• Kein Gebäudeabriss, aber doch eine Art von schandhaftem Verhalten an einem Denkmal, wie ich finde. In Kamp-Lintfort am Niederrhein ließ die evangelische Gemeinde in Lintfort das in der dortigen Christuskirche befindliche Kriegerdenkmal zerstören. Die Gedenknische entstand mit dem Bau der Kirche 1929/30. Seit einigen Jahren schon war sie schamhaft hinter einer Wand versteckt worden. Die Begründungen, sind absolut Hanebüchen, so wird von NS-Widerstandskämpfern gefaselt obwohl es sich hier um Opfer des 1. Weltkrieges handelt. Auch was an dem Bibelzitat für die Kirchenmänner so schlimm sein soll, wird nicht erläutert. Ein bilderstürmerisches Verhalten übelster Sorte.


    Artikel mit Abbildung: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/ka…l-aid-1.5860543

  • Oh Mann... wieviele zivile Opfer hat es in Kamp-Lintfort im 1. Weltkrieg denn gegeben? Grundsätzlich kann ich die Argumentation zwar nachvollziehen, dennoch finde ich es schlimm, dass die Tafeln einfach entfernt werden. Man hätte sie ja sonst auch woanders anbringen können - sicher gibt es irgendwo in der Gemeinde noch ein Denkmal für die Gefallenen des 2. WK.

    Manche Leute übertreiben es aber auch mit der Political Correctness.

    ... etwas verwunderlich finde ich es dennoch, dass damals IN der Kirche dieses Denkmal angebracht wurde. Gibt es das sonst noch irgendwo??

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Da gebe ich Dir völlig recht, "Saxonia". Diese Kirche tritt das Andenken an die im ersten Weltkrieg gefallenen ehemaligen Gemeindemitglieder mit Füßen. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass die Gedenktafel für diese Menschen im Andenken einst errichtet wurde. Das sollten sich die Nachfahren der Gefallenen, Enkel und Urenkel, die auf der Tafel womöglich ihren Namen einmal endeckt haben, gut merken.
    Die Begründung zeigt natürlich die ganze Verblendung und Verdummung, die unter heutigen Pfaffen herrscht.
    Zitat:

    Zitat

    "Es wird nicht der zivilen Opfer gedacht, die der Erste Weltkrieg gefordert hatte. Unser Mitgefühl gilt aber allen Verstorbenen und nicht besonders den Soldaten", begründet Michael Ziebuhr, warum das Presbyterium, diese Tafel nicht mehr in der Christuskirche haben möchte.

    Mich würde mal interessieren, wie viele zivile Opfer Kamp-Lintfort im ersten Weltkrieg zu bedauern hatte. Die Front ist jedenfalls nicht durchgezogen, Bombenkrieg gab es noch keinen nennenswerten. Wenn er die durch die alliierte Blockade verhungerten Kinder meint, wäre es ein leichtes gewesen, dazu eine weitere Tafel anzubringen. Aber so geschichtlich gebildet sind solche Leute nicht, um derart spitzfindig zu denken. Die sind auf "wir haben schuld" geeicht und brauchen sich deshalb nicht weiter bilden. Bonhoeffer würde sich über eine solche Schandtat vermutlich heute im Grabe umdrehen.
    Ich habe mir mal die Bevölkerungsstatistik von Kamp-Lintfort angeguckt. Ist eine SPD-Hochburg, somit wird die allgemeine Kritik an der Zerstörung vermutlich gering ausfallen. Anteil der Religionsgemeinschaften in Prozent: 38,6 Evangelische Kirche, 29,5 Evangelische Freikirchen, 4,9 Sonstige, 25,3 Keiner ö.-r. Religionsgesellschaft zugehörig. Bemerkenswert, dass sich etwa 30 Prozent der protestantischen Bevölkerung bereits von der EKD-Amtskirche abgewendet haben und Mitglieder von Freikirchen sind. Ich schätze mal das "Sonstige" Katholiken sind. Unter den 25,3 % dürften sich Atheisten wie Muslime mischen. Der Anteil muslimischer Schüler ist noch vergleichweise moderat (im Klammern Grundschulen): 18,83% (23,94%)
    Also, noch ein paar Jährchen werden ins Land ziehen, dann wird für die Christus-Kirche ohnehin das Totenglöcklein läuten. Dann übernimmt entweder eine Freikirche das Gebäude oder die Muslime wandeln es in eine Moschee um. Oder die Stadt macht einen Konzertsaal oder ein Shopping-Center daraus.

  • somit wird die allgemeine Kritik an der Zerstörung vermutlich gering ausfallen

    Die Kommentare des verlinkten Artikels zeigen aber eine deutliche Empörung und Unverständnis dieser moralinsauren Aktion.

    Was wäre denn, wenn sich immer nachfolgende Generationen in einem Anfall von vermeintlicher moralischer Überlegenheit zu solchen Aktionen hätten hinreißen lassen? Wahrscheinlich wären viele Denkmäler für siegreiche Feldherren, Kaiser, Triumphbögen usw. zerstört worden mit dem Ergebnis, dass unsere Kultur um vieles ärmer wäre!

    So ist es!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • ... etwas verwunderlich finde ich es dennoch, dass damals IN der Kirche dieses Denkmal angebracht wurde. Gibt es das sonst noch irgendwo??

    Ja das gibt es sehr häufig. Meist handelt es sich dabei um Gedenktafeln, die wie auch hier in Lintfort die Namen der gefallenen Gemeindemitglieder auflisten. Bei uns in Werdau gab es einen prächtigen Gedenkraum mit Namenstafeln und einer Skulptur von Hans Damman. Die wurde nach 1945 zwar zerstört, aber immerhin sind die Namenstafeln erhalten und hängen heute in einem Turmzimmer.
    Selbst im heute polnischen Ostpreußen sind solche Gedenktafeln noch in vielen Dorfkirchen anzutreffen.

    Es steht natürlich außer Frage das unsere Einstellung zum 1. Weltkrieg heute reflektierter ist als Ende der 20er Jahre. Aber mit der hier angebrachten Begründung könnte man alle Denkmäler ersatzlos schleifen. Denn das ist hier passiert, eine ersatzlose Zerstörung. Das ist in der heutigen Zeit untragbar. Gerade auch weil es Menschen aus dem Ort und aus der Gemeinde betrifft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kirchgänger dass dort gut finden. Vielleicht wussten sie es auch gar nicht, wenn die Nische seit Jahren verborgen war. Und dabei ist das Denkmal noch wirklich harmlos gewesen, mit klarem christlichen Bezug, ohne Soldatendarstellung etc.