• Das Bolfrashaus ist wahrlich ein Traum geworden und wird hoffentlich in wenigen Jahren einen bedeutenden Status für die Stadt innehaben. FFO liegt nicht unbedingt an den Kreuzungswegen des Massentourismus und man muß daher wohl die Stadt auch vielleicht unter dem Aspekt sehen, daß sie nicht so privilegiert ist, wie andere. Umso wichtiger sind solche kleinen Schritte wie jetzt das Bolfrashaus. Einer Entdeckung harren noch die gewaltigen Gründerzeitviertel etwas abseits vom Zentrum. Auch wenn man um die Umgebung des Marktes herum mehr als wünschen würde, daß teilweise auf freien Parzellen etwas passieren würde, sprich weiter rekonstruiert wird, ist das wohl eher eine schöne Hoffnung für die Zukunft. Eine Berichterstattung aus dieser Stadt wäre generell zu wünschen.

  • Ich hätte mal eine Frage zur Marienkirche: soll eigentlich das restliche Gewölbe der Kirche auch wiederhergestellt werden? 2004 hat man ja nur den Chor wiedereingewölbt und farblich gefasst, der Rest hingegen wirkt noch etwas unvollkommen, da das Gewölbe fehlt und man den Dachstuhl sehen kann..weiß jemand mehr?

    Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. J.W.v.Goethe

  • M.E. wurde in diesem Thread noch nicht über die Sanierung des Wappenhauses in der Karl-Sobkowski-Straße berichtet. Ein sehr interessantes Projekt, denn es wird nicht nur das sog. Wappenhaus saniert, sondern das gesamte Kießlingviertel aus den 20er Jahren. Das Wappenhaus hat seinen Namen von Wappen einiger Städte der ehem. West- und Ostgebiete, die im Zuge des Versailler Vertrages nach dem Ersten Weltkrieg abgetreten werden mussten. Es wurde 1922-23 vom uns schon bekannten Architekten Martin Kießling (Kießlinghaus) für Eisenbahner errichtet. Kurz zuvor war die Reichseisenbahndirektion von Posen nach Frankfurt verlegt worden. Im Krieg wurde ein Flügel des Wappenhauses zerstört wie auch andere Teile des Viertels. Zu DDR-Zeiten sollten die Wappen entfernt werden, aber man belegte sie glücklicherweise nur mit einer dünnen Schicht Putz. Jetzt wurde der fehlende Gebäudeteil originalgetreu wiedererrichtet und die Wappen freigelegt. Das restliche Viertel wird Stück für Stück saniert..so wird ein interessantes Kapitel Zeitgeschichte wieder erlebbar, ein sehr lobenswertes Projekt :daumenoben: Hier noch zwei Berichte aus der Märkischen Oderzeitung mit Bildern http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1289824?res=1 und http://www.moz.de/details/dg/0/1/1370664/?res=1 Ich hoffe, Ihr könnt sie lesen ..für mich sind sie gesperrt, weil ich zehn Artikel gelesen haben, wenn nicht ..dann habe ich hier noch Bilder ohne Artikel: 30er Jahre http://lemmy-ffo.de/assets/images/…e_4_um_1930.jpg Vor der Sanierung und Teilrekonstruktion: http://www.moz.de/fileadmin/_pro…_81ef74d38a.jpg Und nach der Sanierung: http://www.moz.de/fileadmin/_pro…_a7eb7439bf.jpg

    Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. J.W.v.Goethe

    Einmal editiert, zuletzt von Georg der Welfe (14. August 2015 um 13:44)

  • Es sieht sehr schlecht aus für das sog. Kießlinghaus in der Leipziger Straße.

    Nach insolvenz- und erbrechtlichen Kapriolen ist nunmehr das Land Hessen Eigentümer des belasteten Grundstücks geworden. Die Maus beißt aber keinen Faden dahingehend ab, dass die zuständigen Denkmalschutzbehörden hier deutlich eher eingreifen hätten müssen. Längst war doch keine andere Erkenntnis zu gewinnen, als dass gehandelt werden muss, um ein eingetragenes Baudenkmal vor dem Untergang zu bewahren?

    Diese Sicherungsmaßnahmen dürften noch ein wenig Zeit bringen, aber was kommt dann?

