• Zitat von swr.de

    Traben-Trarbach saniert seine Altstadt
    Zehn Häuser verschwinden

    Leere Ladenlokale, enge Durchfahrtsstraßen, zu viel Verkehr - die Innenstadt von Trarbach bot in den letzten Jahren kein attraktives Bild. Das soll sich jetzt ändern, die ersten Häuser werden abgerissen.

    https://www.swr.de/landesschau-rp…qehf/index.html

    Zitat von swr.de

    Stadtsanierung in Traben-Trarbach
    Der Bagger rollt

    In der Stadtmitte von Traben-Trarbach hat der Abriss von etwa zehn Häusern begonnen. Damit beginnt eines der größten Sanierungsprojekte der Stadtgeschichte.

    Rund um das Traben-Trarbacher Rathaus zerlegt ein Bagger ein Haus nach dem anderen. Insgesamt sollen hier auf einer Fläche von 600 Quadratmetern zehn Häuser abgerissen werden, die in einem Block dicht an dicht hinter dem Rathaus aneinander gebaut stehen.

    Mehr Freiraum dank Abriss
    An deren Stelle könne nach den Vorstellungen der Stadt Traben-Trarbach zukünftig ein Stadtplatz entstehen. Mit einem Architektenwettbewerb soll nun ein genauer Plan entworfen werden, wie der Platz aussehen und genutzt werden könnte.


    https://www.swr.de/swraktuell/rp/…rqww/index.html

    Fotostrecke:
    https://www.volksfreund.de/fotos/regional…en/_bid_7102667

    Es geht wohl um den Bereich zwischen Graben-/Rathaus-/ Mittelstraße und Am Markt:

    https://www.google.de/maps/place/568…366!4d7.1168469

  • Sind wir wieder soweit, dass Flächenabrisse in Altstädten unhinterfragt als "Stadtsanierung" verkauft werden können? Ich bin einigermaßen entsetzt.

  • Ja ohne Worte wie hier die Abrisse einfach so legitimiert werden. Und wie die Presse (der SWR) das Ganze so unkritisch betrachtet! Habe mir gerade das Video angeschaut und finde es schade, dass der Bürgermeister das rechtfertigt, weil es ja so “eng und dunkel“ sei und dann würde mehr Licht in den Ort reinkommen. Zum Glück ist keine modernistische Bebauung vorgesehen, sondern ein Platz. Ich kenne Traben-Trarbach. Natürlich ist die ehemalige Fachwerkstadt Mitte des 19. Jahrhunderts durch einen Brand untergegangen und im klassizistischen Stile danach wieder aufgebaut worden “von der Stange“. Trotzdem schade der Abriss: man hätte die Häuser auch liebevoll restaurieren können.
    Auf der anderen Seite stimmt es aber auch, dass der aktuelle Marktplatz vor dem Rathaus nicht als solcher erkennbar ist, sondern eher eine Einmündung von zwei Straßen in die Hauptstraße.
    Aber in einem Punkt haben die Leute recht: der Verkehr durch die Altstadt stört schon sehr und verhindert jegliche Belebung. Daher sollte man diese Straße am Besten umleiten (klar ist fast unmöglich da das enge Tal die einzigste Verbindung zum Hunsrück darstellt) dann aber wenigstens den LKW Verkehr eindämmen. Naja verhindern können wir hier in Sachen Abriss sowieso nichts mehr, die schaffen jetzt Fakten. Warten wir ab wie es sich entwickelt!

  • Würde das nicht auf den Westen runterbrechen. Ich erinnere mich an Weißenfels vor einigen Jahren, wo in die bis dato weitgehend erhaltene, wenngleich sanierungsbedürftige Altstadtsruktur ein Loch geschlagen und billigste Vorstadthäusel reingebaut wurden. Immerhin wurde das damals heftig diskutiert. Das Interesse an Weißenfels hab ich dadurch dennoch weitgehend verloren.

  • Ich bin ebenfalls ein Gegner von Flächenabrissen; auch weiss ich, wie sich das Wohnen in einer Altstadt anfühlt - schön und praktisch. Ich habe mir den Baublock auf Google Street View aber genauer angeschaut:
    https://www.google.de/maps/place/568…366!4d7.1168469

    Ich hätte mir keines dieser neun oder zehn Häuser jemals schenken lassen, auch in keinem andern dieser eng bebauten Blöcke. Da gibt es zig Häuser, die Fenster nur auf eine Seite haben! Mir kommt keine Altstadt in den Sinn, die so eng bebaut ist. Schaut diese Altstadt nicht nach einer völligen Fehlplanung für den Wiederaufbau nach dem Brand von 1857 aus?

