Deutsche Fachwerkstraße, Rhein-Main-Odenwald-Route (Galerie)

  • Ich stelle in diesem Strang demnächst verschiedene Ortschaften der Route "Vom Rhein zum Main und Odenwald" der deutschen Fachwerkstraße vor. Im Prinzip habe ich ja schon vor einiger Zeit mit Seligenstadt damit angefangen. Siehe hierzu:

    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=699&start=0\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... 99&start=0

    Jeder dieser Orte ist einen Ausflug wert (bei schönem Wetter auch mit dem Fahrrad). "Ausflug" bedeutet natürlich, dass man in der Nähe wohnt... Wenn dies nicht der Fall ist: Lohnen sich diese Ortschaften auch für einen Kurzurlaub mit Übernachtung? Einzeln genommen wohl eher nein, als Ganzes aber meiner Meinung nach durchaus ja (immer vorausgesetzt, man hat entsprechende Interessen :zwinkern: ). Diese Städte sind ja allesamt recht klein, man kann die jeweiligen Altstädte in 1-2 Stunden besichtigt haben (der Aufenhalt kann aber natürlich durch einen Museums- oder Restaurantbesuch noch erheblich verlängert werden). Sie liegen aber zum Teil auch nur 15-20 Minuten Autofahrt voneinander entfernt, so dass man an einem Tag durchaus mehrere Städte abklappern kann. Man kann auch noch das nahe Aschaffenburg in eine solche Tour miteinbeziehen, das meiner Meinung nach - trotz einiger gegenteiliger Aussagen hier im Forum - sehr sehenswert ist.

    Zur Lage: Ich habe ja mit Seligenstadt angefangen. Das liegt in Hessen, direkt an der Grenze zu Bayern (Bezirk Unterfranken). Genauer gesagt, liegt Bayern von Seligenstadt aus bereits am anderen Mainufer. Seligenstadt liegt ca. 15 km nordwestlich von Aschaffenburg und etwa 12 km südöstlich von Hanau (also so ziemlich in der Mitte zwischen beiden Städten).

    Ich mache nun weiter mit Steinheim. Ich werde die Bilder im Laufe des Wochenendes hochladen.

  • na, da freue ich mich aber auf die ganze route schon riiiiieeesig! :)
    mal sehen, ob das fachwerk schöner ist als bei uns im romantischen süden...! ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Steinheim

    Eigentlich ist Steinheim ein Stadtteil Hanaus: Es wurde 1974 eingemeindet. Dennoch finde ich (und die meisten Leute, die ich kenne, finden das auch), dass Steinheim noch immer eher den Charakter einer eigenen Stadt hat als den eines Stadtteils. Sagen wir also an dieser Stelle, "offiziell" gehört es zu Hanau. Man sollte es nicht verwechseln mit diversen anderen Steinheims, die es auch noch in Deutschland gibt.

    Steinheim liegt etwa 10 km nordwestlich von Seligenstadt.

    Schön ist an der Altstadt vor allem die Lage: Die Burg, von der außer dem Bergfried nicht mehr allzu viel vorhanden ist, thront auf einem Basaltplateau über dem Main, und drumherum entstand die Siedlung, so dass die Steinheimer Altstadt deutlich höher gelegen ist als ihr Umland.


    Hier der erste Anblick...


    Und der zweite Anblick... :gg:


    Die Stadtpfarrkiche St. Johann Baptist, deren Turm man deutlich ansieht, dass es sich bei ihm ursprünglich um einen Befestigungsturm handelte.


    Derselbe Turm, andere Perspektive...


    Der Huttenhof


    Der Huttenhof, andere Seite...


    In Steinheim findet man die Hausnummern im Kopfteinpflaster.


    Der Bergfried


    Hier geht es runter zum Main...


    Und unten am Main sieht es so aus.

  • Ich wage mal einen Vergleich zwischen Steinheim und Seligenstadt...

    Seligenstadts Fachwerkhäuser sind in besserem Zustand und es gibt auch mehr herausragende Einzelgebäude als in Steinheim. An Steinheim gefällt mir die Lage besser, und mir ist postitiv aufgefallen, dass es im Stadtgebiet relativ viele alte Brunnen gibt. Gleichzeitig aber ist Steinheim mehr durch Grafitti verschandelt als Seligenstadt, was man durch die Nähe zur Hanauer Innenstadt erklären können dürfte.

    Insgesamt "gewinnt" Seligenstadt im Vergleich.

    Ich weiß noch nicht genau, mit was ich weitermache - vermutlich wird es Babenhausen, Dreieich oder Groß-Umstadt werden. Auf alle Fälle kann es ein paar Tage dauern, bevor ich neue Bilder reinstelle.

