Dresden - der Altmarkt

  • Das mit den Weihwasserbecken war mir neu! Damit war der Abriss des Standbilds wenigstens nicht ganz sinnlos.
    Ich glaube aber, dass man eine Reko der Statue in Dresden abschreiben kann. Selbst eine Spende würde in linkspopulistischem Eifer bestimmt abgelehnt. Mit der üblichen "antiimperialistischen" Gesinnungs-Begründung :-).

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Das Problem ist, dass die Germaniastatuen in Deutschland unabhängig von ihrem künstlerischen Wert, heute als national-chauvinistisches Symbol gesehen werden und auch noch immer von rechten Dumpfbacken in diesem Sinne mißbraucht werden.

    Könntest Du mal zumindest ein einziges konkretes Beispiel der letzten Jahre für diese These nennen?

  • Die oben erwähnte Neuigkeit hat durchaus keinen anekdotischen Charakter, wie man vielleicht annehmen könnte. Ich möchte dazu noch weiter ausführen :

    der ehm. Sächsische Landtagspräsident E. Iltgen ( vor 1990 Chef der Dombauhütte, des Bistums Dresden/Meißen ) ) berichtete, dass aus dem "Germania - Marmor" sieben ( ! ) der aufwändigen, großen Weihwasserbecken für die Hofkirche ( Kathedrale St. Trinitatis ) geschlagen wurden, die von Bomben vernichtet waren.
    Zu sehen sind an den sieben Becken jeweils zwei/drei Puttenköpfchen, die eine Muschelschale tragen. Der stadtbekannte, Dresdner Bildhauer Werner Hempel, hatte sie nach Resten und Fotos neu modelliert.
    Außerdem wurden die kostbaren, beschädigten Marmorstatuen von Silen und Herkules am Aufgang zum Palais im Großen Garten mit Teilen aus Germanias Rumpf ausgebessert.
    So fand G. noch eine gute Verwendung, kehrt aber vielleicht eines Tages doch noch an ihren angestammten Platz zurück.
    Das ist durchaus nicht auszuschließen, gab es doch vor gar nicht langer Zeit Dresdner Stadträte, die sich für die Rekonstruktion des Standbildes einsetzten.

  • Könntest Du mal zumindest ein einziges konkretes Beispiel der letzten Jahre für diese These nennen?


    Nix konkretes, aber es ist doch bekannt, dass an solche Denkmäler immer wieder Anlaufstellen und Wallfahrtsorte für solche Leute sind.
    Niederwalddenkmal, Hermannsdenkmal etc. In vorrauseilendem Gehorsam um sowas zu unterbinden lehnt die Politik Rekos solcher Denkmäler ab. Man denke an das unwürdige Gezerre um das Deutsche Eck, dessen Namen ja von den nebenan residierenden Deutschherren kommt, aber noch nicht mal das war den Damen und Herren damals bewußt. Die Vorschläge reichten von einer Aufstellung des Denkmals neben dem Sockel bis gar keine Aufstellung. Gut, das ist jetzt länger her, vielleicht ist man da heute weiter.

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  • Das bestimmte Politiker (Gruppe 1) oft ein Problem mit den Denkmalen hat ist bekannt und anhand von Presseberichten belegbar. Dass Germania-Denkmäler ein Wallfahrtsort für "solche Leute" (Gruppe 2) sind, ist nicht belegt, also auch nicht bekannt. Bekannt ist aber wiederum, dass das Gruppe 2 und die angeblichen "Wallfahrtsorte" stets als wohlfeiles Argument für Gruppe 1 dienen. Deshalb lohnt es sich eben, in Medien gehörte Argumentationsmuster bisweilen kritisch zu hinterfragen. Dann weiß man besser einzuordnen, aus welchen wirklichen Gründen die Dresdner Germania am Altmarkt nicht mehr steht. Und das wohl auch in nächster Zukunft nicht.

