Rottenburg am Neckar

  • Abgesehen von einem etwas stärker ausgebauten Dachgeschoss kann ich keine sehr wesentliche Aufstockung feststellen. Man vergleiche das Höhenverhältnis zum Gebäude rechts daneben. Das 2. OG schließt auch zukünftig in etwa mit dem 2. OG des Nebengebäudes ab. Daran schließt sich ein ausgebautes Dachgeschoss an. Die Geschosse scheinen zukünftig etwas höhere Raumhöhen zu besitzen. Ob dieses Dachgeschoss die Kosten von Abriss und Neubau wieder hereinbringt, kann ich nicht beurteilen.

    Was mir aber auf der Zeichnung auffällt: Das Gebäude links der Sparkasse tritt dort nicht auf. Es folgt direkt das links von diesem liegende kleinere Gebäude. Wird also das weiße linke Nachbargebäude auch abgerissen oder fehlt es nur auf der Skizze?

    Nochmals der Vergleich: Heute und zukünftig.

    P.S.: Bei dem Argument, der Altbau wäre ästhetisch NS-belastet kann man sich fragen, ob das der Hauptgrund ist oder eine vorgeschobene Begründung, die zum Zeitgeist passt und Kritik am Abriss in Erklärungsnot bringen soll. Ist es Motiv oder Mittel zum Zweck?

  • Heimdall

    Wir wissen doch längst: Wo ein Wille, da ist auch ein Weg (zur Erhaltung! ;)

    Das ‚Argument‘ der „belasteten Architektur“ kommt den Abrissbefürwortern gelegen, um ihre Renditevorstellungen zu erfüllen - in diesem Falle ist es Mittel zum Zweck. Wirklich belastbar ist dieser Aspekt in einer sachlichen Abwägung so wenig wie die anderen vorgeschobenen Gründen, die einen Abbruch angeblich unumgänglich machen sollen. Dieses Bestandsgebäude der Rottenburger Kreissparkasse ist vieles, aber nicht abruchreif!

    Dass sich in der Thematik um den Abriss offenbar kaum oder keine Stimmen im Sinne der Nachhaltigkeit regen, um auf den Aspekt der „grauen Masse“ aufmerksam zu machen ist wiederum auch bezeichnend und zeigt wie einseitig die gesellschaftliche Debatte in dieser Hinsicht geführt wird. Heimatschutzarchitektur genießt im modernistisch aufgeladenen Architekturbetrieb mehrheitlich wenig Stellenwert und scheint entbehrlich. Hier stünde wiederum das besagte Motiv im Vordergrund.

    Die hinsichtlich des Klimawandels vorgelegten Aspekten zur CO2 -Bilanz spielen interessanterweise kaum eine Rolle oder fallen komplett unter den Tisch, gleichwohl hierin die größten Einsparungspotenziale im Gegensatz zu Neubauten oder Dämmungen bestehen!

    Als Ultima Ratio ist oder sollte Fassadismus immer das letzte Mittel zur Bewahrung des Stadtbildes sein. Dieser wird aber verhindert, wo modernistische Architekturideologie und einseitige ökonomische Gutachten sowie persönliche Seilschaften bestimmend sind, wo sich staatliche Denkmalpflege nicht in der Zuständigkeit sieht sowie stattdessen für Abbruch plädiert und wo all dies nicht zuletzt auf mangelndes Interesse an lokaler Tradition stößt und auf fehlenden Schönheitssinn trifft.

    In diesem hässlichen Gemisch werden wir mit unnötigen Totalverlusten tagtäglich konfrontiert.

    Die Frage ist theoretischer Natur und wird sein, was gibt der geplante Neubau her, wie kann mit diesem langfristig umgegangen werden? Ein erneuter Abbruch/ stilvoller traditioneller Neubau, eine Rekonstruktion oder eben eine Lösung aus dem, was der zukünftige Bestand anbietet?

  • Schlechte Nachrichten aus Rottenburg:https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Ro…dern-g4849.html

    Hier ein Auszug der Antwort des Landesamtes für Denkmalpflege, an das ich mich seinerzeit gewandt hatte:

    Der Fall ist uns gut bekannt, wir engagieren uns seit Monaten für den Erhalt des Sparkassengebäudes oder zumindest für einen adäquaten Nachfolgebau. Allerdings hat das Landesamt für Denkmalpflege nur eine verhältnismäßig geringe Einflussmöglichkeit, da das Gebäude aufgrund gravierender Umbauten im Inneren die Kriterien zum Schutz als Kulturdenkmal nach dem baden-württembergischen Denkmalschutzgesetz nicht erfüllt. Städtebauliche Schutzgründe sind im Gesetz nicht vorgesehen.

