Nürnberg - realistisch in Bildern (Galerie)

  • Wie schon in meinem Eingangsbeitrag dazu geschrieben, ist das extrem dürftig.
    Wird der Bedeutung Alt-Nürnbergs ja nicht im Ansatz gerecht.

    Vergleiche das mal hiermit (mitsamt der ganzen verlinkten großartigen Unterartikel zu Einzelbauten, Plätzen und Straßen - wie der Straße Markt und dem Haus zur Goldenen Waage:(

    https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurt-Altstadt#Geschichte

  • Ist das Problem soweit verständlich?


    Ja, das Problem ist mir schon bewusst. Ich wollte eben vor allem deine Aussage "Zudem ist sie sehr altbacken gestaltet, sorry." ein bisschen abschwächen. ;)

    Ich konsultiere ja Wiki auch sehr oft, aber bevor ich einen Text von dort benutze oder einen Hinweis dortin gebe, hinterfrage ich ihn kritisch, was ich bei gedruckter Literatur auch mache. Die Wiki-Beiträge über die Frankfurter Altstadtbauten, die ja meistens aus der Feder von RMA stammen, entsprechen dem, was du meinst. Wenn man bei Google "Salzhaus" und "Frankfurt" eingibt, kommt an erster Stelle gleich der fantastische Artikel von RMA. Das ist natürlich sehr toll! Das funktioniert übrigens mit x Bauten in Frankfurt.


    Edit.: Ich habe gerade gesehen, dass du auch den gleichen Hinweis auf die Frankfurter Bauten gemacht hast.

  • Ganz genau! Und hauptsächlich diese großartigen Wiki-Artikel von RMA sowie das 3D-Altstadtmodell von Jörg Ott waren der Grundstein, der das Bewusstsein für die Frankfurter Altstadtreko schuf. Sowas geht nur mit Bildern und gut erreichbaren, schön aufgearbeiteten Infos. Sowas bräuchte Nürnberg mE auch, um überhaupt in Gang zu kommen - da führt gar kein Weg dran vorbei.

  • Wow, klasse! Danke Mendelbruder. Das ist ja schon mal ein hervorragender Anfang, vor allem auch mit dem Zeitvergleich zwischen 2016/1910/1811/1620, richtig gut. Und die Uni Greifswald ist sogar beteiligt, hatte von dem Projekt noch gar nix gehört.

    Ist bekannt wann die Modelle Texturen erhalten sollen, vor allem jenes von 1910? Dann wirkt das natürlich nochmal ganz anders...


    Und bei Wiki habe ich gerade nochmal was über den Nürnberger Neptunbrunnen gelesen. Wie ist der aktuelle Stand, es gab da doch eine Initiative für die Rückverlegung auf den Hauptmarkt?! Das könnte natürlich auch eine neue Entwicklung lostreten.


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nuer….jpg?uselang=de

  • Nach dem wir uns intensiv mit Nürnbergs 50er Jahre Bauweise (und großes Vorbild vieler Architekten)im Herzen der Altstadt beschäftigten, bietet die Marienvorstadt ein treffliches Beispiel wie es um heutiger Architektur steht.
    Wie hat sich die Architektur seit den 50ern weiterentwickelt? (Das nur als Einstimmung, demnächst möchte ich sowieso einen Strang namens "Betonbrutalismus versus Rasterfassaden"eröffnen)


    Zuerst suche ich das Parkhaus in der Bahnhofstraße auf, um einen Überblick zu bekommen.


    Hier ist die Wirkungstätte der Architektur-Fakultät der Technischen Hochschule Nürnberg

    Dieses Gebäude kenne ich aus meinem Studium. Alle vier Seiten sehen gleich aus. Allerdings studierte ich nicht Architektur, sondern den Studiengang Media-Engineering, der auch dort angesiedelt ist. Die Räumlichkeiten werden vom Freistaat gemietet. Das ist auch so ein Unding heutiger Zeit. Die Professoren waren damals ziemlich sauer, weil das Gebäude nicht rechtzeitig fertig wurde. Apropos Professoren und merkwürdigen Initiativen - unsere Professoren waren sehr offen für Ideen, ohne Barrieren im Kopf. Wir hatten sogar ein Semester Kunstgeschichte als Pflichtfach in unserem Studiengang zu absolvieren. Die Fakultäten Maschinenbau und Elektrotechnik genießen einen sehr guten Ruf! Im anderen Campus gibt es tolle Kunstwerke von Professor Klöcker zu bewundern. (Dazu werde ich noch eine Fotostrecke starten).

    Hier das Umfeld:

    Alpha Gruppe

    Das Norikus weit hinten
    Davor ein echtes Bauhaus. (Dahinter war mal der Milchhof...)

    Beauty matters!

  • Gut, in so einer Ecke ist wirklich Hopfen und Malz verloren für irgendwelche Rekos usw.

    Dafür sollte man dort dann aber auch konsequent sein und lieber innovativ und interessant zeitgenössisch bauen, als die trilliardste Renditekiste. Und sei es, dass man großflächige Fassadenmalerei aufbringt als "low budget Variante"...

