• Die märkische Stadt Rathenow besitzt aufgrund der sinnlosen Zerstörung 1945 nur noch wenige historische Baudenkmäler. Umso wichtiger ist nun die anstehende Sanierung der Jugendstilvilla an der Ecke Friedrich-Ebert-Ring / Berliner Straße, welche von einem hiesigen Unternehmer durchgeführt wird.

    Zitat

    Da es als typisches Herrenhaus konzipiert wurde – mit einer Treppe, großem Eingangsbereich und Flur – eigne es sich nicht als klassisches Mietshaus. Dennoch kann man das Haus so gestalten, dass es genutzt werden kann, davon ist Werner Knake überzeugt. „Der Erbauer der Villa hatte das Objekt vor etwa einhundert Jahren als eine Art Eingangstor zur Stadt errichtet, genau das soll es auch wieder werden. Es ist sehr repräsentativ und günstig gelegen in Bahnhofsnähe. Ich denke, dass es für eine Arztpraxis ideal wäre“, so der Unternehmer.


    Jugendstilvilla wird saniert

    Bildquelle: Wikimedia Commons, Urheber "UweRohwedder", CC-BY-SA 4.0

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Im Rathenower Ortsteil Böhne wird das sog. "Schwedenhaus" von 1661 für 350'000 € saniert.

    Zitat

    Das alte Gutsverwalterhaus hat eine 350-jährige Geschichte. Die Enzyklopädie „Wikipedia“ schreibt dazu: Jacob Friedrich von Briest war einst kurfürstlicher Landrat des westhavelländischen Kreises. Im Herbst 1660 erteilte von Briest den Auftrag zum Bau eines neuen Herrenhauses auf dem Hof in Böhne. Das Haus wurde 1661 fertiggestellt. 14 Jahre danach soll sich dort der „Große Kurfürst“ aufgehalten haben, um Vorbereitungen zu treffen zur Befreiung Rathenows von den Schweden. Seither wird das Böhner Anwesen „Schwedenhaus“ genannt.


    Schwedenhaus Böhne wird saniert


    RathenowBöhneSchwedenhaus [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], by Global Fish, from Wikimedia Commons

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • An der Villa Friedrich-Ebert-Ring, Ecke Berliner Straße aus dem ersten Beitrag von @Löbenichter hat sich seit der Meldung noch nicht viel getan. Erste Baumaßnahmen gab es, aber das Gebäude ist weiterhin ungenutzt. Es hieß ja damals, dort solle eine Arztpraxis untergebracht werden, nur muss man erst mal einen Arzt nach Rathenow locken. Patienten gibt es hier genug, doch die Ärzte tummeln sich bekanntlich lieber in Berlin und im Speckgürtel.

    Gute Nachrichten gibt es dagegen vom "Kaiserbahnhof". Ja, Rathenow hat einen Kaiserbahnhof. Zwar kleiner als in Potsdam und auch nicht wirklich für den Empfang des Kaisers bestimmt, aber immerhin. Der Holzbau im norwegischen Stil wurde im Jahre 1913 zum Empfang der einzigen Tochter Wilhelms II., Viktoria Luise, und ihres Gemahls Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg errichtet. Dieser war Offizier bei den Rathenower Zietenhusaren. Der Kaiserbahnhof war jahrzehntelang in sehr schlechtem Zustand und wurde zur Landesgartenschau 2006 aufwendig restauriert. Zunächst wurde er von der Tourist-Information genutzt, aber diese zog wenige Jahre nach der Gartenschau aus. Wie weiter mit dem Gebäude? Eine kleine Filiale des Rathenower Bäckers Thonke konnte sich über die Jahre halten. Vor kurzem beschloss die florierende Bäckerei, auch den Hauptraum des Kaiserbahnhofs zu übernehmen und dort ein Café einzurichten. Der Innenausbau geht voran, und das Café wird bald eröffnen.

    Rathenow, Kaiserbahnhof (Foto: Andres Imhof, August 2009, CC-BY-NC-ND-3.0)

    Wir sehen auf dem Bild an der linken Seite des Gebäudes die bereits bestehende Verkaufsstelle von Bäcker Thonke. Das ist im Innern nur ein kleiner Raum. An der rechten Seite schützt das Vordach den Eingang zum Hauptraum des Kaiserbahnhofs. Zum Aufnahmezeitpunkt befand sich darin noch die Tourist-Information. Demnächst eröffnet dort das Café. Links neben dem Kaiserbahnhof (nicht mehr im Bild) steht das eigentliche Bahnhofsgebäude, ein großer Backsteinbau. Die Bahnanlagen sind auf dem Foto hinter dem Kaiserbahnhof zu erahnen. Unter dem Bildlink findet ihr weitere Fotos zum Kaiserbahnhof.

    Schlecht steht es dagegen um das Offizierskasino der Zietenhusaren, in dem gewiss auch Ernt August einst verkehrte. Der eingeschossige Bau im charakteristischen Reformstil der Jahre um 1910 wurde nach 1945 zusammen mit den übrigen Kasernenbauten von "den Freunden" (Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) genutzt. Nach deren Abzug konnten die Kasernen saniert und zu Wohnungen umgebaut werden. Für das Offizierskasino fand sich jedoch keine Nutzung. Vor einigen Jahren gab es einen Brand.

