Frankfurt a. M. - die Altstadt - früher, gestern und heute

  • Zitat von "Restitutor Orbis"


    d) Am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] selbst werden einige Gebäude (von denen ja in der Regel noch das Erdgeschoss steht) wiederhergestellt.
    e) Der Lange Franz und andere Rathaustürme kriegen ihre alten Dächer wieder. Eventuell wird auch das Dach des Nordbaus rekonstruiert.

    Was diese beiden Deiner Wünsche angeht: Dafür fehlt garantiert nur die zweitschönste Sache der Welt. Leg' ein paar Millionen auf den Tisch und sag' "ich mach's, ich zahl's", und Du wirst, glaube ich, auf keinen großen Widerstand beim Politikern stoßen, im Gegenteil. Aber die Stadt hat kein Geld. Und deshalb hat auch Szenario c) nur dann eine Chance, wenn sich jemand findet, der das finanziert.
    Und da wären wir dann wieder beim Thema: Politiker würde gern, aber kann nicht (kein Geld), Investor könnte, aber will nicht (kein Sinn für's alte)

  • Eher keine Rendite als keinen Sinn fürs Alte, Schloßgespenst.

    Überblick und Einschätzung der Aussichten sind ganz gut, denke ich. Vom Salzhaus gibt es ja noch originale Eichentafeln in den Archiven des Historischen Museums. Das wäre doch ein schöner Anlass für die Rekonstruktion, auch wenn diese Tafeln nicht vollständig sind, weil ein Teil damals (im Archiv!) vernichtet wurde.

    Und wenn du glaubst, es geht nichts mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her. Hand aufs Herz - wer hätte denn ernsthaft die Rekonstruktion der Alten Stadtbibliothek auf dem Zettel gehabt? Und kam die Hertie-Stiftung.

    Gerade die Wiederherstellung der Dächer des Langen Franz, des Kleinen Cohn und eventuell weiterer Turmhauben kann ja so furchtbar teuer auch nicht sein. Ich meine, die Freunde Frankfurts nannten mal eine Größenordnung von 2 bis 3 Millionen Euro.

  • @ Schloßgespenst und Henk Frost:

    Natürlich, es stimmt, die Stadt hat kein Geld.

    Und auch ich kann nicht die 2-3 Millionen zahlen für den Langen Franz und die anderen Türme. Ich würde es, wenn ich könnte - idealistisch genug bin ich.

    Aber dennoch: Im Vergleich zu anderen Rekonstruktionen ist das ein relativ bescheidenes Projekt und eine relativ kleine Summe. Und es ist auch kein Projekt, das eines Tages durch irgendwelche neuen Baumaßnahmen auf einmal unmöglich würde. D. h. diese Rekonstruktion wird wohl niemals auf irgendwelche Hindernisse stoßen, und die Kosten halten sich ebenfalls in Grenzen. Daher meine Zuversicht, dass das schon irgendwann in den nächsten Jahren früher oder später passieren wird.

  • Also im Prinzip kann man doch schon fast sagen, dass Frankfurt Deutschlands rekofreundlichste Stadt ist, oder? Hier kommen selten Stimmen wie rückwärtsgewandt o.ä. auf, hier haperts eigentlich immer nur am Geld.

    ... allerdings ist es noch keine 30 Jaher her, als z.B. das wunderschöne und erhaltene Hotel Carlton am Bahnhofsplatz abgerissen wurde.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Wenn man sich das heutige Umfeld des Eschenheimer Turms ansieht, dann wird schnell deutlich, dass der Verkehr das Problem ist.

    Nun ist "Die Autos müssen weg" natürlich leicht dahin gesagt. Ich bin schließlich kein Verkehrsplaner, aber so viel dürfte auch jedem Laien klar sein: Wenn man an einer bestimmten Stelle den Autoverkehr aus der Stadt aussperrt, muss er statt dessen irgendwo anders lang. Ob und wie das machbar wäre, kann ich natürlich nicht sagen.

    Ich kann an dieser Stelle nur eines sagen: Der Turm selbst ist einfach genial, und es existieren in seinem Umfeld auch noch einige sehr schöne Gebäude. Die ganze Stelle würde erheblich gewinnen, wenn sie etwas verkehrsberuhigter wäre.

  • Zitat von "Henk Frost"

    Eher keine Rendite als keinen Sinn fürs Alte, Schloßgespenst.

    Das sehe ich nicht ganz so. Das mit der Rendite ist sicher richtig, wenn es zum Beispiel um die Rekonstruktion einer Kirche geht, von der der edle Spender selbst nichts hat, zumindest keine lukrativen Nutzungsmöglichkeiten.

    Aber in Frankfurt gab es doch vor einigen Jahren einen Entwurf für ein Luxushotel anstelle des Technischen Rathauses - mit einem schräg nach oben ragenden Glaskeil, völlig beknackt und deshalb auch von der weisen Stadt sofort verworfen. Aber der Investor, der das bauen wollte, hätte doch sein Hotel genausogut hinter rekonstruierten Fassaden der alten Gründerzeithäuser in der Braubachstraße (den Vorgängerbauten des TR) bauen können. Die Rendite wäre doch wohl nicht schlechter gewesen als mit Glaskeil! Dem ging es also nur darum, etwas cooles modernes zu bauen, und zwar an einem der prominentesten Bauplätze der Stadt. Stadtreparatur interessierte den nicht die Bohne!

    Anderes Beispiel: In Dresden hat ein Investor am Neumarkt ein Bürogebäude mit etagenfüllenden Großraumbüros gebaut. Aber von außen sieht es dem alten Coselpalais zum Verwechseln ähnlich - und alle Dresdner freuen sich. Man kann doch Renditeobjekte mit historischer oder zumindest sich harmonisch einfügender Architektur verbinden. Und da vermisse ich einfach die Investoren, die sich wenigstens dafür interessieren!

  • Inwieweit stimmt es denn nun, dass das Palais Turn&Taxis nicht wieder aufgebaut wird? Bisher konnte ich noch nicht rausfinden, dass dies geschehen soll.

    Frankfurt rekofreundlichste Stadt Deutschlands sei jetzt mal unkommentiert dahingestellt :augenrollen: , , aber meiner Meinung nach liegt es nicht am fehlenden Geld, dass so wenig nach historischem Vorbild gebaut wird, sondern am fehlenden Willen. Investoren bauen doch gerade in Frankfurt auf Teufel komm raus, aber eben nur modernistisch.

    Der Platz am Eschenheimer Turm ist durch den monströsen Verkehr total beeinträchtigt und hat, auch wenn um ihn herum einige nette Gebäude stehen und viel Grün vorhanden ist, null flair. Diesbezüglich gab es vor ein paar Jahren mal eine Belagerung von Menschen, die gegen die aktuelle Verkehrssituation vor Ort protestierten.

    Besser dagegen finde ich die momentane Platzgestaltung des Friedberger Platzes. Hier haben wirklich mal kluge Köpfe ein Konzept erstellt, das nachhaltig zu einer enormen Aufwertung geführt hat, ohne dass der Verkehr weichen musste. So in etwa könnte man auch die übrigen durch Verkehrsadern zerschnittenen Plätze in Frankfurt "reflairisieren".

  • Zitat von "spacecowboy"

    Frankfurt rekofreundlichste Stadt Deutschlands sei jetzt mal unkommentiert dahingestellt :augenrollen: , , aber meiner Meinung nach liegt es nicht am fehlenden Geld, dass so wenig nach historischem Vorbild gebaut wird, sondern am fehlenden Willen. Investoren bauen doch gerade in Frankfurt auf Teufel komm raus, aber eben nur modernistisch.

    Wie rekofreundlich eine Stadt ist liegt doch allein im Willen des Stadtrates. Wer Rekos nicht blockiert ist rekofreundlich. Punkt. Wer jedoch modernistische Zutaten fordert oder direkt blockiert nicht.
    Und das Geld fehlt weil den Investoren der Willen fehlt. So einfach ist das.

    Und die Hotelinvestoren verstehe ich auch nicht... ich würde z.B. ein zerstörtes Hotel rekonstruieren und unter altem Namen weiterführen denn dann ist es leichter, schnell einen guten Ruf zu kriegen als wenn man sich neu etablieren muss.

    ... in Frankfurt wäre das z.B. das Carlton-Hotel am Bahnhofsplatz.

    ... oder man kauft der Dresdener Bank den Königshof ab und verwandelt ihn wieder in ein Hotel... wobei die Sicht auf's Schauspielhaus sicher vor 80 Jahren schöner war als heute.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Booni"

    ich würde z.B. ein zerstörtes Hotel rekonstruieren und unter altem Namen weiterführen denn dann ist es leichter, schnell einen guten Ruf zu kriegen als wenn man sich neu etablieren muss.

    ... in Frankfurt wäre das z.B. das Carlton-Hotel am Bahnhofsplatz.

    ... oder man kauft der Dresdener Bank den Königshof ab und verwandelt ihn wieder in ein Hotel... wobei die Sicht auf's Schauspielhaus sicher vor 80 Jahren schöner war als heute.

    Du meinst sicher den Fürstenhof.

    Foto: Reinhard Witt

    Ja, das wär' was. Aber der alte Fürstenhof besteht nur noch aus der Fassade und dem Treppenhaus. Alles andere ist abgerissen und durch Neubau ersetzt, jetzt ist es eben ein Bürogebäude. Aber die Fassade ist schon wirklich ein Juwel.

    Naja, und das Carlton: Könnte man rekonstruieren, aber welcher Hotelgast möchte beim Aus-checken mit einem torkelnden Junkie zusammenstoßen....

  • Wir entfernen uns hier thematisch etwas zu sehr von der Altstadt, für das übrige Frankfurt gibt es ja noch den Faden "Städtebau in Ffm".

    Hier habe ich ein schönes Bild von der Altstadt, auf dem das meiste in meiner Bilderstrecke angesprochene drauf ist:
    http://www.roehrich.privat.t-online.de/MainTower002.jpg

    Man sieht recht deutlich, was die größten Beeinträchtigungen sind:
    Das Technische Rathaus, das Historische Museum und das aufgesetzte Dach der Rathaus-Nordbaus im Bildvordergrund.
    Eigentlich auch die Kunsthalle Schirn (hinten zwischen Dom und Nikolaikirche), aber die nimmt immerhin von der Höhe und der Dachform her Bezug auf die Altstadt, im übrigen ist das ein relativ junges Gebäude (1986), auf dessen Abriß man gar nicht erst zu spekulieren braucht, es wäre völlig unrealistisch und damit Zeitverschwendung. Und mit dem ehemaligen Bundesrechungshof vorne rechts im Bild wird man wohl auch leben müssen. Aber bei den drei anderen Störfaktoren ist, wie gesagt, der politische Wille zur Abhilfe da.

  • Hmm.. eine Komplettreko des Rathauses wäre wirklich mal angebracht, ob es das Dach vom Nordbau ist, die zwei fehlenden Giebel zum [lexicon='Römerberg'][/lexicon], die 50er-Jahre-Fassade zur Braubachstraße oder die verstümmelten Türme, es gibt noch genug zu tun.

    Ferner bleibt zu hoffen, dass das Viertel vor der Paulskirche wiederersteht mit z.T. rekonstruierten Fassaden sowie die Paulskirche wieder ihr Kegeldach zurückbekommt.

    Und nach dem Abriss des T.R. fände ich es gut, wenn das Gebiet in Bauplätze der Vorkriegsbebauung aufgeteilt wird und einzeln an Investoren vergeben werden, die rekonstruieren wollen.

    Könnte man eigentlich den Anbau des Museums hinter rekonstruierte Fassaden stecken? Wäre doch auch mal was.


    Und zum Schluß eine grundsätzliche Frage:
    Ist ein historisierendes Haus aus der Jahrhundertwende es weniger Wert rekonstruiert zu werden als ein jahrhundertealtes Haus wie z.B. die Goldene Waage? In meinen Augen nicht, denn es geht hier lediglich nach der Ästhetik... und das Haus zum Kranich ist am Römer genauso wichtig wie das Salzhaus, denn beide zusammen bilden den Eingang.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • @ Schloßgespenst

    Zur Liebfrauenkirche...

    Zitat

    Heute (Der Anbau links, der auf dem vorigen Bild noch halbwegs erhalten war, ist verschwunden. Inzwischen hat die Kirche an dieser Stelle einen gläsernen Anbau.)

    Ich denke, man hat den Anbau nicht rekonstruiert, weil er nicht wirklich alt war. Soweit ich weiß gab es ihn erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    @ Schloßgespenst

    Zur Liebfrauenkirche...


    Ich denke, man hat den Anbau nicht rekonstruiert, weil er nicht wirklich alt war. Soweit ich weiß gab es ihn erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.

    Nun ja, "rekonstruieren" muß man ja auch nichts, was noch da ist. Und der Anbau scheint ja lediglich beschädigt gewesen zu sein. Er ist also beim Wiederaufbau der Kirche unnötigerweise abgerissen worden.

  • Hier steht neuerdings 'ne Menge über das Römer-Rathaus. Scheinbar ist außer dem Ratskeller und dem historischem Treppenhaus aber nichts mehr wirklich original. Alles, was im Kaiserreich umgebaut oder eingebaut oder gebaut wurde, hat man leider nicht rekonstruiert, weder an der Fassade, noch im Innenraum. Vielleicht sieht man ja irgendwann die Architektur aus dieser Zeit auch als Kunst an und rekonstruiert den Bürgersaal. Ebenso hoffe ich natürlich, dass die beiden noch fehlenden Fassaden zum [lexicon='Römerberg'][/lexicon] wiederkommen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Der Balkon ist auch irgendwann kurz vor der Jahrhundertwende angebracht worden.
    Ich finde, dass der Vorkriegszustand wiederhergestellt werden sollte, denn dass ist die wohl schönste Variante. Auch wenn der Historismus kunstgeschichtlich eher unbedeutend ist, sieht doch alles in allem kunstvoll aus. Es war halt nichts neues sondern nur eine Kopie aber hey, heute kriegen auch Bauten einen Architekturpreis die nix anderes machen als die Architektur der 60er und 70er nachzuäffen :D

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • immer wieder beeindruckend, die merian stiche. die mainufersituation erinnert mich spontan an das rheinufer des alten basels, welche ich erst kürzlich in form eines modells gesehen habe.

    auch der link zum frankfurter rathaus ist interessant, vor allem die grundrisse sind aufschlußreich.

    die teppengiebel und die reich dekorierte fassaden des frankfurter rathauses erinnern mich u.a. an folgende rathäuser:


    altes rathaus, villingen (bemalung um 1929 entfernt)




    altes rathaus, lindau i.b.



    neues rathaus, wolfach im schwarzwald

  • Buchtipp:

    Helmut Nordmeyer: [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] gestern und Heute

    Das ist dieses Buch hier:

    http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3831312958/qid=1115930145/sr=1-1/ref=sr_1_9_1/028-6702017-6006105\r
    http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 17-6006105

    In dem Buch wird eigentlich genau das gemacht, was wir hier auch machen: Es werden Vorkriegsbilder und Bilder aus heutiger Zeit (aus derselben Perspektive) einander gegenübergestellt. Ich habe heute ein bisschen im Buchladen darin geblättert und fand es wirklich interessant.