Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt

  • Die Expertise von Fachleuten ignorieren, stattdessen lieber auf die eigene Kompetenz vertrauen - was ist das denn anderes als Stammtisch?

    Puh ... wie soll man das bloß nennen? Deutsche Autoritätshörigkeit? Da bekenn ich mich lieber zum klassischen Stammtisch. Von dessen Warte aus kommt mir die Debatte über das inkriminierte Grün, das mir sehr zusagt, im

    Gegenteil einigermaßen überkandidelt vor. Wie gesagt, Stammtischsicht relativiert alles.

  • Herr Herrmann Stimme dir grundsätzlich zu. Eines möchte ich gerne noch anmerken.

    Ich wüsste gerne mal wieviele der Diskutantem, vor allem die Meckerer, wirklich vor Ort waren.

    Ich habe es doch tatsächlich gewagt die letzten 3 Tage nach Potsdam zu reisen (600km) um mir den Bauzustand am Alten Markt mal persönlich anzuschauen.

    Und es stimmt tatsächlich, dass die Farbe auf den Bildern immer etwas anders aussieht als sie in Wirklichkeit ist.

    Das Klingnersche Haus ist eine grandiose Rekonstruktion von herausragender Qualität und die Farbe ist wundervoll und harmoniert sehr gut mit dem Stadtschloss. 😇

    Spoileralarm: Am Plögerschen Gasthof sind im Sockelbereich bereits einige Flächen verputzt und mit Probeanstrich versehen.

    Ich sage es mal do, dort wird die Farbdiskussion definitiv in die nächste Runde gehen. 😅

    Bilder sind von mir und dürfen verwendet werden.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Verstehe ich es richtig, dass es in den Quartieren III und IV nur in den Ecken historische Fassaden („Leitfassaden“) oder mit „architektonischen Zitaten“ versehene Fassaden gibt und die restlichen Fassaden modern sind?

    Wird bei den Gebäuden mit Leitfassade auch die Fassade im Innenhof rekonstruiert und werden Räume im Innern wiederhergestellt?

    Quelle: Link

  • Jap, zwei Fassaden werden rekonstruiert, ohne Innenräume oder Höfe. Zumindest die Höfe waren nicht von künstlerischem Wert.

    Die modernen Fassaden werden aber ganz gut.

  • Einige Details

    Das 3. Achteckenhaus.

    Neubauquartier III 23.9.23

    Fassadenschmuck (was auch immer er bedeuten soll) am Eckhaus Alter Markt/Schwertfegerstraße.

    Neubauquartier III 23.9.23

    Fassadendetail am Nachbarn des Klingnerschen Hauses. Ich bin mal nett und sage, es ist eine moderne Interpretation der gerillten klassischen Säulen.

    Neubauquartier III 23.9.23

    Plögerscher Gasthof durch die Gerüstplane.

    Neubauquartier III 23.9.23

    Vergleich der Fassadenfarbe des Klingnerschen Hauses mit der Kupferkuppel der Nikolaikirche.

    Neubauquartier III 23.9.23

  • Warum außerdem ganz in schwarz? Das hätte man auch in wertigeren Materialien und Farben machen können, z.B. in Bronze.
    Es wäre auch dann noch immer aufdringlich genug... :augenrollen:

  • „Ziel des Wettbewerbes war es, Möglichkeiten zu erkunden, den optischen Reichtum alter Fassaden zurück zu gewinnen, ohne die historischen Formen einfach nachzubilden.“

    Der Herr Künstler kann es ja mal versuchen, die historischen Formen einfach nachzubilden. Ich denke, er weiß, warum er sich auf Scherenschnitte beschränkt.

  • Den Dachschmuck hat der Künstler Wolf von Waldow "Abundantia" genannt.

    Ich habe das so verstanden, daß im Original die Abundantia auf dem Dach saß. Das Kunstwerk heißt Waagnis.

    Es soll wohl die zwei Hälften der Weltkugel darstellen. Links der ausgeschüttete Überfluss, rechts die verbeulte leere Halbkugel, der Mangel. Ohne die Erklärung habe ich gedacht, da wird ein Mülleimer ausgeschüttet.