    Zwei Sachen würden mich interessieren:
    - der aktuelle, prozentuale Leerwohnungsstand in dieser Altstadt
    - gab es Studien als Alternatve zum Flächenabriss, die eine Verbesserung der Wohn- und Lichtverhältnisse für die Wohnungen vorsahen?

    Die Tabularasa-Lösung kommt nur einigen wenigen Nachbarn zugute; wer im übernächsten Block wohnt oder an der abgewandten Seite eines benachbarten Blocks, hat bereits nichts mehr von dieser Massnahme. Vielmehr hätte man nach Lösungen suchen sollen, durch Teilentkernungen dieser Blöcke die Lichverhältnisse zu verbessern. Im gezeigten Baublock hätte man beispielsweise das mittlere Haus an der Grabenstrasse abbrechen können, und auf einen Schlag hätten alle Häuser mit Ausnahme der beiden Eckbauten an der Mittelstrasse wesentlich davon profitiert.

    Die Stadt meint, mit der Schaffung eines Platzes sei das Problem gelöst oder ein Anfang gemacht (letzteres lässt aber nichts Gutes erahnen). Im Städtebau des 19. Jahrhunderts mit Baublöcken ist aber die Freilassung eines Blocks möglich, weshalb die Denkmalpfelge wohl zugestimmt hat.

  • Allem, was Riegel zuvor ausgeführt hat, stimme ich vollumfänglich zu. Jedoch will mir scheinen, dass hinter dem Abbruch der Häuser ein anderer Grund steht, als der, den man von offizieller Seite anführt. Wenn ich mir nämlich das von Riegel eingestellte Bild bei google. maps anschaue, habe ich die Verrmutung, dass es vielleicht gar nicht so sehr um die Schaffung eines Platzes mit Licht und Luft geht, wovon ja ohnehin, wie Riegel zurecht feststellt, nur wenige Anwohner etwas hätten. Es gibt, wie man unschwer erkennen kann, beim Rathaus nur ganz wenige Kfz-Parkplätze, die wohl nicht einmal für die Mitarbeiter des Rathauses ausreichen, geschweige denn für Besucher. Auch dürfte im engen Traben-Trabach auch sonst das Angebot an Parkplätzen nicht allzu groß sein. So könnte der wahre Grund für diesen neuen Platz der Wunsch nach Schaffung von zusätzlichen Parkmöglichkeiten sein. Wobei man dies von offizieller Seite derzeit vielleicht noch nicht sagen möchte, da muss erst mal ein Wettbewerb für die Gestaltung des Platzes her, der dann zu diesem gewünschten Ergebnis führt. Das ist freilich eine Spekulation von mir, die lediglich auf Vermutung beruht, aber es nähme mich nicht Wunder, wenn es tatsächlich darauf hinaus liefe.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (25. Mai 2018 um 16:58)

  • Ich beurteile das etwas zwiespältig. Blockhafte Abrisse klingen tatsächlich nach dunkleren Kapiteln des Städtebaus, die eigentlich vorbei sein sollten. Vor meiner Haustür darf ich unter anderem in Kaiserslautern und Neustadt die Ergebnisse solcher Maßnahmen bewundern. Hier soll aber immerhin nicht Platz für breite Verkehrsachsen oder gesichtslose Neubauten geschaffen, sondern die Wohnbedürfnisse der Anwohner sinnvoll verbessert werden. In einem dieser Häuser hätte ich auch nicht wohnen wollen.

    Am ehesten erinnern mich die Pläne der Stadt Traben-Trarbach nicht an große Flächenabrisse der Nachkriegszeit, sondern konkret an Maßnahmen meines eigenen Opas in den 70er-Jahren als Ortsbürgermeister eines kleineren Moselorts. Er hat aus ähnlichen Gründen damals zwei große, schmucklose und düstere Bauten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts abreißen lassen und ebenfalls Plätze anlegen lassen, einer ist heute Parkplatz und Standort für Kerwe und Weinfest, der andere ein Dorfplatz mit Bäumen und Sitzgelegenheiten. Vorher muss der Ortskern dort auch sehr düster gewesen sein, aber zu größerer Attraktivität fehlt es den Plätzen heute leider an schöner Randbebauung. Die ist in Trarbach dagegen durchaus vorhanden.

    Mir würde eine Auflockerung der Blöcke auch besser gefallen als ein Komplettabriss, also Teilentkernungen wie bereits vorgeschlagen. Hier hat sich die Gemeinde offensichtlich für die radikalste Lösung entschieden - ich traue ihnen aber durchaus zu, keinen Abrisswahn, sondern behutsame Stadtreparatur im Sinn zu haben.

    Die Idee dahinter ist ja nicht verkehrt: Ein richtiger Rathausplatz mit einer ansprechenden, zur historischen Bebauung passenden Gestaltung kann sehr belebend auf den Rest der Altstadt wirken (auch wenn dieser Platz nur auf der Rückseite des Rathauses liegt). Italienische Altstädte leben ja z. B. sehr von der zentralen Piazza. So etwas fehlt in Deutschland allgemein häufig. Andere Moselstädte wie Cochem oder Bernkastel haben aber im Gegensatz zu Trarbach durchaus richtige und ausgesprochen schöne Plätze im Zentrum.

    Hier darf man mal sehr auf die Gestaltungspläne gespannt sein. Und man sollte im Auge behalten, wie die Gemeinde weiter vorgehen will, wenn der Platz erst mal fertig ist. Weitere Blockabrisse darf es nicht geben, sonst blicken die Anwohner bald statt ins Dunkle eben auf klaffende Leere.

  • Zur Beurteilung der Situation vor Ort samt den abzureißenden Häusern wäre es wieder einmal schön, wenn es auch für Deutschland Google-Streetview gäbe. Aber das wurde ja leider erfolgreich verhindert.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Hast du aber bemerkt, dass im Gegensatz zu vielen andern Google Street View-Ansichten grösserer Orte wie besispielsweise Worms oder Paderborn durch Klicken auf "3D" unterhalb des Nordpfeils rechts wenigstens Vogelschauansichten verfügbar sind? Und dies sogarin allen vier Himmelsrichtungen.

    Traben-Trarbach (2D und 3D):
    https://www.google.de/maps/place/568…366!4d7.1168469

    Worms (nur 2D):
    https://www.google.de/maps/place/568…366!4d7.1168469

  • Bei Google Earth kannst du dir zudem die ganzen Regionen, die in 3D auf Google Maps verfügbar sind, aus jeder Perspktive mit dem Mausrädchen anschauen und lenken. Praktisch das ganze Moseltal von Cochem bis Bernkastel-Kues ist dabei

    wäre es wieder einmal schön, wenn es auch für Deutschland Google-Streetview gäbe.

    Ja das würde ich mir auch sehr wünschen. Dann könnte man sich von den Städten endlich mal ein eigenes Bild machen und virtuell erkunden. Leider sind wir neben Österreich mitlerweile die Einzigsten, die kein Street-View in Europa zugelassen haben. disgust:)

    Zu Traben-Trabach: natürlich wird wohl ein Teil der neu gewonnenen Fläche des Platzes zum Parken benötigt (wohl am Rande). Aber ich denke schon, dass der Mittelpunkt frei sein wird von Fahrzeugen, damit sich Einheimische und Touristen dortb auf Bänken hinsetzen können. Ein Brunnen würde die ganze Situation noch angenehmer machen.
    Das Rathaus würde dann auch ganz freistehen und so ähnlich wird die Platzsituation dann sein wie in manchen Städten im ehemaligen Ostdeutschland !

  • Hast du aber bemerkt, dass im Gegensatz zu vielen andern Google Street View-Ansichten grösserer Orte wie besispielsweise Worms oder Paderborn durch Klicken auf "3D" unterhalb des Nordpfeils rechts wenigstens Vogelschauansichten verfügbar sind? Und dies sogarin allen vier Himmelsrichtungen.

    Nein, das war mir nicht aufgefallen. Danke für den Hinweis! Für einen grundsätzlichen Eindruck reicht das schon, aber eben kaum flächendeckend.

    Zur eigentlichen Sache bin ich eher zwiegespalten. Einerseits weil Abrisse von Altbauten in der Regel unschön sind, aber andererseits kann man das Bedürfnis nach einem Stadtplatz schon verstehen.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Und dies sogarin allen vier Himmelsrichtungen.

    Nicht nur die vier Himmelsrichtungen. Wenn man Strg gedrückt hält, kann man auch direkt in Googlemaps mit der linken Maustaste stufenlos rundum die Blickrichtung wählen und auch der Winkel lässt sich mit Strg von Vogelperspektive bis fast zum Boden frei bestimmen.

