Schön gewählte Perspektive! Gefällt mir.
Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt
-
-
na ja. Denk dir die Reko des Plög.GHs weg, und was bleibt?
Immerhin: es ist so etwas wie eine Straße wieder da, und der Alte Markt ist wieder eingebunden.
Ansonsten finde ich diese Perspektive nicht gewinnend - die Frontalansicht auf die QIII-Zeile sagt mir mehr zu.
-
-
Auf unify s erstem Bild wird das Hauptproblem gut sichtbar.
Die Farbgebung. Man hat das Klingnersche Haus, die Schlossstraße 4 und den Plögerschen Gasthof mit schönen, kräftigen, leuchtenden Farben, und dann die beiden Springerbauten, von denen architektonisch zumindest die Großparzelle bis auf ein paar Details ganz gut gelungen ist, in fifty shades of Schlamm.
-
-
Zitat von ursus carpaticus:
Immerhin: es ist so etwas wie eine Straße wieder da, und der Alte Markt ist wieder eingebunden
Genau das meinte ich: ich freue mich einfach darüber, dass im Zentrum von Potsdam allmählich wieder einigermaßen geschlossene urbane Strukturen mit einem point de vue am Ende der Sichtachse zu entstehen scheinen und die banalen Füllbauten aus dieser Perspektive nun mal nicht so dominant wirken. Ich versuche in allem eben auch das Positive zu sehen.
-
Es ist viel mehr als nur beeindruckend, die Gesamtwirkung der Rekonstruktionen im Ensemble sehen zu können; sicherlich auch für Besucher, die die Laufzeit des Projekts und die Fertigstellung weniger intensiv mitverfolgt haben, aber stattdessen teilweise dadurch belohnt werden, die Originale sehen können. Hier ist ein Qualitätslevel erreicht worden, der seinesgleichen sucht und sicher auch vielfach zitiert werden und Vorbild sein kann. Potsdam hat seine Herzmitte wiedergefunden, auf eine solch betörende Weise, als ob es scheinbar niemals weggewesen wäre.
-
Man kann den Potsdamern nur von ganzen Herzen dazu gratulieren, dass sie ihr Stadtzentrum zurückgewonnen haben.
Allen ärgerlichen (weil unnötigen) modernistischen Einschränkungen zum Trotz.
-
Man kann den Potsdamern nur von ganzen Herzen dazu gratulieren, dass sie ihr Stadtzentrum zurückgewonnen haben.
Ich würde so sagen. Man kann nur den wenigen in Potsdam von ganzem Herzen gratulieren,die sich dafür unermüdlich eingesetzt haben ,das es überhaupt zu diesem schönen städtebaulichen Zustand gekommen ist. Und nicht den Potsdamern (die Potsdamer Masse) der es egal ist ,was in der Mitte passiert.
-
Ich glaube, du tust den Potsdamern damit ein wenig Unrecht.
Bitte bedenke, dass die ganze große Bevölkerungsmehrheit mit Stadtplanung und Architektur absolut nichts zu tun hat. Die meisten haben daher nicht die nötigen Vorausetzungen, sich überhaupt vorstellen zu können, wie schön ihre Stadt einmal war und wie schön sie - mit vertretbarem Aufwand - wieder werden könnte.
Würdest du diese Leute aber ein paar Jahre später retrospektiv befragen, ob sie lieber den neuen oder den Nachwende-Zustand hätten, würden sie mit überwältigender Mehrheit für das wiedergewonnene Zentrum stimmen.
-
Würden sie und werden sie - ganz sicher!
-
Naja - so retrospektive Befragungen setzen halt voraus, dass die entsprechenden Tatsachen geschaffen worden sind, dh dass der status quo so wie erfolgt verändert worden ist. Andersrum: auch eine moderne Gestaltung unter Beibehaltung und halbwegs bemühter Einbeziehung der FHS und anderer Herrlichkeiten würde "retrospektiv" die Zustimmung finden. Auf dieser Normativität des Faktischen beruht letztlich die Macht des politisch-medialen Komplexes, der sich die pseudobürgerliche "Stimme der Vernunft", dass letztlich alles so wie es ist, gut ist, zunutze zu machen versteht.
Den Nachwende-Zustand mit seiner sinnlosen Leere wünscht sich natürlich keiner zurück, das ist klar. Aber eben auch eine alternative, moderne, DDR-bewahrende Gestaltung hätte ihre Freunde gefunden, darüber mach ich mir keine Illusionen.
Natürlich muss jeder, der Augen und Hirn im Kopf hat, den jetzigen Zustand in ästhetischer Hinsicht goutieren. Allerdings kann es auch Leute geben, die zwar Hirn, aber keine Augen haben bzw die Stadtbildfragen keine besondere Bedeutung beimessen und das Geld lieber anderweitig ausgegeben sehen würden. Wir Stadtbildliebhaber sind letztlich eine Minderheit.
Was einen alten Potsdamer wirklich echauffiert hat, war die Farbgebung des Nauener Tores. Das braucht man sich gar nicht mehr anzuschauen meinte er, das gehört preußisch-jelb. Ich glaube, das hat für ihn schwerer gewogen als GK, Stadtschloss und Barberini zusammen.
-
Wir Stadtbildliebhaber sind letztlich eine Minderheit
Ich würde eher sagen: Wir Stadtbildbesessenen sind eine Minderheit.
Die meisten Menschen sind nicht besessen, aber natürlich von schönen Städten und Vierteln angetan. Und wohnen nach Möglichkeit in diesen oder reisen in diese. Auch im Ausland wird nicht nur Strandurlaub gemacht, die kleinen und großen Städte sind wichtige Zielpunkte für viele Reisende. Im Grunde Allgemeinplätze, aber manche vergessen gern mal, wie breit unsere Themen eigentlich wirken.
