Frankfurt a. M. - die Altstadt - früher, gestern und heute

  • Hier noch ein Nachtrag zu den Gegenüberstellungen am Anfang des Fadens: Ein unfaßbares Beispiel für den Frankfurter Umgang mit Altstadtbauten...

    Der Nürnberger Hof (15. Jh.)

    Vor dem Krieg:

    Im Jahr 1949 (!)


    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Der Nürnberger Hof stand in der Schnurgasse, und die wurde Anfang der 50er Jahre zur autogerechten Schneise namens "Berliner Straße" ausgebaut. Was noch stand, wurde einfach abgerissen, so auch der Nürnberger Hof, nur der Torbogen wurde erhalten und im Hinterhof eines 50er-Jahre-Baus eingebaut.

    Und das ist sie, die Berliner Straße, die jetzt genau an dieser Stelle liegt:


    Quelle: http://www.aufbau-ffm.de">http://www.aufbau-ffm.de

    Die Prager Straße in Dresden läßt grüßen. Erschreckende Parallelen zu sozialistischem Städtebau und "Wiederaufbau".

    Und für diese "Aufmarschstraße" mußte noch mehr weichen:
    Hier der Kornmarkt vor dem Krieg (rechts der Rathaus-Nordbau, im Hintergrund die Katharinenkirche an der Hauptwache).

    Derselbe Blick 1945:

    Quellen: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Durch die wiederaufbaufähigen Ruinen verläuft heute die Berliner Straße. Alles wurde abgerissen, nur der Rathaus-Nordbau blieb erhalten. Jetzt donnert der Berufsverkehr an der Paulskirche vorbei, wo einst eine schmale beschauliche Gasse war.

    Albert Speer junior hat vor ein paar Jahren den Abriß dieser 50er-Jahre-Riegel empfohlen, da diese Architektur den Menschen nicht mehr gefalle. Erwogen hat er außerdem, die Berliner Straße in den Untergrund zu verlegen, da sie durch den massiven Autoverkehr die Altsatdt zerschneidet.

  • Der Abriß des scheinbar komplett erhaltenen Nürnberger Hofes ist wirklich unfaßbar. Es heißt ja immer nur, dass das Haus Wertheim als einziges überlebt hat.
    Aber wenn Frankfurt es heute besser macht kann man darüber hinwegschauen, es war einfach eine andere Generation.

    Ein Altstadttunnel wäre interessant, die Frage ist nur, wie man ihn baut ohne dass die Ein- und Ausfahrten so störend sind wie in Stuttgart.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Der Nordausgang zur Schnurgasse blieb erhalten, das sehr ausgedehnte Gesamtensemble des Nürnberger Hofs wurde dagegen in weiten Teilen zerstört. Die Hauptgebäude fielen bereits vor 100 Jahren (Gründerzeit!) dem Neubau der Braubachstraße zum Opfer. Hier ein Plan, rosa der Durchbruch für die Braubachstraße, um 1905, blau die nach dem Krieg angelegte Berliner Straße.


    Die Abbildung stammt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.

    Die katastrophalen Gebäude an der Berliner Straße, die auf Schlossgespensts Foto zu sehen sind, sollen dem Vorschlag des Planungsdezernenten (Edwin Schwarz, CDU) gemäß abgerissen werden; sie waren Teil der unseligen Diskussion um die Kleinmarkthalle zu Beginn diesen Jahres.

    Wie laut immer sehr laut war die Reaktion der Grünen. Stefan Majer, deren planungspolitischer Sprecher, forderte natürlich den Erhalt. Und weiter: Bei der Kammbebauung handele es sich um qualitätsvollen Wohnungsbau der fünfziger Jahre. Das Quartier um die Kleinmarkthalle funktioniere sehr gut und sei ein wichtiger Identifikationsort in einer Stadt, die von Umbau und Leerstand geprägt sei. Eine Neugestaltung sei unnötig und sogar gefährlich.

