• Wie wir es in vielen Ecken bereits haben, möchte ich auch für Kleinmeldungen einen "sonstige Meldungen aus"-Thread erstellen.

    Den Beginn machen einige Meldungen aus Lüdinghausen (Kreis Coesfeld), wo im letzten Jahr in der Mühlenstraße ein historisches Gebäude von 1898 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde:
    Wallgasse gesperrt: Steine fallen auf die Mühlenstraße
    Mühlenstraße 40 wird abgerissen
    Der erste Plan der neuen Eigentümer mit einem reinen Wohnhaus mit rekonstruierter Sandsteinfassade ist allerdings gescheitert:
    Neubau in der Mühlenstraße 40

    Daher wird der Investor jetzt noch zwei weitere Gebäude aus dem Jahr 1926 erwerben und ebenfalls abreißen
    Neue Pläne für die Mühlen- und Herrmannstraße
    Wenn der geplante Neubau so kommt, kann man ihn allerdings fast als Verbesserung betrachten - auch wenn ich den Abriss der Vorkriegsgebäude trotz ihrer Entstellung bedaure:
    Planung für Herrmannstraße vorgestellt
    Inwieweit die Fassade der Mühlenstraße 40 bei dieser Planung noch rekonstruiert wird, konnte ich leider nicht recherchieren.


    Ein paar Meter weiter ist vor einigen Jahren ein weiteres historisches Haus abgerissen worden:
    WN: Ein kleines Haus mit sehr persönlicher Note
    WN: Ehemalige Galerie Noran macht Platz für Hotel
    Hier ist der Neubau leider trotz allen Bemühungen nach traditioneller Note meines Erachtens überhaupt nicht geglückt:
    WN: Ein kleines Haus mit ganz viel Charme

    Grundsätzlich zeigen beide Bilder aber die Zwiespalt im Umgang mit Stadtbildern in Westfalen auf. Einerseits herrscht noch zu wenig Respekt vor historischer Bausubstanz - ich würde wetten, in Ostdeutschland hätte man die Mühlenstraße 40 trotz mehr Altbauten und weniger Preisdruck rekonstruiert, andererseits wird vielerorts mittlerweile Wert auf den Erhalt des Stadtbildes oder zumindest angepasste Bauten gelegt. Ähnliche Entwicklungen bekomme ich auch von meinen Eltern aus meinem Heimatdorf Wettringen erzählt. Leider passieren noch viel zu häufig solche Unglücke wie die Rheiner Emsgalerie.
    Dazu kommt, das besonders den Bauten der 20er und 30er Jahre, die in der Regel vergleichsweise schmucklos und mit glatten industriellen Ziegeln gebaut, kaum Erhaltungswürdigkeit beigemessen wird. Dabei sind es oft diese Gebäude, die aufgrund ihrer Modernität die Brücke zwischen historischen und modernen Ortsbildern schlagen, während ältere Bauten längst abgerissen wurden und zugleich einen starken regionalen Baustil aufweisen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

    Einmal editiert, zuletzt von Booni (10. Oktober 2015 um 14:47)


  • Wenn der geplante Neubau so kommt, kann man ihn allerdings fast als Verbesserung betrachten - auch wenn ich den Abriss der Vorkriegsgebäude trotz ihrer Entstellung bedaure. Inwieweit die Fassade der Mühlenstraße 40 bei dieser Planung noch rekonstruiert wird, konnte ich leider nicht recherchieren.

    Ich sehe es auch als Verbesserung. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es wirklich zur Rekonstruktion der wahrlich schmucken Fassade von Mühlenstraße 40 kommt.

    Hier ist der Neubau leider trotz allen Bemühungen nach traditioneller Note meines Erachtens überhaupt nicht geglückt

    So weit würde ich ncht gehen. Der Neubau ist so schlecht nicht. Der Abriss aber ist sehr bedauerlich, weil das Gebäude vorher mehr gemütlichen Charme ausstrahlte.

  • Lüdinghausen ist einfach eine Katastrophe! In den letzten Jahren wurden leider viele alte Gebäude in der historischen Altstadt dem Erdboden gleichgemacht, so z.B. Mühlenstraße 40 (Sonstige Meldungen aus Westfalen)
    Erst vor einigen Jahren wurden in der Kleinen Münsterstraße die Häuser 7 und abgebrochen: http://www.wn.de/Muensterland/K…ert-ihr-Gesicht

    und durch zwei schlichte Backsteinbauten ersetzt, die sich immerhin recht gut in die Umgebung einfügen: http://www.austrup-bauunternehmen.de/download/image…5-b5f8/adam.jpg
    Das alte Fachwerkhaus ist jedoch für immer verloren.

