stuttgart verachtest, verklärst du den Zustand Nürnbergs. Beides ist weit entfernt von ausgewogener Betrachtungsweise.
    Ich habe mehrere Jahre in Nürnberg gewohnt, und auch ich halte die Stadt angesichts dessen, was sie (noch) an Originalsubstanz zu bieten hat, für stark überschätzt. Die Stadt ruht sich tatsächlich in erster Linie auf ihrer historischen Bedeutung aus und zeigt wenig Dynamik, sich dieser Bedeutung entsprechend weiterzuentwickeln.

    In dubio pro reko

  • Vor ein, zwei Jahren wurde N unter US-Touristen - freilich sind die Amis alle dumm und wir superschlau - in einer umfangreichen Umfrage eines sehr großen Reisemagazins als attraktivste deutsche Stadt gekürt - obwohl Berlin, Hamburg, München und Köln sicherlich über mehr Aufmerksamkeit verfügen.

    Das mag aber sicherlich auch am Reichsparteitagsgelände liegen mit den anfassbaren NS-Hinterlassenschaften, die nicht in irgendwas etwas anderes umfunktioniert wurden sondern subjektiv seit Kriegsende mehr oder weniger unberührt dastehen. Aus Richtung Tourismusbranche hörte ich vor einigen Jahren, dass gerade amerikanische Besucher sich mind. genauso für das RPG interessieren und eher die Altstadt links liegen lassen. Außerdem ist Nürnberg für die meisten Amerikaner ein Begriff, da sich in der Umgebung viele Army-Basen befanden und noch befinden, und man in Nürnberg Zerstreuung suchte. Viele Amerikaner kennen jemanden, der als Soldat in Deutschland stationiert war und alle haben sie wohl Nürnberg gesehen.

    In dieser Diskussion sind für mich diese Dinge aber nicht entscheidend. Die Kritik an diesem Faden versteh ich und sie ist auch berechtigt, aber der Kern is. m.E. doch dass die Nürnberger Altstadt zwar als Ensemble im denkamlrechtliche Sinne gilt, dies aber bei immer mehr Neubauten nicht mehr erkennbar ist. Langgestreckte Riegelbauten mit Styroporfassaden und Flachdach sind in der Altstadt kein Tabu mehr, und das ist in meinen Augen ein Problem für das Stadtbild. Wen interessiert denn wirklich was an den Zubringerstraßen zur Autobahn gebaut wird?

  • Wen interessiert denn wirklich was an den Zubringerstraßen zur Autobahn gebaut wird?

    Es sollte uns alle und zu jeder Zeit interessieren. Was bringt es uns Menschen, wenn die Innenstädte schön herausgeputzt werden? Die machen ja nurnoch einen kleinen Teil der heutigen Stadtflächen und dienen nurnoch als Naherholungsgebiet, wenn man die alltägliche Hässlichkeit nicht mehr ertragen kann.

    Denn ansonsten sind die Zubringerstraßen zur Autobahn, die Platten- und Beton-Wohnmonster, die öden Plätze, hässliche Industriegebiete, Einkaufsparkplätze und Trabantenvorstädte, die Orte, wo sich das Leben der Menschen seit Jahrzehnten täglich abspielt.

    Solange wir uns nicht für einen vollständigen Bewusstseinswandel im Baugeschehen einsetzen, dass Schönheit etwas ist, nachdem wir allzeit streben sollten und stattdessen die genannten Hauptorte des modernen Lebens quasi für immer abschreiben und ignorieren, solange hat der "Disneyland-Spott" der Modernisten meiner Meinung nach leider einen wahren Kern.

  • Ich sehe das vollkommen anders. Das was du forderst hat etwas totales, fast fanatisches. Wo bleibt da der Raum für Diversität und Vielfalt? Es gibt genug Menschen, denen Hochhäuser nichts ausmachen, die eine Stadt wegen ihrer Skyline schätzen oder welche die die Idee begrünter Dächer und bepflanzter Fassaden spannend finden. Soetwas ist kaum vereinbar mit den Grundsätzen des Bauens und Gestaltens, wie ich es mir für Nürnbergs Altstadt wünsche. Es hat schließlich alles seine Vor- und Nachteile, alles hat seine Zeit und alles auch seinen Platz. Ich sehe in Nürnbergs Altstadt keinen Platz für Quaderförmige Hochhäuser mit weißer Fassade oder ganz aus Glas. Genausowenig wie Plastikmüll in den Ozean gehört.

