Dresden - der Altmarkt

  • Und ich sehe ein ganzes Schwein, am Stück paniert. Nur die Ohren gucken aus der Panade raus.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "SchortschiBähr"

    Diese Antwort auf meinen Brief von neulich habe ich heute erhalten.

    Die Antwort ist sehr ernüchternd. Der Verfasser gibt selber zu, daß die Altmarktgestaltung nicht als schön zu bewerten ist. Man müsse eben heute nur "das Beste daraus machen". (Was immer man darunter versteht) Und zudem verirrten sich ja nicht viele Touristen in dieses Gebiet.
    Die Berechtigung der Existenz der Dresdner Altstadt wird letztlich verneint und ihr nur als Anziehungsareal für kaufkräftige Touristen eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung zuerkannt.
    Doch Touristen hin oder her. Diese bedenklichen Äußerungen sind ein Armutszeugnis der Stadtgestaltung. Und sie zeugen von sehr geringem historischen Bewußtsein und Interesse für ästhetische Fragen.
    Note 6.

  • Heimdall schrieb:

    Zitat

    Diese bedenklichen Äußerungen sind ein Armutszeugnis der Stadtgestaltung. Und sie zeugen von sehr geringem historischen Bewußtsein und Interesse für ästhetische Fragen.

    Aber Heimdall: das ist heute doch überall in Deutschland der Fall??

    In Magdeburg ist nur 10% der sehr wertvolle Vorkriegsbebauung übrig: 90% ist verschwunden und NICHTS wird getan um etwas schönes zu bauen. Die Stadt ist die Ödniss selber. kein wunder das dort niemand einsiedelt.

    In Berlin gibt es einen moderne kalten Mitte, kein Vision um einen Grosstadt mit Grandeur zu bauen. Klotzen überall wo das Auge hinschaut. Für einen schönen Kuppel der Dom ist kein Geld. Die Laternen bleiben weg und wo es noch einigermassen gut ausssieht (Prenzlauerberg und rund der Ku'damm geht die "Modernisierung" (= verunstaltung) ständig weiter. Die resten des Tachleles werden nicht einfach genützt um die Pracht der ehemalige Passage zu rekonstruieren: ein Touristen Magnet von erster Bedeutung. Natürlich wird so etwas richtig Schönes NICHT gemacht. Wenn Touristen dann am Hackischer Markt stehen (eine der wenige Erfolgen) dann finden sie es nicht einmal besonders schön (um von alles andere zu schweigen).

    In Dresden kommt ja endlich einen Neumarkt, aber nur einige Häuser sehen nur von der Aussenseite schön aus: alles andere ist modern. Die ganze Stadt tut nichts um wieder etwas vom alten Dresden original wieder auf zu bauen. Es geht nur um profit.

    In [lexicon='Leipzig'][/lexicon] geht es mit Altbauten gut/ besser, aber jedes Loch wird doch mit NEUBAU geschlossen. Rekonstruktion ist nirgends der Fall.

    Frage: warum wird Schönheit in Deutschland umgangen? Ein Fluch???

  • ^^ ganz genau!

    Bei den Hiobsbotschaften, die man in letzter Zeit aufgetischt bekommt, frage ich mich, wie man ernsthaft vom "Schimmern einer neuen Morgenröte" sprechen kann.
    Wenn auf eine Pseudorekonstruktion unzählige Quader unterster Schublade folgen, hält sich bei mir die Freude doch sehr in Grenzen.

    Armer Sisyphos :ueberkopfstreichen:

  • ja, das ist aber kein fluch deutschlands, sondern germanisch-europas.
    in england, skandinavien, schweiz, holland, österreich ists doch genau gleich. nur dass es dort keine kriegszerstörungen wie in D gab.


    zum weinen, diese unbegabten, geistlosen dilettanten, welche sich auch noch für künstler und könner der architektur halten.

  • Zitat von "SchortschiBähr"

    Doch am Horizont sehe ich schon das Schimmern einer neuen Morgenröte... 8)

    Hey Leute, ich habe das geschrieben, weil ich signalisieren möchte, daß ich es in mir nicht zulassen werde, daß meine Gewissheit und die Hoffnung auf die Verwirklichung einer breiten Veränderung des architektonischen Stilempfindens zunichte gemacht wird angesichts dieser Politikeräußerungen und des zugebenermaßen heftigen, aber letzten Aufbäumens modernistischer Coolness-Strömungen. Es gibt ja etliche Architekten und Stadtplaner, sowie Investoren, die anders denken und handeln. Und dieser Flickenteppich an architektonischen Chaos in unseren Städten kann so auch nicht mehr weiter gehen. Die Menschen mögen und wollen das letztlich nicht mehr. In spätesetens 10 Jahren wird man auf breiter Front erkannt haben, daß "kantig, steril nix gut ist", weil letztlich leblos und unmenschlich! Howgh :!:

  • Ich werde mich der Position Schortschis anschließen. Markt, Notwendigkeit und Erkenntnis lassen sich unterdrücken - jedoch nicht für immer. Die 68'er wandern langsam in die Rente und können froh über ein friedliches, angstfreies -und finanziell gut abgefedertes- Leben sein (die Angst ernten ja wir; als Ergebnis ihrer politischen "Mühen"). In meine Gedankenwelt hat bislang noch kein Professor vordringen und eingreifen können.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat

    Eine Gestaltungssatzung für die Altstadt, wie Sie sie fordern ist nach

    meiner Einschätzung kontraproduktiv, da es "die Altstadt" nicht mehr gibt.

