Sulzbach/Saar (Galerie)

  • Sulzbach ist eine Kleinstadt im Saarland, nördlich von Saarbrücken gelegen.

    1346 wurde das Dorf zuerst urkundlich erwähnt, seit 1549 gehörte der Ort zu Nasssau-Saarbrücken. Seitdem begann auch der Abbau von Salz, woher sich auch der Name der Stadt herleitet. im 30jährigen Krieg durch kroatische Truppen des deutschen Kaisers verwüstet, wurde 93 Jahre später erst Sulzbach wieder zum Leben erwacht, quasi neugegründet. Seitdem begann die Industrialisierung, welche sich in der Preußenzeit (seit 1815 zur Rheinprovinz zugehörig) mit dem Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert, des Steinkohlebergbaus, und der Glasindustrie beschleunigte . 1866 wurde Sulzbach selbständige Gemeinde, aber erst seit 1946 offiziell zur Stadt erkärt.

    Diese Galerie soll das Ziel haben, diese Stadt zu dokumentieren, und vorallem dessen Zustand. Einige Schandflecke werden auch gezeigt und ich bin gespannt auf eure Reaktionen :D

    Beginnen wir gerade mit einem Sorgenkind. Der alte Bahnhof. Er stammt aus den 1930er Jahren und wurde im damaligen neoklassizsitischen Stil errichtet anstelle eines Fachwerkbahnhofs, und seit Jahrzenten ließ die Deutsche Bahn das Gebäude verkommen. Als ich damals angekommen war (November 2017), wurde es erneuert, vielleicht wurde es nur notdürftig geflickt, oder es ist kernsaniert worden, was ich aber nicht glaube (offiziell soll der Bahnhiof nur "barrierfrei" werden. Hier die Bilder:

    Ansicht von den Gleisen:


    Unterführung:

    Empfangshalle:


    Die neoklassizistische Decke steht unter Denkmalschutz:




    Ehemalige Schalter:



    Ansicht stadtwärts:




  • Der erste Schock ist überwunden, wenn wir nun links Richtung Innenstadt gehen über die Straße "an der Klinik " und dann rechts in die Bahnhofsstraße abbiegen:

    Ehem. Knappschaftslazarett und Wihnheimvon 1845 (Lazarettstraße):


    Schlichter, spätklassizistischer Stil:



    Gehen wir nun in die Vopeliusstraße mit zunächst sterilen Neubauten:

    Die Nr.3 ein hübsches historistisches Gebäude mit runden Erkern von 1913:

    Ein Hauch von Jugenstil und Expressionismus (Decke) weht im Eingangsbereich:



  • Links daneben (Nr. 2) steht das neobarocke stattliche Amtsgericht ebenfalls von 1913:


    Fast schon wie ein Schloss der Mittelrisalit!



    Hinterseite:



    Daneben das alte Gymnasium, erbaut zwischen 1906 und 1908, heute Polizeipräsidium und Veranstaltungshalle. Die Straßenseite sieht noch halbwegs vernünftig aus...

    ... doch geht man in den Hof, fällt eine miese Bausünde auf, ein Glaspavillon, welcher sich vor dem rechten Seitenflügel gestellt hat :--)

    Gesamtansicht...

  • Gegenüber vom alten Gymnasium, die Direktorenvilla von 1909:


    Noch drei Bilder von der Hauptseite des ehem. Gymnasiums:




    Kehren wir nun um. Auf der linken Straßenseite erblicken wir hinter einem modernistischen Betonklotz die kath. Pfarrkirche Allerheiligen:


    Sie wurde in einer sehr eigenwilligen Architekturform des Expressionismus gestaltet mit dem eher ortsuntypischen Backstein. Eine Besonderheit der Chorturm:




    Der Schuhkarton gegenüber wurde wohl erst vor kurzer Zeit erbaut :



    Zurück zur Kirche. Sie wurde von Peter Marx 1927 bis 1929 errichtet:

    Die sehr wuchtige Westfront:

  • Treten wir nun in das Gotteshaus hinein durch das Seitenportal:

    Das Kircheninnere hingegen überrascht durch seine Raumwirkung mit dem Tonnengewölbe:



    Interessant auch der Chorbereich mit den Fenstern, welche im Gewölbe "eingeschnitten" sind. Sie erinnern ein wenig an barocke Vorgänger.