    Zum Tunnel: Es führt bereits ein Straßentunnel zur Berliner Straße, der in Höhe des ehemaligen Bundesrechnungshofs endet. Eine Verlängerung dürfte grundsätzlich möglich sein. Die verträgliche Gestaltung der Ein- und Ausfahrt ist natürlich immer problematisch. Doch hier ginge es hier ja nur um eine Verlängerung um einige hundert Meter nach Osten, damit fiele die bestehende östliche Ein- und Ausfahrt weg.

  • Richtig, beim Bau der Braubachstraße (Hauptzweck war der Bau einer Straßenbahnlinie) vor etwa 100 Jahren (1904-1908) war bereits viel abgerissen worden - über 100 Altstadthäuser mußten weg. Die Straße wurde anschließend bis in die 20er Jahre historisierend neu bebaut, unter anderem mit dem Haus "Zum Kranich". Diese "neuen" Häuser waren stabiler als die wackeligen mittelalterlichen Fachwerkhäuschen und überstanden den Krieg daher auch besser. In Ffm wurde eben schon immer fleißig abgerissen und neugebaut, aber damals gab's ja auch noch genug Altstadtbauten, die übrigblieben.


    Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Derselbe Blick heute:

    Quelle:http://www.foerdervereinroma.de

    Aber das ändert ja nichts daran, wieviel von dem Ensemble nach 1945 noch stand und wie gut das erhalten war, und die Schande des Abrisses des nördlichen Teils des Nürnberger Hofes wird dadurch nicht geringer.

    Wenn man bedenkt, wie liebevoll ein fast von Bomben völlig vernichtetes Gebäude wie das "Steinerne Haus" wieder aufgebaut wurde, ist es paradox, daß andererseits ein völlig intaktes Ensemble bedenkenlos abgerissen wurde.

    Der Plan ist ganz interessant - man sieht, wie tief in den Stadtgrundriß eingegriffen wurde.

  • Zitat

    Im Hintergrund der beim Wiederaufbau verstümmelte Turm „[lexicon='Langer Franz'][/lexicon]“, dessen Wiederherstellung bisher am Geld scheiterte.

    Ich möchte gerade nochmal die Gelegenheit nutzen daran zu erinnern, dass ja für alle drei Rathaustürme Hoffnung besteht (allerdings auf lange Sicht). Wir hatten darüber ja schon mal im "[lexicon='Langer Franz'][/lexicon]"-Strang diskutiert, und das war damals der Stand der Entwicklungen:

    "Baudezernent Franz Zimmermann (FDP) will den Rathaustürmen wieder ihre historische Gestalt zurückgeben. Der "Lange Franz" an der Ecke von Bethmannstraße und Buchgasse soll wieder sein ursprüngliches Spitzdach bekommen, der "Kleine Cohn" an der Ecke von Buch- und Limpurgergasse sowie der namenlose Treppenturm am Paulsplatz sollen wieder ihre glockenähnlichen Hauben erhalten [...] Der Stadtrat rechnet "grob geschätzt" mit Kosten von 2,5 Millionen Euro für das Projekt [...] Der 60 Jahre alte Zimmermann will das Vorhaben in der zweiten Hälfte seiner 2007 endenden Amtszeit beginnen 'und später dann ehrenamtlich vollenden' [...] Wenn die Stadt jetzt die Braubachstraße umgestalte, um sie in der Verlängerung bis zur Münzgasse zur 'Kulturmeile' aufzuwerten, 'dann gehört das einfach dazu'. "

  • Tja, wie gesagt - 2,5 Mio müßten in einer Stadt wie Frankfurt eigentlich (von Unternehmen) ziemlich schnell aufzutreiben sein. Eigentlich ein Witz im Vergleich zu den Beträgen, die für andere Reko-Projekte in Dresden oder Potsdam gebraucht werden. Eigentlich.

