Bremen - Altstadt - Bismarckdenkmal

  • Mir ist es nicht angenehm, hier schon wieder einen neuen Themenstrang zu eröffnen und mich damit dem Vorwurf auszusetzen, ich würde mich verzetteln. Da ich davon ausgehe, daß die hier in Bremen von einigen Kreisen erhoffte Diskussion– dieses eine Mal zumindest – von der Denkmalpflege deutlich und zügig in unserem Sinne beendet werden dürfte, möchte ich aus diesem Thema auch keine große Sache machen, zumal die Diskussion nach dem Kriege schon einmal geführt wurde und damals ebenso schnell beendet wurde:

    Wie jede Stadt im Reich, so hatte auch Bremen während der Metallspende im 2. Weltkrieg von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, fünf wegen ihrer kunsthistorischen Wertigkeit nicht zum Einschmelzen abzuliefernde Metall-Denkmäler zu benennen. Eines davon war der reitende Bismarck am Dom von Bildhauer Adolf von Hildebrand. Allerdings wurde er, um ihn vor Bombensplittern zu schützen, von seinem Sockel genommen und zwischen diesem und der Wand des Nordturmes des Domes eingemauert. Nach dem Kriege regten politisch extreme Kreise hier in der Stadt an, den Bismarck nicht wieder aufzustellen. Kein Geringerer als der sozialdemokratische Urvater des Nachkriegs-Bremens, Bürgermeister und Präsident des Senats, Wilhelm Kaisen, beendete diese Pseudo-Diskussion mit der lapidaren Bemerkung: „Der kommt da wieder rauf“ – also Bismarck auf seinen Sockel. Diejenigen, die den reitenden Bismarck jetzt erneut zur Disposition stellen wollen, hinterfragen somit auch Wilhelm Kaisen – und folglich vielleicht sogar auch dessen – lebensechtes (ja wenn es sich um die posthume Ehrung von Mitgliedern einer bestimmten Partei handelt, geht das plötzlich ohne jede Bedenken… ein Schelm, wer …) – Denkmal im Kastanienwäldchen am Herdentor ?

    Ich stelle diese Thematik nur deshalb hier ein, um den geschätzten Forums-Freunden zu zeigen, mit welchen überflüssigen und uns die Zeit raubendne Vorstößen wir Bremer Rekonstruktions-Befürworter uns manchmal beschäftigen müssen, wenn es darum geht, bisher als sicher Geglaubtes, vor gefährlichem Unsinn zu bewahren !

    Hier der Artikel aus den Bremer Nachrichten vom 25.01.2018, welcher sachlich über die Sanierungsbedürftigkeit des Kunstwerkes informiert:

    Und hier die heutige (06.02.2018) 'Reaktion' darauf in Form eines Leserbriefes, mit dem gefährlichen, aber hoffentlich zum Scheitern verurteilten Vorstoß:

    :kopfschuetteln::gehtsnoch::kopfwand:

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (7. Februar 2018 um 09:52)

  • Dieser Leserbriefschreiber hat einige Stereotypen und Klischees verinnerlicht und plappert sie nun in Form dieser öffentlichen Verlautbarung nach. Angesichts der Äußerung, dass Bismarcks "undurchsichtige" Bündnispolitik den Ersten Weltkrieg mit ausgelöst haben soll, dürfte wohl mancher Historiker mit dem Kopf schütteln. Gemeinhin gilt ja gerade die Abkehr vom Bismarckschen Bündnissystem unter der Regentschaft Wilhelms II. als Problem, das zu einer Isolierung bzw. "Einkreisung" Mitteleuropas führte.

    Nun ja, der große Hobby-Geschichtswissenschaftler Heribert Aleweld ist übrigens Architekt...

    http://www.akarchitekten.com/Architekturbuero.html

  • Vielen Dank, Heimdall, für dieses interessante - und wie ich finde bezeichnende - Recherche-Ergebnis !

    Anbei noch einige wenige historische Ansichten des Denkmals:

    (Der Fürst hält die aufgerollte Verfassungsurkunde von 1871 in seiner Rechten.)

