• Kein Guben-Motiv, aber es passt so schön hierher:

    Usedom, die deutsch-polnische Grenze an der Ostseeküste (Foto: Andreas Vogel, Mai 2016, CC-BY-SA-4.0)

    Da stehen sich zwei gegenüber. Zwischen ihnen ist ein Weg. Ein schöner Weg. Man müsste ihn nur einfach gehen. Dies ist mein Weg. Das Tor zur Zukunft:

    Usedom, die deutsch-polnische Grenze zwischen Ahlbeck und Świnoujście (Swinemünde) (Foto: Löwe 48, März 2014, CC-BY-SA-3.0)

    Doch kehren wir nun zurück nach Guben und Gubin!

    Das Denkmal für "den großen Sohn der Stadt" - Wilhelm Pieck:

    Guben, Wilhelm-Pieck-Denkmal in der Klaus-Herrmann-Straße (Foto: Lutki, März 2014, CC-BY-SA-3.0)

    Das Denkmal wurde zum 100. Geburtstag Wilhelm Piecks im Jahre 1976 errichtet. Geboren wurde Pieck auf dem rechten Ufer der Neiße, aber da konnte die DDR ihr Denkmal nicht errichten. Es wurde inzwischen saniert. Das recht eindrucksvolle Zeugnis sozialistischer Monumentalkunst war in der DDR überregional kaum bekannt.

    Etwas bescheidener, dafür aber am richtigen Ort, der Gedenkstein für "die große Tochter der Stadt" - Corona Schröter:

    Gubin, Gedenkstein für Corona Schröter, ehemals Klosterstraße 12, heute östlich des Grenzübergangs (Foto: Assenmacher, Juli 2013, CC-BY-SA-3.0)

    Corona Schröter (1751-1802) war eine gefeierte Sopranistin, Schauspielerin und Komponistin. Sie wirkte hauptsächlich am weimarischen Hof und war mit Goethe befreundet. Der Gedenkstein wurde im Jahre 2012 gesetzt.

    Auch am richtigen Ort, der Gedenkstein für die Synagoge:

    Gubin, Gedenkstein am Ort der Synagoge, ehemals Kastanienpromenade, heute ul. Dąbrowskiego (Foto: Assenmacher, Juli 2013, CC-BY-SA-3.0)

    Die Gubener Synagoge bestand seit 1878. Am 9. November 1938 wurde sie zerstört. Der Gedenkstein wurde am 9. November 1998 eingeweiht.

    Kein Gubener, sondern "zugezogen" - Adam Mickiewicz:

    Gubin, Gedenkstein für Adam Mickiewicz im gleichnamigen Park (Foto: Assenmacher, Juli 2013, CC-BY-SA-3.0)

    Die Gedenktafel wurde zum 100. Todestag des polnischen Nationaldichters im Jahre 1955 angebracht, gewidmet von den Einwohnern des Kreises Gubin. Der Stein ist älter und erinnerte ursprünglich an Adolph Jackeschky, der die Verschönerung dieses Geländes in den Jahren ab 1870 angeregt hatte. Solche Umwidmungen hat es in den polnisch gewordenen Gebieten recht oft gegeben, auch schon in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Die beliebtesten neuen Helden waren Adam Mickiewicz und Tadeusz Kościuszko.

    Man kann sich denken, dass die deutschen Gubener auf ihre Corona Schröter ziemlich stolz waren. Im Jahre 1905 errichteten sie ihr auf der Theaterinsel ein Denkmal, das in Resten noch vorhanden ist.

    Gubin, Theaterinsel, Denkmal für Corona Schröter von 1905 (Foto: Kerim44, 2003, CC-BY-SA-4.0)

    Das Denkmal wurde vor dem Theater aufgestellt. Auf der erhaltenen Säule aus rotem schwedischem Granit stand eine Bronzebüste der Künstlerin. Die ursprüngliche Sockelinschrift "Corona Schröter 1751-1802" ist noch vorhanden. Das 1874 errichtete Theater wurde in den Nachkriegswirren zerstört. Die erhaltenen Säulenfragmente wurden im Jahre 2010 auf dem rekonstruierten Unterbau recht dekorativ platziert.