    Rathenow, Offizierskasino, Berliner Straße, Ecke Bahnhofstraße (Foto: Uwe Rohwedder, März 2015, CC-BY-SA-4.0)

    Ein Investor wollte das Gebäude abreißen und dort was Neues bauen. Das Landesamt für Denkmalpflege kämpft für den Erhalt und sagt, die Ruine sei immer noch aufbaufähig. Die Stadtverwaltung hat kein Geld und plädiert für den Abriss. Viele Einwohner sehen in der Ruine nur einen "Schandfleck", der verschwinden soll. Infrage käme wohl nur eine gastronomische oder kulturelle Nutzung. Doch Ideen fehlen ebenso wie Geld. Das Offizierskasino steht mitten im Stadtzentrum, gegenüber vom Kreishaus. Löbenichter schrieb oben (und es wird oft so behauptet), in Rathenow stünden nur noch wenige historische Bauten. Doch so wenige sind es gar nicht. Das Offizierskasino ist Teil eines historischen Ensembles, das den Charakter einer brandenburgischen Garnisons- und Kreisstadt Anfang des 20. Jahrhunderts immer noch recht gut vermittelt. Das zieht aber keine Touristen an.

    Der Verfall des Kasinos ist im Laufe der Jahre fortgeschritten. Das Unkraut gedeiht prächtig. Der Investor hat das Grundstück inzwischen zurückgegeben. Der Denkmalschutz will einen Abriss gegebenenfalls nicht mehr blockieren. Die Ruine steht noch, weil ein Konzept für die Nachnutzung des Grundstücks fehlt.

    Einmal editiert, zuletzt von Rastrelli (10. Januar 2020 um 21:53)

  • Also, egal, ob gastronomische, kulturelle oder Wohnnutzung. Man könnte das Offizierskasino-Gebäude doch entkernen, innen neu gestalten und zumindest die Außenmauern erhalten.

  • Anknüpfend an meinen vorigen Beitrag:

    Kaiserbahnhof
    Das Café ist nun in Betrieb. Seit dem 31. August hat es auch Sonnabend und Sonntag geöffnet, also an allen Tagen der Woche. Das wird sicherlich zur Belebung des Bahnhofsplatzes beitragen. Im Innern wurde die Zwischenwand entfernt, sodass eine Kombination aus Café und Bäckerladen mit zwei Eingängen entstanden ist. Die Innengestaltung ist nicht historisch. Das war vorher aber auch schon so. Für den kleinen Pavillon wurde eine schöne Nutzung gefunden.

    Offizierskasino
    Hier ist niemandem ein tragfähiges Nutzungskonzept eingefallen. Der Abriss soll in zwei Wochen beginnen. Die Stadt hat dafür Geld bewilligt. So ein Abriss ist ja nicht billig, aber immer noch günstiger, als die Ruine wiederaufzubauen. Leider. Die Abbrucharbeiten sollen vorsichtig und in kleinen Schritten erfolgen, um die Bergung wiederverwendbarer Teile zu ermöglichen. Darum will sich wohl ein Heimatforscher kümmern. Die kommunale Wohnungsgesellschaft KWR soll dann dort ein Wohnhaus (?) errichten, das dem besonderen Standort und seiner Geschichte irgendwie Rechnung trägt. Es besteht also eine gewisse Hoffnung, dass ein ordentliches Gebäude entworfen wird, an dem Spolien oder andere Elemente an das Offizierskasino erinnern.


    Nach diesem traurigen Fall noch ein kleines Rekoprojekt, das wir hier bisher nicht erfasst haben, obwohl es schon 2015 abgeschlossen wurde. Die evangelische Friedhofskapelle trägt den schönen Namen Auferstehungskirche. Sie wurde in den Jahren 1914 bis 1917 erbaut und verlor in den letzten Kriegstagen ihre Turmspitze durch Artilleriebeschuss. Das folgende Video zeigt das

    Aufsetzen der rekonstruierten Turmspitze am 24. März 2015.

    Die Aktion war vorher nicht angekündigt worden, aber wie man bei den Kameraschwenks sieht, haben sich doch einige Leutchen auf dem Friedhof eingefunden. Der Kran kam von einer Spezialfirma aus Brandenburg an der Havel und reichte gerade so. Auf dem Gelände war kein Platz für einen größeren Kran. Man achte auch auf die schöne Natur, das Vogelzwitschern und Glockenläuten. Hier eine Ansicht der fertigen Kirche (Bildrechte: Evangelischer Kirchenkreis Nauen-Rathenow). Das Oktogon auf dem quadratischen Turmstumpf ist ebenfalls Teil der Rekonstruktion.