    Dass jetzt auch noch mit dem Café Hellmann eines der schönsten und prägnantesten Gebäude des gesamten Marktplatzes fallen soll, ist ein echter Skandal! Hier hat der Denkmalschutz wieder einmal versagt. Aufgrund der starken Veränderungen sei es kein Baudenkmal. Andere Gebäude, wie z.B. das Kornmarkt 4 in Borken, das ein völliger Neubau (nach komplettem Abbruch des Vorgängerbaus) ist, stehen selbstverständlich unter Schutz: http://www.architektur-bildarchiv.de/data/media/pre…orken-42596.jpg

    Dass die alte Fassade nicht erhalten werden konnte, halte ich für vorgeschoben: Merten: „Von dem Plan mussten wir uns jedoch nach eingehender Überprüfung durch Fachleute verabschieden. Die Substanz ist einfach nicht mit den heutigen Bestimmungen in Sachen Brandschutz und Energieeinsparung zu vereinbaren.“ Die Fassade hätte mit Sicherheit von der Innenseite her gedämmt und verstärkt werden können, was für ein Schwachsinn. Der Abbruch dieses offenbar jahrelang gehegten und gepflegten Hauses ist für mich aber auch aus einem anderen Grund ein Skandal, spricht man doch heute immer wieder von Nachhaltigkeit. Wie nachhaltig ist es denn, ein derart gut erhaltenes Gebäude einfach so platt zu machen? Ich denke, der neue Eigentümer konnte seine Vorstellungen in dem Bestandsbau wohl nicht so umsetzen, wie er es gerne gehabt hätte und wollte wohl auch keine Kompromisse eingehen. Der Neubauentwurf ist ja wohl ein Witz:

    http://www.wn.de/Muensterland/K…wei-Vorschlaege

    Kennt sich jemand in Lüdinghausen gut aus und kann sagen, wann das Gebäude in etwa errichtet wurde? Der linke Giebel ist auf jeden Fall neuer als der rechte. An seiner Stelle bestand früher eine Fachwerkscheune, die man auf älteren Fotos noch erkennen kann. Warum wurde das Café, dass doch offenbar eine Institution im Ort war, überhaupt aufgegeben und verkauft? Kennt jemand die genauen Gründe?

  • So richtig kenne ich mich in Lüdinghausen nicht aus, aber das Stadtbild ist meines Wissens noch ziemlich intakt, die Abrisse häufen sich erst in letzter Zeit wieder. Vielleicht ist es hier ähnlich gelagert wie in Gütersloh, ich werde zumindest in den kommenden Tagen mal eine höfliche Anfrage an die Stadtverwaltung stellen... vielleicht fehlt dort nur jemand, der ihnen einmal die Augen öffnet. Ein 360° Bild vom Markt inkl. des Café Hellmann gibt es hier.

    Der Großteil der Bebauung dürfte aus der Zeit ab 1832 stammen, da zu dieser Zeit die Stadt fast vollständig abgebrannt ist. Laut Wikipedia besitzt Lüdinghausen aber nur 65 Baudenkmäler, was für eine gut erhaltene Stadt mit ca. 25.000 Einwohnern m.E. sehr wenig ist (das halb so große Billerbeck hat 93, das etwas kleinere Nottuln 148, . Ich werde mal versuchen, in den kommenden Wochen einen Fotorundgang dort zu machen, damit wir einen besseren Eindruck bekommen... hab leider aber Weihnachten noch ein bisschen was an anderen Aufgaben vor der Brust.

    Ich hätte jedenfalls starkes Interesse, aus Stadtbild Deutschland e.V. heraus einen Regionalverband Westfalen zu gründen und habe auch schon einige Ideen an Themen, die man angehen könnte. Allerdings würde ich das nicht alleine machen sondern bräuchte mindestens 2-3 Mitstreiter, die sich ebenfalls einbringen möchten.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

    Einmal editiert, zuletzt von Booni (23. November 2016 um 20:40)