  • Franka zeigt hier so ziemlich die unwirtlichste Ecke der Stadt. Die Architektur ist sehr monoton und rangiert auf recht niedrigem Niveau. Sich drüber aufzuregen lohnt eigentlich garnicht weil auch kaum etwas zu gewinnen ist. Ich habe den Bereich abgeschrieben und bin der Überzeugung, dass es nicht die Absicht gab hier ein Stadtteil von Langzeitgeltung zu schaffen. Die Gebäude wirken allesamt nicht so, als sollten sie hier wirklich lange stehen, als wolle man nicht, dass sich auch künftige Generationen für sie interessieren würden.

    Zum Fakultätsgebäude - das von außen eins der hässlichsten Bauwerke ist die ich kenne - innen soll es ja ziemlich cool sein!

  • Im folgenden möchte ich Bilder eines Spaziergangs zeigen, der mich durch die östliche Sebalder Altstadt, also außerhalb der vorletzten, aber innerhalb der letzten Stadtbefestigung geführt hat. Hier zeigt sich, dass an der modernen Bebauung der Altstadt konsequent festgehalten wird.

    Zunächst verschaffen wir uns einen Überblich über die heutige Route:

    An der Maxtormauer zeigt sich folgendes Bild - rechts die Mauer, links eine Baustelle und dahinter die Friedrichs-Alexander-Universität, von der die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Nürnberg untergebracht sind:

    An der Baustelle noch eine alte Mauer; ich habe nicht weiter nachgeforscht, was es damit auf sich hat:

    Gegenüber ein Wehrturm...

    ...an dem folgende Plakette angebracht ist:

    Beim Blick nach links ergibt sich ein Blick auf die Universität, in der fleißig gearbeitet wird:

    Man hat sich beim Bau der Universität also dazu entschieden, "mutig" zu bauen und "Kontraste" zu setzen - oder gilt das in Nürnberg als "angepasstes Bauen im Bestand" oder als "altstadtgerecht"?

  • Wir gehen nördlich um die Universität herum und betrachten sie nun von Westen aus:

    Rechts der sogenannte Altbau, der momentan renoviert wird. Hier ein Fassadendetail:

    Vielleicht soll die rote Farbe Lokalkolorit signalisieren, indem sie an den in Nürnberg häufig verwendeten roten Sandstein erinnert?

    Hier einer der Eingänge zur Universität:

    Beim Blick nach Norden an diesem Eingang vorbei erkennt man einen Parkplatz, der sich der Stadtmauer anschmiegt. Es ist sicherlich sehr praktisch, so nah an der Universität einen Parkplatz zu haben, und das mitten in einer der ehemals bedeutendsten Altstädte Mitteleuropas.


    Hier der nach einer Seite offene Hof der Universität:

    Zur Erinnerung: Wir befinden uns in der Nürnberger Altstadt (falls es jemand vergessen haben sollte). Hier noch der südliche Flügel der Universität, wohl der zu renovierende "Altbau":

    Ist sicherlich nicht billig, diesen Kasten zu renovieren.

  • Wir gehen nach Westen weiter.

    Durch einen schlecht gepflegten Grünstreifen erkennen wir ein Haus, das in dieser Umgebung als Fremdkörper wirkt. Es handelt sich um das in den Sechzigerjahren wieder aufgebaute Tucherschloss, das Stadtschloss der Patrizierfamilie Tucher aus dem 16. Jahrhundert (nicht zu verwechseln mit dem Tucherpalais am Egidienplatz):

    Im Garten des Schlosses wurde der während des Krieges ausgelagerte Hirsvogelsaal, einer der bedeutendsten deutschen Säle der Frührenaissance, wieder aufgebaut, d.h. transloziert von seinem ursprünglichen Standort, um und ohne Kontext.
    Blick von Norden:

    Hirsvogelsaal von Westen aus:

    Nur gehen wir weiter und blicken schließlich von Süden auf das Tucherschloss und die dort angebrachte Plakette:

    Die Bebauung gegenüber, die "Universitätsresidenz", sieht so aus:

  • Grauenhaft! Irgendwie merkwürdig: die Stadtmauer wurde anscheinend sehr liebevoll restauriert und sogar (teil-)rekonstruiert, aber gleichzeitig hat man innerhalb derselben Stadtmauer seit 1945 immer nur irgendetwas hingeklotzt! Nur das Tucherschlösschen ist da ein Lichtblick im Meer der Schatten...

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (17. März 2019 um 21:01)

  • Nun gehen wir die Hirschelgasse, an der das Tucherschloss liegt, nach Osten weiter, bis wir rechter Hand die Universitätsgasse erblicken. Würde man solches erwarten, wenn man in einer alten europäischen Stadt auf eine "Universitätsgasse" trifft? In Nürnberg schon, hier ist man modern!

    Altstadtgefühl in der Universitätsgasse:


    Von der Universitätsgasse kann man ein Haus erblicken, das ein Altbau zu sein scheint:

    Es müsste sich dabei um die Rückseite der Äußeren Laufer Gasse 25 handeln, in der das Einwohneramt der Stadt Nürnberg untergebracht ist.