  • Also mir kann man wirklich kein Nachgeplapper unterstellen falls der Satz mit dem Medienhinterfragen auf mich gemünzt war :rolleyes:
    Wenn du mal genau durchliest was ich geschrieben habe, wirst du herauslesen, dass ich kein Problem mit solchen Denkmalen habe.
    Hast du schon mal einer Versammlung bei Fackelschein einer schlagenden Burschenschaftsverbindung beigewohnt und gehört was solche Leute so von sich geben? Nicht nur, dass man an der Memel als deutsche Ostgrenze festhält und dies durch kräftiges Röhren des Deutschlandliedes gesanglich, meist zu fortgerückter Stunde unterstützt. Für die sind die Nationaldenkmäler alle Wallfahrtsorte. Klingt schon alles recht gebräunt. Schlimm ist, dass solche Leute durch diese Seilschaften oft in Schlüsselpositionen der Wirtschaft gelangen.

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  • Warum die Dresdner Germania nicht mehr steht ist relativ problemlos zu beantworten :

    1. aus ideologischen Gründen, als Relikt einer ungeliebten, vergangenen Zeit,
    2. aus Gleichgültigkeit,
    3. aus kaum ausgeprägten Verständnis für den Historismus, in dem sie einst entstand.

    Diese Thesen sind jedoch nicht allein für Dresden repräsentativ, sie waren damals, nach 1945, deutschlandweit USUS.

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    5 Mal editiert, zuletzt von Portalis (28. April 2013 um 22:35) aus folgendem Grund: Nicht zielführender Beitrag

  • Nochmal: Ich halte es auch nicht für ein Argument dagegen und habe die Aufstellung von KW1 am Deutschen Eck ausdrücklich begrüßt, obwohl ich vom Kattätschen-Prinzen als Mensch nix halte. Dennoch gibt es in Dresden wichtigeres als dieses Denkmal. Sollte sich tatsächlich ein Millionenspender finden, soll er sein Geld besser für die Reko einer barocken Fassade am Neumarkt verwenden. Ich bin auch der Meinung, dass die "Rechte Gefahr" in D zu sehr aufgebauscht wird, aber der Preis der Freiheit ist nun mal ständige Wachsamkeit.

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  • Ich halte es für irrelevant ob einige der in Deutschland, im Gegensatz zur Hysterie in der überwiegend links-grün orientierten Presse (laut einer Studie der Uni Bremen stehen 47 % der deutscher Jornalisten den Grünen nahe, 71 % ordnen sich selbst dem politisch linken Spektrum zu) eine der statistisch sehr seltenen rechtsradikalen Gruppen einmal vor einem solchen Denkmal eine Demonstration abhält. Als Demokrat muss ich soetwas selbstverständlich akzeptieren. Das gleiche für linksradikale Demos z.B. am Denkmal für Rosa Luxemburg etc. Das ist eine Frage der politischen Toleranz Andersdenkender, ein Kernelement demokratischen Denkens. Insofern halte ich dieses Argument gegen eine Wiederaufstellung eines solchen Denkmals für nicht stichhaltig.


    Hallo,

    genau an dieser Stelle bestätigst Du aus meiner Sicht das revisionistische Bild, welches von der angeblich Links-Grünen Presse genutzt wird, um gegen entsprechene Bauten zu argumentieren.

    Rosa Luxemburg war im vergleich zu den Helden, der "statistisch seltenen Gruppen" eine Kriegsgenerin und Demokratin. Sie wurde von Feinden der Demokratie ermordet. Vergleiche, welche aus Luxemburg eine Linksradikale und aus Rechtsradikalen Gruppierungen in Deutschland statistische Nebensächlichkeiten von Links-Grünen Hetzkampagnien machen, sind aus meiner Sicht gefährlich und abzulehnen.

    Linksradikale Gruppen vermute ich Aufgrund der Symbolik von Rosa Luxemburg Gedenkstätten, eher nicht an selbigen, aber vielleicht kannst Du dass ja belegen.