    Gubin, Theaterinsel, Reste des Theaters, hinter der mittleren Bogenöffnung das Corona-Schröter-Denkmal (Foto: A. Savin, August 2013, FAL)

    Die Verschönerung der Theaterinsel ist ein mit EU-Mitteln gefördertes Gemeinschaftsprojekt der Europastadt. Auf der Theaterinsel befindet sich auch der "Goldene Fisch" des Holzbildhauers Julian Zapłatyński, den ich euch in einem Bildbeitrag weiter oben bereits gezeigt habe. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, welche Bewandnis es mit dieser Holzplastik hatte. Ich nahm eine Inspiration durch ein Märchen an. Nun aber kann ich euch mitteilen, dass der Künstler sich durch einen märchenhaften Goldschatz anregen ließ - den Goldschatz von Vettersfelde.

    Berlin, Altes Museum, der Goldene Fisch aus dem Schatzfund von Vettersfelde (Foto: Natyss, Public Domain)

    Der Schatz wurde 1882 auf einem Acker zwischen den Dörfern Vettersfelde (Witaszkowo) und Kaaso (Kozów) gefunden, die heute zur Landgemeinde Gubin gehören. Teile des Schatzes befinden sich auf der Berliner Museumsinsel. Einige Teile waren aber auch einstmals in Guben ausgestellt und sind heute verschollen. Polnische Archäologen suchten nach 1945 lange nach dem genauen Fundort. Doch erst 2001 gelang es durch internationale Kooperation die Fundstelle zu ermitteln. Grabungen an der Stelle führten dann zu neuen Erkenntnissen. Der Goldschatz ist skythischer Herkunft und stammt aus der Zeit um 500 v. Chr.

    Vom Fisch zum Karpfen ist es nicht weit. Als letztes will ich euch den Brunnen "Der Karpfenjunge" vorstellen, der sich in dem bereits erwähnten Adam-Mickiewicz-Park befindet.

    Gubin, Karpfenjungen-Brunnen im Mickiewicz-Park (Foto: Assenmacher, Juli 2013, CC-BY-SA-3.0)

    Die Karpfenköpfe sind noch da, aber der Junge ist verschwunden, auch er wohl ein Opfer der Nachkriegswirren. An seiner statt krönt nun den Sockel eine Kugel. Ich finde, dass es so auch recht gut aussieht. Die ursprüngliche Brunnengestaltung wurde bereits 1791 von dem Berliner Bildhauer Meltzer geschaffen.

  • Lieber Villa1895,

    haben Sie herzlichen Dank für Ihren großartigen Beitrag auf dem Themenstrang 'Starzeddel' (von dessen Existenz ich bisher nichts wußte, sonst hätte ich meine Fragen direkt dort gestellt ). Auf Ihren reichhaltigen Informationen läßt sich jedenfalls wunderbar aufbauen !

  • Das Denkmal wurde vor dem Theater aufgestellt. Auf der erhaltenen Säule aus rotem schwedischem Granit stand eine Bronzebüste der Künstlerin. Die ursprüngliche Sockelinschrift "Corona Schröter 1751-1802" ist noch vorhanden.

    Es gibt wohl Bestrebungen, dass Denkmal komplett zu rekonstruieren.
    https://touristinformation-guben.de/de/Veranstaltu…1153/index.html
    (Ist allerdings schon ein paar Jahre alt. Vielleicht sollten Leute aus der Gegend Guben mal nachfragen und die Werbetrommel rühren.)

  • Schenkendorf und Markersdorf

    Zwar bin ich mir nicht ganz sicher, ob das hier jetzt der richtige Strang ist, in dem ich schreibe, da es mir um zwei Dörfer im heute polnischen Ostteil des ehemaligen Kreises Guben geht, aber ich versuche es trotzdem einmal hier:

    Lieber Villa1895,

    verfügen Sie eventuell über Bildmaterial aus Schenkendorf (Sekowice) - insbesondere zur Johanniterkirche - und Markersdorf (Markosice) ?

  • Lieber Pagentorn,

    leider kann ich derzeit nicht mit Bildern zu den von Ihnen genannten Ortschaften dienen. Sollte ich aber doch noch auf Fotos von Schenkendorf (Sekowice) und Markersdorf (Markosice) stoßen oder vielleicht selbst welche aufnehmen, werde ich mich bei Ihnen melden und auch diese Bilder einstellen.

    Haben Sie den neulich von mir eingestellten Beitrag zu Sagan/Żagań angesehen? Vielleicht ist das für Sie auch interessant.

  • Lieber Villa1895,

    vielen herzlichen Dank für Ihre blitzschnelle Antwort !