    Auch originell die in der Wand seitlich eingebauten Steinkanzeln mit Rundbögen:




    Und noch ein Blick zurück Richtung Orgelempore:



    Außenansicht Südseite:



  • Betreten wir nun die Sulzbachtalstraße, die Haupstraße der Stadt. Das erste , gut sanierte Gründerzeithaus mit Eckerker grüßt schon:

    Es geht Richtung Marktplatz (Ravanusaplatz):


    Hier stehen leider auch zwei Bausünden aus der Nachkriegszeit, wie sie überall in Westdeutschland zu finden sind. Die Sparkasse und rechts davon die Volksbank:



    Die Nordseite ist etwas besser erhalten:




    Folgen wir der Sulzbachtalstraße weiter:


    Nr. 62 von 1910 mit schöner Tür:

  • Kommen wir nun zu den monumentaleren Bauten der Stadt. Auf der linken Straßenseite befindet sich zunächst das Rathaus. Es besteht im Grunde genommen aus zwei Bauten. Der rechte Teil ist neoklassizsitisch und wurde 1867 erbaut und ist somit älter als der linke, höhere Teil im Neorenaissancestil von 1903/1904.


    Das rechte Nachbarhaus, Nr. 83 ebenfalls im Neorenaissancestil errichtet, ist die ehemalige Volksschule von 1901 /1905:


    Gegenüber befinden sich eine Reihe von ansehnlichen Bürgerhäusern:



    Sehr geschlossen ist hier ist die historistische Bebauung:

  • Die linke Straßenseite. DIe meisten Gebäude stammen aus dem Zeitraum 1870 bis 1910:

    In diesem Gebäude im Neorenaissancestil mit Erker ist eine Moschee untergebracht:




    Hier wurden schon länger keine Pizzen mehr verkauft...



    Nr. 105/107 eine Doppelhaushälfte von 1897. Die rechte Hälfte ist verwahrlost, die linke geflegt:




  • Ein dreistöckiger urbaner Gründerzeitler. Man hatte um die Jahrhundertwende wohl vorgehabt, aus Sulzbach eine größere Stadt zu machen:


    Jetzt wechseln wir die Straßenseite. Schräg gegenüber steht sogar ein vierstöckiges Mietshaus im eklektizistischen Stil, 1905 von Albert Eichbaum errichtet. Sehr trauriger Zustand :weinen:







    Das rechte Nachbarhaus hingegen ist neu gestrichen:


  • Hier wurden schon länger keine Pizzen mehr verkauft...

    Überhaupt fallen die Leerstände der Läden eklatant auf. Darin zeigt sich die Strukturschwäche des Saarlandes.

    Sehr trauriger Zustand

    Auch hierin sieht man das Zeichen von Verfall. Sind die Gebäude modernisiert, dann oft auch mit unpassenden Billigtüren (z.B. beim Moschee-Gebäude). Der Ort könnte nach diesen Bildern (bzw. meinem subjektiven Eindruck) in Teilen auch irgendwo in Sachsen-Anhhalt um das Jahr 2000 liegen. Und statt die Leerstände und den Sanierungsstau bei der noch immerhin beachtlichen historischen Substanz zu bekämpfen, genehmigt man lieber den Neubau von Wärmedämm-Klötzen und unpassende Glasanbauten. Schade.

  • Da hast Du recht Heimdall! Das Saarland ist leider sehr strukturschwach und hat eine hohe Arbeitslosigkeit (höher als der Bundesdurchschnitt). Leider sehen viele Klein- und Mittelstädte bei uns so aus, daher möchte ich mit den Galerien hier etwas Aufmerksamkeit schenken diesen "verfallenen Perlen". Ja genau das wollte ich auch später schreiben: man kommt sich wie in den neuen Bundesländern kurz nach der Wende vom Zustand der Häuser vor. Nur heute ist Mitteldeutschland sogar viel gepflegter als das Saarland. Daher kann ich manche verstehen, die den Soli auch für strukturschwache Regionen im Westen wie wir und zb das Ruhrgebiet haben möchten!

