Bad Neuenahr-Ahrweiler

  • Im Zentrum Bad Neuenahrs werden zwei Gründerzeithäuser abgerissen. Das Neue wird übliche Investorenarchitektur sein.

    Zitat

    Die Bewohner der Kurstadt und ihre Gäste werden sich an eine völlig neue Optik an der Ahrstraße gewöhnen müssen. "Alles Leben steht unter dem Paradox, dass, wenn alles beim Alten bleiben soll, es nicht beim Alten bleiben darf", heißt es. Ob nun das Neue allerdings eine wirkliche Verbesserung und ein echter Fortschritt sein wird, bleibt sehr wohl abzuwarten.


    Gründerzeithäuser in Bad Neuenahr werden abgerissen

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Löbenichter (8. Juli 2017 um 14:49)

  • Da braucht man nicht abwarten, sondern einfach einen kurzen Blick auf das Bauschild oder die Nachbarbebauung werfen, um zu wissen, dass demnächst Klotz und Schrott das Straßenbild prägen werden. Doch auch das wird sich durch die "Natur" von alleine irgendwann regulieren. Verschandeln sie ihr Ortsbild nämlich noch weiter, wird die Sache ab einem bestimmten Punkt kippen. Kurgäste werden sich einen hübscheren, attraktiveren Ort für ihren Aufenthalt suchen, so denn eine Auswahl besteht. Das wiederum wird dazu führen, dass weniger Geld in die dortigen Kassen fließt. Die Investoren werden somit keine Lust auf weitere Apothekengebäude verspüren, da dadurch nicht mehr ausreichend Rendite zu erzielen ist. Und diese Bau-Heuschrecken werden sich ein neues Terrain suchen und einfach weiterziehen. Zurück bleibt zwar ein verödeter Ort, aber das ist eben der Preis falscher politischer Planungsvorgaben.

  • Das Obertor der Stadtmauer von Bad Neuenahr-Ahrweiler wird saniert und bauhistorisch näher erforscht.

    Zitat von Generaldirektion Kulturelle Erbe Rheinland-Pfalz

    Statische Sicherung des Stadttores
    Die Stadtbefestigung in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet und verfügt seit jeher über vier Toranlagen, die noch heute den Eingang zur Altstadt markieren. Den südwestlichen Durchgang bildet das Obertor, früher auch Walporzheimer oder Gesemer Tor genannt. Anders als das Ahrtor im Südosten des Stadtmauerrings, das im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und anschließend wiederaufgebaut wurde, hat das Obertor die beiden Weltkriege weitgehend unbeschadet überstanden und seine spätmittelalterliche Bausubstanz bewahren können. Starke, bis zu 8 cm breite Rissbildungen in den Mauern sowie im Gewölbe über der Tordurchfahrt waren jedoch jüngst Anlass für Untersuchungen am Bauwerk, die hauptsächlich der Ursachenforschung dienen sollten. Ein Baugrundgutachten ergab, dass der Untergrund ausreichend stabil ist. Auch die Klärung der Baugeschichte konnte keine Anhaltspunkte liefern, denn die Risse treten nicht nur an Baunähten oder historischen Reparaturstellen auf, sondern auch in weitgehend intakten und ungestörten Bereichen des Mauerwerks. Das Ingenieurbüro Müller (Neuwied) konnte letztlich mittels computerbasierter 3D-Berechnungen herausfinden, dass vor allem die starken, ungleichmäßigen Temperaturbeanspruchungen durch die Sonneneinstrahlung und das damit einhergehende wiederholte Ausdehnen und Zusammenziehen der Baumaterialien als Hauptursache für die Rissbildung angesehen werden können. Das aktuelle Instandsetzungskonzept für den Turm sieht nun vor, in allen vier Fassaden durch horizontale Bohrungen lange Edelstahl-Stabanker in die Wandscheiben einzubringen, die nach Abschluss der statischen Sicherungsmaßnahmen nicht sichtbar sein werden. Ergänzend sollen offene Risse verpresst, die Mauerwerksfugen mit Kalkmörtel erneuert, einige Schäden am Dachtragwerk und den Deckenbalken repariert und das Dach in Naturschiefer neu eingedeckt werden.