    Und da von Herrn Aleweld auch noch das Denkmal für Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke angesprochen wurde, nun auch noch dieses im Bilde:

    (Der Bezug zum 'großen Schweiger' wird dadurch hergestellt, daß die Kirche Unser lieben Frauen seinerzeit die Garnisonkirche des Kgl. Preuß. '1. Hanseatischen Infanterie-Regiments Nr. 75 Bremen' war.)

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (7. Februar 2018 um 09:49)

  • Politischer Vandalismus an St. Petri Dom und Bismarck-Denkmal

    Nachdem der unselige Vorstoß vom Februar diesen Jahres Gott sei Dank im Sande verlaufen war und der Gründer des Reiches weiterhin auf seinem Sockel reiten konnte, kam nun, was immer kommt, wenn bestimmte politische Kreise ihren Willen nicht sofort durchsetzten können - sie gehen zu Gewalt über. Momentan ist lediglich die erste 'Stufe' in Form von Gewalt gegen Sachen gezündet worden: "Unbekannte" [ah, ja ?!] haben in der vergangenen Nacht den Sockel des Bismarck-Denkmals und den Nordturm des St. Petri Doms mit roter Farbe und kommunistischen Parolen verunstaltet. Auf das ehrwürdigste Gebäude Bremens und die kunsthistorische Einzigartigkeit des Reiterdenkmals wurde dabei keinerlei Rücksicht genommen.
    Aber wie ich unsere Presse - in ihrer momentanen Verfassung - kenne, wird man diese Tat den patriotischen Kreisen in die Schuhe schieben, nach dem Motto 'Aktion unter falscher Flagge'... Armes Bremen und armes Deutschland !

    Man hätte sich gewünscht, der Fürst wäre im gestreckten Galopp von seinem Sockel heruntergesprengt und hätte die Linksfaschisten von der 'Antifa' zur Räson gebracht, die mit der Besudelung seines Denkmals auch die Ehre des Kürassier-Regiments von Seydlitz (Magdeburgisches) Nr. 7 beleidigt haben, dessen Uniform der Kanzler auf dem Denkmal trägt.

    Hier der Link zur Pressemeldung.

    https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-…id,1773321.html

    Und hier das Bild des Kunst- und Geschichtsfrevels. Die barbarische Antifa hat damit christliche Gotteshäuser zur Entweihung freigegeben...

    Hier noch der Bericht aus der Nachrichtensendung 'Buten-und-Binnen' von Radio Bremen:

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    P.S.: Diese verbrecherische Schandtat erinnert einen an die Beschmierung der Marmorbüste S.M. des Kaisers im Park von Huis Doorn, die sich vor einigen Jahren ereignete. Es war damals mit erhblichen Kosten verbunden, den wertvollen Marmor von der rosa Farbe zu befreien. Mal sehen, ob sich hier in Bremen die Domgemeinde und die Denkmalpflege die Finanzierung der Schandensbeseitigung teilen werden. Jedenfalls wieder Geld, das für Reko-Projekte verloren geht, denn die hochkriminellen Verursacher, werden ja nicht zu ermitteln sein; und wenn doch, werden sie nicht zahlen können.

    P.P.S.. Ist es nicht seltsam, daß derartige Aktionen immer Erinnerungsorte betreffen, die dem bürgerlich-konversvativen Teil des Volkes etwas bedeuten. Demgegenüber hat man bisher nie davon gehört, daß die an überdimensionierte Gartenzwerge erinnernden 'Erzheroen' Marx und Engels im Berliner Heilig-Geist-Viertel, daß der aus China importierte gigantische Marx in Trier, daß der 'Nischel' in Chemnitz oder der gnomenhafte Wilhelm Kaisen am Bremer Herdentor in irgend einer Weise in MItleidenschaft gezogen worden wären. Aber wenn ich es recht bedenke, ist es gar nicht seltsam, sondern entspringt folgerichtig unserem sehr intolerant gewordenen Zeitgeist, der letztlich nur eine einzige Geisteshaltung gelten läßt. Wie sagte doch ehedem der - da schon abgesetzte letzte - König von Sachsen, der unvergessene Friedrich August: "Ihr seid mir scheene Demokraten". Dem ist Nichts hinzuzufügen !