    Rathenow, Auferstehungskirche vor der Rekonstruktion der Turmspitze (Foto: Mätes, Juni 2007, CC-BY-SA-3.0)

    Einmal editiert, zuletzt von Rastrelli (10. Januar 2020 um 21:50)

  • Ich hatte bereits geplant, hier demnächst über den Wiederaufbau der Rathenower Stadtkirche zu informieren. Gestern erreichte mich die traurige Nachricht vom Tod des Schatzmeisters des Förderkreises für den Wiederaufbau der Kirche. Wolfgang Krüger starb nach schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren. Ich möchte dies zum Anlass nehmen, auf die Bedeutung von Fördervereinen und des Engagements Einzelner für den Erhalt und die partielle Rückgewinnung unseres baukulturellen Erbes hinzuweisen. Rathenow ist ja nur ein Beispiel für viele.

    Rathenow, die Sankt-Marien-Andreas-Kirche von Südosten (Foto: Hans G. Oberlack, November 2016, CC-BY-SA-4.0)

    Die St.-Marien-Andreas-Kirche war nach dem Krieg nur notdürftig instand gesetzt worden. Sie blieb weitgehend Ruine. Erst nach der Wende konnte der Wiederaufbau systematisch in Angriff genommen werden. Aus einem hässlichen Entlein wurde ein schöner Schwan unter den Kirchen der Mark Brandenburg. Wesentlichen Anteil daran hat der 1996 gegründete Förderkreis. Dessen "gute Seele" mit einem bewundernswerten Einsatz für die alte Kirche ist - nun schon seit so vielen Jahren - der Arzt Heinz-Walter Knackmuß. Der frühere Chemie-Ingenieur Wolfgang Krüger war seit 2002 Schatzmeister des Förderkreises. Die Lokalzeitung "Märkische Allgemeine" brachte einen schönen Nachruf von Bernd Geske.

    Im Mai 2015 erreichten die über die Jahre verbuchten Einnahmen des Förderkreises die Grenze von einer Million Euro. Das Jahr 2018 war das bislang beste mit Einnahmen in Höhe von 109.000 Euro. Gegenwärtig sind 460.000 Euro auf dem Konto, sodass die letzten Baumaßnahmen wohl bald in Angriff genommen werden können.

    Auf dem Foto oben seht ihr die Kirche im Außenbau bereits vollendet. Der Innenausbau könnte bis 2023 abgeschlossen werden. Über die konkreten Baumaßnahmen und kunsthistorischen Details werde ich hier später noch berichten. Von den 270 Mitgliedern des Förderkreises engagieren sich einige auch im Rahmen der Aktion "Offene Kirche". Dadurch ist es inzwischen möglich, die Kirche an den Wochenenden und an Feiertagen wenigstens eine Stunde (zwischen 14 und 15 Uhr), für die allgemeine Besichtigung zu öffnen. Die Zeiten können sich hin und wieder ändern. Es ist wichtig, dass es überhaupt Besichtigungsmöglichkeiten gibt, denn der ganze Zauber einer alten Kirche offenbart sich erst im Innern, wenn sie einen ganz umfängt.

    Wir können heute die St.-Marien-Andreas-Kirche wieder als das historische Zentrum der Stadt Rathenow erleben. Der Wiederaufbau kann als vorbildlich gelten. Doch ein solches Projekt in der Provinz läuft weitgehend unter dem Radar der großen Öffentlichkeit. Projekte in den Metropolen, große Projekte in "Schwerpunktstädten" ziehen die Aufmerksamkeit der überregionalen Medien und weiter Kreise der Öffentlichkeit auf sich. Es ist daher völlig klar, dass der Rathenower Förderverein keine Spendensummen aquirieren kann, wie sie für die großen Kulturprojekte in den großen Städten zusammenkommen. Zu den konkreten Baumaßnahmen steuert der Förderkreis einen Eigenanteil bei. Verschiedene kirchliche Institutionen geben etwas Geld dazu, in der Regel auch die Stadt. Der größte Teil der Finanzierung erfolgt aber über Fördermittel des Landes und des Bundes. Alle Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg haben die Rathenower Kirche besucht und unterstützt. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat den Wiederaufbau gefördert. Viele Stellen sind am Gelingen eines solchen Projektes beteiligt. Eine entscheidende Rolle kommt aber immer den Handelnden vor Ort zu.

    Herr Krüger ist nun leider von uns gegangen, doch seine Kirche steht und befriedigt unser Bedürfnis nach Dauerhaftigkeit, nach kulturellen Verbindungen über viele Generationen hinweg.

  • Es gibt eine gute Nachricht aus Rathenow. Im Altstadtkern ist ein Neubau fertiggestellt worden, der sich gut einfügt. Im Beitrag oben seht ihr die Sankt-Marien-Andreas-Kirche und links im Bild noch ein altes Haus. Das ist das Pfarrhaus.

    Rathenow, Kirchplatz 12, Pfarrhaus (Foto: Clemensfranz, Juli 2013, CC-BY-SA-3.0)

    Auf dem Foto ist ganz rechts ein Stück vom Kirchturm zu sehen. Links vom Pfarrhaus stand bis in die 1970er Jahre ein altes Haus aus dem 18. Jahrhundert, das dann wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Die Kirche steht auf einer Anhöhe über der Havel. Das ist der Kirchberg. In Blickrichtung des Fotos, also nach Westen, fällt er deutlich zur Havel hin ab. Die beiden Häuser haben an der Rückseite ein Geschoss mehr als zum Kirchplatz. Im Pfarrhaus wurde 1767 Johann Heinrich August Duncker geboren, der 1801 in Rathenow die optische Industrie begründete.