  • vielen dank für die bilder R.O.

    ich möchte einige gebäude hinsichtlich des umgangs mit alter bausubstanz kommentieren. es ist ja eher selten, dass kleinstädte oder denkmalpflegerische aspekte im forum behandelt werden, aber das beispiel steinheim zeigt aktuell und beispielhaft den heutigen allgemeinen umgang mit historischen gebäuden, strassen und plätzen.

    vor allem ist es einmal mehr der umgang mit den fenstern, dachgauben und der farbigkeit bei verschiedenen materialien, der hier, wie andernorts negativ heraussticht.

    bild 1 zeigt mit seinem honigfarbenen fachwerk, der schwachen sprossenfenster sowie seiner akuraten weißen verputzung wie wenig vom erscheinungsbild eines alten haus übrig geblieben ist: nichts (falls es nicht sogar ein neubau ist...)

    auch der in bild 6 gezeigte dachausbau und dessen gestaltung wirkt äußert unproportioniert im vergleich zu den öffnungen des giebels, dessen gesamte bearbeitung nichts mehr vom wirklichen alter des hauses erahnen läßt. er wirkt wie aufgesetzt auf dem steinernen 'sockel' und bildet einen zu starken kontrast. hätte man hier andere farben gewählt, wäre das bild wesentlich behaglicher ausgefallen. so zeugt es vom unvermögen der verantwortlichen. und wer nun glaubt, dass das alles nach einer weile schon eine 'schöne' patina ansetzt, der irrt. das hier eingesetzte weiß und grau wird allenfalls schmutzig, aber keinenfalls patiniert.

    kraftlos auch wieder mal die fensterversprossung beim sog. 'huttenhof'

    auch das weiß und die rote einfassung des kirchturms ist unglücklich. hätte man hier den richtigen putz verwendet (vgl. bergfried, dessen putz die möglichkeit zeigt patina anzunehmen und sich harmonisch einfügt) und einen lasierenden anstrich für die einfassung, wäre das ergebnis zufriedenstellend.

    interessant und bereichernd finde ich die idee mit den hausnummern im pflaster.

    das harmonischste motiv ist für mich der ausschnitt am main (unterstes bild) mit dem turm im verlauf des mauerzuges, abgesehen von den weißen putzfaschen...

  • Hallo Stefan,

    danke für die Kommentare.

    Ja, die überhaupt nicht alt wirkenden Dächer auf Bild 1 & 6 des zweiten Bilder-Stranges sind mir auch negativ aufgefallen. Steinheim hat das Problem, dass viele Häuser, an denen was gemacht wurde, nicht mehr "alt genug" wirken, und andere Häuser, an denen nichts gemacht wurde, wirken etwas gammelig. Dazwischen gibt es aber doch noch ein paar, die genau richtig sind. Und wenigstens habe ich bislang im Stadtbild keine Glasanbauten an Fachwerkhäusern bemerkt... :zwinkern:

    Wer aber Hanau kennt, der weiß, dass Steinheim (neben Kesselstadt) wirklich der attraktivste Stadtteil Hanaus ist... der Kirchturm gefällt übrigens eigentlich recht gut.

    Als nächstes wird Babenhausen folgen. Dort gibt es einiges Sehenswertes, aber meiner Ansicht nach auch einen großen Makel, den ihr bestimmt nicht übersehen werdet...

  • hallo R.E.,

    danke für die rückmeldung.
    nur damit man meine kritik nicht falsch versteht. sie richtet sich nicht explizit gegen steinheim. ich möchte lediglich an den bildern aufzeigen, welche problematik im erscheinungsbild alter häuser entstehen, wenn sie
    einen falschen umgang erfahren.ich hoffe, dass dies angekommen ist!?
    deshalb freue ich mich auch auf die nächsten bildern. anhand solcher galerien läßt sich die thematik beispielhaft diskutieren.

  • Babenhausen

    Babenhausen liegt etwa 10-12 km westlich von Aschaffenburg (und etwas weniger als 10 km südlich von Seligenstadt). Hier die ersten 20 Bilder:


    Das ehemalige Hanauer Tor


    Dieselbe Stelle aus einem anderen Blickwinkel


    In der Fahrstraße in der Nähe des Marktplatzes


    Ebenfalls


    Links das Rathaus, rechts die Gaststätte Zum Schwarzen Löwen


    Blick über den (sehr kleinen) Marktplatz zur Fahrstraße hin


    Eine andere Seite des Marktplatzes


    Die Pfarrkirche St. Nikolaus


    Ecke Fahrstraße/Brandgasse


    In der Amtsgasse


    Die Alte Apotheke


    Heilpflanzen auf der Fassade der Alten Apotheke


    Altes Amtshaus


    Blick die Schloßgasse hinab (glaube ich)


    Die Stadtmühle


    Hof der Stadtmühle


    Derselbe von der anderen Seite


    Es klappert die Mühle...