    Damit bekommt man z.B. diesen schönen Blickwinkel von Traben-Trabach:
    https://www.google.de/maps/@49.95047…t/data=!3m1!1e3

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Ja die wenigen Großstädte ich weiß, Frankfurt, Nürnberg, Berlin, Hamburg, Stuttgart, Mannheim, München, Köln und noch ein paar. Trotzdem es ist sowas von ärgerlich, dass es hierzulande so viel Widerstand dagegen gab wegen der "Furcht vor Privatspäre". Kein Volk ist in dieser Hinsicht so hysterisch wie das deutsche! Selbst in den oben genannten Großstädten sind mindestens über 10 % der Häuser deswegen verpixelt, wegen den hysterischen Eigentümern, die partout nicht wollen, dass eventuell neidische Verwandte oder Bekannte erfahren würden dadurch, wo sie wirklich wohnen... Sowas gibt es sonst wirklich nirgendwo in Europa... Zudem werden die Aufnahmen in den oben genannten Städten nicht mehr wie sonstwo in Europa aktualisiert, sondern sind immer noch von 2008/09 also jetzt auch schon wieder fast 10 Jahre alt... Das erschwert auch bei der Bauforschung, der Inventarisierung von Altbauten (wäre für Baden-Württemberg hilfreich, da dort ja die Liste der Kulturdenkmäler weitesgehend geheim ist...) und bei der Vorbereitung von Reisen

  • Aber in einem Punkt haben die Leute recht: der Verkehr durch die Altstadt stört schon sehr und verhindert jegliche Belebung. Daher sollte man diese Straße am Besten umleiten (klar ist fast unmöglich da das enge Tal die einzigste Verbindung zum Hunsrück darstellt) dann aber wenigstens den LKW Verkehr eindämmen.

    Spätestens wenn Ende des Jahres (oder doch erst 2020?) der Hochmoselübergang eröffnet wird hat sich das (hoffentlich) erledigt.
    Trarbach kann man was das betrifft gut mit Bernkastel vergleichen; beide sind in einem engen Tal gelegen und beide haben bzw. hatten mit dem Durchgangsverkehr zu kämpfen. Bevor 1997 in Bernkastel der Burgbergtunnel eröffnet wurde, ging der Verkehr auf der B 50 auch in Einbahnstraßen durch die schmalen Gassen, dementsprechend unattraktiv war der Ort für Besucher und Einheimische. Mittlerweile ist der gesamte historische Ortskern zur Fußgängerzone geworden, saniert und das wichtigste: genutzt. An einem schönen Sommertag oder während des Weihnachtsmarkt zieht das dementsprechend viele Besucher an.
    Hoffen wir, dass es für Trarbach noch nicht zu spät ist.


    - der aktuelle, prozentuale Leerwohnungsstand in dieser Altstadt

    Das weiß ich leider auch nicht, wobei aber im Ort rund 50 Ladenlokale leer stehen, Tendenz steigend. Während Brücken- und Moselstraße den Touristen sei Dank noch stark frequentiert werden, stehen anderswo ganze Ladenzeilen leer.
    Mehr dazu >>> Leerstand in der VG Traben-Trarbach

  • der Hochmoselübergang eröffnet

    Diese Brücke hat vielleicht in dieser Hinsicht doch noch einen Zweck, das könnte sein. Bisher habe ich mich nur darüber geärgert, da sie das wunderschöne Moseltal bei Ürzig so verschandelt, gerade an dieser wundervollen Stelle. Und sowas wurde ausgerechnet unter Rotgrün genehmigt. Und dann gab es ja von Anfang an Probleme mit der Statik des Bauwerks und mit dem Untergrund am Hang.
    Zudem ist für mich der Sinn dieser Verkehrsanbindung nicht wirklich zu finden, da sie die strukturschwache Eifel mit dem strukturschwachen Hunsrück "verbindet" und keine großen Zentren liegen an den anderen Enden...

  • Nein, das ist eher ein ungewollter Nebeneffekt. Hauptaugenmerk liegt auf der weiteren Verkehrserschließung des chronisch defizitären Flughafen Hahn, die B 50 zwischen Büchenbeuren und Longkamp soll ja mittelfristig ebenfalls vierstreifig ausgebaut werden.
    Ich könnte mich mit dieser Brücke noch durchaus anfreunden, wenn sie anders gestaltet worden wäre. Hätte man sich für eine Schrägseilbrücke (z. B. wie das Viaduc de Millau) entschieden, es würde zwar ebenfalls die Idylle des Moseltals zerstören, könnte dies jedoch zumindest mit einem spektakulären Äußeren wieder halbwegs wettmachen. Die ausgeführte Planung hingegen ist ein typischer Vertreter moderner deutscher Architektur: banal, langweilig, unpassend.

  • Sind wir wieder soweit, dass Flächenabrisse in Altstädten unhinterfragt als "Stadtsanierung" verkauft werden können? Ich bin einigermaßen entsetzt.

    Kahlschlagsanierung - ja , das war schon in den 60iger Jahren ein Steckenpferd der Sozialdemokröten.