    Kirchplatz 12, Eingang zum Pfarrhaus mit Gedenktafel: "In diesem Hause wurde am 14. Januar 1767 der Prediger Johann Heinrich August Duncker, der Schöpfer der deutschen optischen Industrie, geboren." (Foto: Krank-Hover, Juli 2006, CC-BY-SA-3.0)

    Das Hanggrundstück daneben, Kirchplatz 13, wurde nun bebaut. Anfang August 2019 war die Grundsteinlegung.

    Bericht der Märkischen Allgemeinen dazu

    Die damals anwesende Politprominenz - der Vizepräsident des Landtages, Dieter Dombrowski (CDU), und der Finanzminister des Landes Brandenburg, Christian Görke (Linke) - erklärt sich damit, dass beide aus Rathenow sind.

    Vor den Bauarbeiten fanden Grabungen auf dem Grundstück statt. Sie förderten Keramikreste aus dem 13. Jahrhundert zutage. Rathenow wurde 1216 erstmals urkundlich erwähnt, und der Kirchberg ist der älteste Teil der Stadt. Das älteste Haus Rathenows steht auch hier. Ich stelle es in einem späteren Beitrag noch vor.

    Errichtet wurde das Haus Kirchplatz 13 von der Rampf Bau GmbH, einem Familienunternehmen aus der Kleinstadt Premnitz südlich von Rathenow. Rampf hat schon mehrere gute Bauprojekte verwirklicht. Davon stelle ich später noch was vor. Die Architektin des Neubaus ist Carmen Euen aus Rathenow.

    Der Neubau wurde nun vor wenigen Tagen fertiggestellt. Bericht der Märkischen Allgemeinen

    Hier ein Foto der Fassade zum Kirchplatz (Bildrechte: Jessica Kliem, MAZ). Zum Pfarrhaus rechts besteht eine kleine Lücke. Im Hintergrund links sieht man übrigens ein schönes Wohnhaus mit Fachwerk, das schon vor einigen Jahren saniert wurde. Es liegt auch recht hübsch oberhalb des Stadtkanals. Ich habe den Neubau schon selbst gesehen. Auf dem Foto wirkt er nicht ganz so gut wie in Wirklichkeit. Die Fenster haben Holzrahmen. Die Fassadenfarbe wurde mit der Denkmalpflege abgestimmt. In der Kubatur fügt sich der Neubau gut in das Ensemble am Kirchplatz ein.

    Hier ein Foto von der Rückseite am Hang (Bildrechte: Jessica Kliem, MAZ). Links das Pfarrhaus, dahinter der Kirchturm.

    An der Hanglage wurde eine alte Pflasterung bewahrt (Foto von Jessica Kliem). Auf dem Bild sieht das etwas komisch aus. Der Blick geht direkt auf den Boden, und zwar von oben den Hang hinunter. Die Fläche senkt sich in flachen Stufen ab. Es ist einfach ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit. Die drei Wohnungen in dem Haus sind bereits vermietet.

  • Im Altstadtkern ist ein Neubau fertiggestellt worden, der sich gut einfügt.

    Das ist richtig, und das ist schon etwas erfreuliches. Leider. Denn heute muss man wohl schon über ein solches unspektakuläres Gebäude im Stil eines Mehrfamilienhauses der frühen 1960er Jahre erfreut sein. Und das ist das eigentlich unerfreuliche, wenn man länger darüber nachdenkt.

  • Die umgebenden Altbauten sind ja nun auch eher unspektakulär. Das Pfarrhaus rechts hatte ich schon vorgestellt. Der linke Nachbar des Neubaus Kirchplatz 13 steht etwas weiter von diesem entfernt und im rechten Winkel dazu an der Südseite des Kirchplatzes. Hier ein Foto (Bildrechte: Landkreis Havelland). Die Hausnummer ist Kirchplatz 16. Erbaut wurde dieses schlichte, aber sehr angenehme Gebäude als Lateinschule. Die Sanierung wurde 2005 abgeschlossen. Es gibt dann links davon noch ein weiteres Haus an der Südseite des Kirchplatzes, das im Stil den anderen Häusern ähnelt - weiß, zweigeschossig, schlicht. Beide Häuser sind bewohnt und saniert. Im Haus Kirchplatz 17 wohnt der Pfarrer.