  • Zitat von "Schloßgespenst"


    Das Haus "Zum Kranich", historisierender Bau um 1905

    Quelle: http://www.linnemann-archiv.de">http://www.linnemann-archiv.de

    Die Obergeschosse wurden im Krieg stark zerstört und später abgetragen, das Erdgeschoß blieb erhalten. Nach dem Wiederaufbau in den 50er Jahren sieht das Haus heute so aus:

    Quelle: http://www.irishpalatines.org">http://www.irishpalatines.org

    Die Zahl der Geschosse stimmt noch, so daß man die Originalfassade rekonstruieren könnte.

    Ja, das Gebäude halte ich, obwohl Historismus, für wichtig.

    Der Grund dafür ist seine Lage als Eckhaus: Das Haus zum Kranich trägt somit zur Qualität sowohl des Römerbergs als auch des Paulsplatzes als auch der Braubachstraße bei (bzw. oder trägt eben gerade nicht dazu bei).

    Hier, das Gebäude im heutigen Zustand vom Weihnachtsmarkt auf dem [lexicon='Römerberg'][/lexicon] aus gesehen:

    Und hier die Sicht vom Paulsplatz aus:

    Und hier ein Blick auf das erhaltene Erdgeschoss, die Braubachstraße hinunter:

    Das Problem ist nämlich, dass das Haus "Zum Kranich" im Gegensatz zu den in den 50er gestalteten Häusern "Frauenstein" und Salzhaus" noch immer das Aussehen eines Provisoriums hat...

  • Kürzlich konnte ich ein Album mit zehn Originalphotos erwerben. Die Photos zeigen "Häuser in Alt-Frankfurt, die vom Bunde tätiger Altstadtfreunde in den Jahren von 1922 - 24 wiederhergestellt wurden". Bei Gelegenheit werde ich die Bilder einmal einscannen, und mit Vergleichphotos von heute hier einstellen. Es handelt sich um folgende Gebäude:

    - Kuhhirtenturm
    - Luthereck und Kannengiessergasse
    - Gr. Hirschgraben, neben dem Goethehaus
    - Haus zum Heydentanz, Bethmannstrasse
    - Haus zum Orteneck und godenen Helm, Töngesgasse
    - zum Karlseck, Weissadlergasse
    - Haus zum Hartmuth und Blumenstein, Gr. Kornmarkt
    - Stammhaus Passavant, am Fahrtor
    - Haus zum weissen Hahn, Gewürzhaus Ammelburg gegr. 1619, am Krautmarkt
    - Haus zum Wasserweibchen, an der alten Brücke

    Die 20-er Jahre zeichneten sich ja nicht gerade durch eine rege Bautätigkeit aus. So hatten damals die Architekten mehr Zeit, sich um die herkömmliche Bautradition zum kümmern. Allerdings scheint es sich eher um sanfte Renovationen, oder sogar nur um Instandsetzungen gehandelt zu haben.

    Das "Stammhaus Passavant" sowie das "Wasserweibchen" habe ich bisher noch nicht identifizieren können. Ich stelle deshalb mal diese zwei Photos hier ein, in der Hoffnung, dass mir jemand von Euch behilflich sein kann:


    Stammhaus Passavant, am Fahrtor

    Könnte es sich hier um den Blick von "Am Holzpförtchen" in die "Karpfengasse" handeln? Dann wäre die Quergasse die "Alte Mainzer Gasse"...



    Haus zum Wasserweibchen, an der alten Brücke

    evtl. Sachsenhausen?

  • Das Haus Wasserweibchen steht im "Verzeichnis der Häusernamen", das Carl Theodor Reiffenstein erstellt hat und bis heute trotz einiger Fehler wohl noch als Standardwerk gelten kann. Das Ding hat über 40 Seiten mit mehreren tausend Häusernamen, ich bin im Moment dabei, eine digital recherchierbare Version davon zu erstellen, so dass auch eine Invers- und Volltextsuche möglich wird. Auch Erweiterungen und Neubauten versuche ich einzupflegen. Leidert ist das äußerst mühsam und dauert noch eine Weile...

