• Ab heute zeige ich Euch ein paar Bilder zu dem reizvollen Ort Sankt Aldegund an der Mosel.

    Sankt Aldegund liegt an der Mosel, zwischen Cochem und Zell. Das Dorf hat aktuell (2015) 594 Einwohnern.

    Bereits zur römischen Zeit wurde das Gebiet um St. Aldegund besiedelt, die Reste einer Villa rustica belegen dies. 1097 zuerst als „Sanctam Aldegundam“ erwähnt, nach einer merowingischen Fürstentochter und Äbtissin Aldegundis, wurde Sankt Aldegund schnell als Weinhandelsplatz bekannt und gehörte bis ins 18. Jh. weltlich dem Erzbischof von Trier.

    1794 wurde der Ort von den Franzosen besetzt bis 1814. Seitdem gehört das Moseldorf zu Preußen, seit 1822 der bis dahin neuen Rheinprovinz. Seit 1946 dem neugegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz zugehörig.


    Besonders der historische Ortskern von Sankt Aldegund ist sehenswert mit seinen Fachwerkhäusern. Von der anderen Moselseite lässt sich der Ort besonders idyllisch inmitten der Weinberge betrachten:



    Im Schatten von der historistischen neuen katholischen Pfarrkirche St. Aldegundis und Bartholomäus gehen wir von der Römerstraße in die Hauptstraße, der Christophorusstraße. Hier befinden sich u. A. schon einige Fachwerkbauten des 16. und 17. Jh. und ganz vorne dieses gründerzeitliche Gebäude:


    In der Bildmitte das Christophorushaus von 1473, das älteste Haus Sankt Aldegunds:





    Von südlicher Richtung:



    Das linke Nachbarhaus vom Christophorusstraße, aus dem 17. Jh. , ist eine verfallene Bauruine und Gott sei dank das einzigste Fachwerkhaus im Dorf, welches so heruntergekommen ist. Die frischen Hölzer der Balken weisen teilweise auf eine Erneuerung hin, doch dem Bauherr ging danach wohl das Geld aus:

    Daneben ein schmales Fachwerkhaus mit reichen Verzierungen aus dem 18. Jahrhundert:


    Fortsetzung folgt Morgen :gutenacht:

  • Gegenüber ein Fachwerkhaus bezeichnet 1606, welches mit seinen Kreuzstreben aber eher spätmittelterlich wirkt:


    Von der Seitenstraße:


    Ein liebevoller Hausbrunnen mit Traubenmotive:



    Eine Scheune mit Pultdach:


    Wieder zurück auf der Christophorusstraße. Nr. 11 bez. 1752:

  • Nr. 9 bezeichnet 1619 mit reich geschnitzten Fenstererker:

    Das Nachbarhaus aus der selben Zeit:


    Schräg gegenüber, rechts vom Christophorushaus, ein reich verziertes, fränkisches Fachwerkhaus mit charakteristischen Erker, bezeichnet 1710:




    Am unteren Eckpfosten, ist der Heilige Chistophorus als Statue in einer Nische eingerichtet:



    Daneben ein Fachwerkhaus aus dem Anfang des 17. Jh. mit breiten Brandmauern an der Seite. Es hat auf der Spitze ein Zwergwalmdach:

    Blicken wir zurück:

  • Ein hübsches Städtchen.
    Ich wundere mich über die doch recht zahlreichen "Verzierungsbalken" (die abgerundeten) - ist das nicht eher eine Technik aus Historismus/Jugendstil, also etwa auf 1870-1914 zu datieren?

  • Die vielen verzierten, meistens Eckpfosten sind meistens aus der Zeit der Renaissance, also des 16. und 17. Jahrhundert. Aber natürlich hat man im Historismus sich davon auch inspirieren lassen, wie schöne Beispiele aus Traben-Trarbach belegen ;)

  • @Loggia die gebogenen Streben gab es schon im Mittelalter. Man war halt oft zu faul, die von Natur aus krummen Hölzer nur aufgrund der ästhetische Gründe gerade zu schlagen. Später im 17. Jh. waren diese geschwungenen Hölzer gerne im Mosel und Mittelrheintal verwendet worden, da sie das Gefüge sehr beleben und den typisch "rheinischen" Charakter ausmachen. Kann gut sein, dass man im Historismus und Jugendstil diese Formen wiederbenutzt hat, aber dann noch extremer und abgerundeter.

  • Weiter gehts. Ein barocker Steinbau ist die Nr. 6:

    Christophorusstraße Nr. 2. Das ehemalige Rathaus aus dem 19. Jh.