    Man beachte auf dem Foto auch die schöne Pflasterung des Kirchplatzes. Zum Neubau Kirchplatz 13 wäre noch zu sagen, dass die Bauarbeiten aufgrund der Hanglage etwas anspruchsvoller waren als sonst. Das ist weicher sandiger Boden, der ins Rutschen geraten könnte. Eine Spezialfirma hatte deshalb die Gründung des Baues übernommen. Der Neubau soll auch besonders energieeffizient sein. Über die Art der Wärmedämmung konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Die Heizung erfolgt mit einer Brennstoffzelle. Das Dach wurde mit Biberschwänzen gedeckt. Die Fenster waren bei dem Haus, das früher dort stand, natürlich gesprosst. Das wollte man aber aus Komfortgründen nicht übernehmen. Im Innern des Hauses gibt es einige historische Reminiszenzen, etwa beim Fliesenboden in den Küchen oder bei der Gestaltung der Türen. Die Balkongitter sind mit der Denkmalpflege abgestimmt und passen nach Rathenow.

    Der Kirchberg fällt nach Westen und Süden recht steil ab. Nach Norden und Osten senkt er sich hingegen ganz sanft zur übrigen Stadt hin. Hier der Südhang:

    Blick vom Alten Hafen auf den Kirchberg (Foto: Clemensfranz, März 2013, CC-BY-SA-4.0)

    Links die beiden Häuser Nr. 16 und 17 an der Südseite des Kirchplatzes. Das Haus ganz rechts, ein Gründerzeitler, gehört nicht mehr zum Kirchplatz. Es wurde vor ein paar Jahren auch saniert und bekam einen modernen Anbau, der die Freude über die sonst gelungene Sanierung etwas trübt. Die Kirchbergbrücke wurde 2002 fertiggestellt und verbindet den Kirchberg mit dem Altstadtareal am Alten Hafen und an der Bergstraße. Sie ist Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Der im Bild sichtbare Uferabschnitt ist eine öffentliche Grünanlage, die im Anschluss an die Errichtung der Brücke angelegt wurde. Das Haus rechts steht am Beginn einer kleinen Gasse namens Kirchgang. Hier gibt es ein paar pittoreske Fachwerkhäuser.

    Zwei Impressionen: Foto 1. Das ist der Blick den Kirchgang entlang Richtung Kirche. Foto 2. Das ist der Blick in die Gegenrichtung. Im Hintergrund ist schon ein typisches Wohnhaus aus der Zeit um 1960 zu sehen, das zur Bebauung der Hauptstraße gehört. Alle Häuser am Kirchgang sind in gutem Zustand und bewohnt. Darunter sind ganz kleine eingeschossige, traufständige, schlichte Häuser, die schon recht dörflich wirken. Sehr schön finde ich, dass man auf dem Kirchberg historische Laternen aufgestellt hat.

    Das waren Eindrücke von der Südseite des Kirchberges. Die andere Seite folgt im nächsten Beitrag.

  • Wir gehen nun zum Kirchturm zurück und sehen uns die Bebauung rechts vom Pfarrhaus an.

    Das Haus Kirchplatz 11 neben dem Pfarrhaus (Foto: Clemensfranz, Juli 2013, CC-BY-SA-3.0)

    Das kleine gelbe Haus Kirchplatz 11 steht gegenüber vom Kirchturm. Es gehört der Kirche, beherbergt einen Laden und hat nach hinten eine ganz hübsche Terrasse am Hang, die bei schönem Wetter vom Kirchencafé genutzt wird. Das rechts anschließende Haus Nr. 10 ist dann das letzte an der Westseite des Kirchplatzes. Es geht dann nach einer kleinen Lücke ungefähr im rechten Winkel mit der Bebauung der Nordseite des Kirchplatzes weiter.

    Dort steht dieses Doppelhaus (Bildrechte: Rampf Bau GmbH). Die kurze Gasse rechts im Bild ist die Kleine Kirchstraße. Sie führt vom Kirchberg zur Haupstraße hinab. Die hieß früher "Leninallee", was mir immer etwas deplatziert vorkam. Heute haben alle historischen Straßen in der Innenstadt, die in der DDR zu Ehren von Kommunisten umbenannt worden waren, wieder ihre alten Namen. Die Kleine Kirchstraße mündet also wieder in die "Steinstraße". Das Foto zeigt den Zustand vor der denkmalgerechten Sanierung des Eckhauses mit dem Eingang an der Kleinen Kirchstraße. Diese wurde vor einigen Jahren von der Rampf Bau GmbH ausgeführt, also von dem gleichen Unternehmen, das den Neubau Kirchplatz 13 errichtet hat. Das Haus links ist bewohnt und in gutem Zustand.

    Hier das Haus Kleine Kirchstraße 2 nach der Sanierung (Bildrechte hier und für die drei folgenden Aufnahmen: Rampf Bau GmbH). Auf diesem Foto verdient auch das historische Granitpflaster unsere Beachtung. Das nächste Foto zeigt die Fassade an der Kleinen Kirchstraße vom Kirchplatz aus. Und hier der Blick in die andere Richtung. Im Hintergrund sehen wir das kleine gelbe Haus Kirchplatz 11. Abschließend noch eine Innenaufnahme aus dem Erdgeschoss. Die Räume sind alle so schlicht. Man beachte die historischen Fensterteilungen und den Ausblick auf den Kirchplatz. Durch das linke Fenster sieht man die Kirche und im Vordergrund eine moderne Skulptur, durch das rechte Fenster wieder das kleine gelbe Haus Kirchplatz 11.