    Aber dennoch bieten andere Viertel außerhalb der Altstadt Raum für m.E,. notwenige, alternative Konzepte. Das Problem ist nur dass nicht genau differenziert wird und jeder überall bauen kann was er will, zu oft sogar ohne Ordnungsprinzip dahinter. Das ergibt ein unruhiges, ungeordnetes Stadtbild indem man sich unwohl fühlt.

    Der Disneyland-Spott der Modernisten steht da dem Hässlichkeits- und Kurzlebigkeitsvorwurf der Traditionalisten gegenüber. Ich kann nicht erkennen wie das aufgelöst werden soll indem man das eine oder andere zum einzig Wahren erklärt.

  • @Eduard

    Klar, Schloss, Kirchen, Stadtmauer, einiger stattliche Hauser gibt immer noch und dass muss man auch wurdigen aber die Stadtbild selber ist heute sehr anspruchlos.

    Da muss mann einfach nur nach Bamberg, Regensburg, Landshut, Passau oder Rothenburg fahren.

    Oder vergleichmal mit Augsburg heute....

    Die wiederaufbau von Donauworth und Rothenburg liegen auch meilenweit uber Nurnberg. Persohnlich finde ich Munchen auch viel ausgiebiger.

    Man sollte nicht die Bombenkrieg kleinreden - Dresden ist nur eine Schatte von sich selber aber trotzdem eine schone Schatte. Nurnberg ist sogar nicht eine Schatte.

    Vielleicht deswegen ist die Pellerhof so eine Wertvolle Rekonstruktion - man wurde hoffen dass es eine Turoffner wird

  • Johan, es ist ja klar, daß kleinere Städte anders aufgebaut werden konnten, wenn sie überhaupt kriegszerstört waren. Augsburg hatte das Glück, nicht so viel "abzubekommen".

    Die Frage ist, ob man nur Altbau und Rekonstruktion gelten läßt oder die (Innen-)Stadt als Ganzes sieht. Puristen mögen sich an den vielen einigermaßen angepaßten Neubauten zwischen den Altbauten stören, ich finde, gerade in der westlichen und mittleren Sebald, dies oftmals akzeptabel; wenn freilich auch immer eine Rekonstruktion besser wäre. Nur wo (in der BRD) wurde in so großer zerstörter Fläche rekonstruiert? Ja, es könnte/sollte mehr Rekonstruktionen geben, der flächenmäßige häufig angepaßte Wiederaufbau Ns gehört zum Besten der BRD.

    Stuegert/Königsbau (?), ich denke nicht, daß ich N verkläre, ich gehe das Thema sine ira et studio an, besuche die Stadt aber immer gerne, sodaß ich sie schon eingermaßen kenne, wenn gleich ich auch nicht alle Straßennamen und Stadtteile namentlich nennen kann.
    Ich kenne mich besser vor allem in Süd- und dem südlichen Mitteldeutschland aus. Und ich habe es schon durchgekliniert: München, das im Forum, finde ich, auch häufig zu scharf angegriffen wird, hat sich in weiter Fläche ein ordentliches Stadtbild erhalten, Frankfurt wird jetzt wegen der Rekonstruktion hier gefeiert, die löblich und ein schönes Signal sind, flächenmäßig leider nicht sehr groß und qualitativ teilweise kaum über N Wiederaufbau reichen.
    Dresden hat sein altes Herz wiedererlangt, drumherum sieht es aber sehr bald nicht immer sehr erbaulich aus, Leipzig, auch aufgrund der wesentlich geringen Kriegszerstörungen, ist ein anderer Fall.
    Ja, Stuttgart ist für mich in Süddeutschland städtebaulich mit das Schlimmste, was es gibt. Der private materielle Reichtum steht im starken Gegensatz zu dem oftmals heruntergekommenen öffentlichen Raum. Die Bilder dieses Beitrages zeigen Flachdachkästen irgendwo entlang breiter Ausfallstraßen - solche Gebäude stehen reihenweise in der Stuttgarter Königsstraße, dem Hauptteil der winzigen Innenstadt. Die Kritik ("Bashing") an Stuttgart wäre im Forum weit weniger ausgeprägt, wenn nicht einige wenige versuchten, die wenigen Traditionsinseln als Regelfall oder den mittelmäßigen Historismus als etwas gant Tolles darzustellen. Vom Geist bzw. Ungeist des Pietismus wollen wir jetzt gar nicht reden.

    Einmal editiert, zuletzt von Eduard (9. Juni 2018 um 14:05)

  • Ich sehe in Nürnbergs Altstadt keinen Platz für Quaderförmige Hochhäuser mit weißer Fassade oder ganz aus Glas. Genausowenig wie Plastikmüll in den Ozean gehört.

