Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt

  • Deutscher Städteatlas 1993. Von meinem alten Professor Felix Escher mit Herrmann Fellin.

    Die gepunkteten Linien sind die Wegeführungen durch die Sümpfe vor Errichtung der Stadterweiterungen. Das Stadttor Richtung Sanssouci war am Neuen Markt.

  • Da eine Bezahlschranke existiert, kann ich den Artikel nicht lesen. Aber, da hiesige Künstler zu 95% ideologisch gleich ticken, vermute ich mal in der Aussage des gezeigten Kunstwerks: Die eine Erdhälfte lebt im Überfluss und kippt ihren Müll in die Gegend, die andere Erdhälfte darbt... Und in dem Artikel sind am Fries noch Koffer bzw. eine Person mit Koffer zu sehen. Sollen das Flüchtlinge/Refugees sein?
    Ich weiß es nicht, "Konstantin" möge aufklären. Aber ich bin mal so paranoid, die Vermutung als Frage in den Raum zu stellen.
    Abgesehen davon versteht Wolf von Waldow durchaus gefällig zu arbeiten. Er bedient allerdings auch einen auf den ersten Blick nostalgischen Scherenschnitt-Stil.

  • Ich kann zu obengenannter Meinung nicht bewerten da ich den Artikel ebenfalls noch nicht gelesen habe. Allerdings war verständlich das die Wohnungsbaugesellschaft Änderungen einbringen möchte. Man muss bedenken das die WBG einer der größeren Bauherren im Quartier ist.

    Auf der einen Seite finde ich den Entwurf spannend, auf der anderen Seite muss er mit dem gesamten Ensemble harmonieren und da wird wieder einmal alles auf einen Kompromiss hinauslaufen. Nun sollten wir erst einmal warten, wenn dieser Bericht in ein paar Tagen freigegeben ist, was die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) berichtet.

  • Sorry, hier ohne Bezahlschranke.


    21:40 26.12.2018 Potsdam Alter Markt Moderne Kunst für Neubau am Alten Markt
    Der Berliner Künstler Wolf von Waldow hat den Kunstwettbewerb für die Fassade eines Neubaus gegenüber der Nikolaikirche gewonnen. Mit zahlreichen Symbolen, darunter auch dem Sternmuster der alten Fachhochschule, übt er Gesellschaftskritik.