    Ich würde mich dann bei Gelegenheit auf von Ihnen selbst aufgenommene Fotos freuen, da das was im Netz kursiert nicht so ganz zufriedenstellend ist.

    Den Beitrag zu Sagan werde ich mir am Wochenende in Ruhe ansehen und freue mich schon darauf !

    Beste Grüße an die Neiße !

  • Schenkendorf (Sękowice) und Markersdorf (Markosice) sind zwei kleine Dörfer, die zur Landgemeinde Gubin gehören. Viel los ist dort nicht gerade. So avancieren Ortsschild und Straße schon zur Sehenswürdigkeit.

    Sękowice (Schenkendorf), Landgemeinde Gubin, Ortseingangsschild (Foto: Jurek281, September 2012, CC-BY-SA-3.0)

    Einziges unter Denkmalschutz stehendes Bauwerk ist die Schenkendorfer Kirche.

    Schenkendorf, die Kirche von Süden (Foto: Jurek281, September 2012, CC-BY-SA-3.0)

    Diese wird immerhin zu den interessantesten Fachwerkbauten der Wojewodschaft Lebus gezählt. Es handelt sich um einen Zentralbau auf oktogonalem Grundriss. Im Süden wurde eine rechteckige Vorhalle angebaut, neben der sich ein Aufgang zu den im Innern umlaufenden Emporen befindet. Im Osten schließt an das Oktogon eine Sakristei auf rechteckigem Grundriss an. Die Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut und ersetzte einen im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Vorgängerbau. Im 18. Jahrhundert wurde ein freistehender Glockenturm errichtet, der um 1990 herum (vermutlich wegen Baufälligkeit) abgetragen wurde. Die Kirche besitzt eine historische Ausstattung. Zu erwähnen sind Renaissance-Epitaphien sowie ein Altar und ein Taufstein, die aus der Erbauungszeit der Kirche stammen. Die Kirche war ursprünglich evangelisch. Seit Februar 1946 ist sie eine katholische Filialkirche und der Heiligen Familie geweiht (kościół pw. Świętej Rodziny). Die Kirche wurde in den Jahren 2007 bis 2015 umfassend restauriert und dadurch vor dem Verfall gerettet. Die Arbeiten im Innern sind wohl noch nicht ganz abgeschlossen. Die Restaurierung wurde (zu einem kleinen Teil) von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz mit Sitz in Görlitz sowie mit Mitteln der deutschen Kulturstaatsministerin gefördert. Die zuständige Pfarrkirche ist St. Trinitatis in Gubin.

    Gubin, Trinitatiskirche (Foto: A. Savin, August 2013, FAL)

    Die Angaben zur Schenkendorfer Kirche habe ich zum Teil von der polnischen Denkmalpflege übernommen. Ausführliche Informationen in deutscher Sprache sowie eine Bilderstrecke mit vielen Innenansichten bietet die Deutsch-Polnische Stiftung. Die Schenkendorfer Kirche ist eng mit der Dorfkirche in Garz an der Havel verwandt, die ich hier deshalb auch noch zeigen will, obwohl sie weit weg von Guben liegt. Garz ist ein Ortsteil von Havelberg und gehört damit zu Sachsen-Anhalt.

    Havelberg, Ortsteil Garz, Dorfkirche von Westen (Foto: SybilKaesedick, September 2018, CC-BY-SA-4.0)

    Die Garzer Kirche ist ebenfalls ein oktogonaler Zentralbau mit angefügter Vorhalle und entstand etwa zur gleichen Zeit wie die Schenkendorfer Kirche.

    Havelberg, Ortsteil Garz, Dorfkirche von Süden (Foto: Angel-marie, August 2016, CC-BY-SA-4.0)

    Als öffentliches Gebäude wäre im heutigen Schenkendorf noch dieses Dorfklubhaus zu erwähnen:

    Schenkendorf (Sękowice), Landgemeinde Gubin, Dorfklubhaus (Świetlica wiejska) (Foto: Jurek281, September 2012, CC-BY-SA-3.0)

    Von seiner Architektur her könnte es auch im Land Brandenburg stehen.

    In Markersdorf (Markosice) gibt es ein altes Kreuz aus Granit, das - wohl fälschlicherweise - als mittelalterliches Sühnekreuz gedeutet wurde. Das Dorf liegt direkt an der Neiße und hat seit zehn Jahren wieder eine Brücke nach Groß Gastrose, Gemeinde Schenkendöbern, Landkreis Spree-Neiße.

  • Wunderbar ! Ganz herzlichen und vielen Dank, Rastrelli, für die schönen Aufnahmen. :applaus:

    Mein Interesse rührt daher, daß in grauer Vorzeit (18. Jhd.) ein Ahnherr in Schenkendorf Pastor war...

  • Lieber Pagentorn,

    unser lieber Rastrelli war viel schneller als ich und hat, so denke ich, alles geradezu mustergültig erklärt und schöne Bilder beigefügt. Zwar meine ich gelesen und ein Foto dazu gesehen zu haben, wonach es in Schenkendorf noch eine Burgruine geben solle, die hauptsächlich aus dem Turmstumpf bestehe. Doch konnte ich trotz intensiver Suche das Buch leider nicht mehr finden. Möglicherweise verwechsle ich das aber auch mit einem anderen Ort.

    Jedenfalls gehörte der Ort Schenkendorf den Johannitern von Sonnenburg von 1523 (?) bis 1811. Ihr Ahnherr könnte demnach zu Schenkendorf Pastor unter den Johannitern gewesen sein.

  • Am 30.05.2019 waren wir in Guben und haben aus dem auf der Westseite der Neiße gelegenen deutschen Guben einige Fotos mitgebracht. Alles in allem wirkt die Stadt sehr perforiert, aber dennoch gepflegt:



    Lt. der Inschrift handelte es sich um das einstige Restaurant und Hotel "Hohenzollern":




    Hier die sog. "KLosterkirche", der heutige Bau stammt m. E. jedoch erst aus der Gründerzeit:



    Links das Amtsgericht (Rückseite), rechts die Klosterkirche:


    Dieses malerische Jugendstilhaus war ursprünglich das Torhaus zu einer leider, vermutlich im II. Weltkrieg zerstörten Villa:


    Es haben noch etliche Häuser aus der Gründerzeit und dem Jugendstil die Zeitläufte überstanden:


    Eine prachtvolle Villa aus dem Jugendstil, kurz nach 1900 errichtet:

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (4. Juni 2019 um 23:14)



  • Eine kleine Kirche, eine malerischer Baugruppe, um 1900 erbaut:


    Diese Jugendstilvilla haben wir vorhin schon von Osten gesehen, nun hier von Süden. Die Sonne lachte nicht nur vom Himmel, sondern auch vom Stuck im Giebel:


    Besagte Villa zusammen mit dem benachbarten Kirchlein:



    Einstige Fabrikgebäude:


    Eine kleine Villa um 1860:



    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (4. Juni 2019 um 23:12)

  • An einem Haus entdeckte ich das Gubener Stadtwappen in einer sehr schönen Ausführung in Neorenaissance, entstanden um 1880.




    Das Hauptportal des Amtsgerichts:




    Eine ehedem hochherrschaftliche spätklassizistische Villa um 1860:


    Ruinen eines Fabrikgebäudes in einem Park nahe der Neiße:


    Eine leer stehende ehemalige Fabrikantenvilla:



    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (11. Juni 2019 um 23:01)

  • Blick über den Zaun zu einer Villa, die ihren Schmuck, mit Ausnahme dieser Loggia und dem kunstvoll geschmiedeten Zaun, leider weit gehend verloren hat. Links erkennt man die Wangen einer Treppe, welche zum Garten hinab führt:



    Ein unlängst renoviertes Jugendstilhaus:


    Eine leider Gottes leer stehende und verwahrloste Villa aus der Zeit des Jugendstil. Das Dach scheint allerdings neu gedeckt worden zu sein:


    Hier wird offenbar, wie sehr der Zerfall voranschreitet:



    Hier ist deutlich zu sehen, wie die aufsteigende Feuchtigkeit bereits das Mauerwerk des Erdgeschosses schädigt:


    Ein leer stehendes Mehrfamilienhaus von 1899, dessen Fenster mit Metallplatten verschlossen sind:


    Ein Blick über den Park hinüber zur Ruine der einstigen Stadtkirche von Guben im heutige polnischen Gubin. Der Kirchturm wurde vor nicht all zu langer Zeit rekonstruiert und der Turmhelm entsprechend dem Originalzustand vor der Zerstörung wieder hergestellt:



    Blick zur Neißebrücke, am linken Ufer liegt das polnische Gubin, am rechten Ufer liegt das deutsche Guben:

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (11. Juni 2019 um 23:00)

  • Lieber Villa1895,

    Ihr folgendes Foto von der Häuserzeile in der Frankfurter Straße hat mich sehr berührt !