    P.P.P.S: Aber vielleicht doch noch dies: Wahrscheinlich findet sich sogar noch ein 'Literat', der diesen Kunstfrevel als 'Akt der Befreiung vom deutschen Imperialismus' in Prosaform 'veredelt'. Heinrich Spoerl's 'Der Maulkorb' läßt grüßen...

    8 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (28. Januar 2019 um 12:29)

  • Aber wie ich unsere Presse - in ihrer momentanen Verfassung - kenne, wird man diese Tat den patriotischen Kreisen in die Schuhe schieben, nach dem Motto 'Aktion unter falscher Flagge'... Armes Bremen und armes Deutschland !

    Wo ist so etwas denn geschehen?

  • Eine ganz schön dämliche Aktion war das. - Hammer & Sichel habe ich gar nicht erkannt. Erst im Zeitungsbericht habe ich es gelesen. - Die Schrift wurde viel zu tief angesetzt. "Imperialismus" ist auch nicht lesbar. Außerdem steht gleich zu Beginn, mit "Tot" statt "Tod", ein dummer Rechtschreibfehler.

    Diese Schmiererei entstammt sehr wahrscheinlich dem bemitleidenswerten Hirn eines Volldeppen. Mehr kann man dazu nicht sagen.

  • Eine ganz schön dämliche Aktion war das.

    Eben (wie im Übrigen immer wenn irgendetwas mit irgendwelchen Parolen beschmiert wird) und bedarf daher eigentlich keines Kommentars. Den Vorfall als Anlass zu einer pauschalen Kritik an der Presse zu nehmen, wertet die Täter und deren Handeln doch nur auf.

  • Wir haben schon viel zu lange den Anfängen nicht gewehrt !


    Sehr geehrter Andreas,

    wie gerne würde ich es Ihnen gleichtun und die Sache kommentarlos auf sich beruhen lassen. Zumal man ja davon ausgehen kann, daß der Schaden schon irgendwie - hoffentlich rückstandslos - beseitigt werden wird, nicht wahr ?
    Es gibt ja wirklich wichtigere Themen, gerade auch hier Forum. Verplempern wir nicht unsere kostbare Zeit und Energie mit solchen Kinkerlitzchen. Eine solche ‚dämliche Aktion’ sollte man nicht unnötig aufwerten. Ein Schultzerzucken, vielleicht noch ein Erinnern an den früher ja Gemeingut gewesenen Satz ‚Nur Narrenhände beschmieren Tisch und Wände’ und dann Schwamm drüber, abhaken. So in etwa, richtig ?

    Einspruch !

    Unsere Gesellschaft hat schon beim mittlerweile aus keiner Stadt mehr wegzudenkenden Alltagsvandalismus der kleinkriminellen ‚Graffiteure’ (werden diese, was ja die Regel ist, unaufgefordert tätig, so erfüllt das den Straftatbestand der Sachbeschädigung) viel zu lange großzügig beide Augen zugedrückt und die Eigentümer – oftmals Personen, die sich nicht jeden Tag einen neuen Anstrich ihres Hauses so eben leisten können – allein gelassen. Die Folgen lassen sich überall in Form von Verwahrlosung und Verhäßlichung unserer Stadtbilder beobachten. Und wie wir doch alle wissen, bedarf es oft nur einer einzigen, von der Presse auch noch wie zum Hohn in euphemistischer Weise als ‚Street Art’ bezeichneten Krakelei, um selbst das geschlossenste und harmonischste historische Bauensemble unattraktiv wirken zu lassen. Das ist somit alles schon schlimm genug.

    Aber was hier am Dom und am Bismarck geschehen ist, hat eine noch viel weiter gehende, gefährlichere Dimension.