    Die erwähnte moderne Skulptur sehen wir auf dem folgenden Foto, das vor der Nordseite der Kirche stehend aufgenommen wurde.

    Blick über den nördlichen Teil des Kirchplatzes zu den Häusern Kirchplatz 6 (links) und Kirchplatz 5 (Foto: Escla, September 2015, CC-BY-SA-4.0)

    An der Nordseite der Kirche befindet sich eine kleine Grünanlage, von der wir hier einen Eindruck bekommen. Am linken Bildrand die Kleine Kirchstraße. Die beiden Fachwerkhäuser sind die ältesten Häuser der Stadt.

    Das Haus Kirchplatz 6, links die Kleine Kirchstraße mit Durchblick zur Steinstraße und dem Platz der Jugend

    (Foto: Clemensfranz, Juli 2013, CC-BY-SA-3.0)

    Den letzten in einer Reihe verheerender Stadtbrände erlebte Rathenow im Jahre 1575. Die beiden unmittelbar danach wiederaufgebauten Häuser Kirchplatz 6 und 5 sind deshalb die ältesten Profanbauten der Stadt. Datiert werden beide Häuser auf 1575-1576, wobei Kirchplatz 6 als "das älteste Haus der Stadt" bezeichnet wird und Kirchplatz 5 als "das Brandhaus". Brandhaus deshalb, weil dort Holzbalken mit Brandspuren wiederverwendet wurden. Beide Häuser wurden Mitte der 90er Jahre durch den Architekten Wolfram Bleis restauriert. Kirchplatz 6 ist ein im Havelland ausgesprochen selten anzutreffender Wandständerbau mit Lehmausfachungen und einer tragenden Konstruktion aus vom Boden bis zur Traufe durchgehenden Ständern. Die Innenstruktur dieses Hauses geht auf einen Umbau im frühen 19. Jahrhundert zurück. Erhalten sind zahlreiche Details, darunter Schwarze Küche, alle Innentüren und Fenster (Quelle: Stadterneuerung Altstadt Rathenow, S. 15, Landkreis Havelland, sowie Angaben auf Infotafeln an den Häusern). Das Haus wird von Wolfram Bleis bewohnt. Auf dem Foto oben sehen wir hinter dem Fachwerkhaus einen typischen Rathenower Gründerzeitler. Gründerzeit- und Jugendstilhäuser waren in Rathenow hauptsächlich entlang der Hauptstraße und in Richtung des 1871 eröffneten Bahnhofs der Lehrter Bahn errichtet worden. Dadurch blieben der Kirchberg und der jenseits des Stadtkanals anschließende Altstadtbereich von einer gründerzeitlichen Überformung weitgehend verschont.

    Das Haus Kirchplatz 5 (Foto: Clemensfranz, Juli 2013, CC-BY-SA-3.0)

    Das gelbe Haus Kirchplatz 5 mit den roten Fenstern finde ich besonders niedlich. In der Lücke stand das Haus Kirchplatz 4, das wegen Baufälligkeit abgerissen wurde, ich glaube, in den Neunzigern. Ganz rechts noch im Bild Kirchplatz 3, ein Ziegelbau von 1874 (Angabe von der Infotafel am Haus).

    Hoffentlich hat keiner von euch den roten Hydranten übersehen. Die anschließende Bebauung zeigt das folgende Bild aus der Märkischen Allgemeinen. Auf das weiße Haus Kirchplatz 3 von 1874 folgt der Neubau Kirchplatz 2 mit Klinkerfassade. Dann ein weiterer Neubau mit weißer Putzfassade und Schiebeläden an den Fenstern. Das ist Kirchplatz 1. Mehr Kirchplatz gibt es nicht. Die nächsten Häuser haben die Adresse Freier Hof.

    Kirchplatz 2 und 1 sowie im Hintergrund Freier Hof 5 und 4 (Bildrechte: Henry Mundt). Das Foto stammt aus der Ausgabe des Stadtentwicklungskalenders für 2020. Informationen zu diesem Kalender, der seit vielen Jahren von der Stadtverwaltung herausgegeben wird, bietet ein Artikel in der MAZ. Die beiden Neubauten am Freien Hof sind 2019 fertiggeworden. Im September 2018 berichtete die Märkische Allgemeine kurz vom Baufortschritt.

    Das Foto von Markus Kniebeler zur besseren Betrachtung nochmal als Auskopplung. Zu sehen ist die Straße Freier Hof. Die Rasenfläche im Vordergrund soll auch bald bebaut werden. Die Pläne für das Areal hinter dem Chor der St.-Marien-Andreas-Kirche werden gerade erarbeitet. Ganz links im Bild ein typisches Wohnhaus aus der Zeit um 1960 an der Steinstraße. Dann folgt neben dem Baum das Haus Freier Hof 5, ein für Rathenow typischer Gründerzeitler. Es handelt sich um ein Eckhaus, das jahrelang allein auf weiter Flur stand. Hier befindet sich die Touristinformation. Ganz rechts im Bild das Haus an der Ecke zum Kirchgang. Das ist ein Neubau, der schon seit ein paar Jahren steht. Wie ich oben bereits meldete, gibt es ein paar eingeschossige traufständige Altbauten am Kirchgang. Das neue Wohnhaus passt also gut dorthin. Keine architektonischen Extravaganzen, einfach ein schlichtes gutes Wohnhaus.