    Der Vergleich hinkt gewaltig. Vor allem aufgrund des Flächenverhältnisses. Richtig ausgedrückt müsste es bei dieser Intention wohl heißen: "Genausowenig wie Plastikmüll in die Ostsee gehört.... aaaaber in die anderen Ozeane soll er schon gehören, denn schließlich hat alles seine Zeit und seinen Platz. Und vielen Leute stören sich nicht an Plastikmüll im Ozean. Und wo bliebe denn sonst `Raum für Diversität und Vielfalt´ (*) ?"

    (*)= Was beides übrigens das gleiche ist.

    Nein, einige Puppenstübchen für Altstadt-Liebhaber zu gestalten, in denen jene sonntags zum Kaffee-Trinken weilen, während sich auf 99,9 % der Restfläche die Wohnblöcke, Büro-Glascontainer und die Ikea-Baracken in die Landschaft fressen, ist viel zu klein gedacht. Es geht um die Neugestaltung der Alltagswelt der Menschen. Altstädte sind davon nur ein kleiner Teil. Dass es anders geht, als seit der Nachkriegsmoderne, haben viele Beispiele der Vergangenheit, von Kaiserzeit bis Wiederaufbau der frühen DDR oder Postmoderne, gezeigt.

    Um deshalb die Frage "Wen interessiert denn wirklich was an den Zubringerstraßen zur Autobahn gebaut wird?" zu beantworten: Mich!

  • Also meine eher bildlich gemeinte Methapher für die Nürnberger Altstadt war nicht systemisch gemeint.
    Ich verstehe auch nicht so ganz was du dir jetzt eigentlich wünscht? Puppenstübchenarchitektur für alle? Egal wo und absolut egal, was die Menschen wollen? Das halte ich für eine aussichtslose Herangehensweise an die Diskussion. Die Nürnberger Altstadt ist ein besonderer Ort, wie alle historisch gewachsenen Altstädte und Stadtbilder mit ihren jeweiligen Charakteristika. Ich würde nie auf die Idee kommen das zum Maß für alles, was irgendwo gebaut wird, zu machen. Eine Altstadt verliert auch genau diese Besonderheit wenn auch alles drumherum genau so aussieht, oder wenn man in ihr eben nicht mehr nach ihren Charakteristika baut. Der Nürnberger Stadtkern ist eben mittelalterlich, der Vorstandtgürtel drumherum ist gründerzeitlich geprägt und alles außerhalb eben eher neuzeitlich, abgesehen von vielen aber winzigen Ortskernen eingemeindeter Dörfer. Daran finde ich nichts schlechtes.

    Das Thema Flächenfraß ist ein völlig anderes und hat eigentlich nichts mit Baustilen zu tun.

  • Dieses Ansatz finde ich fragwürdig. Welchen Sinn macht es, mit dem Auto auf den großen Ein- und Ausfallstraßen einer Stadt entlang zu fahren, an roten Ampeln Bilder zu schießen und den Strang dann "realistisch" zu nennen? Die obigen Bilder sind ein willkürliches Potpourri, verteilt über das N Stadtgebiet, meist irgendwo außerhalb der Innenstadt entstanden. Das Thema hier sollte daher eher "beliebig entlang der größeren Straßen" als "realistisch" heißen. Der Autoverkehr in N ist übrigens in weiten Teilen relativ human.

    Drei Fotos wurden aus dem Auto geschossen. Aber ich bin jetzt nicht willkürlich durch Nürnberg gecruist.Die Bilder stammen von der Münchnerstraße, (der großen Zubringerstraße) und dem Gebiet zwischen Bahnhof, Lorenzkirche und dem Laufer Tor, innerhalb und außerhalb der Stadtmauer. Ganz bewusst verzichtete ich auf die üblichen acht Blickachsen, die man sonst von Nürnberg so kennt. Ja, die Innenstadt ist angenehm zu durchlaufen, aber groß nach links und rechts darf man nicht blicken. Meiner Meinung nach lebt die Nürnberger Altstadt vom früheren Stadtgrundriss, die Gebäude sind ja zum größten Teil zerstört. Ich werde darauf auch noch eingehen.


    Heidelberg, wie bereits geschrieben, bietet vom Bismarckplatz über den Römerkreis zum Hbf mindestens ebenso gruselige Ansichten.

    Ja, aber das spricht doch nicht für Nürnberg. Sondern eher gegen die Stadtplanung und Architektur der anderen Städte.

    Wie dem auch sei, es bleibt ihnen unbenommen, Nürnberg als schöne Stadt mit Narben wahrzunehmen. Ich wünschte, ich könnte ihre Wahrnehmung teilen. Man will ja nicht immer "nein" zu allem sagen.