    Besonders blöd finde ich diesen Koffer, mitten auf der Fassade.

    (...) «Waagnis» ist eine überzeugende Zusammenführung von historischer und allen verständlicher Technik mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Inhalten, die sowohl die Menschen heute verstehen können als auch in seiner zeitübergreifenden Visualisierung die Menschen nachfolgender Generationen noch inspirieren wird. (...)

    Na, mal sehen, wie viele Generationen dieses Blech überdauert.

  • Ich habe das so verstanden, daß im Original die Abundantia auf dem Dach saß. Das Kunstwerk heißt Waagnis.

    Waagnis ist der Name der Gesamtinstalltion. Ich habe nur die Dachdeko zitiert, hier der Screenshot der Seite des Künstlers:

    Die Erde ist wohl zweigeteilt, das sehe ich genauso. Während rechts ein Mann auf den Trümmern des ehem. Instituts für Lehrerbildung "Rosa Luxemburg" sitzt (Sterne!) und unter den Börsenkursen leidet geht unter der Friedensflagge der Rest der Welt in den Orkus: Ein Gewehr, die Freiheitsstatue, ein Atommodell, Flora und Fauna. Das ist sozialkritische Kunst auf dem Niveau der VHS Castrop-Rauxel.

  • Aber wenigstens eine subtile Reminiszenz an die ehemalige DDR... Da waren Metallgerüste*) über den Dachtraufen auch in Mode.

    *) Halterungen für Buchstaben

  • Warum wird da ein Schach-Bauer mitausgeschüttet? Überhaupt ist diese Ausschüttung unstimmig, zumal sie negative wie positive Dinge umfasst. Dass ein Gewehr entsorgt wird, könnte man als positive Abrüstung und nicht als Verschwendung ansehen, ebenso ev. die Freiheitsstatue als Abkehr vom US-Imperialismus, das Segelboot aus extrem klassenkämpferischer Sicht auch noch als Entrümpelung von Unnützen. Warum aber das Rind und den Apfel?

    Die ausschüttende Frau sieht eigentlich nicht richtig dekadent aus, sondern wie eine entschlossene proletarische Kämpferin alten Zuschnitts (sieht man von den Schuhabsätzen ab). Dass sie die Leichtfertigkeit repräsentieren soll, alles den Bach runtergehen zu lassen, scheint irgendwie unstimmig. Ihre Gestik wirkt eher entschlossen, befreiend.

    Und dann noch das zweimalige Friedenssymbol, einmal auf der Flagge, also als Motto, dann untergehend. Friedensbewegung als Selbstwiderspruch? Ich kenn mich nicht aus.

  • Aktuelle Bilder vom Block III, die Fassade des Plögersschen Gasthof ist schon bis zum Mezzanin-Geschoss empor gewachsen:

    Alle Bilder sind von mir und dürfen verwendet werden.

  • Die moderat modernen aber an die Originalbebauung erinnernden Bauprojekte der Wohnungsgenossenschaft Karl Marx stehen hinter den prächtigen Rekonstruktion der PWG ein bisschen im Schatten, sind aber trotzdem nicht unangemessen für den Ort. Acht-Ecken-Haus mit schöner Gliederung der Fassade. Zumindest bei diesem Gebäude ist die Farbgebung noch nicht endgültig.

    Achtecken 21.10.23

    Achtecken 21.10.23

    Achtecken 21.10.23

  • Ja beim Achteckenhaus könnte ich mir vorstellen (bzw. hoffe ich), dass man sich an der Farbgebung der anderen beiden orientiert. Schön wäre vielleicht noch eine aufgemalte Rustizierung oder Quaderung, um dem Vorgänger da noch etwas näher zu kommen.

    Das neue Hellmund-Piernische Haus wird erst richtig wirken, wenn die Gerüste weg sind und der Bauschmuck zusehen ist. An der Stelle hätte ich auch gerne wieder ein bisschen Mut zur Farbigkeit. Vielleicht mal eine etwas andere Schattierung als immer nur der selbe Farbton Beige/Oker.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!