    Der Neubau am Freien Hof hat zur Kirche hin zwei verschiedene Fassaden. Es handelt sich aber nur um ein einziges Gebäude, was vor allem am Eingang auf der Rückseite erkennbar wird.

    Das war der Kirchberg. Zur Kirche selbst Näheres in einem späteren Beitrag.

  • Ich hatte die Bebauung auf dem Kirchberg vorgestellt. Rund um die St.-Marien-Andreas-Kirche ist nun noch eine größere unbebaute Fläche frei. Das ist die unmittelbar östlich und südlich an den Chor angrenzende Rasenfläche. Das Areal wird nach Osten von der Straße Freier Hof, nach Süden vom Kirchgang begrenzt. Erfolgt hier eine Bebauung, so sind Gesamtansichten des Chors bzw. der Kirche von Südosten nicht mehr möglich. Da das Gelände aber früher bebaut war und mit der Bebauung wieder mehr nach Altstadt aussieht, soll es wieder bebaut werden. Die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft Rathenow (KWR) hat im Oktober 2018 Pläne für eine Bebauung veröffentlicht. Auf mich macht der Entwurf, der noch weiter angepasst wird, einen recht guten Eindruck.

    KWR, Entwurf eines Bebauungsplans für den Bereich hinter dem Chor der Stadtkirche

  • Rathenow hatte zu DDR-Zeiten kein ordentliches Rathaus. Nach Kriegszerstörungen war die Stadtverwaltung in einem unscheinbaren, etwas abgelegenen Gebäude untergebracht. Heute nutzt die Stadt das 1912 für Nitsche & Günther, einen Großbetrieb der optischen Industrie, errichtete Verwaltungsgebäude. Es liegt im unmittelbaren Zentrum der Stadt an der Berliner Straße unweit des Märkischen Platzes (früher Kulturhausplatz). Zu DDR-Zeiten war Nitsche & GüntherTeil des VEB Rathenower Optische Werke "Hermann Duncker" (ROW).

    Rathenow, Blick vom Kulturhausplatz zum ROW-Hauptgebäude (Ansichtskarte, vor 1980)

    Diese Echt-Foto-Karte war seinerzeit (vielleicht 1966-1975?) viel im Umlauf. Im Vordergrund eine Kriegsbrache, die als schlichte Grünanlage gestaltet war. Das Grundstück wurde erst Ende der 80er Jahre bebaut. Das Wandbild zeigt Erzeugnisse der optischen Industrie aus Rathenow sowie rechts die von ROW gehaltenen Marken. Das Gebäude, ein unscheinbarer Altbau, gehörte aber nicht zu ROW. Das Betriebsgelände lag rechts, auf der anderen Seite der Hauptstraße. Das Hauptgebäude war notdürftig instandgesetzt. Ich kann jetzt nicht sagen, ob es in den späten DDR-Jahren zu dem baulichen Zustand auf dem Foto noch Veränderungen gab. Vielleicht finde ich dazu noch was.

    Nach der Wende übernahm Fielmann die Immobilie, nutzte sie aber nicht selbst. Das Verwaltungsgebäude wurde saniert und von der Stadtverwaltung angemietet. Es sieht heute insbesondere im Dachbereich anders aus als 1912. Ein Teil der Stadtverordneten befand später die Mietkosten für zu hoch und verlangte den Auszug aus dem Gebäude. Dann hätte Rathenow wieder kein ordentliches Rathaus gehabt. Zum Glück konnte sich nach langen Querelen der Bürgermeister durchsetzen. Das Gebäude ist nun dauerhaft als Rathaus gesichert. Welche Regelung man dafür gefunden hat, weiß ich im Moment nicht. Unten ist ein Foto, das den aktuellen Zustand zeigt. Über dem Eingang steht das Wort "Rathaus". In Anbetracht der Bedeutung der optischen Industrie für Rathenow, die Stadt der Optik, passt es gut, dass das Rathaus früher das Hauptgebäude von ROW war.

    Rathenow, Berliner Straße, Rathaus, ehemals Verwaltungsgebäude von Nitsche & Günther, später VEB Rathenower Optische Werke, 1912

    (Foto: onnola, 11. Mai 2015, CC-BY-SA-2.0)

  • Die Sache mit der Nutzung ist schön. Dass man den Giebel und die Säulenabschlüsse bei der Sanierung zerstört hat, gefällt mir hingegen nicht.

  • Das empfinde ich ebenso als einen herben Verlust. Gerade die Skulpturen des Tympanons und auch die Kapitelle der Säulen trugen wesentlich zum schönen Gesamteindruck bei. Jetzt wirkt das leider so spartanisch, ja fast schön ärmlich. Sehr schade.