    Hier sieht man das eingerüstete Gebäude von der anderen Seite; die Universitätsgasse mündet zwischen dem eingerüsteten Gebäude und dem Haus links davon:

    Von der Äußeren Laufer Gasse, in der wir uns nun befinden, blickt man nach rechts (Westen) zum Laufer Schlagturm, der die vorletzte Stadtbefestigung markiert...

    ...und geradeaus blickt man auf den Münzplatz, zu dem wir nun gehen werden:

  • Hier nun also Eindrücke vom Münzplatz, zunächst in der Blickrichtung von Norden nach Süden...

    Hier im Detail eines der Häuser, das diesen Platz flankiert, mit allem, was den viel gelobten Wiederaufbau der Nürnberger Altstadt ausmacht, etwa Balkone, Glasbausteine, Garagen und die für Nürnberg so typische gemütliche, zwanglose Hinterhof-Atmosphäre:


    Blick zurück nach Norden:

    Jetzt gelangen wir in die an den Münzplatz angrenzende Münzgasse, mit Bebauung ähnlicher Qualität:

    In Nürnberg denkt man praktisch. Es ist doch toll, Garagen direkt vor dem Haus zu haben. Das wäre in vielen anderen europäischen Altstädten, etwa Prag oder Florenz, nicht möglich. Von daher ist die Nürnberger Altstadt doch durch die kriegsbedingte Auflockerung sehr gut aufgestellt:

  • Ja, das ist natürlich trüb, aber so siehts nunmal in vielen "Altstädten" großer deutscher Städte aus, da ragt Nürnberg jetzt nicht nach unten raus. Dieses ganze Hin und Her im Forum über Nürnberg reizt mich mal, dorthinzufahren, ist ja irre, was sich hier für Glaubenskriege um den Wiederaufbau entfalten.

    An einem regnerischen Tag in die hässlichsten Ecken gehen ist noch nicht zwingend eine gute Fototour, da sieht jede Stadt alt aus. Umgekehrt, ja, das ist schon ziemlich übel. Solche Gegenden gibt es in Bremen allerdings auch, auch in der "Altstadt" und noch viel Schlimmeres:

    Ärmlich, trist, deprimierend.

  • Folgt man der Münzgasse nach Osten, stellt man überrascht fest, dass die Bebauung der Fünfzigerjahre plötzlich abbricht, und man auf noch modernere Bebauung stößt, in Form der sogenannten Sebalder Höfe, einem Projekt der Alpha-Gruppe:

    Modernes Wohnen wie in der Vorstadt, nur eben in der Altstadt.

  • Weiter geht es, und zwar immer noch in den Sebalder Höfen, denn sie nehmen ein sehr großes Areal ein.

    Hier scheint sich noch ein Altbau zu verbergen, zumindest hinter dem linken Haus. Das kommt etwas unerwartet in der Nürnberger Altstadt.

  • Weitere Impressionen aus den Sebalder Höfen:

    Jetzt verlassen wir die Sebalder Höfe durch dieses lauschige Gässlein...

    ...und gelangen in die Beckschlagergasse, von der aus wir einen Blick auf zurück auf die Sebalder Höfe werfen:

  • Jetzt sind wir wieder in der echten, also der Fünfzigerjahre-Altstadt. Die Kreuzung der Beckschlagergasse mit dem Spitzenberg ist typisch für die romantische Nürnberger Altstadt, und, so nehme ich an, ein wichtiger Grund für Touristen aus aller Welt, nach Nürnberg zu kommen.

    Hier das Eckhaus an der östlichen Ecke von Beckschlagergasse und Spitzenberg:

    Details sind in Nürnberg liebenswert gestaltet:

    Diesen Blick hat man, wenn man die Beckschlagergasse nach Westen, also in Richtung innere Altstadt, betrachtet:

    Dies muss wohl den Ruhm des Wiederaufbaus Nürnbergs begründet haben.

    Nach Osten, Richtung äußerer (letzter) Stadtmauer, dieser erhebende Blick:

    Auch im Spitzenberg gibt es viel für das kenntnisreiche Auge zu erhaschen:

    Etwas deplaziert wirkt es, wenn man sich an dieser Stelle nach links umwendet - da findet sich doch tatsächlich eine mittelalterliche Stadtmauer:

  • Jetzt gehen wir zur Stadtmauer, hier der Laufertormauer mit einem Wehrturm (S), und schauen uns zunächst diese und dann die benachbarte Bebauung näher an:


    Blick zurück über praktische Parkplätze und Garagen zum Spitzenberg, von dem wir gerade gekommen waren:

    Links die Stadtmauer und rechts der gefeierte Nürnberger Wiederaufbau:

    Besonders hübsch die Balkone. Ich wusste gar nicht, dass diese typisch sind für die Nürnberger Altstadtbebauung, aber man lernt ja immer wieder Neues über das Mittelalter:

    Immer wieder beeindruckend: Die stil- und geschmackssichere Farb- und Materialwahl, neben den ausgereiften, meisterlichen Proportionen dieser Bauten.