Nach einer etwas längeren Pause im Litauen-Strang melde ich mich mit der Hauptstadt zurück:
Vilnius, deutsch Wilna, polnisch Wilno, russisch Wilnjus, weißrussisch Wilnja, jiddisch Wilne oder auch: "Rom des Ostens" bzw. "Jerusalem des Nordens".
Schon durch die Aufzählung der unterschiedlichen Namen wird deutlich, dass viele verschiedene Kulturen die Geschichte der Stadt geprägt haben. Das sieht man auch im Stadtbild, wo sich über 50 katholische und mehrere orthodoxe Kirchen sowie eine Synagoge befinden. Diese verteilen sich auf ein Altstadtgebiet, welches mit rund 3,6 km² zu den größten und besterhaltensten in Europa zählt (vgl. Altstadtinsel Lübeck: 1 km²). Das hat auch die UNESCO erkannt und die Altstadt Vilnius, welche rund 1.900 Einzeldenkmäler umfasst, zum Weltkulturerbe erhoben. Dabei sind so ziemlich alle Baustile von Gotik über Klassizismus bis hin zum Historismus vertreten, wobei der Barock die meisten Spuren hinterließ.
Ein kurzer historischer Abriss:
1323: erste urkundliche Erwähnung von Vilnius in einem Brief des litauischen Großfürsten Gediminas an den Papst
1387: Vilnius erhält das Magdeburger Stadtrecht
ab dem 15. Jh.: wirtschaftliche Blüte unter polnischer Führung
1579: Gründung der Universität Vilnius
1655-61: russische Besatzung und weitgehende Zerstörung der Stadt
1795: Im Zuge der III. Polnischen Teilung fällt Vilnius an das russische Zarenreich
im 19. Jh.: Vilnius wird noch vor Minsk wichtigstes Zentrum des weißrussischen Lebens
1812: Russlandfeldzug Napoleons, Plünderung der Stadt durch französische Truppen
um die Jahrhundertwende: Vilnius wird Zentrum des jüdischen Lebens und ist eine der größten jüdischen Städte weltweit
1915-18: durch deutsche Truppen besetzt
1918-20: Hauptstadt der unabhängigen Republik Litauen
1920-39: durch polnische Truppen besetzt
1939-41: durch sowjetische Truppen besetzt
1941-44: durch deutsche Truppen besetzt
1944-89: Hauptstadt der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik
seit 1990: Hauptstadt der unabhängigen Republik Litauen
Übrigens: noch im Jahr 1900 stellten die Litauer nur einen kleinen Teil der Bevölkerung (2 %), nach Juden (40 %), Polen (30 %), Russen (20 %) und Weißrussen (5 %). Dadurch, dass die Herrschaft über Vilnius im 20. Jahrhundert wie beschrieben achtmal (!) gewechselt hat, wurden auch bei der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung die Karten neu gemischt. So stellen die Litauer heute mit über zwei Dritteln die Bevölkerungsmehrheit, als nennenswerte Minderheiten sind nun noch die russische und die polnische mit jeweils rund 10 % zu nennen.
Die Altstadt wird im Norden von der Neris, im Osten von der Vilnia (außer Uzupis), im Süden vom Bazilijonu Gatve sowie im Westen Pylimo Gatve (auf der Karte die orangefarbene, ringförmige Straße) begrenzt. Dabei ergibt sich eine Nord-Süd-Ausdehnung von rund zwei Kilometern sowie eine West-Ost-Ausdehnung von rund 1,5 Kilometern.
Quelle: openstreetmap.org
Inhaltsverzeichnis
- Tor der Morgenröte
- Aušros Vartų Teil I, II
- Rathausplatz
- Jüdisches Viertel
- Aussichtspunkt Barbakano
- Uzupis
- Gotischer Winkel Teil I, II, III
- Universität Teil I, II, III, IV
- Präsidentenpalast
- Dominikanerstraße
- Wallstraße
- Vilniusser Straße
- Gediminas Prospekt Teil I, II, III
- Karäer und Orthodoxe
- Nerisufer
- St. Peter und Paulskirche
- Gediminas Turm Teil I, II, III
- Großfürstliches Schloss
- St. Stanislaus Kathedrale Teil I, II, III
Kartenausschnitt mit eingezeichneter Route. Das untere Rote Kreuz markiert das Tor der Morgenröte, das obere die Kathedrale.
Quelle: openstreetmap.org
Ab dem nächsten Beitrag gibt es auch fotografische Eindrücke