Kleinstädte auf Fünen (Dänemark)

  • Schloss Nyborg, an der Ostküste Fünens, soll durch moderne Neubauten ergänzt und erweitert werden.

    1282 unterzeichnete Erik V. Glipping hier die erste dänische Handfeste. Durch diese ging das oberste Gericht vom König an den Danehof, das erste dänische Parlament, über, der im Schloss Nyborg tagte. Als Erik VII. nach Kopenhagen übersiedelte, wurde die dortige Burg bis 1416 Zentrum der königlichen Macht in Dänemark. Nyborg blieb jedoch ein weiterer Wohnsitz des Königs. Später wurde die Burg als Waffenkammer und Getreidespeicher genutzt.

    Während der Grafenfehde (1533–1536) wurde das Schloss zweimal erobert. Christian III. sorgte anschließend für eine Erweiterung des Schlosses und befestigte es durch eine große Wallanlage. Christian IV. ließ das Schloss 1607 durch den italienischen Architekten Domenicus Badiaz weiter ausbauen. Während des Krieges mit Schweden (1658–1660) wurden drei Viertel der Burg zerstört. Das Baumaterial wurde 1722 teilweise für den Neubau des Schlosses in Odense wiederverwendet. Nyborg selbst blieb bis 1913 Garnisonsstadt. Für die Garnison wurden zwei schöne gelbe Gebäude direkt am Schloss um 1860 errichtet. Das Schloss wurde in den 1920er Jahren restauriert. Die gesamte Anlage steht (stand!) under Denkmalschutz.

    Das Projekt kostet etwa 50 Millionen Euro und wird in letzter Zeit scharf kritisiert. Vor allem weil die Staatliche Denkmalschutzbehörde teilweise mit Architekten besetzt ist, die den Umbau durchführen soll! Die spielen hier ein Doppelrolle.

    Link zum Projekt

    Vor dem Umbau

    Die beiden Gelbe Gebäude sind jetzt abgerissen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Was ist aus dem Projekt geworden bzw. wie ist der Stand 2020?

    Mich würde interessieren, ob nach dem Abriss der 'gelben Gebäude' dort tatsächlich dieser Mix aus Mittelalter/Moderne entstanden ist?

    Werde jetzt mal den dänischen Text zum Projekt durch den Übersetzer jagen.

  • Ein Besuch bei Google-Maps hat mir gezeigt, dass auf dem Gelände von Nyborg Slot Bautätigkeiten im Gange sind (undatierte Satelliten-Aufnahme).

    https://www.google.com/maps/place/580…69!4d10.7995609

    Über dem Dach des Westflügels der ehemaligen Burg scheint eine Plane gespannt zu sein.

    Der 'neue' Wehrturm ist wohl errichtet. Nur mit Dach – und nicht offen wie in der Projekt-Beschreibung.

    Im Hof seltsame Steinkreise – warum erinnern die mich an Stonehenge? Spaß beiseite, handelt es sich hier um archäologische Ausgrabungen auf dem Gelände – oder soll dort etwas anderes mit Steinen befestigt oder abgegrenzt werden?

  • ein höchst übles Projekt, das ein ungemein stimmungsvolles und authentisches Ensemble zu zerstören im Begriffe ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zweifellos, die gelben 'Garnisionshäuser' von 1860, die jetzt abgerissen wurden, gehörten zum Ensemble von Nyborg Slot – und sie standen wohl unter Denkmalschutz.

    Dennoch würde mich interessieren, ob die neuen Gebäude im Mittelalter-Stil samt Turm einen historischen Bezug auf die ehemaligen Gebäude der Burg nehmen, die im dänisch-schwedischen Krieg von 1658/60 zerstört wurden.

    Es blieb ja - neben den gelben 'Garnisionshäuser', die erst im 19. Jahrhundert errichtet wurden – nur das Torhaus mit den zwei Halbtürmen aus dieser Zeit stehen.

  • Thank you Henrik for the link.

    So, I find the idea and execution behind the Nyborg Slot project very exciting. If I understand correctly the statements on the Realdania website - and yours - then a new, expanded museum is to be built there, the architecture of which is based on the former castle buildings that were destroyed by the Danish-Swedish war and combines them with modern elements.

    I really like the visualizations - especially those of the new, large museum hall. Especially because of the clinker on the one hand - which reflect the old walls of the castle - and the open window front on the other. I love the wooden ceiling on the ground floor and the wooden slope on the upper floor. This is how the ceilings might have looked before the destruction.

    Can you tell me something about Realdania? Something from your point of view?

  • Kerteminde ist eine Kleinstadt auf Fünen und liegt zwischen Kertinge Nor und Großen Belt. Die Einwohnerzahl der Stadt lag am 1. Januar 2022 bei 6042.Die Altstadt ist sehr gut erhalten und die Stadt ist wegen der herrlichen Strände ein beliebter Wohnort. Bis Odense sind es 20 km. Für mich ist Kerteminde neben Svendborg die schönste Ecke Fünens. Die Bilder sind von mir.