    Das Schlimme ist, in gewisser Weise trifft dies zu. Für die zerstörten deutschen Großstädte bräuchte man etwas viel weitgehenderes als eine einfache Gestaltungssatzung. Man müsste radikal für das Areal der ehemaligen Altstadt ein (freilich möglichst hohes) Mindestmaß an rekonstruktiver oder historisierender Neubebauung für alle neuen Bauprojekte festschreiben und damit ganz explizit das Ziel formulieren, sich über Jahrzehnte hinweg, in vielen kleinen Schritten dem alten Zustand wieder anzunähern. Großprojekte wie der Dresdner Neumarkt werden nämlich Ausnahmen bleiben. Diesen Willen müssten die politischen Handlungsträger in Deutschland entwickeln. Mit einfachen Gestaltungssatzungen lassen sich bestenfalls die übelsten modernistischen Provokationen verhindern. Stattdessen bekommen wir dann sterile Serienhäuser, die allenfalls als Füllbauten zwischen Rekonstruktionen taugen.


    Dieser Begründungsversuch scheint nie auszusterben. Als ob in Stadtzentren mit viel historischer Bebauung kein modernes Leben möglich wäre, als ob durch Rekonstruktionen oder historisierendes Bauen, die angestrebte Nutzung - das angebliche Hauptgegenargument - verunmöglicht würde. Der Herr sollte Rom oder Prag besuchen oder für's erste einfach mal Bamberg oder Heidelberg.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat von "marc!"

    ja, das ist aber kein fluch deutschlands, sondern germanisch-europas.
    in england, skandinavien, schweiz, holland, österreich ists doch genau gleich. nur dass es dort keine kriegszerstörungen wie in D gab.

    dafür gabs in schweden gewaltige nachkriegszerstörungen :zwinkern:

  • Also, in Österreich gab es schon recht beträchtliche Kriegszerstörungen - mit Ausnahme von Graz wurde praktisch jede Großstadt einschließlich Salzburg und Innsbruck auch im Zentrum bombardiert (Wien wurde auch beim Einmarsch der Roten Armee im Häuserkampf noch stark beschädigt).

    Bei Salzburg hat mich diese Information selbst überrascht, da ich immer davon ausgegangen war, daß die Stadt ähnlich wie Heidelberg nicht bombardiert wurde. Tatsächlich gab es aber auch in der Altstadt große Schäden, und meines Wissens ist beispielsweise der Alte Markt eine Totalrekonstruktion (da mögen mich Salzburg-Experten korrigieren).

  • @silesianospostato.

    Also hat wenigstens in Österreich nach dem Krieg die Vernunft gewonnen.

    Die Österreicher haben geschlossen für "Schönheit" gewählt und deswegen gottesdank wieder rekonstruiert.

    In Deutschland hat die (neue) Sächlichkeit (Profit?) gewonnen: Tabula Rasa, breite Strassen, Billigbauten, Kommerzbauten, kein Kunst mehr (Stuckabschlag), kein Schönheit, einfache monotone Fassaden, flache Dächer..........beton, .......glas.......wenig Grün.

    Teuere Reko's wurden nur sehr sparsam ausgeführt.
    Und das können wir in jeder Deutsche Stadt bis Würzburg feststellen.

    Würzburg und Salzburg: zwei verschiedene Lösungen für dasselbe Problem. Gib mir aber doch lieber Salzburg.

  • Zitat von "uaoj36"

    Würzburg und Salzburg: zwei verschiedene Lösungen für dasselbe Problem. Gib mir aber doch lieber Salzburg.

    Sorry,aber der vergleich hingt über alle massen,Würzburg wurde zu 86-90% zerstört,Salzburg im vergleich relativ gering (46% laut Wikipedia).
    Würzburg war zudem so dermassen Zerstört das ich immer noch froh bin,das man es so wie es ist aufgebaut hat.

  • Klar, Würzburg und Salzburg kann man aufgrund des Zerstörungsgrades nicht miteinander vergleichen. Ich finde sogar, daß das heutige Würzburg wieder eine ausgesprochen attraktive Stadt ist, mit vielen überraschend schönen Ecken und angenehm kleinteiligen Strukturen. Zwar dominiert auch hier die 50er Jahre Architektur, aber sie ist irgendwie hochwertiger und stimmiger als in anderen Städten.

    Es bleibt das schon häufiger geäußerte Fazit, daß in Österreich und Bayern der Wiederaufbau besser gelungen ist als in anderen Regionen Deutschlands (mit löblichen Ausnahmen wie Münster und Osnabrück).

  • Zitat von "silesianospostato"

    (mit löblichen Ausnahmen wie Münster und Osnabrück).

    Und Freiburg :zwinkern:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "silesianospostato"

    ...mit löblichen Ausnahmen wie Münster und Osnabrück.


    Ja, schon. Aber auch hier bleiben Wünsche offen... :augenrollen:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!