    Das soll ja wohl ein Witz sein! Meines Erachtens hätte wäre es auch durchaus möglich gewesen, eine Teilunterschutzstellung vorzunehmen, so dass wenigstens der Außenbau erhalten geblieben wäre. Dass ein Sparkassengebäude im Laufe der Zeit im Inneren verändert wurde, versteht sich ja von selbst. Es gibt doch genügend Baudenkmäler, die nur noch im Außenbau gut erhalten sind und im Inneren gravierend verändert wurden. Das gilt ja vor allem für Wohn- und Geschäftshäuser. Trotzdem stehen sie unter Schutz

  • Ravensberger

    Vielen Dank für die Kontaktaufnahme mit der betreffenden Behörde und die inhaltliche Wiedergabe deren Stellungnahme.

    Da sind sie wieder, die sich wiederholenden leeren Phrasen. Die Gesetzgebung hätte längst im Sinne "städtebaulicher Schutzgründe" durch Lobbyarbeit und Drängen gegenüber den politischen Entscheidungsträgern geändert werden müssen, angesichts des enormen Verlustes kriegsbedingter und durch Abbrüche verlorener traditioneller Bausubstanz. Dass dies bisher nicht geschah, liegt aber just an der fehlenden Lobby und Parteien, die diese Notwendigkeit maximal hinten anstellen oder ganz vernachlässigen.

    Für die Erhaltung von Fassaden gibt es bisher leider kein hinreichendes Instrumentarium. Wer dieses Mindestmaß an städtebaulichem Entgegekommen einfordert, dem werden, sogar hier im Forum, abwertender Fassadismus und das ausgelutschte wie abgedroschene Disneyland-Argument vorgeworfen.

    Weder eine Gestaltungssatzung noch der Ensembleschutz greifen hier, wo der (Teil-) Denkmalschutz versagt. Allein die Möglichkeit einer begründeten rechtzeitigen Veränderungssperre hätte aufschiebenden Charakter bis zur Klärung. Das Traurige und Verkommene im Rottenburger Fall ist doch, dass ein Kreditinstitut, trotz seiner finanziellen Mittel, einmal mehr kein Interesse an der Bewahrung oder gar Verbesserung des Stadtbildes zeigt.

  • Städtebauliche Schutzgründe sind im Gesetz nicht vorgesehen.

    In den Siebzigern des letzten Jahrhunderts (Jahrtausends), als es um den Erhalt der Bietigheimer Altstadt und des Hornmoldhauses ging, hatte ich gute Kontakte zu dem damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth.

    Das Ergebnis mehrer Gespräche und eines kleinen Briefwechsels war, dass nach dem Erhalt des Hauses einige wichtige Anliegen des Denkmalschutzes wie Stadtbild-, Ensembleschutz und Schutz von Gesamtanlagen in das damals neu erlassene Denkmalschutzgesetz aufgenommen wurden. Entscheidend war, dass in Streitfällen das Denkmalamt das Sagen bekam.

    Späth äußerte als Ministerpräsident nach der Restaurierung der Bietigheimer Altstadt oft und schrieb es auch ausdrücklich, er habe aus dem Hornmoldhaus Grundsätzliches gelernt: Hätte die Stadt damals allein entscheiden können und hätten sich nicht Bürger für den Erhalt eingesetzt, wäre das schon seit Jahrzehnten unter Denkmalschutz gestandene Haus weg gewesen, bevor sich überhaupt jemand um die Erhaltung hätte kümmern können. (Alles sinngemäß, aber zuverlässig wiedergegeben). Späth war in den Sechzigern in Bietigheim Finanzbürgermeister und hat noch Jahre später immer wieder betont, er hätte das Haus in seinem verwahrlosten Zustand ohne die geringsten Bedenken abreißen lassen, wenn das zu seiner Zeit in Bietigheim schon aktuell geworden wäre. Von der Bedeutung des Hauses habe er wie fast alle in Bietigheim keine Ahnung gehabt.