  • Der Soli wird doch bereits für alles (Un)mögliche ausgegeben, auch im Westen Deutschlands.

    Danke für diese Eindrücke Fachwerkliebhaber. Ich dachte mir schon so manches Mal beim Durchfahren westdeutscher Innenstädte, das sieht dem Verfall im Osten noch vor einigen Jahren durchaus ähnlich. Es gibt leider sehr viele gruselige Billigsanierungen seit der Nachkriegszeit zu "bestaunen", von denen der Osten nicht so flächendeckend bedacht wurde. Hier sieht man das auch wieder.

    Gerade bei leeren Ladenflächen im Erdgeschoss wie hier zu sehen denke ich mir oft: meine Güte, macht doch einfach Wohnungen draus. Im Erdgeschoss ists auch noch altersgerecht, sowas wird immer öfter gebraucht. Sonst bewahrheitet sich die Broken-Windows-Theorie leider viel zu schnell.

  • Weiter gehts. Auf dieser Straßenseite fällt noch ein massiver Gründerzeitler, Nr. 104/106 auf, welcher um 1900 errichtet wurde.



    Portal von Nr. 88:





    Nun gehen wir zurück bis zum Ravanusaplatz. Die Südwestecke habe ich vergessen zu zeigen:



    Gegenüber folgen wir der Straße auf der Schmelz. Dort schauen wir uns die ältesten Häuser der Stadt an, die Anlage des Salzbrunnenhauses, welche um 1730 errichtet wurde und ein Zeugnis des Salzabbaus ist:




    Infotafel:


  • Treten wir in den Hof ein für die klassische Ansicht:


    Das Innere des Salzbrunnenhauses mit seinem hohen Deckenwerks wird heute als Veranstaltungshalle genutzt:



    Gegenüber steht das Salzherrenhaus aus der selben Zeit von etwa 1730. Es strahlt mit seinen Mansarddach schon eine gewisse "Stattlichkeit" aus im Gegensatz zum Salzbrunnenhaus! Heute ist hier das Kulturamt der Stadt sowie die Anlaufstelle für Touristen untergebracht:



    Nun wieder zurück auf der Straße "Auf der Schmelz". Wenn wir sie bis zum Schluss, der Einmündung der Straße "In der Hohl" folgen, dann entdecken wir noch das Appolt'sche Herrenhaus von 1792:



    Es diente von 1830 bis 1908 als Wohnsitz der Industriefamilie Appolt, welche eine Blaufabrik in Sulzbach besaß.

  • Kehren wir nun um. Auf der linken Seite der Straße "Auf der Schmelz" steht die evangelische Pfarrkirche von Sulzbach. Sie wurde im 1. Bauabschnitt 1852/54 errichet und gilt somit als älteste neugotische Kirche im Saarland:


    Ein schöner gelblicher, aber ortsuntypischer Baustein wurde ausgewählt!



    Direkt daneben befindet sich der Stadtpark mit dem Sulzbach, der durch diesem fließt:

  • Auf der anderen Seite befindet sich am Hang die neoklassizistische Villa Vopelius von 1837, welche von einem italienischen Architekten für die Sulzbacher Fabrikantenfamilie Vopelius errichtet wurde. 1864 wurde sie erweitert.


    Von der Sulzbachtalstraße aus:





    Ein letzter Blick auf die Gründerzeithäuser der Hauptstraße:


    Hinter diesem abstoßenden Hochhaus aus den 70er Jahren wird eine weitere Moschee auf dem Gelände der ehemaligen Post geplant:



    Wenn wir nun rechts in der Straße "An der Klinik" einbiegt, erkennt man hinter vielem Gebäuden das wenig ästhetische Krankenhaus:



    Und weiter geradeaus, kommen wir am Hauptbahnhof wieder raus. Somit hat sich der Kreis des Stadtrundgangs geschlossen.


    --- Ende ---