    Beauty matters!

  • ad Halle
    Ich hab sogar dran gedacht.
    Andererseits ist Halle weitaus nicht so großartig wie Erfurt oder weiland Nürnberg. Es ist wirklich eine andere Liga.
    Dazu tut es noch weniger als Nürnberg im Reko-Bereich - die Wunde am Hauptplatz mit Kaufhof und Rathaus-Lücke ist eine Schande, die nur im geistig kaputten Westeuropa möglich ist.
    Erfurt ist von der Dimension her sehr wohl mit N vergleichbar, die Einwohnerentwicklung in der jüngeren Vergangenheit steht mit dem historischen Städtebau kaum in Korrelation.
    Es ist natürlich problematisch,, da hat Edi recht, vorstädtische Siedlungen hier einfließen zu lassen.
    Dass diese hässlich zu geraten pflegen, ist wahrlich kein spezifisches Nürnberger Problem.
    @ Nö, ich hab nix gegen Franken, im Gegenteil. Mich stört am N.er Wiederaufbau nur das völlige Fehlen von dem, was man Geschmack, Rücksichtnahme, Formengefühl oä nennen kann. Das ist halt nur noch in Würzburg und teilweise Augsburg derart ausgeprägt. Aus allen Städten hätte man trotz aller Zerstörungen noch viel machen können. Wobei die Lage in N. wohl die schwierigste war.
    Aber DAS hätte nicht herauskommen dürfen.


    Zitat von franka

    Ja, die Innenstadt ist angenehm zu durchlaufen, aber groß nach links und rechts darf man nicht blicken.

    Ja, genau, das bringt es auf den Punkt. Aber warum soll ich als Touri eine Stadt durchlaufen, wenn ich nicht nach links und rechts blicken darf?
    Ich halte die Galerie für durchaus wichtig. Eine Verbesserung ist nur möglich, wenn ein halbwegs allgemeines Problembewusstsein entsteht. Wenn man glaubt, dass eh alles richtig gemacht worden ist, wird sich nichts viel ändern.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ursus carpaticus
    Dass Halle so wenig im Rekonstruktionsbereich tut, hat keine ideologischen, sondern rein finanzielle Gründe. Man ist sich seines reichen Erbes dort mittlerweile durchaus bewusst.
    Man darf nicht vergessen, dass der größte Teil der Alt- und Innenstadt, aber auch der großflächigen angrenzenden Gründerzeitgebiete zu DDR-Zeiten massiv verfallen ist. Bis heute hat es die Stadt noch nicht geschafft, alles zu restaurieren. Immer noch findet man beim Herumspazieren heruntergekommene Gründerzeitler und selbst im Kernbereich der Altstadt ist noch so manches Gebäude nur notdürftig gesichert, um auf seine Wiederbelebung zu warten. Von markanten Gebäuden wie der Neuen Residenz mal ganz zu schweigen.
    Deswegen konzentriert man sich dort nach wie vor darauf, mit dem wenigen Kapital der Stadt selbst die erhaltenen Altbauten zu erhalten und zu restaurieren, bevor man anfängt, irgendetwas zu rekonstruieren. Und das ist auch gut so. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass das alte Rathaus ruckzuck rekonstruiert wäre, wenn genügend private zweckgebundene Spenden dafür reinkommen würden.
    Ich bin vorgestern erst durch die Altstadt gelaufen (damit meine ich den tatsächlichen Stadtteil, also den Kern Halles) und alleine dabei auf drei (!) Baustellen gestoßen, bei denen jeweils restauriert wird. Auch in den Gründerzeitgebieten südlich der Altstadt werden immer mehr der noch verfallenen Gebäude gerettet. Ausgerechnet Halle vorzuwerfen, es würde im Geiste des „geistig kaputten Westeuropas“ stehen, halte ich also für verfehlt.
    Dass Halle weniger großartig als Erfurt oder gar Nürnberg ist, halte ich übrigens für ein Gerücht. Es mag zwar nicht so stark touristisch herausgeputzt sein, aber es steht den beiden anderen Städten in nichts nach. Im Gegenteil. Wie gesagt: Auf einem derart großen Raum gibt es in den anderen beiden Städten keine dermaßen hohe Altbaudichte wie dort. Die Stadt hatte auch 1945 schon über 200.000 Einwohner und ist - von der Gegend um den Riebeckplatz und einigen Stellen, die von Artillerie erwischt wurden (wie das alte Rathaus) mal abgesehen - nahezu vollständig unversehrt geblieben.