    Ich gehe jetzt einfach einmal davon aus, daß Sie mit mir gemeinsam vorbehaltlos jede Form von Schmierereien an Kultuseinrichtungen unserer deutsch-jüdischen Mitbürger auf das schärfste verurteilen und nicht so leichterhand abtun würden. Ich würde zwar nicht so weit gehen, wie die britische Justiz, die eine Person, die eine Scheibe Schinken auf den Türgriff einer Moschee gelegt hatte, für ein Jahr ins Gefängnis steckte (wo diese Person dann unter ihren muslimischen Mitinsassen aus dem Leben schied), aber ich würde antisemitische Schmierereien – von wem auch immer diese angebracht würden – auf das Härteste bestrafen !

    Aber nicht nur religiöse Stätten, sondern auch Monumente unserer profanen Vergangenheit bedürfen des besonderen Schutzes (– ich komme mir komisch vor, dies in diesem Forum besonders betonen zu müssen).

    Und dazu gehört es auch, daß unseren nachwachsenden Generationen nicht nur in den Bildungseinrichtungen, sondern eben auch in den Medien, in der Presse eine natürliche Ehrfurcht vor dem überkommenen baulichen Erbe vermittelt wird. Eine Ehrfurcht, die es schlicht undenkbar erscheinen läßt mit Farbeimer oder Sprühdose loszuziehen und in kindischer oder postinfantiler Weise ‚gedankliche Ergüsse’ auf unschätzbar wertvolle Gebäude zu pinseln. Eine Ehrfurcht, die natürlich auch selbst dann zu gelten hat, wenn das Monument oder das Gebäude nicht meiner persönlichen Überzeugung entspricht. Eine Ehrfurcht, die dem Objekt allein deshalb entgegenzubringen ist, weil es aufgrund seines Alters ein überkommenes, einmaliges historisches Dokument ist !

    An einer solchen Vermittlung fehlt es aber nicht nur fast vollständig. Nein, darüber hinaus spürt man in vielen Bereichen der Gesellschaft eine ‚klammheimliche Freude’ der heutigen ‚Gewaltigen’ an solchen ‚spontanen Aktionen’ wie hier ‚am Bismarck’, werden sie dadurch doch an ihre eigene - mittlerweile nostalgisch verklärte -Jugendzeit von vor fünfzig Jahren erinnert…

    Und haben die Genossen Ulbricht und Mielke in der ‚Kampfzeit’ von Weimar nicht ebenfalls politische Parolen an Hauswänden ‚appliziert’ ?Ja, natürlich haben sie. Aber eben diese Genossen haben später, als die erlangte politische Macht ihnen endlich die Möglichkeit einräumte, die ihnen verhaßten Gebäude, die sie vordem nur 'bepinseln' konnten, wie z.B. die Stadtschlösser in Berlin und Potsdam, die Garnisonkirche und die Versöhnungskirche an der Bernauer Straße, sprengen lassen. Wenn ich jetzt polemisch sein wollte, würde ich noch hinzufügen: ebenso wie die Genossen Taliban ja auch die Buddha-Statuen im Tal von Bamiyan in die Luft gejagt haben…

    Damit will ich nur sagen, daß das, was mit solchen ‚relativen Lappalien’ beginnt, in der Zukunft fatale Auswirkungen haben kann, vor denen dann keines der von uns hier im Forum gehegten und gepflegten Gebäuden mehr sicher sein wird.

    Also: Wehren wir endlich den Anfängen, bevor es endgültig zu spät ist !

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (4. Oktober 2018 um 21:37)

  • Sehr gegehrter Pagetorn,

    ist ja alles richtig was Sie schreiben.

    Das beschmieren von Gebäuden ist Sachbeschädigung, nicht mehr und nicht weniger und wenn dies bei Denkmälern (im weitesten Sinne), Sakralen Gebäuden oder Kunstwerken geschieht, auch besonders verwerflich.

    Sich aber mit dem Aufgeschmierten inhaltlich auseinanderzusetzen wertet es eben zur Meinungsäußerung auf. Das ist das was die Täter wollen.