    Der Hexenturm


    Aus einer anderen Perspektive...

    So, das war es erstmal. Die nächsten Bilder von Babenhausen kommen am Wochenende. Unter anderem gibt's dann noch das Babenhäuser Schloss zu sehen...

  • Babenhausen

    Kommen wir nun zum Babenhäuser Schloss. Es ist schwer in seiner Gesamtheit zu fotografieren, da dicht von Bäumen umstanden. Das Torhaus jedenfalls sieht so aus:


    Und geht man nun hindurch und dreht sich dann um, bietet sich einem der folgende Anblick:


    Ein Teil des Schlosses vom Garten aufgenommen:


    Und nachfolgend einige Bilder aus dem Innenhof:

  • Groß-Umstadt

    Noch eine Erläuterung: Das letzte Bild des vorherigen Beitrages markiert natürlich den früheren Standort der Synagoge. Diese ist allerdings nicht im Dritten Reich zerstört worden (wohl aber geschändet), sondern wurde erst 1978 in den Hessenpark gebracht.

    So, nun aber weiter. Auf den folgenden Bildern werdet ihr u. a. auch einige neuere Gebäude in der Altstadt sehen:

  • Groß-Umstadt

    So, ich schließe mit ein paar Bildern außerhalb bzw. vom Rande der Altstadt:


    In der nächsten Bilderserie kommt dann Michelstadt im Odenwald an die Reihe.

    Das Michelstädter Rathaus ist ja relativ bekannt, als kleinen Vorgeschmack gibt es hier erstmal das Bild aus der Wikipedia:


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Michelstadt_Rathaus.jpg\r
    de.wikipedia.org/wiki/Bild:Miche ... athaus.jpg

  • Etwas zum aufregen:

    Die Gedenk-Tafel erinnert an das 1963 ebgerissene Curti-Schloß. Es musste einem Erweiterungsbau des Gymnasiums weichen. :augenrollen:
    Groß-Umstadt hat mehrere Schlösser, an einem (dem Darmstädter-Schloß) wurde 1953 ein Seitenflügel abgerissen. Aus welchen Gründen und ob es Widerstand dagegen gab weiß ich leider nicht. Mir reicht schon der Gedanke, dass ein Schloss ohne jede Not einem Neubau weichen musste...

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • So, ich habe meinen Kumpel mal gefragt. Genaues wusste er allerdings auch nicht, 1963 war er ja auch noch nicht geboren. :zwinkern: Angeblich sei das Schloss damals so baufällig gewesen, dass man es nicht mehr retten konnte. Ob das stimmt - keine Ahnung. Es musste dem Erweiterungsbau des Gymnsiums weichen. Im übrigen gilt für das Curti-Schloss dasselbe wie für die anderen Groß-Umstädter Schlösser: "Schloss" ist hier eine etwas hochtrabende Bezeichnung, es sind im Grunde bessere Herrenhäuser. Trotzdem natürlich schade.

  • Schade, dass dein Freund nichts darüber wusste. Ich habe mir die "Informationen" bei Google besorgt, es war nur nicht viel vorhanden.

    Zitat

    "Schloss" ist hier eine etwas hochtrabende Bezeichnung, es sind im Grunde bessere Herrenhäuser.

    Aber wir wissen doch hier alle, dass ein Schloss nicht zwangsläufig Türmchen und Zinnen aufweisen muss so wie in einem hier wohlbekanntem Freizeit-Park der von einer Maus bewohnt wird. :gg:

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Na gut, verschieben wir diese Diskussion nach hinten, bis wir mehr Infos haben...

    Jetzt geht es erstmal weiter mit...

    Michelstadt im Odenwald

    Nachdem wir also nun schon Steinheim, Seligenstadt, Babenhausen und Groß-Umstadt hatten, machen wir auf dieser Route der Deutschen Fachwerkstraße einen großen Sprung nach Süden und landen im "Herzen des Odenwaldes", wie sich Michelstadt gerne nennt. Michelstadt hat etwa 17 000 Einwohner, aber das reicht bereits, um die größte Stadt des Odenwaldkreises zu sein. Eine besondere Rolle in der Stadtgeschichte spielt die Elfenbeinschnitzerei. Zur Weihnachtszeit enwickelt sich der Ort zu einer wahren Kitschhölle (meinen die einen) bzw. zum schönsten Weihnachtsmarkt in Hessen (meinen die anderen).

    Hier die ersten 10 Bilder: