• Hallo Heimdall,

    es ginge technisch bestimmt, die Fassade zu retten, wenn man es denn wollte. Dafür gibt es Beispiele. In Leipzig, habe ich mir sagen lassen, hat man Gebäude wieder wundervoll aufgebaut, bei denen auch kaum mehr als die Fassade erhalten war und diese sich überdies in einem schlechten Zustand befand. Also "gehen" tut eigentlich alles, wenn man will.

    Aber es soll eben für den Investor eine möglichst extrem hohe Rendite herausspringen. Alleine deshalb wird die schöne Fassade nicht erhalten. Das ist traurig, aber wahr. Schönheit und Ästhetik bedeuten, von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, leider rein gar nichts, nur das Geld zählt.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (17. November 2017 um 16:25)

  • Wenn etwas unter Denkmalschutz steht, dann sollte man das nicht mehr aberkennen können. Im Gegenteil. Von einem Eigentümer darf ich erwarten, dass er das Haus in einem Zustand hält, dass nichts irreparabel ist oder wird. Und falls doch, dann hat er es wiederaufzubauen. Punkt. Eigentümer, die das nicht können, müssen dann eben verkaufen.
    Und wenn das gesamte Haus neu gebaut werden müsste, dann ist das eben so.

  • Interessanter Artikel aus Essen ("Dank" der dortigen Architektur, kannst Du die Stadt aber auch gleich wieder vergessen ;-):

    Essener Architekt hält Altstadt-Rekonstruktion für unsinnig

    WAZ


    Zitat WAZ: "Die Initiative will deshalb auch erst mal klein anfangen und die Stadt davon überzeugen, auf dem als kalt und nüchtern empfundenen Willy-Brandt-Platz alte Straßenlaternen aufzustellen. „Wir plädieren außerdem dafür, bei Neubauten auf alte Formensprachen zurückzugreifen“, so Graeff. Das gelte etwa für das Vorhaben der Stadt, anstelle des Hauptbades ein neues bürgernahes Service-Rathaus zu bauen. „Schon wegen der Nähe zur Alten Synagoge und anderer historischer Bauten sollte das kein Glaskasten werden.“

    Peter Brdenk hat, zumindest beim Thema Willy-Brandt-Platz, eine gänzlich andere Meinung: „Nachgebaute historische Straßenlaternen – ganz üble Sache.“

    Armer BDA-Knecht...ach ja, in Wien wurden gerade in der gesamten Herrengasse historische Stand- und Wandkandelaber angebracht, nachdem sich die dortigen Anrainer dafür stark gemacht haben! Gezahlt haben sie das selbst, aber den 60er bzw 70er Jahre Beleuchtungsschrott wollten sie nicht mehr länger dulden und haben obendrein warmweiße Lichtquellen als Draufgabe aufgezahlt! Das geht in das horizontbegrenzte Quadratschäderl eines BDA-Knechtes nicht hinein. Der arme würde wohl in Ohnmacht fallen, wenn er durch die Wiener Herrengasse laufen würde - echt übel würde ihm werden :D !

  • @Exilwiener,

    sieh Dir mal den Beitrag Nr. 94 in diesem Strang an ;)


    Zitat von erbse

    (...) Interessante Sache, ist da konkret was in Aussicht?

    Über die Idee, den "Hut" des Eickhauses wieder aufzusetzen, wird immer mal wieder nachgedacht. Daraus geworden ist leider bisher nichts. Das ist wie mit dem Langen Franz in Frankfurt a. M. - Wird öfter mal erwähnt, aber nie verwirklicht.

  • ist wie mit dem Langen Franz in Frankfurt a. M. - Wird öfter mal erwähnt, aber nie verwirklicht.

    Ich denke schon, dass die Aufstockung des Langen Franz in Frankfurt nun eine realistische Chance hat. Das Projekt Alte Brücke ist mit dem Brickegickel nun beendet, und Christoph Mäckler setzt sich als nächstes Projekt aktiv für den Langen Franz ein. Widerstände gibt es dagegen keine. Es ist nur eine Frage der Finanzierung. Also von "nie verwirklicht" würde ich in diesem Zusammenhang nicht reden.

  • Sicher ist das noch möglich. Das Eickhaus könnte auch irgendwann mal sein altes Dach bekommen. Ich meinte nur, daß die Versprechungen der Vergangenheit bisher zu nichts geführt haben. Beim Langen Franz dachte ich bei der letzten Meldung aus dem Frühling, die Stadt Frankfurt würde die Reko sogar selber durchziehen. Aber die Erwartungen werden doch ziemlich oft enttäuscht.

    In Berlin sprach man ja sogar ganz großspurig vom Wiederaufbau der Bauakademie UND den Säulen vom Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal. Das scheint nun auch wieder vom Tisch zu sein.

  • Schnell Tatsachen schaffen: Das Kaiser-Friedrich-Haus wird jetzt bereits abgerissen, Bilder davon gibt es auf Facebook:

    https://www.facebook.com/permalink.php?…065090646937029

    An alle Verantwortlichen: Ihr widert mich an.

    Wieso? Die haben doch alles richtig gemacht.
    Schönheit spielt seit langem keine Rolle mehr. Das Einzige was zählt ist Profit. Die Politik und auch die Denkmalschutzbehörde sind völlig unfähig in diesem Land. Sie dienen nur dem einen Zweck: Den dort arbeitenden Menschen einen warmen gut bezahlten Arbeitsplatz zu geben.