    Schräg gegenüber befindet sich ein Fachwerkschmuckstück. Die Brunnstraße Nr. 16 stammt von 1618 und wird belebt durch einen reich verzierten, rechteckigen Erker im 1 OG:


    Schöner reich verzierter Eckständer am Erker. Ebenfalls reizvoll die Blumenmalereien an der Schwelle des Erkers:

  • Es gibt aber noch andere interessante Bürgerhäuser in der Brunnenstraße:

    Nr. 12 von 1659:

    Dahinter, in Richtung Mosel, die Nr. 10 zb. ist ein sehr originelles Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert mit Fachwerkbrücke:

    Über eine enge Zwischengasse erreichen wir die Kapellenstraße. Hier befindet sich die Nr. 3 mit mittelalterlich beeinflussten Fachwerk auf massiven Sockel , errichtet im 16. Jh. :

    Links daneben ein interessanter Anbau mit Toreinfahrt:

    Zehnthausstraße 4-6 ein gutes Bsp. für ein barockes Fachwerkhaus mit Mansarddach:


    Ecke Kapellen/ Zehnthofstraße das Zehnthaus des Klosters Springiersbach von 1780:



    Edited 2 times, last by Fachwerkliebhaber: Habe den Fehler gefunden, jetzt müssten die Bilder wieder angezeigt werden! (February 26, 2018 at 3:55 PM).

  • Auf der anderen Straßenseite Kapellenstraße Nr. 6 aus dem 18. Jh. ebenfalls. Der Giebel wurde leider mit Eternitplatten verschandelt:

    Nr. 9 wohl 18. bis 19. Jahrhundert:

    Wir erreichen die Straße auf der Teusch. Die Nr. 1 aus dem 18. Jh.


  • Gefällt mir wirklich sehr gut, dieses Örtchen.
    @Fachwerkliebhaber : danke für die Antwort, die durch die krummen Balken erzeugten "Fassadenmuster" finde ich sehr dekorativ, wußte bisher nicht, daß es das regional (Rhein und offenbar Mosel) schon lange (seit MA) gibt. Bisher war mir das nur an Historismus-Häusern als "dekorativer Balkon" untergekommen (z.B. in Quedlinburg), und da die Krümmung der Balken diese spezielle Jugendstil-Kurve hat, dachte ich, das sei im Jugendstil aufgekommen. Aber wenn das schon so viel älter ist, dann wurde das damals wohl einfach neu adaptiert.

  • Links von dem Haus "Auf der Teusch 1", in der alten Kirchgasse befindet sich dieses besondere Fachwerkhaus. An der Seite hat es vergoldete Vordächer (ist wohl nicht historisch ? :lachentuerkis: )

    hat es zur Giebelseit gleich mehrere Vordächer, welche mich konkret an nordelsässische Dörfer wie Hunspach, Betschdorf, erinnern! Das Haus wurde 1679 errichtet.




    Im vermauerten Erdgeschoss sind alle wichtigen Fachwerkhäuser des Ortes gemalt:


    Wieder zurück "Auf der Teusch" gehen wir diesmal aber links den Berg hinauf. Dort befinden sich fachwerkbauten des 16. und 17. Jh., die sich so nahe kommen, dass sie sich oben mit den Dachkanten beinahe berühren:


    Sehr kunstvoll bemalt die Gefach zwischen den Deckenbalken:

  • Links von dem Haus "Auf der Teusch 1", in der alten Kirchgasse befindet sich dieses besondere Fachwerkhaus. An der Seite hat es vergoldete Vordächer (ist wohl nicht historisch ? :lachentuerkis: )


    Vermutlich genauso historisch wie die Aufschriften, die offensichtlich in völliger Unkenntnis der Lang-S-Regeln (vor allem, wo es nicht hingehört) hingepinselt wurden. Das schmerzt einen ja regelrecht.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Kommen wir zum Höhepunkt unseres Besuches in Sankt Aldegund, der alten katholischen Kirche St. Bartholomäus. Sie liegt schon so malerisch auf einer Anhöhe an einem kleinen Seitental der Mosel, jenseits des Bachlaufs über einer kleinen Brücke zu errreichen.



    Sie ist, wie der Turm anzeigt, im Kern aus der romanischen Zeit. Das Kirchenschiff wurde im 18. Jahrhundert umgebaut.

    Leider war das Innere der Kirche verschlossen, da der Inhaber des Schlüssels auf dem Weinfest des Dorfes an diesem Tag war. Ein wenig schade, da im Inneren die Brüstung der Empore eine Rarität ist: sie ist mit Andreaskreuzen und anderen Symbolen des Fachwerkbaus geschmückt! Vielleicht hat ja Markus ein paar Bilder davon stick
    Doch genießen wir deshalb noch den herrlichen Blick auf Sankt Aldegund und das Moseltal vom Kirchberg:

  • Leider war das Innere der Kirche verschlossen, da der Inhaber des Schlüssels auf dem Weinfest des Dorfes an diesem Tag war. Ein wenig schade, da im Inneren die Brüstung der Empore eine Rarität ist: sie ist mit Andreaskreuzen und anderen Symbolen des Fachwerkbaus geschmückt! Vielleicht hat ja Markus ein paar Bilder davon

    Immer ein wenig schade, wenn die Kirche zu ist und man nicht so ohne weiteres dort mal wieder hin kommt. Bei der alten Kirche war ich gar nicht. Auch ansonsten habe ich einige der gezeigten Fachwerkhäuser abseits der Christophorusstraße verpasst. Es hat schon ein wenig pressiert ...