Dresden - der Altmarkt

  • Das Bekleidungsgeschäft C&A, das im Gebäude Seestraße 7 mehrere komplette Etagen des Gebäudeblocks Seestraße/An der Mauer/Schreibergasse belegt, und im Erdgeschossbereich "nach hinten" für toten Raum sorgt, zieht demnächst aus, wie die Sächsische Zeitung berichtet. Könnte das eine Chance sein, durch geringfügigen Umbau und Neuvermietung an EG-taugliches Gewerbe diese toten Räume südlich des Altmarktes zu beleben?

    Wahrscheinlich wären Zufahrten für Anlieferung und Entsorgung zu gewährleisten, aber ein Café oder Restaurant, bzw. kleine Geschäfte, die Teile der EG-Fläche des Gebäudes belegen würden, könnten viel ausmachen.

    1280px-Blick_zu_Pfarrgasse_mit_Rathausturm_und_Baukranen_Galaxy-Note-8_2018.jpg
    Bildnachweis: VSchagow, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

    758px-Schreibergasse_Dresden_2023-04-13_2.jpg
    Bildnachweis: Z thomas, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

    768px-Dresden_Schreibergasse_2022.jpg
    Bildnachweis: Anvilaquarius, CC0, via Wikimedia Commons

  • Das ist wirklich der Teil der Altstadt, wo am meisten Chancen verschenkt worden sind :kopfwand: Was hätte da entstehen können, wenn man die Neumarkt-Erfahrungen zumindest ein bisschen beherzigt hätte.

  • Es ist schon ein Paradox, daß es sich einerseits um die fußläufige Achse Prager Straße - Altmarkt - Schloßstraße handelt, andererseits wieder einmal wenige Meter über innere Akzeptanz entscheiden. Der Bann des ins kolossale gesteigerte und auf seiner Südseite unbebauten Altmarkts ist zwar gebrochen worden; aber bei solchen Bildern zeigt sich wieder einmal das grundsätzliche Problem des Planens von oben, der Zukleisterung von Innenstädten mit Klötzen. Man hat das Bedürfnis, ohne nach links oder rechts zu schauen, möglichst schnell von dort weg zu kommen. Wie in solchen Toträumen dauerhaft ein Geschäft bestehen soll, erscheint wirklich schleierhaft.

  • Stimmt, aber der Rest ist eher noch schlimmer, die Altmarkt-Galerie (immerhin gut versteckt), Antonsplatz, Wilsdruffer und natürlich der ins gigantische vergrößerte Altmarkt mit fast verdoppelter Höhe der DDR-Bebauung auf 33 Meter, die dann die Maßstäbe setzte.

    Easy does it.

  • Es bringt ja nun auch nichts, über diesen Stadtraum immer wieder nur zu jammern. Deswegen werden wir die zuständigen Ämter bei der Gelegenheit mal fragen, ob und was sie tun können, um eine kleinteiligere Nutzung bei Neubezug zu fördern. Immerhin hat das Gebäude Seestraße 7 ja umlaufend Schaufenster, die eine nach außen gerichtete Erdgeschossnutzung einfach ermöglichen sollten.

  • Eigentlich kann im Bereich der Wilsdruffer Straße und des Altmarkts gar nichts brauchbares entstehen, weil man (natürlich) die DDR-Bebauung erhielt und die jetzt mit ihrer Überdimensionierung den Maßstab vorgibt - nicht nur, daß Wilsdruffer und Altmarkt viel breiter bzw. größer wurden, auch sind die Altmarkt-Bauten eben viel höher als zuvor.

    Entsprechend mußten die Neubauten genauso hoch werden und was auf einer Luftaufnahme noch halbwegs OK aussieht, wird dann für den Fußgänger eben so kalt und leer wie oben gezeigt.

    Easy does it.

  • Du wirst die Aussenarchitektur der Bauten nicht mehr ändern können. Das ist Quatsch. Wer sollte da und warum Erker dranbauen?

    Schön wär's schon, aber daran hat natürlich niemand der Verantwortlichen Interesse. Ich könnte mir höchstens als Kunstprojekt die Bemalung der Fassaden zur Schreibergasse mit einigen Vorkriegsfassaden des Viertels vorstellen. Aber so viel außergewöhnliches gab es dort ja auch gar nicht.

    schr0121.jpg
    Bildnachweis: altesdresden.de

    schr0212.jpg
    Bildnachweis: altesdresden.de

    schr0134.jpg
    Bildnachweis: altesdresden.de

    Oder vielleicht eine Erinnerung an den vorbarocken Altmarkt:

    df_hauptkatalog_0053446.jpg
    Bildnachweis: Deutsche Fotothek / Möbius, Walter. Gemeinfrei

  • Wie wenig die Jahre zwischen der Bebauung der Altmarkt-Südseite und des Neumarkts auseinanderliegen, können heute doch unterschiedlicher diese beiden nahen Stadträume kaum sein. Es ist sicher jetzt kein angemessener Ort und Zeitpunkt, bei Anschauung dieser Bilder wieder gedanklich auf das das abzudriften, was im Gebiet der ehemaligen südlichen Dresdner Altstadt bei einer behutsamen und wohldurchdachten Stadt- und Standortreparatur heute hier sein könnte. Im Bereich der ehemaligen Schreibergasse, Seestraße etc. ist ein erhebliches Potential und durch die Bebauung auch ein Stück Stadt verlorengegangenen. Stattdessen schweift man nun bei Anschauung solcher innerstädtischen Großstrukturen, Toträume und Kubaturen des Todes gedanklich wieder auf das ab, was unter andern Umständen heute hätte sein können...