    Was gar nicht geht, ist der Presse zu unterstellen, sie würde die Schmiererei "patriotischen Kreisen"(wer auch immer das sein mag) in "die Schuhe schieben". Hierfür gibt's doch gar keine Anhaltspunkte. Eine solche These zu vertreten, bewegt sich aus meiner Sicht auf der gleichen Ebene, wie der auf den Dom geschmierte Satz.

  • Sehr geehrter Andreas,

    ich kann nicht erkennen, wo ich mich inhaltlich mit dem Geschmiere auseinandergesetzt haben sollte.

    Hätte ich das getan, so hätte ich die mangelnde historischen Bildung des ‚Schmierfinken’, thematisieren müssen. Denn den Eisernen Kanzler mit ‚Imperialismus’ in Verbindung zu bringen, wie dieser es getan hat, ist schon absurd. Immerhin war es der Fürst, der das Deutsche Reich für territorial ‚saturiert’ erklärt hatte und sich mit dem Gedanken, die Handelsniederlassungen von Lüderitz usw. zu Schutzgebieten des Reiches zu erklären nur schwer anfreunden konnte und dies letztlich nur zähneknirschend tat. Wären dem ‚Besudler’ diese Tatsachen bewußt gewesen, hätte er wohl eher die Handelskammer mit seiner ‚Street Art’ (welch schöner, fast schon ‚Denglischer’ Begriff) bereichern müssen.

    Und aufgrund des sich so offenbarenden Grades von Unkenntnis in diesem Hirn, ist es wohl vergebens nachzufragen, ob mit dem Schriftzug ‚deutschen Imperialismus’ am Nordturm des Domes, vielleicht an die Rolle dieser Kathedrale als Mutterkirche des gesamten ‚Nordens’ – vom Baltikum über Skandinavien, Island, Grönland bis Neufundland – gedacht worden sein mag, sowie an die Patriarchats-Pläne Erzbischof Adalberts des Großen, die in der Tat das ‚Imperium der Heiligen Bremischen Kirche’ über den genannten Raum (dank Leif Erikssons Besiedlung von ‚Vinland’ auch über Teile Nordamerikas !) für Jahrhunderte aufrecht erhalten hätten.

    Womit ich mich in der Tat in meinen Beiträgen beschäftigt habe, sind die Auswirkungen, die es für das Stadtbild haben kann, wenn es uns auf Dauer nicht gelingen sollte, den jungen Menschen eine Geisteshaltung zu vermitteln, die solche Schmierereien erst gar nicht entstehen läßt. Denn wenn wir immer nur ‚reagieren’ und den Besudlern hinterher arbeiten müssen, werden diese immer dreister und maßloser, bis dann eines Tages tatsächlich solche Dramen wieder passieren wie einst in Berlin, Potsdam oder Bamiyan. Eine solche ‚Profilaxe’ anzumahnen ist doch wohl mehr als berechtigt, oder ?!

    Und was die Presse angeht, darf ich Sie höflich daran erinnern, daß die unsäglichen Hakenkreuzschmierereien auf jüdischen Friedhöfen in den 1960er bis 1980er Jahren von bestimmten Teilen der westdeutschen Presse begierig benutzt wurden, um konservative Kreise – denen derartige politische Vandalismen selbst als ekelerregende und verabscheuenswürdige Taten erschienen – voreilig zu diffamieren und zu diskreditieren. Im Zuge der Öffnung der Archive der östlichen Geheimdienste nach der Wende stellte sich heraus, daß viele dieser verbrecherischen Schandtaten vom Tschechischen Geheimdienst und von der HVA der Stasi begangen worden waren. Vor diesem Hintergrund ist meine von ihnen kritisierte Meinungsäußerung zu verstehen.

  • Sanierung des Denkmals noch nicht voll finanziert


    Anbei ein Artikel aus den ‚Bremer Nachrichten’ vom heutigen Tage (28.01.2019), aus dem man erfährt, daß in Bälde mit der Entscheidung darüber zur rechnen sein wird, ob das Denkmal saniert werden soll.

