Display MoreDie Gerüste stehen noch davor, die Fassade ist noch nicht mal verputzt und das Dach noch nicht gedeckt, aber wieder wird pauschal angenommen, dass mit der Höhe gleichzeitig eine Hirarchisierung einherginge.
Von der Zeit Friedrichs II. bis 1945 sind mindestens 3 verschiedene Bauten an dieser Stelle (Am Alten Markt 15) belegt. Jenachdem welche Vedute man zur Hund nimmt hat man ergo 3 verschiedene Gebäudehöhen. Welche von diesen ist jetzt die historischste? Im Übrigen wurde die Schlossstraße 1-3, die historisch stets höher war als das Eckhaus, verkleinert. Vor dem Hintergrund, dass es sich weder um Leitbauten noch um Leitfassaden handelt ist die Frage nach einer scheinbar "korrekten" historischen Gebäudehöhe hinfällig. Es sind Neubauten! NEUBAUTEN!!! Es war noch nichteinmal gefordert, dass sich die Entwürfe am Vorgänger zu orientieren haben. Was die Fassadenabwicklung angeht hat sich der Architekt trotzdem am letzten Zustand vor der Zerstörung orientiert.
Und was meinen Sie mit "ehrlicher"? Glauben Sie etwa, dass der Architekt hier die freie Wahl hatte was die First- und Traufenhöhe angeht? Selbst wenn in der ersten Planung noch eine gleiche Höhe mit dem Klingnerschen Haus angestrebt wurde, ist es absolut realistisch, dass die zusätzliche Höhe dem Haus amtlich verordnet wurde um Bauauflagen und Wohnraumoptimierung zu bedienen.
So war es z.B. mit dem Nachbarhaus des Plögerschen Gasthofs in der Schlossstraße, welches hier auch schon Thema war.
Für dieses Haus hatte u.a. Das Büro Patzschke einen Entwurf beigesteuert, der nicht den Zuschlag erhielt, da er im Spannungsfeld zwischen Landesbauordnung und historischem Anspruch zerrissen wurde.
Die Dachgauben sind alles andere als modern. Moderne Gauben hat der Apendix des Einsiedlers mit seinen Blechkästen. Die Gauben hier sind mit klassizistischem Dekor versehen, verputzt und haben alle ein klassisches Firstdach. Sie fungieren als klassisches Gestaltungselement und ersetzen die unschönen Dachfester. Zugelassen wurden sie weil.........es sich um einen NEUBAU handelt und sie in dieser exponierten Lage besser wirken als die bereits angesprochenen Dachfenster.
Können wir bitte damit aufhören alles kaputtzureden noch bevor es fertig ist mit dem scheinbaren Totschlagargument des ahistorischen Erscheinungsbildes, das bei diesen Häusern garkrine Rolle spielt laut Leitbaukonzept.
Zudem hätte unsere Zauberfee Roland Zurkuhlen die Gauben gestrichen wenn sie den Denkmslschutz und die Authentizität des Platzes stören würden.
Für mich ist das Haus Alter Markt 4 (Am Alten Markt 16) einer der besten klassisch-modernen Entwürfen im gesamten Quartier.
Vor dem Brand 1795 waren alle vier Häuser an der Westseite des Alten Marktes einheitlich in der Höhe und die drei nördlichen Häuser bildeten eine zusammenhängende Großfassade.
Auch nach dem Brand war die Einheitlichkeit der Bauhöhe gewahrt geblieben. Der Umbau Nr. 15 im historistischen Stil hat daran nichts geändert. Man erkennt diverse Bastelgauben hier und da, welche in den 1930er Jahren wieder entfernt wurden. "Klassizistische Gauben" (was soll das sein?) gab es dort nie.
Die Render haben dies auch wohl wissend so versprochen: eine einheitliche Höhe, wobei die Statuen auf den Leitbauten den krönenden Abschluss bilden. (Das Eckhaus Am Alten Markt 13/14 wurde ebenfalls leicht erhöht, was man diskutieren kann, aber hier ist wenigstens das bedeutendere Haus erhöht.)
Visualisierung (Wohnungsbaugenossenschaft "Karl Marx" Potsdam eG)
Nun gab es ja bekanntlich einen Wettbewerb und Bauvorschriften, in dem Fall auch für den privaten Bauherrn im relevanten Haus Nr. 16 neben dem Leitbau. Als Höhe bis zur unteren Dachkante wurden 14,75m festgelegt und es wird interessant, ob diese auch eingehalten wird. Es ist ja kein Zufall, das Abweichungen immer in Richtung Renditeoptimierung gehen. Die beiden Genossenschaften Marx und PWG haben sich anscheinend an die Pläne gehalten und dafür kann man sie auch loben.
Quelle: Bewerbungs- Unterlagen Entwurf 6a https://potsdamermitte.de/media/downloads/21088.pdf