    Neue Chance fürs Kießlinghaus - Märkische Oderzeitung

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Kleistmuseum in der Alten Garnisonsschule und im angeschlossen Neubau.

    Über die Bischofstraße die Annäherung an das Bolfrashaus am Marktplatz.

    Welch eine Freude! cclap:)

    Rekonstruktionen kriegszerstörter Bauten sind etwas Großartiges!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Täusche ich mich, oder wurde hier von der Forums-Polizei gerade wieder wortlos ein Beitrag gelöscht?

    Diesen Anbau/Neubau am Kleistmuseum habe ich schon hundertfach in ganz ähnlicher Form gesehen. Die Bauten unterscheiden sich nur in der Größe, der Anordnung der Schlitzfenster und dem Farbton des Fassadenmaterials. In 5 Minuten am Computer entworfen. Zum Beispiel das Archäologische Zentrum Berlin .

    Das Bolfrashaus ist sehr schön. Besser würde es mir in so ziemlich jeder Farbe, ausser Weiss gefallen. Das wirkt auf mich immer wie eine fette Wärmedämmung.

  • Obwohl ihm eindeutig beizupflichten war, diesem deinem Beitrag. Der Anbau des Kleisthauses ist wirklich bescheiden eingerichtet.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was ist denn das für eine babyblaues Haus mit Sandsteinecktürmchen? Ist das eine Reko?

    Die Fassade sieht aus wie WDVS, die Fledermausgauben eigenartig verzogen. Wenn man die Wand farblich fässt, warum dann nicht auch das Ecktürmchen?

  • Was ist denn das für eine babyblaues Haus mit Sandsteinecktürmchen? Ist das eine Reko?


    Daß Frankfurt sein Bolfrashaus wieder erhält, wurde hier aber durchaus schon öfter angesprochen. Die Reko besteht im Mauerwerk aus Ziegeln, ist handwerklich auch sehr sorgfältig geleistet worden und ist frei von Fassadendämmung. Daß die Schönheit natursichtigen Sandsteins durch einen blauen Anstrich zerstört werden soll, dürfte heute auch nicht mehr allgemein anerkannt werden.

  • Es geht ja nun wirklich nicht um den herrschenden Farbgeschmack oder die z. Zt. praktizierte Umgangsform mit Sandstein, sondern darum wie es war. Langhans z.B. hatte das Berliner Brandenburger Tor kalkweiss streichen lassen, damit es dem gewünschtem Marmor ähnlicher kommt. Die "Schönheit" von sichtbarem Sandstein ist idR ein Kind des 19. Jahrhunderts. Die Welt war vorher bunter.

    Aber hier gibt es doch sicher wissenschaftliche Untersuchungen, ggf. Befundungen von Trümmern, Farbfotos oder/und farbige Darstellungen von vor 1945. Wie sah das Bolfrashaus denn aus, in Putz und Erker? So jedenfalls passt eines nicht zum anderen.

    Ein schneller Blick ins Archiv:

    Unsere Vorfahren scheinen die Schönheit des rauen Sandsteines mißachtet zu haben, zumindest in der Restaurierung von 1924. Und ist nicht die letzte Fassung vor der Zerstörung immer Doktrin der Denkmalpflege? Die Denkmalpfleger der 20er Jahre (für Brandenburg zuständig Kothe) müssen echt kulturlose Leute gewesen sein...

    Und wie kommt der Gaubenwechsel zustande?

    Wo kommen denn die barocken Spiegel unter den Fenstern her?

    Warum hatte das alte Bolfrashaus Ohrenfaschen und das heutige nur simpelst aufgeputzte?

    Gibt es noch ältere Darstellungen, nach denen man sich gerichtet hat?

    Hier scheint der Zustand VOR 1924 dokumentiert. Faschen kann man nicht erkennen. Die Gaube links scheint woanders gewesen zu sein.:

  • Schau doch mal hier vorbei http://www.bolfras-kleist.eu/de/-bolfrashau…-vergangenheit/

    Deine Bilder zeigen den historistischen Neuaufbau nach dem Brand 1889. Bei dieser älteren Aufnahme dürfte es sich um den bis dato tradierten Zustand handeln, an dem sich auch die Rekonstruktion orientiert. Zu recht wie ich finde. Die gründerzeitliche Interpretation mit ihren Zwiebelhäubchen wirkte arg gestelzt. Das wohl bis dahin noch spätmittelalterliche Dach hatte deutlich mehr Charme.