    Wie auch immer, bezüglich Wasserweibchen war deine Vermutung richtig, das Gebäude stand in Sachsenhausen, Hausnummer O7 nach der alten Systematik, ein nicht nummeriertes Hinterhaus der Brückenstrasse nach der neueren Systematik. Vielleicht wissen hier Dominik oder Jörg noch mehr?

    Ich habe das Gebäude mal auf dem Ravenstein-Plan von 1861 eingezeichnet:

    Die Tatsache, dass es dort sogar mit Eigennamen steht, weißt darauf hin, dass es ein bedeutenderes Gebäude war. Es dürfte nach Luftbildern von '45 vermutlich im Zweiten Weltkrieg verbrannt oder spätestens dem Wiederaufbau zum Opfer gefallen sein.

    Stammhaus Passavant habe ich im Straßenverzeichnis nicht gefunden, und leider gibt das Bild auch zumindest für mich wenig Anhaltspunkte her. Zumindest von der Straßensituation her könntest du aber Recht haben. Hier sind definitiv echte Spezialisten gefragt, sprich Jörg. ;)

  • Jungs, ihr enttäuscht mich!

    Das Passavant´sche Stammhaus ist doch wirklich nicht schwer in der Altstadt auszumachen, und ich dachte eigentlich, dass es mindestens 5 verschiedenen Leuten sofort auffallen müsste, wo dieses Gebäude stand. Ratet noch ein wenig weiter :gg:

    (Kleiner Tipp: Ein Haus auf dem alten SW-Bild existiert noch.)

  • Zitat von "jörg"

    Jungs, ihr enttäuscht mich!

    Das Passavant´sche Stammhaus ist doch wirklich nicht schwer in der Altstadt auszumachen, und ich dachte eigentlich, dass es mindestens 5 verschiedenen Leuten sofort auffallen müsste, wo dieses Gebäude stand. Ratet noch ein wenig weiter :gg:

    (Kleiner Tipp: Ein Haus auf dem alten SW-Bild existiert noch.)

    Oje, ist das Eckhaus mit Kragstein links von der Bildmitte da etwa die verputzte Variante von Haus Wertheim? Wenn ja, wirklich peinlich... :peinlich:

  • Das ist völlig richtig, RMA!

    Das Passavant´sche Stammhaus (Alte Mainzer Gasse 1) ist das Nachbarhaus vom Haus Wertheym. Es ist sogar noch ein kleiner Rest davon zu sehen, wenn man die Brandmauer am Haus Wertheym bis zum Erdgeschoss herunterblickt.

  • Zitat von "jörg"

    Das ist völlig richtig, RMA!

    Das Passavant´sche Stammhaus (Alte Mainzer Gasse 1) ist das Nachbarhaus vom Haus Wertheym. Es ist sogar noch ein kleiner Rest davon zu sehen, wenn man die Brandmauer am Haus Wertheym bis zum Erdgeschoss herunterblickt.

    Wieder einmal etwas gelernt. Zwei Kragsteine an der Brandmauer sind offenbar alles, was von dem Gebäude geblieben ist... :weinen:

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    Spitze! Originalsubstanz vor Ort! Rechtfertigt auch nach moderinistischer Sichtweise eine Reko... :zwinkern:

    An der Stelle des Gebäudes befindet sich heute der äußere Rand des Revisionsamtes (habe ich während meiner Ausbildung leider auch von innen gesehen), das über die bekannte "Brücke" mit dem Neubau des Personal- und Organisationsamtes verbunden ist. Die Tatsache, dass diese schreckliche 50er Jahre-Bausubstanz gerade für nicht unerhebliche Summen "modernisiert" wurde, begräbt derlei Pläne wohl zumindest für die nächsten 20 - 30 Jahre. Noch optimistisch betrachtet.

    Dazu kommt, dass die Fluchten der Alten Mainzer Gasse (die nun keine solche mehr ist) beim Wiederaufbau wesentlich zurückgenommen wurden. Ich will nicht pessimistisch klingen, aber Reko-Projekte in diesem Teil der Altstadt sind wohl selbst langfristig im Bereich des Unmöglichen.

  • Euch vielen Dank für die Hilfe, vor allem auch RMA für das Einstellen des Sachsenhäuser-Planes!

    Beim Aufspüren unbekannter Objekte auf historischen Photografien schaue ich auf viele Eigenschaften. Die erste Schwierigkeit besteht darin, dass oftmals zwei Gebäude vereinigt worden sind, dies aber an der Aussenfassade nicht klar ablesbar ist. So musste ich in Betracht ziehen, dass die Häuser "Wertheim" und "Passavant" auf Grund der identischen Geschossbodenhöhen ein Haus sein könnten, und deshalb auf einem Stadtgrundriss schwieriger zu finden sein würden.

    Links unterhalb des angeschnittenen Schildes sieht man das Erdgeschoss der Nordfassade des Nordtraktes des Saalhofes. Weil eine Person während der Photoaunahme nicht stillgestanden ist, sieht ihr verschwommener Umriss wie ein hellerer ansteigender Sockel aus, sodass ich davon ausging, dass es bei dieser scheinbar ansteigenden Gasse wohl um eine Gasse quer zum Main handeln müsste... also z.B. die Karpfengasse. Solche Dinge können einen manchmal auf den Holzweg bringen... Beim hellen Eckgebäude links handelt es sich also um eines der beiden Privathäuser, welche sich an die Nordwestecke des Saalhofes anschmiegten. Hier befindet sich heute der Haupteingang zum historischen Museum...

    Beim Gebäude, welches im Plan mit "Wasserweibchen" angeschrieben steht, handelt es sich um das angeschnittene Haus rechts auf der zweiten Photo. Offenbar wurde im südöstlich benachbarten Haus Brückenstr. 6 einmal eine Gaststätte eingerichtet, und von ersterem der Name übernommen. Bei der Backsteinmauer handelt es sich um die Auffahrt zur alten Brücke, welche nach links abwinkelte, und so einen Zugang zum Mainufer offen hielt. Dieser Zugang wurde während dem Bau der neuen "Alte Brücke" gesperrt, da der Platz für die provisorische Hilfsbrücke benötigt wurde, von welcher der Holzzaun im Vordergrund herrührt. Also Zugleich zur Dokumentation der Wasserweibchen-Renovation ist hier auch ein bisschen Brückenbaugeschichte festgehalten!

  • Eine saubere Recherchearbeit, Riegel, insbesondere der Hintergrund zum "Wasserweibchen" ist in der Tat historisch hochinteressant. :)

    Ich habe noch den entsprechenden Kartenausschnitt für das Umfeld von Haus Passavant herausgesucht. Auch hier lassen die erkennbaren Hinterhofanlagen (u. a. ein Brunnen) zumindest vermuten, dass diese u. U. einmal gemeinsam genutzt wurden. Ravenstein hat derartige Bezüge sogar in seinem Plan vermerkt, indem er Häuser, die zusammengehören, mit einem Strich verbunden hat (kann man z. B. oben beim Römerkomplex gut sehen). Endgültig könnte man das aber wohl nur klären, indem man sich die entsprechenden Urkundenbücher zu Gemüte führt, die meines Wissens zumindest seit der Renaissancezeit relativ vollständig erhalten sind.

  • Wie angekündigt folgt hier eine Serie von zehn Vergleichsaufnahmen "Frankfurt früher - heute". Die Photos entstammen einem kleinen Album mit der Überschrift: "Häuser in Alt-Frankfurt, die vom Bunde tätiger Altstadtfreunde in den Jahren von 1922 - 24 wiederhergestellt wurden". Die 20-er Jahre zeichneten sich ja nicht gerade durch eine rege Bautätigkeit aus. So hatten damals die Architekten mehr Zeit, sich um die herkömmliche Bautradition zum kümmern. Allerdings scheint es sich eher um sanfte Renovationen, oder sogar nur um Instandsetzungen gehandelt zu haben. Meist bestand aber die "Altstadtpflege" darin, dass man an die Fassaden Dekorationmalereien anbrachte.
    (wenn man das Fenster genug in die Breite zieht, kommen die zusammengehörigen Photos nebeneinander zu liegen)