    Somit macht weiter so. Kauft massenhaft alte Gründerzeithäuser auf, lasst dann ein Jahr die Fenster offen stehen und schon werden die Gebäude aus der Denkmalliste gestrichen, weil eine Sanierung der durchfeuchteten Holzbalkendecken unwirtschaftlich wäre. Dann darf der Altbau durch einen profitablen billigen Flachdachbunker mit 50 % mehr Wohnfläche und schicker Styropordämmung ausgetauscht werden.
    Und wenn ihr genug Geld gescheffelt habt, braucht ihr nicht mal mehr dieses Jahr zu warten. Reißt das Denkmal direkt ab und zahlt diese läppische Strafe aus der Portokasse. Die Politik machts möglich!
    Klasse! Es lebe das Geld und die Gier!! Deutsche Städte müssen nicht schön sein. Wenn man schöne Städte sehen möchte, muss man halt ins Ausland fahren.

  • Gier und Skrupellosigkeit sollte man benennen dürfen, ohne dass du als Neoliberaler gleich wieder grundsätzliche Feindschaft gegenüber der Marktwirtschaft unterstellst (was Humbug ist).

    In dubio pro reko

  • Was ist denn ein Neoliberaler?
    Und wieso gleich persönlich werden?

    Es ist mir eben zu schwarz-weiß, alles auf das Wirtschaftssystem zu schieben. Dieses haben wir nunmal mit kurzen Unterbrechungen seit Jahrhunderten. Und ein großer Teil der Architekturpracht sämtlicher Städte geht auf blühende Marktwirtschaft zurück.

  • klassischer Fall von, wo licht ist, ist auch schatten. Ich verstehe das nicht ist ein neubau werklich so rentabel als ein bestand bau zu sanieren?Ich kann diese Umwelt Verschmutzung nie so recht verstehen, ich dachte wir wollten was ändern...

  • 1) Grundsatzfrage an alle Reichen: Wozu Geld verdienen, wenn man es nur benutzen will, um noch mehr Geld zu verdienen? Geld verdienen an sich ist kein Wert, wird aber vom betriebswirtschaftlichen Mainstream so behandelt.
    2) D.h. es zählen zzt. vor allem kurzfristige Werte (Geld möglichst schnell vermehren, Spaß, schneller Konsum um das Geld zu vermehren) und kaum langfristige (solides Bauen, Schönheit, Nachhaltigkeit, auch in anderen Gebieten) ... das ist sicher ein Unterschied zur Gründerzeit.
    3) (klassische) Schönheit, Dauerhaftigkeit ist leider auch kein hoher gesellschaftlicher Wert, sondern Schönheit wird als elitär angesehen (dabei sind Fassaden doch gerade für die Allgemeinheit), und für Dauerhaftigkeit sind alle zu sehr im wirtschaftlichen Hamsterrad eingespannt ...

    Nun ja, eigentlich sag ich da ja nix neues.

  • Die Frage stelle ich mir auch immer wieder, wie kann es sein, dass heutzutage soviel Geld im Umlauf ist und es soviele "Reiche" gibt wie nie zuvor, das Maß der Kunst in unserer Welt, besonders in Deutschland aber eher abnimmt. Wozu das ganze Geld, wenn man damit nicht Gutes und Schönes erschafft? Wenn das Geldverdienen zum Selbstzweck wird, muss man sich doch innerlich sowas von leer fühlen und am Ende eines langen Lebens hilflos, wenn einem die Kinder fragen, was man wozu sein ganzes Leben lang gemacht hat...

  • Macht schlechte Laune beim Lesen:

    Nun hob die Denkmalbehörde den nur temporären Schutz auf und die Abrissbewilligung trat in Kraft. Da es augenscheinliche Hinweise auf Bauschäden gegeben habe, hätte der Eigentümer Gutachten beauftragt: „Die belegten Schäden an den Fassaden und dem Dach sind umfangreich. Dies ist auch begründet durch sehr lang zurückliegende Instandhaltungsrückstände.“ Das Amt kam zu dem Ergebnis: „Wenn zu erwarten ist, dass der Verlust der originalen Bausubstanz 70 Prozent beträgt, verliert die Fassade ihre Identität als Baudenkmal und die Denkmaleigenschaft ist nicht mehr gegeben. Deshalb wurde dem Abrissantrag stattgegeben. Das Verfahren ist abgeschlossen.“
    Übrigens sah das Rheinische Denkmalamt nach einer Begehung des Hauses das anders: Die Denkmalwürdigkeit sei sehr wohl gegeben, auch gebe es keine nicht behebbaren Schäden. Doch die Stadtverwaltung ließ sich nicht beirren: „Unsere Aufgabe ist die Bewahrung des kulturellen Erbes in unserer Stadt. Auch für uns ist jeder Verlust eines Denkmals außerordentlich bedauerlich.“ Versöhnlich klang die Stellungnahme aus: „Das große Engagement, das von der Bürgerschaft und allen Beteiligten für den Erhalt des Gebäudes entgegengebracht wurde, ist bemerkenswert.“ Doch die kritischen Fragen eben dieser so gelobten Bürgerschaft häuften sich: Warum gab es nur ein vom Eigentümer in Auftrag gegebenes Abrissgutachten und kein unabhängiges Zweitgutachten?“ Warum wurde vor wenigen Jahren die komplette untere Forstmannstraße unter Denkmal gestellt, das älteste und imposanteste Hauses am Platz aber nicht? Zumal es mit Rondell und Kaiser-Standbild sogar noch den optischen Abschluss der Straße bildete?[...]

    „Denkmaleigenschaft ist nicht mehr gegeben“ - Lokalkompass

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)