  • Danke, hatte ich jetzt auch gefunden. Man hat also die Gründerzeitvariante wiederhergestellt - warum nur? Auf der Seite ist auch eine barocke Version zu sehen.

    In der Variante fällt auf, dass die Frankfurter in der Reko die linke Fledermausgaube mißverstanden haben. Sie liegt jetzt über derzweiten Achse und gehört in die Mitte.

    Zudem erscheinen Erker und Fassade als ähnlicher Ton - auch das ist in der aktuellen Fassung mißlungen. Ob der Erker 1889 farbig war - hier sieht es nicht danach aus, kann aber auch sein (eine Zeichnung der Version auf der Seite des Projektes spricht wieder dafür). Faschen kann man en détail nicht erkennen.

    Der Sockel war jedenfalls heller als der Putz in den Obergeschossen - das ist jetzt umgekehrt. Und sicher nicht volksmarineblau wie die jetzige Fassung.

    Zusammengefasst erscheint mir das Haus eben keine Reko sondern eine historisierende Fassade zu sein, die - besser durchdacht und recherchiert - hätter wertiger aussehen können als sie geworden ist. Zudem wäre die überregionale Anerkennung sicher besser. Unter den verschiedenen Fassungen ist auch die billligste als Referenz herangezogen worden.

    P.S. Mich würde nach wie vor interessieren, wie das Haus zur Entstehungszeit in der Renaissance ausgesehen hat. Der Sandsteinerker war sicher knallbunt und das Haus vielleicht noch aus Fachwerk. Letzteres ist allerdings pure Spekulation. Die farbliche Fassung des Erkers kann eine chemische Untersuchung der Steine im Landesdenkmalamt herausfinden. Die wollten die Originalsteine ja schon nicht rausrücken - jetzt ist auch klar warum.

  • Also ich sehe nicht, dass man sich am gründerzeitlichen Bau orientiert hat.


    http://www.bolfras-kleist.eu/de/gallery/von-der-vergangenheit/


    http://www.bolfras-kleist.eu/de/gallery/von-der-vergangenheit/

    Das ist doch ein völlig anderes Gebäude als das, was man wieder aufgebaut hat.

    Der Umbau von 1924 geschah wohl schon in der Absicht, sich dem urprünglichen Zustand wieder anzunähern.


    http://www.bolfras-kleist.eu/de/gallery/von-der-vergangenheit/

    Dein Urteil ist recht hart in meinen Augen. Das ist eine handwerklich auf hohem Niveau durchgeführte Reko. Die Fassadengestaltung orientiert sich klar am bekannten Zustand vor 1889. Über die Farbwahl lässt sich streiten. Ich denke ja, völlig aus der Luft gegriffen wird sie nicht sein. Nach Sytropor sieht es aber in keinem Fall aus. Das sollte das durch den leider beinahe alltäglichen Anblick von Styroporfassaden geübte Auge schon erkennen können.

  • (...) Nach Sytropor sieht es aber in keinem Fall aus. Das sollte das durch den leider beinahe alltäglichen Anblick von Styroporfassaden geübte Auge schon erkennen können.


    Nun, wir haben das Haus in der Entstehung gesehen und wissen, daß dort kein Styropor drangeklatscht wurde. Wenn ich das nicht sicher wüsste, könnte ich bei dem Anblick aber trotzdem meine Zweifel haben. Es gibt ja auch dünnere Varianten der Styroporplatten. Allein die weisse Farbe vermittelt (auf mich) diesen Eindruck. Wahrscheinlich ist man schon so sehr darauf trainiert, daß Wärmedämmung IMMER anschließend weiss gestrichen wird.

  • Dass es kein Styropor ist, wird sich vor allem in der Zukunft positiv auswirken (Patinabildung etc). Ich stimme Neußer überein, dass ich selbst es wohl kaum erkennen könnte - Dresdner Styropor Fassaden sind mitunter auch recht gut gelungen.
    Wir sollten uns drüber freuen und auf die Wiederkunft der Nachbarhäuser am Ring hoffen bzw (diese fordern) - vor allem der linke so schlesisch anmutende enaissancegiebel sollte ein Muss sein! Gibt es dazu irgendwelche Ansätze?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.