    Einmal editiert, zuletzt von Titus (9. Juni 2018 um 22:39)

  • Ja, aber das spricht doch nicht für Nürnberg. Sondern eher gegen die Stadtplanung und Architektur der anderen Städte.
    Wie dem auch sei, es bleibt ihnen unbenommen, Nürnberg als schöne Stadt mit Narben wahrzunehmen. Ich wünschte, ich könnte ihre Wahrnehmung teilen. Man will ja nicht immer "nein" zu allem sagen.


    Ich verstehe den Sinn nicht, die Königsstraße von außerhalb auf einer Verkehrsinsel einer Umgehungsstraße mit Fokus auf die gläserne Touristenbude zu fotographieren. Natürlich bietet diese Straße auch Unerfreuliches - den Kaufhof oder auch die Bebauung Richtung Pegnitz -, insgesamt ist das Bild dieser schönen Straße aber sicherlich nicht von außerhalb zu erfassen.

    Der Vergleich mit anderen, teilweise nicht oder wesentlich geringer kriegsversehrten Städten hilft, die Relation zu wahren.
    In Mitteleuropa steht für mich Prag an allererster Stelle. Selbst dort wird es hinter dem Schwarzen Turm in Richtung Florenc irgendwann "wechselhafter".
    Perfekt ist nichts und sicherlich Nürnberg auch nicht. Nur muß man den Zustand realistisch einordnen, wobei einem der relative Vergleich helfen kann.
    Man findet innerhalb der N Stadtmauern mit Sicherheit viele unschöne Motive - daneben aber auch sehr viel Schönes -, Bilder von Umgehungsstraßen oder von Verkehrsinseln bei Fußgängerampeln, die überall hätten geschoßen werden können, helfen mit Sicherheit nicht für eine "realistische" Einordnung.

    Das Gesamturteil mag jeder selbst fällen, da will ich niemandem reinreden. Mein Erfahrung zu N, wie übrigens auch zu Würzburg oder etwas zurückhaltender Augsburg, ist, daß die Besucher und die Einwohner ihre Stadt mögen und diese insgesamt für schön erachten.
    Diese Ansicht muß man nicht teilen, die Meinung aber, Nürnberg, Würzburg, Augsburg - häufig auch noch München genannt - seien ganz furchtbar und hätten so überhaupt nicht werden dürfen, ist doch sehr exklusiv. Man sollte zur Kenntnis nehmen, daß die absolute Mehrheit dies anders wahrnimmt. Aber klar, das sind alles ehemalige Amisoldaten, die dort stationiert waren, Bauern, die von Architektur keine Ahnung haben, Leute, die nur fränkisches oder baierisches Bier saufen wollen etc...

    In der BRD sind Würzburg, Augsburg (hat es wegen der Konkurrenz hier am schwierigsten), Nürnberg und München mit das Beste in ihrer jeweiligen Klasse. Diese Ansicht muß man nicht teilen, sollte aber die Mehrheitsmeinung zur Kenntnis nehmen.

  • Puppenstübchenarchitektur für alle? Egal wo und absolut egal, was die Menschen wollen?

    Eben nicht. Du verdrehst die Argumentation. Niemand hat in diesem Forum etwas gegen die Pflege der Nürnberger Altstadt. Problematisch wird es, wenn aus dieser Altstadt eine Art kleine Wohlfühlzone für Gastro und Shopping wird, die aber keine Strahlkraft auf die weitere Umgebung hat.

    Der Widerspruch liegt in Deiner Argumentation selbst.
    Erst schreibst Du "Wen interessiert denn wirklich was an den Zubringerstraßen zur Autobahn gebaut wird?" Du unterstellst also den Bürgern Desinteresse an der architektonischen Gestaltung jenseits des Altstadtkerns.
    Dann schreibst Du "absolut egal, was die Menschen wollen?" Damit unterstellst Du nun, die Bürger hätten gar kein Desintersse, sondern sogar einen expliziten Willen, in Wärmedämm-Siedlungen und Glas-Flachdach-Blocks ihren Alltag zu verbringen.

    Wenn die Leute proklamieren würden: "Wir wollen in den von `Franka´ gezeigten Gebäuden leben und hoffen das noch viele weitere in diesem Stil gebaut werden."... dann müsste man natürlich auf diesen Willen Rücksicht nehmen.

    Ich aber bestreite das. Viele Leute finden sich mit der Situation nur deshalb ab, weil ihnen keine Alternative angeboten bzw. sichtbar gemacht wird.

    Um die polemische Frage "Puppenstübchenarchitektur für alle?" zu beantworten: Nein, denn Architektur, die sich hinsichtlich Material, Bauformen und Ästhetik mit der Nürnberger Altstadt bzw. Region organisch verbindet, bzw. sich an der traditionellen historischen Bauweise der Region orientiert, wird weder unmodern noch Puppenstübchenarchitektur sein. Im Gegenteil, es ist eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Baukunst, die nicht bei einem rekonstruierbaren Fachwerkhäuserl als Beruhigungsdrops stehen bleibt.

  • Ich kann Eduard hier nur beipflichten.
    Für mich wird Nürnberg übrigens hier häufig eher unter- als überschätzt. Die teils eher ungeschickte Öffentlichkeitsarbeit der Stadt leistete hier lange einen entscheidenden Beitrag. Inzwischen gönnt man sich hier ein wenig Beratung und stockt das Marketingbudget weiter auf, und siehe da, die Touristenzahlen steigen und steigen. Schon seit einigen Jahren.

    Frankas Bilder zeigen ein Nürnberg das auch ohne Altstadtzerstörung heute wahrscheinlich so aussähe. Die Stadt ist ein prosperierendes, wirtschaftliches Zentrum und das spiegelt sich in dementsprechenden Zweckbauten. Nichts außergewöhnliches.

    Was die Stadt aber in der Tat besonders macht:
    Die geschichtlichen Brüche und der daraus entstandene, besondere Mix an teils außergewöhnlicher Bausubstanz verschiedener Epochen. Die Großbauten aus früher Neuzeit, zusammen mit den Nazi-Hinterlassenschaften in Verbindung mit bravem Wiederaufbau und der teils sehr eigenwilligen Moderne ist aus meiner Sicht auch ein besonders spezieller Spiegel der deutschen Geschichte. Nürnberg ist heute weit davon entfernt sowas wie eine Schatzkästlein zu sein, aber es ist ein einmaliges Brennglas für das Spannungsfeld von Architektur und Politik in Deutschland.

    Die Touris kommen sicher auch deshalb so gern, weil sie genau das bekommen was sie erwarten.
    Die ganze Achterbahnfahrt der deutschen Geschichte zum anfassen. Kaiserburg, Führerbalkon, Justizpalast, moderndeutsche Shoppingparadiese in Fußgängerzonen und all das bei Bratwurst und Brezeln...

    Was ich mir von Nürnbergs Stadtspitze wünschte:
    Mehr Mut auch mal Widersprüche auszusprechen und zu zulassen. Weniger Dogmatismus im Beschwören von Restriktionen, stattdessen mehr Feingefühl für die Vergangenheit der Stadt. Warum nicht den Pellerhof wieder aufbauen? Manchmal hat man den Eindruck, Denkmalschutz gilt nur für Nachkriegsbauten...

    d.

  • Die Diskussion, ob Nürnberg über- oder unterschätzt ist, ob es besser oder schlechter als Würzburg oder Bochum ist, kommt in regelmäßigen Abständen auf. Ich finde sie langweilig und beteilige mich auf dieser Ebene nicht daran.

    Aber etwas anderes. Bezüglich der oben angesprochenen Touristen. Diese kommen wegen der immer noch beachtlichen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reste der Stadt sowie wegen des NS-Grusel-Effekts. Sie kommen aber mit Sicherheit nicht wegen irgendwelchen "geschichtlichen Brüchen", "besonderen Mixen" und "moderndeutschen Shoppingparadiesen". Das finden sie in jeder anderen deutschen Stadt ebenso, in Gelsenkirchen, Bottrop, Wesel, Bremen, Stuttgart (ohne diese Städte jetzt gleichsetzen zu wollen)...

    P.S.:

    Warum nicht den Pellerhof wieder aufbauen?

    Der Pellerhof wird gerade wieder aufgebaut und ist fast fertig.
    Oder meinst Du die Fassade des Pellerhauses? Die Antwort auf die Frage wäre dann: "Weil Modernisten und Denkmalschutz nicht die Nachkriegsfassade abreißen wollen. Auch hier handelt es sich um einen ideologisch-ästhetischen Streit."

  • Ja, ich meine die Pellerhausfassade. Allerdings war die Diskussion um den Hof ja auch schon so wahnsinnig verkopft...

    zu den Touris: Bei solchen Übernachtungszahlen kommen nicht nur die Feinschmecker der Architekturtheorie. Da sind viele die z.B. als Messegäste oder zum shoppen mit ein wenig Sightseeing kommen und die moderne Infrastruktur der Stadt in Verbindung mit dem Lokalkolorit als Marke wahrnehmen und schätzen.