    Rechtsradikale Gruppierungen muss ich als Demokrat im Übrigen keinesfalls akzeptieren, denn diese sind bekennende Feinde der Demokratischen Grundordnung. Als Dresdner möchte ich auch keine Neonazis an einem Germaniadenkmal auf den Altmarkt sehen, da dieses Gedankengut schliesslich zur Zerstörung meiner Stadt, zu Gebietsverlusten und Elend meines Vaterlandes führte.

    Es wäre nett, wenn Du einen Link zu der Studie benennst und weiterhin Deine Aussage bezüglich der angeblich statistisch recht seltenen Gruppierungen nachweisst. Die Aussage das etwas statistisch "recht selten" ist, kann nämlich ohne einen Bezug nicht getroffen werden.

    Abschliessend möchte ich sagen, das ich mir gar nicht so recht vorstellen kann, ob die Germania am heutigen Altmarkt tatsächlich "aufwertend" wirken kann.

  • Zitat

    Der Justitia-Brunnen war ein historischer Brunnen in Dresden.
    Von 1653 bis 1888 stand auf dem Altmarkt der sogenannte Justitia-Brunnen. Christoph Abraham Walther, der auch die Teufelsfratzen am Hausmannsturm und das Brückenkruzifix geschaffen hatte, gestaltete den Brunnen mit der Figur der Justitia. Nachdem der Brunnen 1749 erneuert worden war, trug man ihn im Jahre 1888 ab.

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Justitia-Brunnen

    Abgesehen von der Dringlichkeit des Wiederaufbaus eines Denkmals auf dem Altmarkt, sollte die Wiederherstellung des Justitia-Brunnens statt des kontroversen Siegesdenkmals nicht im Vordergrund stehen?
    http://www.bildindex.de/obj32025823.html#|home

  • Soweit mir bekannt, wurde der Standort des Justitia - Brunnens mehrfach verändert. Sicher wäre ebenfalls zu überlegen, ob der relativ schlichte aber schöne Brunnen nicht ebenfalls auf den Altmarkt zurückkehren könnte.

    Heutiger Standort könnte, ggf. als Pendant zu den neuen Brunnenanlagen vor dem Haus Altmarkt, der Bereich vor dem ehm. Intecta - Haus,
    heute Altmarktgalerie sein.

  • Weitere Kommentare, die sich mit der politischen Deutung der "Germania" auseinandersetzen, werden gelöscht. Bitte führt euren Disput über die PN-Funktion.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ehrlich gesagt besteht mE keine Veranlassung für eine Reko der Germania.
    a) Das damit verbundene nationale Empfinden ist völlig obsolet, auch und gerade was die noch vorhandenen nationalen Bevölkerungsreste betrifft. Der lediglich der politischen Korrektheit geschuldete Hinweis auf eine potentielle Wallfahrtsstätte geht mE ins Leere. Derartige romantische Spielereien locken keinen mehr hinterm Ofen hervor.
    b) Auch die räumliche Situation ist obsolet. Der Brunnen war für einen weit kleineren, intimeren Raum errichte worden. Heute würde er mE eher verloren wirken, spannungslos und auch bezugslos herumstehen.
    c) Die zahllosen Historismusfreunde mögen mir verzeihen - aber auch die Ästhetik ist obsolet. Ich bin natürlich der Ansicht, dass der Brunnen wie soviele politische Denkmäler jener Epoche ohnehin eine Verschandelung des Platzes dargestellt hat.