    Die Verwunderung darüber, daß hier über eine blanke Selbstverständlichkeit noch groß 'entschieden' werden muß, wandelt sich in konsterniertes Befremden, wenn man dann noch lesen muß, daß die nötige Finanzierung noch nicht steht.

    Ja es ist schon seltsam - aber nach den letzten Jahren eigentlich nicht mehr sonderlich verwunderlich - daß der Staat, der ansonsten leichterhand Steuermilliarden ausschüttet, immer dann, wenn es um unser eigenes kulturelles Erbe und damit um unsere Identität geht, plötzlich sehr knauserig auftritt und sich die zur Pflege und Erhalt nötigen Mittel geradezu gequält abringt bzw. mühsam zusammenstoppelt…

  • Mein lieber Pagentorn,

    es ist gut, dass du hier den Artikel zum Bismarck-Denkmal am Dom thematiasierst, denn auch ich bin über die Zeilen im Weser-Kurier gestolpert.

    Die Beschreibung des Zustands des Denkmals lässt eigentlich auf ein rasches Eingreifen schließen. Dass jetzt nicht die vollen Kosten von Seiten der Stadt geschultert werden, sondern erst umständlich Anträge über Zuschüsse aus Berlin über lächerliche 38.000 Euro eingeholt werden müssen, ist schier unfassbar.

    Auf anderen, politischen Ebenen und Themen wird so getan, als ob Bremen ab 2020 im Geld schwimmen wird. Es verwundert, dass wegen der Sanierung des Reiterstandbildes nicht auf diese Geldschwemme hingewiesen wird - was mit dem Beginn der Sanierung des Denkmals im Jahre 2020 gleichzusetzen wäre. Wahrscheinlich ist es dann bereits in sich zusammengestürzt und müsst so - ganz dem Bremer Motto und Verfahrensweisen in Bezug auf Historisches - nicht wieder aufgebaut werden; oder am selben Platze könnte ein neuer Dudler-Block entstehen, der als Einfallstor zum Domshof gelten könnte...

    Ich finde die Formulierung im Artikel auch bemerkenswert, dass ein solches Reiterstandbild nur einem regierenden Fürsten vorbehalten war.
    Nun, Otto von Bismarck war zwar ein geborener Graf, wurde aber im Jahre 1871 in den Fürstenstand erhoben. Und als Kanzler verfügte er über Regierungsgewalt. Er war also ein regierender Fürst und eine Darstellung hoch zu Roß für die Zeit standesgemäß.

    2 Mal editiert, zuletzt von Jakku Scum (30. Januar 2019 um 23:20)

  • Dennoch sind Reiterdarstellungen in den allermeisten Fällen (späteren) Monarchen vorbehalten gewesen. Bezüglich Bismarck fallen mir außer dem Bremer Beispiel nur zwei weitere derartige Darstellungen ein.

    Am Leipziger Siegesdenkmal auf dem Markt, als eine von vier Reiterdarstellungen (andere: Friedrich III., König Albert, Moltke) die zentrale Germania flankierend. Kronprinz Friedrich Wilhelm (alias Friedrich III.) und Albert waren als Feldherren dargestellt, Moltke natürlich ebenso. Der Kaiser selbst als sitzende Darstellung unter der Germania. Eine außergewöhnliche Komposition, deren Zerstörung 1946 man stark bedauern muss.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Siegesdenkmal_(Leipzig)

    Auf dem Bismarckbrunnen in München-Pasing, von 1914. Hier hatte man sich allerdings, wie zuvor in Bremen auch schon, stark von historistischen Darstellungen gelöst.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bismarckbrunnen_(Pasing)

    Aber Bremen kann sich wirklich glücklich schätzen. Sowohl Bismarck, Moltke als auch Kaiser-Friedrich-Denkmal ragen aus der Masse der existierenden Denkmaldarstellungen deutlich heraus.

    3 Mal editiert, zuletzt von Saxonia (29. Januar 2019 um 00:24)