  • Sankt Marien-Andreas Kirche

    Im Jahr 2010 wurden die 4 Sterngewölbe des Kirchenschiffs rekonstruiert. Im folgenden Link gibt es Informationen zu der phantastischen Leistung.

    https://www.rathenow-kirchen.de/seite/551247/3…B6lbe-2010.html

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    Nun sollen auch die 3 Kreuzgewölbe des Chorraums wiederhergestellt werden.

    In der Märkischen Allgemeinen erschien jetzt ein Zeitungsbericht, dessen Überschrift darauf hindeutet. Leider ist der Text wieder hinter einer Bezahlschranke. Doch vielleicht kann ihn hier jemand lesen, oder hat genauere Informationen zu den Gewölbearbeiten.

    https://www.maz-online.de/lokales/havell…YXENZVYKXM.html

  • Der Artikel in der MAZ behandelt allgemein die Arbeit des Förderkreises. Was wurde erreicht, welche Vorhaben gibt es noch.

    Vom Chor waren nach Kriegszerstörung nur die Außenwände geblieben - und auch die nicht vollständig. Beim Wiederaufbau des Chores in den Jahren 1990 bis 1998 wurden die Mauern ergänzt, die Fenster verglast und eine hölzerne Dachkonstruktion aufgesetzt und mit Ziegeln eingedeckt. Im Innern bietet sich der Anblick eines offenen Dachstuhls ohne Gebälk. Die Dachkonstruktion lastet nur auf den Außenwänden und drückt diese mit der Zeit auseinander. Die schon seit längerem vorgesehene Einwölbung des Chores dient nicht nur der Wiedergewinnung des historischen Raumeindrucks, sondern auch der Verbesserung der statischen Verhältnisse.

    Der Chor ist eigentlich ein Hallenumgangschor mit sechs Binnenpfeilern, von denen derzeit nichts zu sehen ist. Es wird in den nächsten Tagen damit begonnen die Fundamente dieser Pfeiler zu ergraben. Anschließend müssen die Binnenpfeiler wieder aufgemauert werden. Dann kann die Einwölbung beginnen. Die Finanzierung ist wohl - mit Fördermitteln von Bund und Land - soweit gesichert.

  • Offenbar will der Förderverein auch die Innenaustattung der Kirche rekonstruieren, zuerst die Kanzel.

    Zitat


    In einer Vereinbarung mit der Sankt-Marien Andreas-Gemeinde hat der Förderkreis ein Positionspapier verabschiedet, dass die Kirche so aufgebaut werden soll, wie sie vor der Zerstörung im Jahr 1945 gewesen ist. Das bedeutet auch den Wiederaufbau der Kanzel nach den Vorlagen von Johann Vorberg (...)

    Am 13.10.2022 besuchten Dr. Heinz-Walter Knackmuß (Vorsitzender des Förderkreises) und Heidi Maria Binder (Schatzmeisterin des Förderkreises) die Tischlerei und Fachwerkstatt für Denkmalpflege in Bad Belzig, Verlorenwasser Nr 16. Jörg Spatzier ist Tischlermeister und Restaurator im Tischlerhandwerk. Er hatte einen Kostenvoranschlag für die Nachschnitzung der barocken Kanzel gemacht. Jörg Spatzier und sein Bruder Dirk Spatzier haben sich mit ihren 23 Mitarbeitern auf die Restaurierung und Neuanfertigung von Holzdenkmalen spezialisiert. Sie haben ihre kleine Werkstatt in Wiesenburg /Mark in ein neues Gewerbegebiet in Verlorenwasser verlegt und arbeiten mit vielen Fachexperten zusammen. Jörg Spatzier zeigte uns die neue Werkstatt und die CNC-Fräse, die sehr genaue Arbeitsvorgänge ermöglicht. . Die Tischlerei baut jetzt gerade die großen gotischen Fenster für den Turm der Garnisonskirche in Potsdam mit Spezialglas. Der Besuch dort hat uns gezeigt, dass das der richtige Betrieb ist für die Nachschnitzung. Er arbeitet ganz eng mit dem Denkmalschutz zusammen, der bisher dem Vorhaben nicht zugestimmt hat. Der Förderkreis hat für das Projekt bisher 18.200,00 € gesammelt. Der Kostenvoranschlag beläuft sich für die Nachschnitzung der barocken Kanzel in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche auf 1.090.000,00 €.

    Quelle: Beitrag

    Es fehlt noch sehr viel Geld, aber zumindest ist die Rekonstruktion geplant.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Offenbar will der Förderverein auch die Innenaustattung der Kirche rekonstruieren, zuerst die Kanzel.

    Manchmal ist es erstaunlich, was man gerade in der Provinz auf die Beine stellt bzw. welche weitreichenden Pläne man schmiedet. Ich kenne Rathenow und natürlich auch die dortige Kirche. Weder Kirche noch Stadt sind aus kunsthistorischer Sicht ein wichtiges Zentrum gewesen. Umso höher ist diese Initiative anzurechnen. Weiter so! Vielleicht kann man sich andernorts daran ein Vorbild nehmen.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen