Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt

  • l'architecture

    MMn sollte man sich bei der Aufregung über diesen "abscheulichen Anblick" dennoch zuerst über den Sinn dieser Maßnahme Gedanken machen. Der Auslauf selbst hätte in anderer Optik und sogar etwas länger gestaltet werden sollen.

    Danke für den Hinweis: auch die Möglichkeit die "Speier" ansprechend zu gestalten ist nicht von der Hand zu weisen. Das Bauteil ist ja kein historische Neues wie z.B. eine Ampel im Straßenmobiliar, die komisch aussieht wenn man sie im Schinkel-Style designt.

    Wie hätte Knobelsdorff den Speier gestaltet - ob ganz oben oder über dem Sockel?

  • (...) Gerade die Farbfassund ist so extrem gut recherchiert, besser geht fast nicht.

    Kann sein, kann auch nicht sein. Dieser Prozeß der Recherche ist dann vermutlich auch dokumentiert!? Gerne her damit!

    Und mal ganz allgemein: Auch "Experten" können einfach nur Schwadroneure und Schaumschläger sein.

    Dieses Mintgrün stimmt nie und nimmer. Aber mir ist das wie gesagt wirklich völlig egal. Mich stören eher das Geschwätz und der unglaubliche Untertanengeist, der sich hier manifestiert.

  • Ölbilder, Pastelle, Fassadenfarben usw. müssten dann gleichermaßen verblichen sein.

    Natürlich sind die Ölbilder auch nachgedunkelt, durch den Firnes. Fassaden- oder Fugenreste wie Pastelle bleichen durch UV-Licht aus.

    Zur Illustration: Bei meinem Haus kam dein "Experte" mit einer Farbkopie eines zeitgenössischen, kolorierten Stichwerkes, dessen Farbigkeit ich für völlig abseitig hielt. Rainer Roczen, Experte für Farben im Potsdamer Stadtkern, und sein Kollege Limberg wollten mir die Farbtöne für die Fassade vorschreiben.

    In einer online zugänglichen Bibliothek einer US-Universität fand ich das gleiche Werk ohne die Farbstichigkeit - die Farbkopierer deutscher Stadtverwaltungen haben immer schon Schwächen in der Ausgabe gehabt. So konnte die blasse Trendfarbe "Altomaunterwäsche" vermieden werden und mein Haus strahlt in einem zeitgenösich nachvollziehbaren oxidrot.

    Aus dem gleichen Werk ("Riedel") stammt die Farbkombination für den neuen Einsiedler.

  • Danke für den Hinweis: auch die Möglichkeit die "Speier" ansprechend zu gestalten ist nicht von der Hand zu weisen. Das Bauteil ist ja kein historische Neues wie z.B. eine Ampel im Straßenmobiliar, die komisch aussieht wenn man sie im Schinkel-Style designt.

    Wie hätte Knobelsdorff den Speier gestaltet - ob ganz oben oder über dem Sockel?

    Wie Knobelsdorff gestaltet hätte, möchte ich nicht mutmaßen - aber Sonderformen als "Entenschnabel" oder als "plumpes" Rohr mit unten verlängerter Lippe oder gar in Drachenform sind entweder im Indernetzzzz erhältlich oder können vom guten Spengler/Bauklempner in Handfertigung angeboten werden.
    In einem gebe ich Dir unbedingt recht - die lieblose Ausführung passt nicht zum Gesamtbild.

  • Kann sein, kann auch nicht sein. Dieser Prozeß der Recherche ist dann vermutlich auch dokumentiert!? Gerne her damit!

    Und mal ganz allgemein: Auch "Experten" können einfach nur Schwadroneure und Schaumschläger sein.

    Dieses Mintgrün stimmt nie und nimmer. Aber mir ist das wie gesagt wirklich völlig egal. Mich stören eher das Geschwätz und der unglaubliche Untertanengeist, der sich hier manifestiert.

    Atemberaubende Hochnäsigkeit! Auf welcher Grundlage fällst Du Dein Urteil "stimmt nie und nimmer"?

  • Irgendwie dreht sich diese Diskussion im Kreis.

    Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es aus Alterungsgründen aller noch vorhandenen Belege und Abbildungen sowie der Nichtexistenz von Pantone-Farbmessgeräten im Barock unmöglich ist, heute den absolut exakten Farbton zur Erbauungszeit festzustellen? Dass aber eine historisch informierte, auf heutige Verhältnisse abgestimmte Farbgebung der Fassade angestrebt wurde?

    Letztlich ist das mit der Farbe und den drei Rohren eine Luxusdiskussion, die zeigt, wie gut die Fassade geworden ist. Wenn wir nichts anderes auszusetzen haben 😉

  • Ich verstehe auch nicht, was das sein soll? Die meisten hier finden die Farbe sehr schön, und alles deutet darauf hin, dass sie sorgfältig ausgewählt wurde. Wenn die Farbe Jakob nicht gefällt kann er wegscrollen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Diese Art der Fenster zum hochschieben mit einer starken horizontalen Leiste und waren ursprünglich am Alten Markt sehr verbreitet, vor allem bei den sehr hohen Fenstern. Man sieht solche Fenster im Alten Rathaus, im Haus links über die Straße daneben und im Palais Barberini.

    Solche Fenster sind in den Niederlanden sehr üblich. Vielleicht hat der niederländische Einfluss in Potsdam damit zu tun?

  • Solche Fenster sind in den Niederlanden sehr üblich. Vielleicht hat der niederländische Einfluss in Potsdam damit zu tun?

    Richtig, aus der holländischen Tradition kommen zumindest mit die ältesten Schiebefenster der Region im Schloß Charlottenburg. Aber Das Jagdschloß Stern in Potsdam hat auch Sashwindows.