    Übrigens wird das durchaus als sehr deutsch von ausländischen Gästen wahrgenommen, diese Verbindung aus neu und alt die maßgeblich auf die Zerstörungen des Kriegs zurück geht und eben nicht nur Schattenseiten hat.
    Viele Italiener (in Nürnberg bei den Tourizahlen ganz vorne dabei) z.B. finden gerade diesen Komfort und die Funktionalität (die Lebensqualität schafft) gerade als besonders "deutsch" und äußern sich dazu auch positiv - was ich immer sehr überraschend fand...

  • Ein paar Anmerkungen:

    Ich bin jetzt nicht der größte Nürnberg-Experte, weiß aber durchaus, was Nürnberg einmal war und heute ist. Und Nürnberg war nun einmal, wie es in diesem und anderen Threads dieses Forums bereits öfters erwähnt wurde, die wahrscheinlich bedeutendste mittelalterliche Stadt Mitteleuropas, was Größe, Reichtum und Qualität des Stadtbilds und der Einzelbauten betraf. Soweit ich gelesen habe, war diese mittelalterliche Prägung in der Altstadt auch bis 1945 noch weitgehend intakt, d.h. es war "gelebtes Mittelalter" wie in keiner anderen Stadt dieser Größenordnung. An dieser Ausnahmestellung des alten Nürnbergs muss sich wohl oder übel alles messen, was nach der Zerstörung entstanden ist. Stellt Euch vergleichsweise einmal vor, Siena, die für Italien wahrscheinlich wichtigste mittelalterliche Stadt würde ähnlich zerstört und wiederaufgebaut wie Nürnberg, stellt euch vor, auf der grandiosen und einzigartigen Piazza del Campo würde von der mittelalterlichen Bausubstanz nur noch der Palazzo Comunale umringt von nüchternen Zweckbauten und modernen Experimenten stehen - würdet Ihr da nicht verstehen, dass das bleibendste und tiefste Gefühl über den Verlust von soviel Schönheit fast ausschließlich eine tiefe Trauer wäre, die sich mit keiner praktischen, modernen "Funktionalität", mit keinem "Lebenswert" und schon gleich gar nicht mit einem neuentstandenen "Spannungsfeld von Architektur und geschichtlichen Brüchen" lindern lassen könnte? Nürnberg war etwas absolut Außergewöhnliches, so wie Siena, und deswegen ist es meines Erachtens völlig unzulässig, den Nürnberger Wiederaufbau in irgendeiner Form schönzureden oder zu relativieren mit Sätzen wie den folgenden:

    In der BRD sind Würzburg, Augsburg (hat es wegen der Konkurrenz hier am schwierigsten), Nürnberg und München mit das Beste in ihrer jeweiligen Klasse. Diese Ansicht muß man nicht teilen, sollte aber die Mehrheitsmeinung zur Kenntnis nehmen.

    Mein Erfahrung zu N, wie übrigens auch zu Würzburg oder etwas zurückhaltender Augsburg, ist, daß die Besucher und die Einwohner ihre Stadt mögen und diese insgesamt für schön erachten.

    Was die Stadt aber in der Tat besonders macht:
    Die geschichtlichen Brüche und der daraus entstandene, besondere Mix an teils außergewöhnlicher Bausubstanz verschiedener Epochen. Die Großbauten aus früher Neuzeit, zusammen mit den Nazi-Hinterlassenschaften in Verbindung mit bravem Wiederaufbau und der teils sehr eigenwilligen Moderne ist aus meiner Sicht auch ein besonders spezieller Spiegel der deutschen Geschichte. Nürnberg ist heute weit davon entfernt sowas wie eine Schatzkästlein zu sein, aber es ist ein einmaliges Brennglas für das Spannungsfeld von Architektur und Politik in Deutschland.