    Seither ist das Späthsche Denkmalschutzgesetz, damals das wohl eines der vorbildlichsten in Deutschland, längst novelliert worden: Diese wichtigen Punkte sind raus, zum Schaden der Baudenkmale und der Städte selbst, wie man an der Ohnmacht der Denkmalpflege zumindest in Baden-Württemberg sieht.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Der modifizierte Entwurf, es wird jetzt doch wohl wieder ein Traufenhaus, dass allerdings bei weitem nicht die Qualität des Vorgängers erreicht:https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.rottenb…f795fbb441.html

    Die Fenster sind unmöglich, der Eingang und die großen Schaufenster im Erdgeschoss sind ebenfalls eine Zumutung. Der Bau ist deutlich länger, da man das benachbarte Giebelhaus gleich mit weggerissen hat. Ich vermisse zudem das kleine Uhrtürmchen und die Eckmadonna. Man spricht ja heute immer viel von Nachhaltigkeit. Doch ist es nachhaltig alte Gebäude abzureißen und ein neues zu errichten, für das unendlich viele Ressourcen verschwendet werden (Sand, Kalk, Ton etc.). Baustoffrecycling? Fehlanzeige! Auch die alten Pfannen hätte man sicher wiederverwenden können.

  • Vor allem fehlen alle schönen Details. Die Uhr, die Rundbogenportale in Naturstein, die Hausmadonna. Heraus kommt ein 08/15-Bau, der sich wenigstens halbwegs in dem Bestand einzupassen versucht. Mehr aber auch nicht.

  • Die Madonna ist bei genauer Betrachtung an der Hausecke wie ein Fremdkörper zu erkennen:

    https://www.schwarzwaelder-bote.de/media.media.3b…riginal1024.jpg

    Die Wahl der Mittel leider modernistisch, das Ergebnis folglich nicht überzeugend.

    Beim Gesamtgebäude sehe ich keinen Versuch sich einzupassen, sondern die üblichen, schädlichen Brüchen, architektonisch wie städtebaulich, zum Leidwesen für das Stadtbild.

    Trotz des neuen formalen Rückgriffs auf das bisherige Bankgebäude, war der vorherige Entwurf in einigen wenigen Details überzeugender als das jetzige Produkt. Ich würde daher von einer weiteren Verschlechterung sprechen.

  • Architektonische Rundschau 1886.

    Rottenburg am Neckar, Ortsteil Bad Niedernau.

    Gartenpavillon des Herrn Dr. Steiner in Niedernau (Württemberg), erbaut von Architekt Heinrich Theodor Schmidt In Frankfurt a. M.:


  • Das Bild zum gesamten Ensemble scheint es leider nicht mehr zu geben. Hat zufällig jemand noch Aufnahmen der 3 Gebäude? Um das barocke Gebäude ist es auf alle Fälle ewig schade. Wie kann es sein, dass eine Stadt nicht sieht, dass dieses Gebäude ein schöner, stadtbildprägender Bau ist, dass die Zeitung das ganze so problemlos hinnimmt weißt wohl auch auf Desinteresse oder Absprache hin. Aber wenn man sich die anderen Beiträge ansieht, scheinen in Rottenburg ja Hopfen und Malz verloren zu sein. Allein bei der Domumgestaltung muss man den Kopf so oft gegen die Wand schlagen, dass man irgendwann ein neues Fenster hat.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Da sitzt das Geld noch locker. Wenn man einfach ein intaktes Gebäude durch einen Neubau ersetzt. Die Kontoführungsgebühren machen es möglich. :wink:

    Zwar ist auf dem verlinkten Photo das Erdgeschoss noch nicht ganz fertig, doch das wird den Bau auch nicht mehr viel angenehmer erscheinen lassen.

    Wenigstens die Uhr hätte man aber in den Neubau übernehmen können. Das hätte dann sicher nicht modern genug ausgesehen. Wo Rottenburg doch gerade versucht ein angesagtes und modernes Stadtbild zu erlangen.

    https://www.baunetzwissen.de/imgs/2/8/5/8/0/4/7/107414345_42a8908a37-026038af4eadd4ef.jpg

  • Schömberg, aber nicht in Schlesien, das sieht in seiner Verwahrlosung besser aus als dieses sterile Gerümpel.

    Übrigens ist das sehr wohl ein Fremdkörper, wenn man die anderen Häuseln betrachtet.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.