    So sieht das Fries im Modell des Künstlers aus. Quelle: privat
    Innenstadt
    Der Berliner Künstler Wolf von Waldow soll die Fassade des Neubaus am Alten Markt 13/14 gestalten. Er wurde von der Jury der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ zum Sieger eines künstlerischen Wettbewerbs bestimmt, wie er auf Anfrage der MAZ bestätigte. Das Haus, das auf dem Areal der früheren Fachhochschule bis etwa 2022 entstehen soll, wird an der Ecke des Alten Markts und der dann bis zur Nikolaikirche verlängerten Schwertfegerstraße errichtet und die Fassade teilweise rekonstruiert.
    Der Schmuck erinnert an den 1945 zerstörten Vorgängerbau von 1797
    Von Waldow hat sich in seiner Arbeit am Schmuck des Vorgängerbaus von 1797 orientiert. Dieser war selbst mit Verweisen auf eine früheres Haus an dieser Stelle errichtet worden, das 1795 beim Brand der Nikolaikirche zerstört wurde.
    Das Haus wurde von einer Allegorie des Überflusses bekrönt, die ihr Füllhorn über der Stadt ausschüttete. Das Fries über dem Hauptportal war von feuerlöschenden Kindern geziert.
    An der oberen Gebäudekante soll diese Neuinterpretation der Allegorie des Überflusses angebracht werden. Quelle: privat
    „Es zeigt, wie vieles weggeschüttet wird und man darüber verzweifeln kann“
    Anstelle von Sandstein hat Wolf von Waldow scherenschnittartige und detailverliebte Metallskulpturen entwickelt: Oben auf der Traufe des Hauses schüttet erneut eine Frau wie im Überfluss aus einer Erdhalbkugel zahllose Objekte herab und hält eine lädierte Flagge mit einer Friedenstaube in den Wind. Neben ihr sitzt ein Mann hoffnungslos über Börsenkurse gebeugt. „Es zeigt, wie hier vieles weggeschüttet wird und man darüber verzweifeln kann“, erklärt von Waldow.
    Der mehrere Meter breite Fries über dem Haupteingang weist auch ein Fragment des Originalfrieses von 1797 auf. Quelle: privat
    Vieles, was von oben herab fällt, wird von Figuren in einem mehrere Meter breiten Fries über dem Eingang wieder aufgefangen. Die Flamme aus der Hand der New Yorker Freiheitsstatue, eine Plastikflasche und das Sternmuster von der Fassade der früheren Fachhochschule gehören zu den Symbolen. Eingearbeitet ist auch ein Fragment des Originalfrieses mit Kinderfiguren beim Löschen des Brands der Nikolaikirche.
    Eine neue Katastrophe kündigt sich im Kunstwerk bereits an
    Rechts davon schlagen bereits neue Flammen hervor. „Hier kündigt sich eine neue Katastrophe an, die von der Gesellschaft auf der linken Seite noch gar nicht bemerkt worden ist“, sagt von Waldow. Auf dieser Seite des Frieses nährt eine Figur das Feuer – oder versucht es auszuschlagen. Ein zweiter filmt das Geschehen mit einer Kamera. Eine alte Frau flüchtet mit einem Koffer aus der Szene.
    So sah das Haus von 1797 aus. Oben ist die Allegorie des Überflusses erkennbar, am Eingang der Sandsteinfries mit den feuerlöschenden Kinder. Quelle: Potsdam-Museum
    Wohnungsgenossenschaft will Arbeit im Januar vorstellen
    Die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ wollte das Wettbewerbsergebnis noch nicht kommentieren. „Anfang Januar werden wir den künstlerischen Entwurf gemeinsam mit der Stadt und dem Sanierungsträger öffentlich vorstellen“, kündigte Genossenschaftsvorstand Bodo Jablonowski an.


    Von Peter Degener

  • Rechts davon schlagen bereits neue Flammen hervor. „Hier kündigt sich eine neue Katastrophe an, die von der Gesellschaft auf der linken Seite noch gar nicht bemerkt worden ist“, sagt von Waldow.

    Vielleicht soll da irgendeine subtile Botschaft dahinter stehen, und Waldow äußert sich nur etwas unbedarft. Aber ich mutmaße mal, dass die Symbolik auch so politisch-platt gemeint sein könnte, wie Waldow das selbst ausdrückt. Passt aber zum Namen der Wohnungsgenossenschaft. :lachentuerkis:

  • Tolle Fassade....schlechte Kunst am Bau! Und die Botschaft ist weder unterschwellig noch subtil. Ähnlich wie die Pavillons im Hof des Stadtschlosses ist man hier auf Krawall gebürstet gegenüber einer Gesellschaft, die sich im Städtebau wieder auf ihre Wurzeln besinnt.
    Ich persönlich hätte die Figurengruppe auf der Dachkante beibehalten. Den Fires hätte ruhig eine moderne Szene schmücken können wie z.B. die Friedliche Revolution oder der "Kampf um die Mitte". Va au mit der FH als Motiv.
    Abgesehen von der Thematik finde ich die Idee eines Scherenschnittes doch recht lieblos. Kann oder will dieser "Künstler" nicht mal einen Naturstein bearbeiten???