    Zur Orientierung ein alter Stadtplan:


    Los geht's mit den kleinen Hafen und die Brücke zwischen Kertinge Nor und Grossen Belt. Hier der Blick nach Westen zum Kertinge Nor. Die Altstadt liegt am Nordufer.

    Der Blick nach Westen ist auch nett:


    Blick Richtung Altstadt mit dem Traditionshotel "Tornøs Hotel" und der Sankt Laurenti Kirche


    Wir biegen in die Fiskergade (Fischerstrasse) ein: Typische Fünische Häuser (die meisten etwa 150 bis 200 Jahre alt)

    Die Häuser links liegen direkt am Kertinger Nor:


    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Die Vestergade:

    Typische Haustür:

    Einige Kaufmannshäuser sind 2- oder 3-stöckig:

    Idylle pur:

    Der kleine Marktplatz mit der Kirche - na ja..

    Die Kirche ist aus dem Mittelalter und hat eine schöne Barockorgel:

    Ein Kirchenschiff darf in bester Dänischer Tradition natürlich nicht fehlen:

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • In der etwas heterogenen Hauptstrasse (Langegade) gibt es einige sehr schöne Fachwerkhäuser:

    Farvergården (Färberhof) (1630). Heute Museum:

    Weitere Häuser.

    Das Geldautomat ist wirklich schlimm!

    Dann biegen wir in die Præstegade (Pastorstrasse):

    Das war's aus Kerteminde. Empfehlenswert ist auch das Johannes Larsen Museum (Link), die ganze Ecke ist wunderschön (Badehose nicht vergessen).

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Vielen Dank für die Bilder!

    Wie entwickeln sich eigentlich Kleinstädte wie in Kerteminde? Sind die Einwohnerzahlen stabil?

    Ist es für Menschen, die in Kopenhagen ihren Arbeitgeber haben, eine Option dort relativ preiswert zu wohnen, überwiegend von zu Hause aus zu arbeiten und vielleicht 1-2mal die Woche ins Office zu fahren?

    Ich kenne Fünen allgemein und Kerteminde spziell von diversen Fahrrad- und Segeltouren und kann mich dem Urteil des Dänen nur anschließen (- aber bitte nicht zu laut weitersagen, ich hoffe, dass Fünen so bleibt, wie es ist).

  • HelgeK

    Die Entwicklung der kleineren Städte hängt sehr von den Rahmenbedingungen an. Kerteminde ist sehr nach an Odense und deshalb as Wohnort sehr begehrt (die Preise sind für Fünische Verhältnisse ziemlich hoch). Gleiches gilt für Middelfart (nähe zur Boomregion der Jütländische Ostküste). Die schönen Kleinstädte Assens, Fåborg und Rudkøbing haben es dagegen sehr schwer: Leerstand, Abwanderung etc.). Die Wachstumsregionen Dänemarks sind die Ostküste Jütlands (von Kolding bis Århus), teilweise Odense und vor allen die Metropolregion Kopenhagen. Der Rest stagniert mehr oder weniger. Man darf aber nicht vergessen, dass die Demographie Dänemarks bis vor 2-3 Jahren deutlich besser als in D. gewesen ist. Das gilt auch für den Randzonen, obwohl es dort nicht immer gut aussieht. Problematischer finde ich die Tendenz zur leerstand in den Stadtkernen, weil immer wieder neue Einfamilienhäuser gebaut werden. Die Landschaft ist dadurch sehr stark zersiedelt, und die Architektur der Einfamilienhäuser sehr schlecht. Der einzige Punkt, wo Dänemark die Nase vorn hat (wenn wir über Architektur reden) ist der fast 100 Prozentige Einbau von Holzsprossenfenster bei Altbauten (siehe auch die Galerie oben). Warum das in D. nicht klappt werde ich nie verstehen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • HelgeK

    Die schönen Kleinstädte Assens, Fåborg und Rudkøbing haben es dagegen sehr schwer: Leerstand, Abwanderung etc.).

    Speziell Faaborg hat, glaube ich, auch unter der Einstellung der Fährverbindung nach Gelting im Juni 1999 gelitten.

    Das EU-weite Verbot des zollfreien Warenverkaufs an Bord von innerhalb der EU verkehrenden Fähren hat beidseits der Grenze einen erheblichen ökonomischen Schaden verursacht.

    Die Linien Faaborg-Gelting und Bagenkop-Kiel wurden eben nicht nur von Einkäufern genutzt, sondern waren wichtige Verbindungen für die mittelständische Wirtschaft und Tourismus allgemein.