    Verglichen mit dem, was Nürnberg einmal war: was für eine Bedeutung hat da die Meinung der Allgemeinheit und der Einwohner, dass Nürnberg heute eine lebenswerte Stadt sei und als schön empfunden wird? Es mag viele Städte geben, die von ihren Bewohnern als lebenswert angesehen werden, aber deswegen müssen sie nach kunsthistorischen und städtebaulichen Kriterien noch lange nichts besonderes oder gar "schön" sein. Ich wage auch zu behaupten, dass die meisten Bewohner und Besucher Nürnbergs gar nicht wissen, wie Nürnberg einmal ausgesehen hat; für sie ist Nürnberg halt eine mittelgroße Stadt mit ein paar netten Ecken, ein bisserl Flair und einem angenehmen Lebensstandard und das reicht ihnen aus, um die Stadt als schön zu bezeichnen. Aber diese Meinung basiert doch trotzdem auf Mangel an Information und ist von daher nicht wirklich von Belang!
    Bzgl."spezieller Spiegel der deutschen Geschichte" und "einmaliges Brennglas für das Spannungsfeld von Architektur und Politik in Deutschland": vielleicht mag das für einige Leute wirklich ein Anziehungspunkt sein (für mich nicht), aber da dies auf Kosten einer ehemals herausragenden mittelalterlichen Schönheit geschehen ist, darf das für den über die Vergangenheit der Stadt informierten Betrachter doch kein Grund sein, mit dem heutigen Status Quo zufrieden zu sein, um Himmels willen!!
    Wir Freunde des alt-europäischen Stadtbildes und der Rekonstruktionsbewegung sollten eher schauen, gewisse Qualitätsstandards zu wahren und bisher Unbeteiligte darüber zu informieren, was einmal war und was auch heute in Form von Rekonstruktionen noch möglich wäre, anstatt zu sehr zu relativieren.

    Ich für meinen Teil sehe es aber so: das alte Nürnberg ist leider verloren und wird, so wie es aussieht, nie wiedererstehen. Es sind seit der Zerstörung mehrere Generationen aufgewachsen, die sich an den heutigen Zustand gewöhnt haben und die auch von den meisten anderen deutschen Städten her nichts besseres kennen. Man hat sich dem amerikanisch-kapitalistisch-konsumistischen Lebensstil unterworfen, der auf persönliche Statussymbole setzt und für die allgemeine Bewahrung und Neu-Schaffung der eigenen Kultur nicht mehr viel übrig hat. Die politischen und architektonischen Eliten sehen in der großflächigen Rekonstruktion von alter Architektur oft einen unzulässigen Geschichtsrevisionismus, so dass auch von dieser Seite selten ein Anstoß kommt, eher werden immer neue Brüche und zeitgemäße Veränderungen unterstützt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
    Für mich persönlich bedeutet dies, dass ich um Nürnberg (und Würzburg) in Zukunft halt einfach einen großen Bogen machen und mir stattdessen Städte anschauen werde, die mir besser gefallen.

    P.S. Der Schluss war etwas polemisch, gebe ich zu, aber Sarkasmus ist oft das einzige Mittel, um mit unabänderlichen Dingen fertig zu werden; ich möchte aber keinem Mitdiskutanten mit meiner Meinung persönlich zu nahe treten, es soll jeder nach seiner Façon glücklich werden. Ich wollte bloß eine wichtige Perspektive äußern, die nicht aus den Augen verloren werden darf.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • @Eduard

    Warum vergleichen man hier Nürnberg mit Deutschlands hässlichsten Städten?

    Mann sollte aber nicht die Bausubstanz in Regensburg, Erfurt und Lübeck kleinreden - die alle Großstädte in Mittelalter war - besonders Regensburg bietet eigentlich noch vor die Weltkrieg noch ältere Bebauung (sogar romanische Profanbauten in Hülle und Fülle) an. Es gibt halt immer noch grossartige Stadtbilder in Deutschland und in die Vergleich kommt Nürnberg nicht gut ab. Klar vergeichtst du Nürnberg mit Ulan Bator da ist Nürnberg erste sahne. Mann muss Nürnberg mit schönsten Städten vergleichen - nur so wird man anspruchsvoller Bauen wollen - man will doch eine Lust zu Verbesserungen erzeugen. Lübeck hat so viel Bausubstanz zu bieten und trotzdem baut man eine Grundungsviertel neu.

    3 Mal editiert, zuletzt von johan v2 (10. Juni 2018 um 20:57)

  • Der Romantiker Ludwig Tieck beschreibt Nürnberg 1796 so:
    „Nürnberg! Du vormals weltberühmte Stadt! Wie gerne durchwanderte ich deine krummen Gassen, mit welcher kindlichen Liebe betrachtete ich deine altväterlichen Häuser und Kirchen, denen die feste Spur von unserer alten vaterländischen Kunst eingedrückt ist. Wie innig liebe ich die Bildungen jener Zeit, die eine so derbe, kräftige und wahre Sprache führen. Wie ziehen sie mich zurück in jenes graue Jahrhundert“

    Ja, ja, ich weiß, was weg ist, ist weg und dann diese verstaubten Begriffe. Deshalb versuche ich die Moderne zu ergründen. Ich habe ja immer 1% Hoffnung, dass ich doch noch etwas finde, was meiner Seele nicht ganz so fern steht.

    Beauty matters!