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Begründung der Juryentscheidung im Protokoll des Preisgerichts:
    "Wunderbar! Das ist es, was unsere Stadt Potsdam braucht. Eine gelungene Übersetzung der ursprünglichen Figurengruppe in eine zeitgemäße Silhouette. Die Verwandlung des Füllhorns und des Tränentuchs in das Bild der ungleichen, globalen Verteilung ist eine nicht zu übertreffende bildliche Metapher. Die Arbeit ist wirklich ein Wa(a)gnis. In mehrfacher Hinsicht. Die Technik, die so gar nichts mit der Schwere der Sandsteinskulpturen gemein hat. Die klare Aussage, die historischen Themen in die Gegenwart zu übertragen, sie zeitgemäß zu interpretieren, ohne die Bezüge zu den historischen Marken des alten Gebäudes zu verdrängen. Die Verwendung des historischen Teilreliefs im Fries fand besondere Beachtung. «Waagnis» ist eine überzeugende Zusammenführung von historischer und allen verständlicher Technik mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Inhalten, die sowohl die Menschen heute verstehen können als auch in seiner zeitübergreifenden Visualisierung die Menschen nachfolgender Generationen noch inspirieren wird. Das Gestaltungsmittel des Scherenschnitts erfreut durch seine Leichtigkeit, Frische und Vielfältigkeit. Die feingliedrigen Elemente lassen erwarten, dass Betrachter immer wieder Neues entdecken können. Die Darstellungen nehmen zwar Bezug auf die historischen Vorbilder, sind aber auch ohne Bewusstsein dieses Hintergrunds für die aktuelle Betrachtung verständlich und leisten so einen Beitrag für aktuelle und zukünftige gesellschaftliche Diskussion."

  • Wobei die Figuren im Park Sanssouci deutlich besser zur Geltung kommen als hoch oben auf dem Dach des Plögerschen Gasthofes. Historisch konsequent ist die Rückkehr der Figuren aber allemal.

  • Man sieht die Figuren im Park von Sanssouci sicher besser, kann Details studieren, aber zur Geltung kommen sie mit ihren überlängten, auf Untersicht konzipierten Proportionen sicher besser auf dem Gesims des Plögerschen Gasthofs.

  • Wenn wir schon korrekt sein wollen: eine Attika ist eine wandartige Erhöhung der Außenmauern eines Gebäudes über den Dachansatz hinaus, um das Dach zu verdecken. Das trifft beim Plögerschen Gasthof nicht zu, auf folgender Visualisierung eindeutig zu erkennen:

    http://potsdam.damals-heute.de/fileadmin/pano…hloss_07_01.jpg

    Es handelt sich hier vielmehr um einen Mezzanin bzw. um ein Attikageschoss.

    Ein Gesims ist jedwede vorspringende horizontale Gliederung einer Wandfläche. Traufgesims, Fenstergesims, Giebelgesims, Sockelgesims, Gurtgesims, Kaffgesims usw..

    Die Skulpturen des Plögerschen Gasthof stehen also oberhalb des verkröpften Abschlussgesimses des Attikageschosses auf die Wandflächen des letzteren gliedernden Podesten, die eine Weiterführung der Kolossalpilaster der beiden Hauptgeschosse sind.

    Ändert das jetzt etwas an meiner Anmerkung, dass die Figuren für Untersicht konzipiert sind und damit erst aus einer gewissen Höhe angemessen zur Geltung kommen?

  • Welche Fassadenteile sind außer den Figuren denn noch erhalten? Denn die Fassade stand nach dem Krieg ja fast noch komplett. Wurden noch mehr Schmuckelemente geborgen?

    APH - am Puls der Zeit

  • Der Bacchuskopf, der den Schlußstein des Haupteinganges zierte. Der Legionär an der Ecke ist leider weg. Muß man neu machen.

    Hierbei muss man wirklich mal anmerken, daß die SPSG die Fragmente, die nicht zu Bauten der Schlösserstiftung gehören, wenigsten mit einfachsten Mitteln vor Moos und Wetter schützen sollten.

    Es ist doch absurd, daß Saskia Hüneke in den Medien darüber philosophiert ob die Figuren wieder auf einen neugebauten Plögerschen Gasthof können, weil sie da im Winter nicht eingehaust werden können, während parallel z.B. der Bacchuskopf - aber auch fast alle Figuren des Stadtschlosses - nicht einmal einen primitives Wetterdach mit ein paar Dachlatten und einem Stück Wellblech bekommen und seit über 40 Jahren Wind und Wetter ausgesetzt sind.

    Die Fassade ist vom SED-Magistrat aus Gründen der "Verkehrsbehinderung" abgebrochen worden.

  • Bin vielleicht etwas kleinlich,-Schade das auf den kleinen Balkon über dem Haupteingang beim Neuaufbau verzichtet wird.Oder richtet sich der Neuaufbau des Pl Gasthofes nach der Ursprungsfassade noch ohne Balkon?