    Der Altmarkt ist in meinen Augen hoffnungslos perdu - eine Katastrophale Fehlleistung des sich mittlerweile über mehrere Generationen erstreckenden Wiederaufbaus. Einfallslosigkeit und bedingungslose Kompromissbereitschaft schufen völlige bBedeutungslosigkeit, im günstigsten Fall reine Füllbauten, die jedoch mangelns vorhandener Substanz nicht mehr befüllen können. Hinter der Frauenkirche, etwa an Stelle des noch banaleren Hiltons, ja dort würden der Stalinbarock gut ankommen, aber hier ist alles nur unfassbar schwach und öde. Mehr als beim NM wäre hier die Rekonstruktion (nach Canaletto-Vorlagen) vonnöten gewesen. Diesem Disaster hilft keine Germania, dies wäre ein peinlich-hilfloser Versuch, ein wahrer Bärendienst am Rekogedanken!
    Wenn dem Altmarkt noch was helfen kann, so wäre dies die Befüllung mit jenem bedeutenden Barockbrunnen, der in der Westvorstadt so unglücklich vor Plattenbauten dahindarbt. Aber Vorschläge dieser Art sind auch weg vom Tisch, wobei es in Bezug auf den Altmarkt wahrscheinlich gar keinen solchen Vorschlag gegben hat. Auch diese Stiefmütterlichkeit ist symptomatisch für diesen einst so schönen Platzraum: eine Gesellschaft historischer Altmarkt wäre dringend nötig gewesen, um der wiedererstehenden Altstadt so etwas wie Tiefe zu verleihen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Da wir in letzter Zeit recht häufig über den Nachguss diverser Bronzeplastiken sprachen, habe ich mir das sich auf dem Vorplatz der Kreuzkirche befindliche Julius-Otto-Denkmal einmal etwas genauer angesehen.


    Bekanntermaßen wurde das Bildwerk um einen "aktuellen Kruzianer" erweitert.


    Obgleich mich die Gewänder der Knaben insgesamt überzeugen, scheinen andere Teile weniger glücklich ausgeformt worden zu sein.


    Was fällt euch an dieser Tafel am Sockel des Denkmales auf?

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Vergammelt wirkt sie, die Tafel, und ihre horizontale Anbringung ist natürlich in dieser Hinsicht sehr förderlich.
    Ansonsten ist ganz allgemein zu bemängeln, dass in dieser Gegend ein Denkmal für den bedeutendsten Kreuzschüler aller Zeiten fällig wäre. Es wäre auch ein guter Akt gewesen, einem der Kinder dessen schon in jungen Jahren markante Gesichtszüge zu verleihen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Thomas Kantschew hat auf seiner großartigen Seite einen neuen Beitrag zum Kaufhaus Alsberg in der Wilsdruffer Straße/Schloßstraße/Großen Brüdergasse veröffentlicht.

    http://das-neue-dresden.de/kaufhaus-alsberg.html

    Bei dem Gebäude handelt es sich um ein schönes Beispiel, der nach dem Ersten Weltkrieg praktisch einsetzenden Versachlichungstendenzen, die vor allem im Bereich des Altmarktes stark voranschritten (als Ergebnis der von Kantschew angesprochenen Citybildung). In diesem Zusammenhang könnte man noch das Kaufhaus Herzfeld, das Residenzcafé, das DeFaKa-Kaufhaus, das Kaufhaus Knoop, die Prager Straße 47 usw. anführen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Anhand des Kaufhauses Alsberg und des Schuhgeschäftes Tack sieht man deutlich, dass der Mythos von der atemberaubenden Schönheit Dresdens vor der Zerstörung wirklich nur ein Mythos ist. Dresden war vor dem Krieg eine ganz normale deutsche Großstadt mit einer atemberaubend schönen Elbfront, mehr nicht um es mal ketzerisch zu überspitzen. Ähnlich wie heute. Das Alsberg gefällt mir zwar, aber es hätte auch in Dortmund, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Hamburg oder Stuttgart stehen können. Da ist kein Bezug zum alten Dresden. Wer den erkennen möchte trägt eindeutig die rosa Dresden-Brille. Die Willsdruffer war vor dem Krieg auch nicht schöner als jede x-beliebige Einkaufsstraße im Reich.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.