    Kuhhirten-Turm in Sachsenhausen

    Das verschieferte Fachwerkobergeschoss dürfte im Krieg abgebrannt sein; die eigenwillige Verstrebungsform, dünne Balkenquerschnitte und gerader Verlauf der Balken verraten die handwerklich perfekt ausgeführte Rekonstruktion, im Detail formal allerdings nicht. Links vom Turm erkennt man einen dorthin versetzen (zur Zeit skulpturlosen) Schaft eines klassizistischen Brunnens (eine Plakette nennt den Namen und ursprünglichen Standort; leider habe ich aber die Abschrift nicht mehr...)



    Luthereck und Kannengiessergasse

    Gegenüber dem Chor des Domes begann die kurze Kannengiessergasse und führte zur Fahrgasse. Das rechte Eckhaus, das "Lutherhaus", stammte aus der Mitte des 16. Jh's. und besass einen dreigeschossigen Eckerker. Ursprünglich wohl ein Sichtfachwerkbau, im 18. Jh. aber sehr stark modernisiert (neues Mansarddach, Schieferverkleidung über alle Obergeschosse, Fenstervergrösserungen).
    Die linke Seite der Gasse wurde von einem eigenwilligen Haus flankiert, unter welchem ein Durchgang zum "Hainerhof" führte. Sein Sichtfachwerk (dessen Putzfelder 1922/24 ihre Verzierungen erhielten) war kein echtes Fachwerk; es bestand lediglich aus "aufgeklebten" Brettchen! Das Haus selber dürfte ein Neubau von ca. 1900 sein, oder das Resultat eines durchgreifenden Umbaus (Photos der Rückseite lassen ältere Teile erkennen).



    Grosser Hirschgraben 21

    Das südlich ans Goethehaus (rechts angeschnitten) anstossende Gebäude hatte beinahe ein identisches Aussehen wie ersteres. Allerdings war ihm nicht dieselbe Gunst wie dem Goethehaus beschieden, welches ja bereits 1949/51 minutiös rekonstruiert worden ist (man beachte nur schon die Brandmauer, welche wieder aus behauenen Bruchsteinen aufgemauert worden ist!). Leider ist dann kein einziges Nachbarhaus rekonstruiert worden, sodass das Goethehaus heute ziemlich isoliert dasteht. Stattdessen steht heute hier ein nüchterner Zweckbau der 50/60er Jahre.



    Haus zum Heydentanz, Bethmanstrasse 20(?)

    Die wohl aufwändigste Renovation erfuhr das Haus "Heydentanz" aus dem 17. Jh., indem sein Fachwerk vom Verputz befreit worden ist. Doch bereits 1938 wurde die ganze Häusergruppe abgebrochen, da sie dem Durchbruch der neuen Eckermannstrasse im Weg stand (dieser Strassenzug wurde beim Wiederaufbau der Stadt allerdings wieder aufgegeben)! Gemäss mündlicher Mitteilung von "Jörg" oder "Kardinal" wurde sein Fachwerkgerüst allerdings demontiert und eingelagert, da man das Haus innerhalb der Altstadt neu errichten wollte; sogar der Bauplatz war bereits vorgesehen! In der Notzeit unmittelbar nach dem Krieg wurde das Holz für Heizzwecke verbraucht...



    Haus zum Orteneck und goldenem Helm, Töngesgasse 9

    Man kann leicht erkennen, dass hier einst zwei schmale Häuser zusammengefasst worden sind. Heute ist die Situation kaum mehr erkennbar: anstelle der schmalen, geschlossenen Gasse eine dreispurige Strasse mit zwei breiten Trottoirs, frei- und quergestellte Wohnblocks, und dazwischen eingeschossige Ladenbauten...