    Neue bauhistorische Erkenntnisse
    Vorbereitend und baubegleitend zu den geplanten Instandsetzungsmaßnahmen wurde das Büro für Historische Bauforschung Frank & Mielke (Mainz) mit der Erforschung der Baugeschichte beauftragt, das bereits erste spannende Erkenntnisse liefern konnte. So war der Turm ursprünglich deutlich niedriger als heute und zur Stadtseite hin offen: ein sogenannter Schalenturm. Zugänglich war er wohl auch damals schon über eine Seitentür im Obergeschoss, zu der man heute nur über das angrenzende Wohnhaus gelangt. Die dendrochronologische Untersuchung eines Sturzholzes über dieser Tür ergab ein mögliches Errichtungsdatum zwischen 1254 und 1267. In späterer Zeit wurde der Schalenturm auf der Stadtseite geschlossen, um ein zusätzliches Obergeschoss erhöht und mit Ecktürmchen sowie einem Walmdach mit umlaufendem offenem Wehrgang versehen. Eine dendrochronologische Beprobung dreier Dachbalken sowie an einem Gerüstholz konnte diese Bauphase auf das Jahr 1417 datieren. An einer Schießscharte im zweiten Obergeschoss lässt sich ablesen, dass in Ahrweiler zu jener Zeit bereits sogenannte Hakenbüchsen zur Verteidigung verwendet wurden. Da der Rückstoß der Feuerwaffen beim Abfeuern so groß war, dass ein Mann ihm nicht hätte standhalten können, wurde der mit einem eisernen Haken versehene Lauf an einem Querholz in der Schießscharte befestigt. Diese Hölzer sind heute nur noch selten erhalten und es ist ein Glücksfall, dass das Obertor in Ahrweiler einen solch anschaulichen und so früh zu datierenden Befund aufweist, denn zu jener Zeit waren diese Waffen in der Region noch kaum verbreitet.
    Gegen Ende des 15. Jahrhunderts musste nach starken Zerstörungen die äußere, feldseitige Fassade des Obertors umfangreich repariert werden, was sich bei genauerem Hinsehen im Mauerwerk und an dem Bogenfries ablesen lässt, der in diesem Reparaturbereich eine etwas feinere Ausarbeitung der Formen als der ältere Bestand aufweist. In das reparierte Mauerwerk wurden zusätzlich sieben große Steinschleuderkugeln, sogenannte Blidenkugeln, eingelassen. Weitere dendrochronologische Proben an den hölzernen Bauteilen des Obertors zeigen, dass ein Teil der Deckenbalken im Inneren 1662 ausgetauscht werden musste. 1787 wurde schließlich der obere Wehrgang überdacht.
    Baubegleitend wird die bauhistorische Untersuchung fortgeführt werden, in der Erwartung dass vom Gerüst aus weitere spannende Erkenntnisse über die Geschichte des Obertors gewonnen werden können.
    Constanze Hüther


    Im Artikel findet ihr auch zwei Fotos des Tores.

  • Danke für den spannenden Bericht zum Obertor. Ich bin ganz in der Nähe aufgewachsen und kenne Ahrweiler sehr gut. Ich habe aber erst sehr spät davon erfahren, dass die Altstadt enorme Zerstörungen im Krieg davon getragen hat, weil man diese mit ungeübten Blick im Stadtbild nur schwer erkennen kann. Die Altstadt wurde wirklich vorbildlich wieder errichtet. Ahrweiler ist auf jeden Fall eine Reise wert.

  • In der Stadt hat nach der Flut langsam wieder das Stadtbild Priorität. Die seit der Flut neu errichtete Wärmetechnik soll stadtbildverträglicher werden, bzw. sich an bestehende Gestaltungssatzungen halten. Gut, dass es scheinbar langsam eine Rückkehr zu normalen Zuständen gibt.

    Stadt verweist auf Gestaltungssatzung: Verschandeln Wärmepumpen das Stadtbild?
    Bad Neuenahr-Ahrweiler. Nach der Flut wurden zahlreiche Geräte teils auf straßenzugewandter Seite an Häusern platziert. Jetzt verweist die Stadt auf ...
    www.rhein-zeitung.de