  • Es ist tatsächlich verwunderlich, dass es in dem Bereich eigentlich nichts Herausragendes an Altstadtbebauung gab und auch die Geschossanzahl für so einen innerstädtischen Bereich vergleichsweise niedrig war. Da täte man sich auch heute schwer, wenn das unbebaut geblieben wäre, eine Reko auch nur einzelner Fassaden zu fordern.

    Warum soll es aussichtslos sein, darüber nachzudenken, zumindest zu den Ecken oder nahe der Ecken Erker oder Balkone anzubringen, die etwas frei den Dresdner Stil zitieren? In Nürnberg hat das doch auch geklappt. Wo ein Wille, da wäre auch ein Weg.

  • In Nürnberg mag so etwas an einzelnen Bauten geklappt haben, weil die noch irgendwie ähnlich groß wie die Vorgängerbauten waren, aber bei diesen gigantischen Bauten wie dem "Legohaus" kann man ja wirklich keine Balkone oder gar Erker mehr nachträglich anbringen ...

    Da ein Abriß der beiden Altmarkt-Zeilen aus DDR-Zeiten nicht möglich war, bleibt es halt so, wie es ist. Irgendeine Art von Verbesserung scheint da nicht möglich.

    Das einzige, was ich nicht so recht verstehe - warum hat man eigentlich diese Zeilenbauten auf der Nordseite der Wilsdruffer nicht abgerissen? Damit bleibt diese Schneise inmitten des Zentrums erhalten, der Neumarkt wird abgeschirmt und es entstehen Hinterhofsituationen, weil die Wilsdruffer komplett abgeriegelt wird.

    Easy does it.

  • Das einzige, was ich nicht so recht verstehe - warum hat man eigentlich diese Zeilenbauten auf der Nordseite der Wilsdruffer nicht abgerissen? Damit bleibt diese Schneise inmitten des Zentrums erhalten, der Neumarkt wird abgeschirmt und es entstehen Hinterhofsituationen, weil die Wilsdruffer komplett abgeriegelt wird.

    Mal ganz ehrlich: Glaubst du, dass nach 1990 mit einem Großteil des lebendigen Teils der Inneren Altstadt einfach mal tabula rasa gemacht hätte werden können? Die ganze Geschichte des Wiederaufbaus von Frauenkirche und Neumarkt sowie die ansonsten entstandenen Bauten in der Inneren Altstadt sollten einem das Verständnis, warum die Stalinbarock-Zeilen und die Bebauung der Wilsdruffer Straße nicht abgerissen werden, doch erleichtern. Selbst ein vergleichsweise geringfügiger Eingriff wie ein Durchgang im Verlauf der Moritzstraße ist ja schon schwierig.

    Wir können uns hier viel wünschen und bei Fernbleiben des Flaschengeists immer wieder jammern, aber so ein Kommentar ist doch vollkommen unrealistisch. Ich hoffe, deine geplante Fototour nach Dresden lässt dich deinen etwas verächtlichen Blick auf die Stadt etwas schärfen - vor allem im Hinblick auf die 40 Jahre DDR und deren Folgen für den Städtebau. Wenn dereinst das Hotel Stadt Rom wieder stehen sollte, werden wahrscheinlich seit der Wende genau so viele Jahre vergangen sein - nur, um das Ausmaß der Transformation der Stadt mal einzuordnen.

  • Ich beziehe mich ja nur auf die langen Zeilen entlang der Nordseite der Wilsdruffer, insgesamt drei Gebäudezeilen, die vor und hinter dem Kulturpalast kommen.

    Hier gibt es jetzt eine unschöne "Hinterhofsituation" z. B. entlang des sowieso grauenhaften Hauses am Zwinger

    Im übrigen wurde doch hier jede Menge abgerissen, die Großgaststätte "Am Zwinger", die Südseite der Wilsdruffer auf der Höhe der Altmarkt-Galerie mit dem Lindehaus sowie dem abgebildeten Haus (war das nicht aus den 20ern?) und das Einkaufszentrum Webergasse

    In Stuttgart ist es doch völlig normal, ganze Areale in der Innenstadt abzureißen, z. B. für das Gerber oder die Königsbau-Passagen, warum muß man dann diese Standard-Bauten erhalten?

    Easy does it.

  • In Nürnberg mag so etwas an einzelnen Bauten geklappt haben, weil die noch irgendwie ähnlich groß wie die Vorgängerbauten waren, aber bei diesen gigantischen Bauten wie dem "Legohaus" kann man ja wirklich keine Balkone oder gar Erker mehr nachträglich anbringen ...

    Ist für mich kein logisches Argument. Warum soll das nicht gehen, was hat das mit der Größe des Hauses zu tun? Ne Leiter wird man dafür natürlich brauchen, brauchte man aber auch bei den Nürnberger Chörlein :biggrin: Aber im Ernst: Natürlich bedarf es dafür dem Ok der Eigentümer und sicher würden sie es verweigern. Natürlich müsste man dafür die Fassade öffnen, potentielle Wärmebrücken etc. Sicher unpraktisch und unökonomisch, keine Frage! Aber ästhetisch-statisch sollte das problemlos möglich sein und würde den Gesamteindruck erheblich verbessern. Natürlich keine pseudobarocken Chörlein, sondern eine moderne Adaption davon. Wäre auf alle Fälle ein enormer Gewinn.