    Denn es zeigt - am linken Rand angeschnitten - die Westseite der Hausnummer 44.

    Hier ein weiteres Bild, welches - ebenfalls angeschnitten - die Ostseite desselben Hauses enthält:

    In diesem Gebäude war seit jeher ein Optiker ansässig und an diesem Zustand hat sich bis in die Gegenwart nichts geändert.
    In den 30er und 40er Jahren war es die Firma Berenstecher, die hier optische Produkte vertrieb - und eigenartiger Weise auch Thermometer.

    Ein solches Thermometer ging nachweislich Anfang Februar 1945 auf Reisen in Richtung Westen, um kehrte bisher nie wieder an seinen Entstehungsort zurück. Nach Stationen an der Trave (in den Mauern der 'Königin der Hanse') befindet es sich seit den späten 60er Jahren nun an der Weser in Bremen - als wohl bewahrtes Relikt und eines der ganz wenigen Teile, welche vom Hausstand seinerzeit mit auf die Flucht genommen werden konnten...
    Insofern mag Ihnen meine Bewegung, beim Betrachten Ihres Fotos verständlich werden.

    Blick in die Frankfurter Straße nach Osten (im Hintergrund die Stadtkirche in der Altstadt). Die Hausnummer 44 liegt rechts außerhalb des Bildbereichs.

    Bild aus der Nachkriegszeit, welches die Nr. 44 und seine unmittelbaren drei Nachbarn als 'Traditionsinsel' innerhalb einer weiträumig zerstörten Südseite der Frankfurter Straße zeigt.


    Das Thermometer von Berenstecher:


  • Lieber Pagentorn,

    es ist für mich menschlich nachvollziehbar und völlig verständlich, dass dich dieses Foto innerlich sehr bewegt hat, mit dem Haus Frankfurter Str. 44 in Guben, welches angeschnitten zu sehen war. Denn wenn das eigene Leben oder die Geschichte der Familie bzw. Vorfahren berührt werden, dann bewegt dies jeden Menschen naturgemäß in weitaus größerem Maße, als wenn es sich um außenstehende Personen und deren Geschichte handelt.

  • Am 30.05.2019 besuchten wir auch das östlich der Lausitzer Neiße gelegene Gubin,den heute polnischen Teil der Stadt Guben. Dabei sind einige Fotos entstanden, welche ich euch nicht vorenthalten möchte.

    Hier das Denkmal der berühmten Künstlerin, Sängerin und Schauspielerin Corona Schröter, die einem Schönen Stern gleich, zu Guben geboren, das Weimar der Goethezeit be- und verzaubert hatte und weit weit darüber hinaus sehr berühmt war. Es steht auf der Theaterinsel inmitten der Neiße. Wie unser lieber Rastrelli bereits ausgeführt hatte, sollte die Bronzebüste, die bei Kriegsende verschwunden und inzwischen wohl längst eingeschmolzen worden sein dürfte, zunächst durch Spenden finanziert, (entsprechend dem Original) neu geschaffen werden. Vermutlich war dies aber nicht zu erreichen. Die Lösung, die man nun gefunden hat, fanden wir sehr gut. Es wurden im Sockel der des alten Säulenschafts, welche dereinst die Büste von Corona Schröter getragen hatte, deren Bildnis eingemeißelt oder eingeschliffen und sowohl in deutscher und in polnischer Sprache eine Würdigung der großen Künstlerin angebracht. Diese Lösung hat überdies den Vorteil, dass diese Inschrift jedenfalls nicht von Metalldieben gestohlen werden kann, was man bei einer Neuanfertigung der Bronzebüste immer hätte befürchten müssen:





    Es folgen nun, nachdem wir die Theaterinsel über einen Steg nach Osten verlassen haben, einige Aufnahmen, vornehmlich von Villen aus der Gründerzeit und dem Jugendstil. Diese Villen haben uns sehr begeistert, auch wenn manches noch sehr der Renovierung bedürftig ist, so sind doch auch viele Erhaltungarbeiten nicht zu übersehen. Leider hat man sich oft für Kunststofffenster entschieden. Vermutlich fehlt halt das Geld für Holzfenster, was aber auch in Brandenburg aus den nämlichen Gründen oft anzutreffen ist:




  • Dieses große Verwaltungsgebäude der Gründerzeit (wohl um 1900 errichtet), dürfte heute vielleicht der Sitz des Gemeinderats sein, oder als Rathaus dienen. Denkbar wäre es, dass das große Haus einst als Landratsamt des Kreises Guben erbaut worden war. Im Giebelfeld über dem Haupteingang wurde ein Relief abgeschlagen. Vielleicht war dort ursprünglich der preußische Adler oder derjenige der Provinz Brandenburg, zu der Guben ja gehört hatte:



    Hier das Hauptportal:


    Da die Haustüre offen stand, waren wir so frei, einen Blick ins Treppenhaus und in eine Halle zu werfen:







  • @Villa1895
    Toll, dass du dich da reingetraut hast! Solche stimmungsvollen Ansichten aus alten Treppenhäusern bekommt man selten zu sehen. Ich erlaube mir noch, eine Außenansicht zu ergänzen, weil sie an dieser Stelle so gut passt.

    Gubin, Rathaus, ulica Piastowska 24 (Foto: Jurek281, September 2012, CC-BY-SA-3.0)

    Deine Deutung des Gebäudes ist richtig. Auf den roten Schildern über dem Portal steht "Stadtverwaltung" und "Stadtrat". Über ihnen ist das Staatswappen, der silberne Adler, angebracht. Bei deutschen Verwaltungsgebäuden unterer Ebenen finden wir das nicht, aber in Polen ist es so üblich. Vom polnischen Denkmalschutz kann ich noch ergänzen: Das Haus war ursprünglich Sitz der Kreisverwaltung. Es wurde 1894 und 1899-1908 erbaut. Es sieht so aus, als ob links der ältere Teil ist und der rechte Abschnitt aus der späteren Erweiterung stammt. Seit 1977 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

  • Im Nachgang zu dem Verwaltungsgebäude, das heute als Rathaus und Sitz des Stadtrates dient noch dieses Bild, das die originale Laterne aus der Erbauungszeit über dem Hauptportal zeigt:



    Gegenüber steht diese gründerzeitliche Villa:


    Hier ein gründerzeitliches Wohn- und Geschäftshaus:


    Hier die Seitenansicht des bereits vorgestellten Verwaltungsgebäudes (die hell ausgebesserten Stellen des Mauerwerks sind die Stellen, an denen Einschusslöcher aus dem II. Weltkrieg waren):


    Sehr interesssant und auch schön finde ich diese Schule, von der ich annehme, dass sie in der Zeit zwischen 1900 und 1914 erbaut wurde:


    Besonders der Eingangsbreich mit den Reliefs der Kinder sind sehr bemerkenswert und schön:



    Eine alte Villa der Gründerzeit:

  • Ein Nachbarhaus des bereits vorgestellten Verwaltungsgebäudes ist diese Doppelhausvilla aus dem Jugendstil, das noch etliche Stuckaturen an der Fassade aufweist, einige sind allerdings schon nicht mehr vorhanden:


    Hier der Zustand des Balkons in 1. Obergeschoss. Hier sollten Maßnahmen zur Erhaltung der Reliefs ergriffen werden:



    Diese hübsche Villa im sog. "Landhausstil" der Jahre vor dem I. Weltkrieg wünscht man auch eine baldige und fachgerechte Renovierung. Schade, dass man sich bei dem Austausch der Fenster für Kunststofffenster entschieden hat:


    Sehr hübsch dieses schmiedeeiserne Gitter vor dem Fensterchen und darüber das Relief mit dem Flöte spielenden Knaben und dem Vogel, darüber noch das Wetterdach:


    Die Brüstung des Balkons harrt auf baldige und rettende Renovierung:


    Die Seitenfront der vorhin gezeigten Doppelhausvilla spricht für sich:


    Eine Villa im Stil des Neobarock:


    Gegenüber steht diese Villa, bei der ich mir nicht sicher bin, ob es sich um eine Doppelvilla handelt (der verschiedenfarbige Verputz könnte darauf hinweisen):


    Unter dem Erker ist noch ein Spruchband zu erkennen.Der Schriftzug war in 2 Zeilen angebracht. Ein E und wohl ein A sind noch zu erkennen. Vielleicht würde man heute einen Schriftzug in deutscher Sprache dulden, aber direkt nach dem Krieg und in den ersten Jahren danach ....