    Die deutschen Fensterbauer tun sich schwer mit der Konstruktion, vor allem wenn das Fenster noch einen U-Wert haben soll, der sich für ein EH55 oder EH 40-Haus eignet. Die Kritikpunkte sind in der Regel, dass der obere Teil nur von aussen zu putzen ist, die Fenster häufig schwergängig sind (die deutschen Hersteller begegnen dem mit einem Seil-Gegengewichtssystem im Inneren des Fensters) sowie die Wärmebrücke dort, wo bei einem Öffnungsflügelfenster der Riegel säße. Der Vorteil ist, dass im Inneren selbst kleinere Räume deutlich größer wirken.da keine nach innen schwenkenden Flügel da sind.

    Der holländische Urspring wird auch in diesem Artikel belegt. https://en.wikipedia.org/wiki/Sash_window

  • In natura

    Die Kameras haben etwas Probleme den genauen Grünton einzufangen, da er in der Natur wohl so nicht vorkommt. In realo wirkt das Grün etwas heller.

    Der Sockel ist auch etwas heller als es die Kamera abbildet. Man hat sich hier für die profilierte Version des Erdgeschosses entschieden (so wie in den Photos, aber nicht wie in den alten Gemälden oder hier) und dieses in einer Art grau/braun gestrichen. Gut, dass die späteren Ladenfenster und zusätzlichen Eingänge nicht eingebaut wurden. Das Erdgeschoss wurde ständig umgebaut und die jetzige Version ist ein Hybrid aus mehreren Zuständen. Der Farbkontrast wirkt aber etwas ungewöhnlich, weil das Haus optisch in zwei Hälften geteilt wird.

    Das Stadtschloss gegenüber hatte auf alten Gemälden zum Alten Markt hin eigentlich keine profilierten Wände (außer die Lisenen) und war rosarot gestrichen. Der Farbkontrast war also früher stärker gewesen.


    Da viel Stein statt Stuck verwendet wurde, gibt es auch zahlreiche Fugen.

    Aus der Nähe betrachtet hat das Grün eine leicht sichtbare Struktur.

  • Grün ist in Potsdam etwas rar geworden, nachdem das ehemals grüne Knobelsdorff-Haus umgepinselt wurde. Der grüne Farbton wirkte etwas dunkler und natürlicher als beim neuen Knobelsdorff-Haus.

    556px-Knobelsdorff-Haus%3B_2008.jpg

    Das Naturkundenmuseum hat ein kräftigeres Grün, wobei aber das profilierte Erdgeschoss in sandsteingrau ausgeführt wurde (weil es Stein darstellen soll).

    1280px-Naturkundemuseum%2C_Potsdam_20130630_1.jpg

    In der Henning-von-Tresckow-Straße gibt es noch dieses grüne Haus, wobei ein relativ mildes Grün über beide Geschosse gezogen wurde.

  • Ständehaus und Knobelsdorffhaus sind erst zu DDR-Tagen ergrünt. Das Knobelsdorffhaus ist wieder dunkellila, das Ständehaus schon an den Seiten wieder rosa. Der KIS schafft immer nur eine Seite nach der anderen...

  • Und noch das Grüne Haus im Neuen Garten...

    dsc03459ykqnz.jpg

    ...welches sogar eine grüne Tür hat.

    dsc034609rq3b.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Klar, aber nicht in der Stadt sondern Schlösser und Gärten. Auch das chinesische Teehaus ist grün. Friedrich liebte die Farbkombinationen grün-gold und blau-silber.

    Und die chinesische Küche:

  • Richtig, aus der holländischen Tradition kommen zumindest mit die ältesten Schiebefenster der Region im Schloß Charlottenburg. Aber Das Jagdschloß Stern in Potsdam hat auch Sashwindows.

    Die deutschen Fensterbauer tun sich schwer mit der Konstruktion, vor allem wenn das Fenster noch einen U-Wert haben soll, der sich für ein EH55 oder EH 40-Haus eignet. Die Kritikpunkte sind in der Regel, dass der obere Teil nur von aussen zu putzen ist, die Fenster häufig schwergängig sind (die deutschen Hersteller begegnen dem mit einem Seil-Gegengewichtssystem im Inneren des Fensters) sowie die Wärmebrücke dort, wo bei einem Öffnungsflügelfenster der Riegel säße. Der Vorteil ist, dass im Inneren selbst kleinere Räume deutlich größer wirken.da keine nach innen schwenkenden Flügel da sind.

    Der holländische Urspring wird auch in diesem Artikel belegt. https://en.wikipedia.org/wiki/Sash_window

    Der niederländische Einfluss ist in Potsdam und Preußen sehr stark. Gerade unter William und Mary sind sich engliche und niederländische Architektur und Kunstgewerbe sehr nah. Doch in diesem Fall gehen die Fenster eher auf den engllichen Palladianismus zurück.

  • Noch ein paar Photos vom QIII.

    Die vier Schichten des Neo-Valmarana von oben nach unten: Beton, Dämmung, Backstein und Sandstein.

    Der Legionär ist auf der Ecke installiert

    Das Original in Vicenza hatte zwei anders gestaltete Legionäre (ohne erhobenen Arm)

    Die Potsdamer Version mit dem erhobenen Arm beruht auf Palladios Zeichnung in I Quattro Libri 1570. Auch die Stauen auf dem Dach existieren nur in Palladios Zeichnung und somit nur in Potsdam.

    Gemeinfrei : https://www.projekte.kunstgeschichte.uni-muenchen.de/arch_complete_…n_4/IV_1_4g.htm