    Zum Karlseck, Weissadlergasse 26

    Ein pittoreskes Eckgebäude auf kleinstem Grundriss. Viele Details lassen erkennen, dass das Haus im 16. Jh. in Fachwerk errichtet worden ist. Der historische Stadtgrundriss ist hier überhaupt nicht mehr erkennbar. Die Ecke des Gebäudes stand ziemlich genau an der Stelle, wo heute ein Baum gepflanzt ist; Platz für seine Rekonstruktion wäre also vorhanden...



    Häuser zum Hartmuth und Blumenstein, Grosser Kornmarkt 9 u. 11

    Der grosse Kornmarkt ist heute ebenfalls nur noch schwer erkenntlich, da seine Fluchten nur noch locker bebaut sind, und die heutige Verkehrsführung in diesem Gebiet sehr dispers ist. Die Nr. 11 (rechts) hatte ein bemerkenswertes Erdgeschoss aus Sandstein mit Resten einer Rundbogenarkade, im Stil vergleichbar mit dem Erdgeschoss des Salzhauses.



    Stammhaus "Passavant", Alte Mainzergasse 1

    Beim giebelständigen Gebäude handelt es sich um die Nordfassade des Hauses "Wertheim"! Westlich angebaut war das Stammhaus "Passavant" (um was für eine Familie es sich hier handelte, ist mir unbekannt). Identische Geschosshöhen, gemeinsame Brandmauer sowie der Stil der Steinmetzarbeiten legen den Schluss nahe, dass dieses Haus wohl gleichzeitig mit dem Haus Wertheim ca. 1600 errichtet worden ist. Das Dach wurde allerdings im Barock oder Frühklassizismus verändert.
    Das helle Eckgebäude links (am Fahrtor 6) wurde während den Bombardierungen wie das Haus Wertheim vor Feuer geschützt, um hier einen Fluchtweg aus der Altstadt hinaus zum Main offen zu halten. Obwohl es den Krieg heil überstanden hatte, brach man es schliesslich für den Bau des Historischen Museums spätestens 1972 ab!



    Überreste des Hauses "Passavant" mit beginnendem Bogenprofil...



    Haus zum weissen Hahn (Gewürzhaus Ammelburg gegr. 1619 am Krautmarkt)

    Die Sicht vom Domturm aus in Richtung Südwesten... einzig die regelmässige Anordnung der Fensteraxen ist geblieben... Und an Stelle der gegenüberliegenden Häuser klafft heute das "Loch" des archäologischen Gartens.
    Krautmarkt Nr. 5 zeigt ein typisches Altstadthaus, wie sie im 2. Viertel des 19. Jahrhunderts errichtet worden sind:
    - Einzelfenster, in Axen angelegt
    - breite, unprofilierte Gurtsimse, keine Ecklisenen
    - rel. flach geneigte Satteldächer mit hässlichen Quergauben
    Die Ecke von Bendergasse 1 ist ebenfalls sichtbar, mit aufgemaltem Fachwerk! Dieses Haus ist 1851 neu erstellt worden, wobei das "Fachwerk" sicher eine spätere Zutat war.



    Haus zum Wasserweibchen an der alten Brücke

    Gemäss dem Ravenstein-Plan von 1861 trug das rechts angeschnittene Haus den Namen "zum Wasserweibchen". Ob dieses in funktionellem Zusammenhang mit den in nächster Nähe befindlichen Brückenmühlen stand, müsste erforscht werden. Jedenfalls wurde im südöstlich benachbarten Haus Brückenstr. 6 einmal eine Gaststätte eingerichtet, und von ersterem der Name übernommen.
    Bei der Backsteinmauer handelt es sich um die Auffahrt zur alten Brücke, welche nach links abwinkelte, und so den Hof des Wasserweibchens zum Mainufer umschloss. Hier erfolgte während dem Bau der neuen "Alte Brücke" 1914 bis 1926 der Zugang zur provisorischen Hilfsbrücke, von welcher der Holzzaun im Vordergrund herrührt. Also Zugleich zur Dokumentation der Wasserweibchen-Renovation ist hier auch ein bisschen Brückenbaugeschichte festgehalten!