Und darüber hinaus: im Schnitt sprechen sich rund 80% der befragten Leute für traditionelle Architektur aus, meist nur 10% für modernistische und dem Rest ist es egal oder ist unentschieden. Das sind überdeutliche Zahlen, die wir in Dutzenden Befragungen bereits gesehen haben. Hier und hier und hier gibt es Beispiele.
In Potsdam ist die Mehrheit der Stadt für die Projekte in der Mitte. Die bisherigen Projekte gelten als Erfolgsbeispiele auf die man stolz ist, allen voran das Barberini. -
... von schönen Städten und Vierteln angetan. Und wohnen nach Möglichkeit in diesen oder reisen in diese.
Ja, natürlich. Aber das scheint sich auf fremde Städte zu beziehen. Gegenüber der eigenen Stadt scheint man hingegen mitunter erstaunlich gleichgültig zu sein.
Nun, dies ganz sicher nicht in Potsdam angesichts dieser Wiederaufbauleistung und der wirklich schon verbissenen Bemühungen gegen allen politisch-motivierten Widerstand, wäre man hier einzuwerfen geneigt. Aber ich denke dennoch (oder fürchte vielmehr), dass diese Leistungen letztlich auf das Konto einer relativ kleinen Gruppe gehen.
Wir sollten froh drüber sein, und dabei dies keineswegs als selbstverständlich ansehen. In Magdeburg sind bisherige Ansätze (Ulrichskirche) versiegt (Volksbefragungen!), und in Berlin ist eine derart kraftvolle Bürgerbewegung zur Gewinnung einer neuen Mitte über die Reko des Stadtschlosses hinaus (gut, das war natürlich auch was!) auch nicht weitergekommen. Dresden ist mit seinem Verein ohnedies bereits legendär.
Wie auch immer - uns Außenstehenden bedeutet es eine große Freude, dass die beiden wichtigsten Barockstädte Nord-Mitteleuropas wiederauferstanden sein durften.
-
Es sind immer nur winzige Minderheiten, die sich für ein schönes Stadtbild engagieren, aber große Mehrheiten, die sich darüber freuen, wenn es denn erst mal da ist.
Wie gesagt, man kann den Menschen daraus glaube ich kein Vorwurf machen. Wir werden mit der Vorstellung sozialisiert, dass Stadtplanung und Architektur exklusiv den Profis vorbehalten sind, die schon wissen, was sie tun. Tatsächlich halte ich die große Mehrheit der Laien für mit dem Thema überfordert. Das Problem heute ist, dass die Profis über Ihre Ausbildung Zielvorstellungen eingeimpft bekommen, die dem ästhetischen Empfinden der großen Mehrheit zuwider laufen. Die Profis einfach mal machen zu lassen, führt so zu den bekannten schlechten Ergebnissen.
In diesem Sinne ist der Glückwunsch für die Potsdamer angebracht. Nicht weil die Bürger sich so toll beteiligt hätten - das kann nicht erwartet werden - sondern weil die Stadt das Glück hat, dass eine kleine Gruppe unermüdlich für eine Verbesserung eintritt. Die meisten Städte in Deutschland haben dieses Glück nicht.
-
in Berlin ist eine derart kraftvolle Bürgerbewegung zur Gewinnung einer neuen Mitte über die Reko des Stadtschlosses hinaus (gut, das war natürlich auch was!) auch nicht weitergekommen.
In Berlin tut sich aber einiges durch die Allianz der Bürgervereine und die Stiftung Mitte Berlin:
https://stiftung-mitte-berlin.de/
Nun ist das betreffende Areal des Klosterviertels nunmal noch mitten in der Frühphase, insofern kann man da auch nichts Gebautes erreicht haben zum jetzigen Zeitpunkt. -
Nun ist das betreffende Areal des Klosterviertels nunmal noch mitten in der Frühphase, insofern kann man da auch nichts Gebautes erreicht haben zum jetzigen Zeitpunkt.
"Frühphase" ist gut. Der Bebauungsplan wurde 2003 aufgestellt und 2016 festgesetzt.
-
Das eigentliche Bauprojekt ist dennoch gestalterisch längst nicht festgelegt, da ist fast alles offen. Bislang haben praktisch nur Ausgrabungen auf dem Gelände stattgefunden.
Zudem sei angemerkt: der Wiederaufbau des Dresdner Neumarktes wurde erstmals in den frühen 80ern geplant und erst 2004 begonnen.
Gerade im Falle Berlins bin ich froh, dass man noch nicht früher losgelegt hat. -
Das eigentliche Bauprojekt ist dennoch gestalterisch längst nicht festgelegt, da ist fast alles offen. Bislang haben praktisch nur Ausgrabungen auf dem Gelände stattgefunden.
Siebengeschossige Riegelbauten mit Flachdach werden sich auch nicht durch ein Gestaltungshandbuch zu einer altstadtverträglichen Bebauung entwickeln. Vielleicht einfach mal die vom Senat beschlossenen Broschüre mit dem Rahmenplan lesen, die schon viele Festlegungen enthält:
https://molkenmarkt.berlin.de/wp-content/uploads/sites/129/2023/10/MOMA-Broschuere-Rahmenplan_bf.pdf
-
Und wenn dann noch weitere Sonnenschutz-Markisen ausgefahren werden...
Diese beiden Säulen sehen an dem ansonsten groben Bau einigermaßen befremdlich aus.
Unter dem auskragenden Gesims haben aktuell eine Menge Schwalben begonnen, Nester zu setzen. Wir werden sehen, ob sie sich als gute Baumeister erweisen.
-