Bremen - Altstadt - Am Brill / Sparkassenquartier

  • Ich befasse mich hier in meinem Beitrag mit der Gegenwart und der Zukunft, jenen Zeitleisten, die wir als Souverän aktiv zu gestalten vermögen - hoffentlich besser als in der leidlichen Vergangenheit Bremens, zumal wir uns den Luxus leisten können, aus den offensichtlichen Fehlern der letzten 70 Jahre zu lernen, eine "rote" Zeitspanne, die uns mehrheitlich ausgezeichnetes "Lernmaterial" frei Haus lieferte und liefert.

    Eberhard Syring, Professor für Architekturtheorie und Baugeschichte an der Hochschule Bremen und bis 2018 wissenschaftlicher Leiter des Bremer Zentrums für Baukultur., hat in der heutigen Ausgabe des Weser-Kuriers einen - wie ich finde - sehr bemerkenswerten Gastkommentar geschrieben (Im Gegensatz zu der "Ratskeller-Prosa" des Chefreporters Jürgen Hinrichs); hier nun die Zeilen, die prägnanten Stellen sind von mir "sichtbarer" gemacht:


    Urbanität ist eine komplexe Angelegenheit

    "Vorweg ein Zitat: „Das Hochhaus setzt einen strengeren architektonischen Standard, größere Kunstfertigkeit und auch eine soziale Verantwortung des Planers voraus.“ Der Satz stammt von dem bekannten finnischen Architekten Alvar Aalto, der eigentlich kein großer Freund dieses Gebäudetyps war und der doch Bremens unbestritten schönstes Hochhaus, das Aalto-Hochhaus in der Vahr, geschaffen hat.
    Er nannte auch den Grund seiner Skepsis: niedrigere Häuser „verunstalteten“, wenn sie nicht ganz gelungen seien, ein Quartier „weitaus weniger als eine miserabel geplante und konstruierte Gruppe von Hochhäusern“. Wie Recht er hatte, kann man in Bremen an dem Hochhausensemble am Breitenweg eindrucksvoll nachvollziehen, das wenige Jahre nach dem Aalto-Hochhaus entstand. Hauptakteure waren hier freilich nicht feinfühlige Architekturästheten, sondern hemdsärmelige Macher aus Politik, Bauwirtschaft und Planung.
    Mitte der Siebziger Jahre war der Hochhausboom schon wieder vorüber. Auf der Strecke geblieben sind Hochhausprojekte wie Bauhof und Hillmann-Center – auch aufgrund wachsenden Widerstands in der Bevölkerung. Neben seiner visuellen Dominanz ist – wie man damals erkannte – ein Nachteil dieses Gebäudetyps, dass er sich in der Regel nur schwer in den in umgebenden öffentlichen Raum integrieren lässt. Wer wissen will, was gemeint ist, möge nur einmal das Siemenshochhaus umrunden.
    Gegenwärtig zeichnet sich ein erneuter Hochhausboom in Bremen ab. Da stellt sich die Frage: Haben wir aus den Fehlern der letzten Hochphase gelernt? Zu befürchten ist: nein – beziehungsweise nicht ausreichend. Not täte ein Hochhausrahmenplan, wie ihn andere Städte haben, der festlegte, wo und in welcher Form hohe Bauwerke im Stadtbild verträglich sind. Eine solche Planung sei in Arbeit, hört man.
    Hoffentlich kommt sie nicht zu spät, denn erste Tatsachen wurden bereits geschaffen – etwa mit der Hochhausplanung in der Kohlhökerstraße, die wie ein Wiedergänger der quartiersunverträglichen Hochhäuser der Spätmoderne daherkommt. Damals glaubte man, „Urbanität durch Dichte“ erzeugen zu können. Dass Urbanität eine komplexere Angelegenheit ist, könnte man im „Viertel“ studieren, dem vielleicht urbansten Stadtteil Bremens.
    Grade hier mit einer unmaßstäblichen Nachverdichtung einzugreifen, statt die nach dem Ende der Trassenplanung begonnene „behutsame Stadterneuerung“ fortzusetzen, erscheint mir als Kardinalfehler aktueller bremischer Stadtplanung. Dass sich eine Bürgerinitiative dagegen formiert, ist die richtige Antwort."


    Wer den Gastkommentar ohne mein "Fettgedrucktes" lesen möchte, hier der Link dazu:

    https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-…4.html#comments

    2 Mal editiert, zuletzt von Jakku Scum (27. Februar 2019 um 02:06)

  • Heute, am 07.03.19 auf der zweiten Seite des Weser-Kuriers, ein großspaltiger Kommentar des Chefreporters Jürgen Hinrichs zum Thema Brill-Sparkasse und Hochhaus-Neubauten in der Innenstadt, der mir die Socken ausgezogen hat.
    Der Text birgt so viel Angriffsfläche, dass ich mich zunächst ein wenig sammeln muss, um die ganzen Gedanken zu ordnen und zu einem Gegenentwurf zu bündeln.
    Dennoch hier der Text des Kommentars:

    Kommentar über Hochhäuser in Bremen
    Nach oben ist noch Luft

    Der Turmbau zu Bremen, so lässt sich knapp und griffig fassen, was von den Plänen für das Sparkassen-Gelände am Brill durchgesickert ist. Vier Türme, die der Architekt Daniel Libeskind wie die Orgelpfeifen aufstellen will. Das höchste Gebäude erreicht fast 100 Meter und kommt damit an den Dom heran. Ein fürwahr kühner Entwurf, dessen Details freilich noch nicht bekannt sind.
    Die Geheimniskrämerei ist ein Ärgernis, denn so schießen die Spekulationen ins Kraut, und es entspinnt sich eine Diskussion, die mangels Grundlage nicht fruchtbar sein kann. Sie reduziert sich auf Höhe, weniger auf Anmutung, Architektur und Einbindung. Das aber sind die entscheidenden Kriterien. Höhe ist kein Selbstzweck, sondern idealerweise kluge Wahl, Ausdruck und Geste, Ästhetik, zuletzt auch Funktion. Sie muss in ihrer Umgebung nicht beherrschend wirken, darf das aber, wo es gewollt ist. Erst nach so einer differenzierten Betrachtung, die Ort, Form, Material und Inhalt einschließt, kann das Urteil profunde sein. Bauen oder bleiben lassen?
    Dass die Libeskind-Türme zunächst einmal mit Argwohn betrachtet werden, hat nicht nur damit zu tun, dass man sie im Grunde noch nicht kennt. Es ist auch dieses Geschmäckle, das den Plänen anhaftet. Die Investoren wollten plötzlich deutlich mehr Bauvolumen als mit der Stadt vereinbart. Sie pfiffen darauf, dass es seinen städtebaulichen Wettbewerb gegeben hat, aus dem ein Sieger hervorging, der jetzt eigentlich zum Zuge kommen müsste. Die Empörung war programmiert, und wie dämmt man sie ein? Mit einem Namen von Weltrang. Daniel Libeskind trat auf die Bühne und durfte dem Bremer Senat im Rathaus sogleich seine Aufwartung machen. Das ist ziemlich durchtrieben, am Ende aber auch durchsichtig.
    Die Entwürfe des Architekten, so sie denn schon welche sind und sich nicht in Skizzen erschöpfen, müssen deswegen nicht schlecht sein. Libeskind baut extravagant, eine Note, die den Neubauten in Bremen fehlt. Die Stadt braucht an der einen oder anderen Stelle einen Solitär, einen Hingucker. Der kann hoch sein, breit, bunt oder schillernd, wie's eben passt und als spannend und anregend empfunden wird. Den Turmbau zu Bremen vorschnell als spinnert abzutun, wäre deshalb falsch. So wie es verkehrt wäre, ihn auf Höhe und Volumen zu reduzieren. Es kommt auf die Qualität an, und die steht noch in den Sternen.
    Anders ist es mit den Plänen für die Gebäude auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Bundesbank. Sie sind ausgefeilt und können gut nachvollzogen werden. Ein Dreivierteljahr her, dass die Entwürfe öffentlich wurden, kaum jemand, der damals Kritik daran übte, im Gegenteil: Es gab Lob, speziell von der Senatsbaudirektorin.
    Nun wird aber doch noch mobilisiert, mit einem Furor, der im wahren Sinne des Wortes jedes Maß verliert. Die Gegner des Projekts sprechen von einer "Vergewaltigung des Viertels" und erinnern allen Ernstes an die Mozarttrasse, eine breite Schneise mitten durch das Ostertor, die vor bald 50 Jahren auf so erbitterten Widerstand stieß, dass sie nie gebaut wurde.
    Nicht die Pläne insgesamt werden verdammt, wie auch, verglichen mit dem Trumm der Bundesbank, der mit hohen Zäunen abgesperrt ist, können Gebäude mit weniger Masse und viel Grün drumherum nur ein Gewinn sein. Doch es gibt in dem Ensemble ja auch noch ein Hochhaus. Es soll 14 Etagen bekommen. Der Anfang vom Ende, meint die Bürgerinitiative. Ein Angriff auf die gewachsene Struktur des Viertels, schimpft sie. Eine Vergewaltigung.
    Das ist, mit Verlaub, barer Unsinn. Der Ort, um den es geht, ist nicht mitten im Viertel, er liegt am Rand, auf der Grenze zur Bahnhofsvorstadt. Das Hochhaus passt dort hin. Die Qualität stimmt, die Proportionen auch. Alles bestens. Mit der Höhe, das ist wahr, kommt Verdichtung, kommen mehr Menschen, die in dem Quartier wohnen. Ist es das, was stört?
    Die Stadt insgesamt, die wachsende Stadt, wie der Senat stets proklamiert, muss ein Interesse daran haben, dort neue Wohnungen zu schaffen, wo in der unmittelbaren Umgebung bereits welche sind. Die Stadt insgesamt kann wollen, dass in die Höhe gebaut wird, solange das eine kluge Wahl ist. Die Stadt sollte wacker für ihre Sache streiten und nicht, wie es vor vier Jahren mit einem Hochhausprojekt an der Weser in Vegesack passiert ist, sofort einknicken, wenn Proteste laut werden. Die Stadt, das sind die Bürger, alle Bürger. Sie nehmen das Ganze in den Blick, nicht nur einen Teil, und setzen sich durch, wenn es nötig ist.
    Die Stadt braucht an der einen oder anderen Stelle einen Hingucker.

  • Jakku Scum,

    da waren Sie ja schneller als die 'Feuerwehr' !

    Anbei dennoch nochmal das Abbild des Artikels aus der Zeitung.

    Auch ich möchte betonen, daß Jürgen Hinrichs im Weser Kurier / in den Bremer Nachrichten nicht ganz ohne Einfluß ist...

  • Noch Luft nach oben oder oben nur Luft?

    Der Mann war auch für das City-Center, welches uns dankenswerterweise erspart geblieben ist - vorläufig. Er ist ein Journalist. Er will berichten. Dafür braucht er visualisierte Visionen. "Arschitekten" bieten sie ihm. Er kann dann seinen Senf dazu geben. Es bringt Auflage, je mehr Leute er in Rage versetzen kann.

    So durchschaubar. Welchen Schwerpunkt hat dieser Journalist eigentlich? Ist er bewandert in Sachen Stadtplanung und Architektur?

  • Sorry, lieber Pagentorn. Wusste nicht, dass du mir so im Nacken sitzt!

    In Jürgen Hinrichs Kommentar gibt es viele Punkte, die in der Nachbetrachtung starkes Sodbrennen in mir auslösen, nachdem ich schon beim erstmaligen Lesen des Textes das Gefühl hatte, ich ginge über ein Minenfeld und um mir herum explodiere es unaufhörlich.
    Nun, nachdem der Pulverdampf ein wenig verraucht ist, versuche ich jetzt die Eindrücke zu ordnen und in einer Rangfolge zu listen.

    Womit ich absolut nicht klarkommen und es als die größte Mine überhaupt betrachte, ist Hinrichs Hinweis an die Politik bzw. den regierenden Senat, er, der Senat möge bitte vor den sich formierenden Bürgerinitiativen und den Protesten nicht einknicken und den Kurs der Verdichtung und Verschandlung Bremens weiter fortführen und Kraft seines Amtes durchsetzen – notfalls wohl auch gegen den Willen des Souveräns.
    Nun, man mag jetzt sagen und argumentieren, der Kommentar ist nur die Meinung eines Einzelnen. Dieser Einzelne ist aber Chefreporter der am häufigsten gelesenen Tageszeitung der Stadt. Dieser Tageszeitung wird zwar seit 70 Jahren nachgesagt, sie logiere in der Aussagekraft ihrer Artikel leicht am Nerv der sozialdemokratischen Auffassung. Ich habe solche Tendenzen in den über 35 Jahren, in denen ich Informationen aus diesem Blatt beziehe, nie als offensichtlich empfunden, ich war stets der Meinung, der Weser-Kurier informiere objektiv, kritisch und fördere die Rechte des Souveräns und bestärke ihn auch in diesem Anliegen.
    Mit dem Sieg der Bürgerinitiative zur Galopprennbahn und der Zulassung des Volksbegehrens zum Volksentscheid, hat diese Meinung in mir erste Risse bekommen. Nochmals zur Verdeutlichung: Der Volksentscheid am 26.Mai 2019 zur Galopprennbahn ist der erste Volksentscheid in Bremen, der von Bürgerinnen und Bürger des Landes Bremens durchgesetzt worden ist – und dies, obwohl im Lande der Freien Hansestadt Bremens mit die höchsten Hürden für dieses direkte Mittel der Demokratie und Beteiligung des Bürgers bzw. des Volkes in ganz Deutschland gelten. Die Zulassung zum Volksentscheid wurde aber nie als überwältigender Erfolg des Souveräns gefeiert – kurz vor der offiziellen Zulassung des Volksbegehrens zum Volksentscheid wurde die Frage in der Tageszeitung aufgeworfen, ob diese Art der Demokratie nicht die Demokratie und ihre Handlungsfähigkeit selbst gefährde, zu einer unkontrollierbaren Zersplitterung führe oder gar nur einem bestimmten Klientel nütze. - Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: In Bremen wird endlich einmal Demokratie gelebt, und schon werden diese Mittel der direkten Demokratie in Frage gestellt (WK 10.02.19; Kommentar: „Atomisierte Verantwortung“)
    Jetzt, am 07.03.2019 rät der Chefreporter des Weser-Kurier der Legislative des Landes Bremens, die Stimmen des Souveräns zu negieren, nicht vor ihnen „einzuknicken“ und frei der Losung „mit Volldampf voraus“ zu verfahren. Für mich stellt dieser Kommentar ein Erbeben im demokratischen Gefüge im Lande Bremens dar. Ich habe noch nie einen Reporter hier in Bremen erlebt, der dem Senat empfiehlt, Widerstand aus der Bevölkerung ohne Rücksicht niederzuwalzen, denn das ist hier des Pudels Kern in dieser Aussage. Ich habe in einem Beitrag „Bremen-Innenstadt“ erst gestern die Ignoranz und den Egoismus in Bremen angeprangert – und siehe, am heutigen Tag findet er sich erneut in Form eines Artikels des Chefreporters der Tageszeitung wieder. Es ist nicht zu fassen, das dies tatsächlich – und vor unseren Augen – passiert!

    Doch nun vom politischen zum baupolitischen Aspekt des Kommentars.
    Kaum zu glauben, aber ich muss Hinrichs tatsächlich auch einmal Lob aussprechen: Die nebulösen Vorgänge im Rathaus in Bezug auf das absolut geheime Treffen von Teilen des Senats mit dem Trio der Investoren und ihrem Star-Architekten, bezeichnet Hinrichs treffend als „Ärgernis“. Applaus von meiner Seite. Gleich danach wertet er aber die aufkeimende Diskussionen um die „Türme von Mordor“ als nicht „fruchtbar“ ab, denn die Diskussion reduziere sich nur auf die Höhe der angepeilten Libeskind/Schapira-Pläne und ließe Argumente wie „Anmut, Architektur und Einbindung“ des geplanten Objektes nicht zu. Dies seien die „entscheidenden Kriterien“, mutmaßt Hinrichs und fügt der Silhouette der Innenstadt zugleich den Todesstoß zu. Er argumentiert, Höhe sei zwar kein Selbstzweck, sondern idealerweise eine kluge Wahl. Und nicht nur das, sie sei auch „Ausdruck und Geste“. Sie dürfe die Umgebung ruhig beherrschen, wo es gewollt ist – wie es vor Ort am Brill ja gewollt ist, denn wenn die Pläne auf massiven Widerstand von Seiten des Senats samt Baubehörde und Baudirektion stießen, wäre längst der Deckel drauf nach dem Motto: So nicht! So wollen wir dort nicht bauen lassen! - Das die konkreten Pläne nicht an die Öffentlichkeit dringen hat kaum etwas mit Ästhetik, Ort, Form, Material und Inhalt zu tun – es ist die Sprengkraft des Projektes, gerade nach dem Erfolg der Bürgerinitiative zur Galopprennbahn, der Bürgerinitiative gegen das Hochhaus auf dem ehemaligen Bundesbankgelände und der bevorstehenden Bürgerschaftswahl. Das Projekt birgt hochexplosiven, politischen Sprengstoff – und wird allein deshalb unter dem Teppich des Rathauses gehalten. Hier soll ebenfalls vollendete Taten geschaffen werden – wie etwa am Hafenkopf, deren Pläne nie wirklich in die Öffentlichkeit drangen. - Warum nur? Warum sind dies geheime Staatsangelegenheiten, die doch offensichtlich den öffentlichen Raum betreffen?

    Ich möchte hier mein eigenes Leitbild für die Silhouette der Stadt auslegen.
    Zunächst aber noch etwas zu Libeskind. Ich habe damals seinen Entwurf zur Philharmonie in Bremen sehr gemocht und fand es damals (und auch noch heute) schade, dass dieser sehr gute Entwurf nicht umgesetzt wurde.
    Auch heute sage ich: Libeskind darf bauen – nur nicht in der Innenstadt.
    In der Überseestadt könnte ich mir solche Türme, nein, zumindest einen Turm, einen „Hingucker“, wie Hinrichs sagt, durchaus vorstellen. Warum?
    Es gibt nicht wenige, die sagen, der „Wesertower“ störe die Skyline der Stadt, er sei zu nahe an der Innenstadt platziert und werte den Turm der Stephani-Kirche ab.
    Ich sage, er passt sehr gut dort hin. Denn zwischen beiden, dem Wesertower und der Innenstadt mit dem Stephani-Kirchturm liegt eine physikalische Grenze: Die breite B6/B75 mit ihren Auffahrten und Rampen und den anschließen Nord-West-Knoten. Und diese Grenze ist für mich nicht nur eine physikalische Grenze, sie ist auch eine optische Grenze: östlich der Grenze die Altstadt/Innenstadt; westlich das beginnende Hafenquartier.
    Die Stadt bzw. die Stadtentwickler hätten diese „natürliche“ Grenze nehmen können, und das beginnende Hafenquartier und die sich anschließende Überseestadt als Spiegelbild zur Innenstadt gestalten können – vor allem, was die Skyline betrifft. Doch der Senat hat es versäumt, die Objekte der Begierde wurden zu schnell an säuselnde Investoren verscherbelt, das wahre Potenzial des Viertel verkannt – dort, am Wasser, hätte sich Bremen bauhistorisch modern, aufgeschlossen und progressiv zeigen können. Erst jetzt, mit dem Ausbau des ehemaligen Kelloggs-Gelände und dem Hafenkopf scheint dies umgesetzt zu werden. Dort, neben all der Moderne, hätte es genug Platz und Raum und Luft nach oben für einen Schapira/Libeskind-Entwurf gegeben.
    Für die Innenstadt ist diese übers Knie gebrochene Moderne mit dem Wachstum in die Luft Tabu!!!
    Die Innenstadt atmet. Sie hat ihr eigenen Herz, ihre Kultur, ihre Geschichte, ihre Kraft, Ästhetik – wie die neuesten Zahlen der Tourismus-Zentrale anhand der Besucherumfrage belegen, nein, untermauern. Die Baudirektion, der Senat hat diese Kraft, diese Ästhetik der Innenstadt zu wahren. Neubauten haben sich danach zu richten – was der Gegenentwurf von Axel Spellenberg zum Brill-Quartier beispielsweise bestens herausarbeitet. Sie müssen sich der Geschichte, der Tradition der City unterwerfen, dürfen nicht in Konkurrenz treten, dürfen sie aber widerspiegeln, sie fortführen, sie ruhig der Moderne anpassen wie etwa der Landesbank-Neubau.
    In der Überseestadt dagegen dürfte es „hoch sein, breit, bunt oder schillernd, wie's eben passt und als spannend und anregend empfunden wird“.

    Um es hier nicht ausufern zu lassen, möchte ich jetzt nur noch meine Kritik zu Hinrichs Kommentar zu dem geplanten, 14-geschossigen Turmbau, Pardon, „Solitär“, wie sich Hinrichs ausdrückt, in der Kohlhökerstraße loswerden.
    Die Bürgerinitiative sagt – und ich bin ihrer Meinung – das 14-Etagen-Monstrum sei ein Angriff auf die gewachsene Struktur des Viertels. Hinrichs widerspricht und sagt, mit Verlaub, dies sei „barer Unsinn“. Ausschlaggebender Grund sei, der „Hingucker“ liege in der Bahnhofvorstadt, nicht aber im Viertel. Dies bezeugt, dass Hinrichs eben Reporter geworden ist und kein Navigator, denn als solcher hätte er Kolumbus wohl nur zu den Azoren und zurück zu Portugals Küste führen können, denn Karten lesen ist nicht seine Stärke. Der 14-Etagen-Hingucker liegt an der Grenze zum Viertel, die Aussagen der Bürgerinitiative sind also richtig, wenn sie durch den Bau einen Eingriff in ihr Viertel wahrnehmen, denn es sind Häuser des Viertels, die in seinem „Schatten“ liegen. Also auch hier irrt der Autor Hinrichs.
    Hinrichs sagt, dort wo Menschen leben, werde nun mal gebaut, es werde verdichtet und in die Höhe gebaut. Das sei legitim.
    Das mag stimmen, doch sollten stets die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt werden und bestehende Bauvorschriften nicht um jeden Preis von Investoren und sich profilierenden Politikern aufgeweicht werden, nur um der Legende des bezahlbaren Wohnraum nachzujagen.
    Es sind nicht die Menschen, die durch den Neubau als Neubürger in die Stadt kommen, die die Alteingesessenen nun auf die Barrikaden treibt: Es ist die Art und Weise, es ist die rücksichtslose Verdichtung, das überkonsequente Ausnutzen von „Luft nach oben“, es ist die Qualität des neuen Solitärs, der Look. Es kommt nicht von ungefähr, dass Bremen bei den Umfragen zu den Lebensqualitäten der Stadt schlecht abschneidet. Mit jedem ungezügelten Neubau, Verdichtung, verliert Bremen Qualität statt eben solche zu generieren. Bremen verkauft Stück für Stück seine Seele, sein Gesicht. Wie der Neubau der Kühne-Verwaltung belegt: Die Türme des Domes verschwinden hinter dem Neubau. Statt des Domes regiert jetzt der Kühnes-Kopf die Silhouette der Stadt. Einer solchen Stadt wenden die Menschen ihren Rücken zu und wandern ab.
    Mit Gewalt zu bauen, ist nicht die Lösung für Bremens anhaltende Probleme.

    Außerdem: Bremen hat ja einen bereits bestehenden Solitär zu bieten, über dessen weiterführende Nutzung bisher keine Einigung erzielt wurde: Das ehemalige Bundeswehr-Hochhaus in der Falkenstraße. Dort ließen sich bestimmt an die hundert Wohnungen bzw. bezahlbarer Wohnraum erstellen, die die arge Wohnungsnot in Bremen zu lindern wissen.
    Gerade dieses Gezerre - und jenes um das Siemenshochhaus - sollte die Stadtväter - und auch Chefreporter - daran erinnern, was passiert, wenn sich in Solitären Leestände ergeben.
    Und das Aalto-Hochhaus (auch ein Sanierungs-Melodram), das auch von ihnen geschätzte, Herr Hinrichs, dieser Solitär, dieser Hingucker, der liegt - ja, wo liegt er denn? - genau, in der Vahr. Also weit weg von der Innenstadt.
    Soviel zu diesem Thema.
    Ende.

    4 Mal editiert, zuletzt von Jakku Scum (7. März 2019 um 19:19)

  • Jaccu Scum, noch 50 Zeilen mehr, und Du könntest das Ganze als Buch rausbringen und mit besonderer Empfehlung den Mitarbeitern der Baubehörde und den politischen Parteien vorlegen.

    Jürgen Hinrichs war der Reporter, der den Dudlerbau hochgeschrieben hatte. Niemals einen kritischen Einwand, im Gegenteil, euphemistische Berichterstattung bis hin zu der Aussage, der Bau würde ja die hässliche Hochstraße verdecken und deshalb sei er gut. Hinrichs war der Redakteur, der nach Berlin gefahren ist und sich von Dudler zum Essen beim Edelitaliener hat einladen lassen, nachher beschrieb er dasselbe und lobte den köstlichen Wein. Wo gibts denn so was. Wo bleibt da die Unabhängigkeit der Presse? Hinrichs als Dudler-Hofberichterstatter, der ihm dann die richtigen Zeilen ins Diktiergerät sprach. Es gab mal beim Weser-Kurier in den 90er Jahren in Bezug auf das Baugeschehen eine total kritische Berichterstattung. Ich habe das schon hier in verschiedenen Strängen eingestelllt. Die Redakteure sind leider weg und durch Herr Hinrichs ersetzt worden. Kritische Reflexion über die Architektur - das wünsche ich mir von einer Zeitung, aber vom Weser-Kurier können wir das nicht mehr erwarten.

  • Mein lieber findorffer,

    die 50 Zeilen hätte ich locker übertroffen - ich musste mich am Ende eh schon kurz halten, denn wenn der Text hier zu lang wird, will den keiner mehr lesen. Und süße Pin-ups zur Animation konnte ich nicht verlinken! ;):D

    Ja, was Hinrichs angeht, hege ich schon lange den Verdacht, dass er mit Politik und Investment im Ratkeller tafelt, süffelt und dicke Zigarren raucht!

  • Nun also doch!!

    Was morgen im Weser-Kurier oder den Bremer-Nachrichten zu lesen sein wird, ist bereits jetzt auf WK-Online abzurufen:
    Der Druck der Öffentlichkeit wird zu groß. Die konkreten Pläne des Schapira/Libeskind-Trios sollen vorgestellt werden. Dies wird am 5. April in der Kassenhalle der Sparkasse am Brill geschehen.
    Hier der Artikel dazu:

    Sparkassenareal
    Investor zeigt Brill-Pläne

    Der Investor hat dem Druck nun nachgegeben und das Geheimnis gelüftet, wie das Sparkassengelände am Brill zukünftig aussehen soll. Geplant sind vier unterschiedlich hohe Türme.

    Nachdem lange ein Geheimnis daraus gemacht wurde, wie die neue Bebauung auf dem Sparkassengelände am Brill aussehen soll, gibt der Investor dem Druck nach und präsentiert die Pläne. Bislang waren sie lediglich dem Senat gezeigt worden. Nun wird zunächst der Bauausschuss des Beirats Mitte informiert, um danach und noch am selben Tag die breite Öffentlichkeit einzubeziehen. Das hat am Donnerstag die Baubehörde bekannt gemacht.
    „Aufgrund der Bedeutung des Platzes und natürlich auch der Nähe zum Dom hat die Bremer Öffentlichkeit einen Anspruch darauf, die Pläne zu sehen, um fundiert darüber diskutieren zu können“, erklärt Baustaatsrat Ronny Meyer (Grüne). Er habe daher den Investor gebeten, diesem Wunsch nachzukommen. „Ich freue mich sehr, dass man diesen Vorschlag jetzt umsetzt.“ Dem Vernehmen nach wird die Veranstaltung am 5. April in der historischen Kassenhalle der Sparkasse stattfinden.



    Foto: Weser-Kurier/Frank Thomas Koch / Montage: Schoon

    Bauen will auf dem 11 000 Quadratmeter großen Areal zwischen Brill, Hankenstraße, Jakobistraße und Bürgermeister-Smidt-Straße das Brüderpaar Pinchas und Samuel Schapira aus Israel. Bis auf das denkmalgeschützte Gebäude mit der Kassenhalle werden sämtliche Häuser abgerissen. Die Schapiras wollen nach eigenen Angaben mindestens 250 Millionen Euro investieren. Als Architekten haben sie Daniel Libeskind engagiert. Trotz der Geheimhaltung war durchgesickert, dass Libeskind mit vier unterschiedlich hohen Türmen plant. Der höchste misst annähernd hundert Meter und wäre damit so hoch wie der Bremer Dom.

    https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-…id,1812461.html

  • Alternativentwurf des großen Axel Spellenberg

    Axel Spellenberg hat sich Gedanken darüber gemacht, wie man den Drang der Investoren 'in die Höhe' stadtbildverträglicher gestalten könnte, als Libeskind dies beabsichtigt. Dabei stand der Victoria Tower der Houses of Parliament Pate. In der Tat weht hier ein ganz anderer, geradezu hansischer Geist, der entfernt an die Türmchen der Rathäuser in Lübeck und Stralsund erinnert. Bremen hätte bei einer Realisierung dieser Planungen - einen Wiederaufbau von St. Ansgarii ebenfalls vorausgesetzt - mit dann insgesamt neun Türmen, die siebentürmige Schwester an der Trave überflügelt. Axel Spelleberg bat mich jedenfalls heute, den Entwurf hier zur Diskussion zu stellen:


    P.S.: Man beachte bitte noch, daß dieser Entwurf die Portalachse des Hauptzollamtes, das Haus Ittman und auch die Schlußsteine in der Grützmacherstraße selbstverständlich erhält

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (28. Juli 2019 um 13:33) aus folgendem Grund: Löschung der Bilder um nicht mit Urheberrechten zu kollidieren.

  • Daniel Libeskind hatte schon einmal versucht, sein „Fähnchen“ in die Landmarkung Bremen zu pflanzen. Das war im Jahre 1995, als er den Siegerentwurf zur Philharmonie in Bremen stellt. Doch die Tür wurde ihm rüde vor der Nase zugeschlagen, denn Bürgermeister Henning Scherfs Entschluss stand damals fest: „Das ist die fröhliche Idee von ein paar alten Leuten, aber keine Planung der Stadt“.
    Wer jetzt Libeskind Planungen zum Sparkassen-Areal sieht, könnte beinahe denken, der Star-Architekt will sich für diesen Affront an Bremen rächen. Aber das würden nur böse Zungen behaupten und keine seriösen Kommentatoren, wie ich einer bin.

    In einem Beitrag weiter oben beziehe ich mich auf eben diesen Libeskind-Entwurf, den ich als durchaus gelungen bezeichnen würde. Deshalb hier die Geschichte zum gescheiterten Libeskind und der Philharmonie, die Bremen nie bekam:

    Architekten-Entwurf wurde nicht realisiert
    Wie Libeskind in Bremen eine Philharmonie plante

    Seine vier Türme für das Sparkassen-Areal am Brill haben gute Chancen auf Realisierung. Anders erging es dem US-Stararchitekten mit seinem Entwurf für eine Philharmonie in Bremen. Die Geschichte des Musicon.



    Wäre es heute ein Touristenmagnet? Das Modell des Musicon von Daniel Libeskind. (Katalog)

    Nicht nur heute versucht Daniel Libeskind die Bremer Innenstadt zu gestalten. Bevor er die vier hohen Türme für das Sparkassen-Areal am Brill entwickelte, plante der US-Stararchitekt eine Bremer Philharmonie.
    Es sollte ein erstklassiges Konzerthaus mit einer einzigartigen Akustik auf der Bremer Bürgerweide sein. Außen: Ein modernes, gläsernes Haus mit stürzenden Linien, das von dünnen Stelzen getragen wird. Innen: ein asymmetrischer Konzertsaal in Holzoptik. Libeskind entwarf es für die Bürgerweide und gewann damit den Ideenwettbewerb des „Förderkreis Neue Philharmonie“, der das Projekt später Musicon taufte.
    Doch das Musicon wurde nie gebaut. Der Förderkreis befindet sich derzeit in Auflösung. Ingeborg Fischer-Thein muss den Musicon-Förderern per Post das Ende des Vereins mitteilen und viele Briefe verschicken: „Wir haben immer noch 80 Mitglieder“, sagt die Mitgründerin des Vereins. Ihre Hoffnungen auf ein einzigartiges Konzerthaus in Bremen aufzugeben fällt der 77-Jährigen nicht leicht: „Im Musicon steckt eine Menge Herzblut“, sagt frühere Leiterin des Richard-Wagner-Verbands Bremen.

    1989 holt der Friedrich Rebers, der damalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bremen, seine Angestellte Fischer-Thein in das Gründungsteam. Sie sind zwei von fünf prominenten Ideenentwicklern, die das erste große, architektonisch und akustisch herausragende Konzerthaus in Norddeutschland bauen wollen. Darunter ist auch der frühere Intendant von Radio Bremen, Karl-Heinz Klostermeier. Als die Idee ausgeformt ist, gründen sie den Verein und werben für die Idee der Bremer Philharmonie und um Unterstützer. Erfolgreich, wie es scheint. Vier Jahre später zählt der Verein 300 Mitglieder und 100 „Bauherren“, die jeder sieben Jahre lang mindestens 1000 Mark spenden. Mit den Spenden ruft der Verein schließlich den Wettbewerb um die Gestaltung des Musicons aus.

    Die Resonanz ist groß: 120 Architekten aus aller Welt reagieren auf den Aufruf. Zwölf Büros werden eingeladen, ihre Entwürfe abzugeben. Eine Jury aus internationalen Architekturexperten und Sachverständigen der Bremer Verwaltung beurteilen die Entwürfe, darunter ist auch ein Abteilungsleiter der Baubehörde, Gottfried Zantke. Die Jury kürt im September 1995 den Libeskind-Entwurf zum Sieger. 2500 Sitzplätze sieht dieser für Konzertgäste vor, das wären über 1000 Plätze mehr als im Großen Saal der Glocke. Auf 70 bis 90 Millionen Mark wurden damals die Kosten geschätzt, der Verein habe bereits 1,5 Millionen Mark an Spenden gesammelt. Als Eröffnungsdatum schwebt dem Verein das Jahr 2000 vor, passend zur Expo in Hannover. Der Traum vom erstklassigen, architektonisch hochkarätigen Konzerthaus in Bremen scheint zum Greifen nah. Doch Henning Scherf (SPD) bringt ihn zum Platzen: „Das ist die fröhliche Idee von ein paar alten Leuten, aber keine Planung der Stadt“, sagt der damalige Bürgermeister schon einen Monat nach dem Wettbewerb.

    „Der größte Gegner des Musicon war immer Scherf“, meint Fischer-Thein noch heute. Der Weg zu Teil-Finanzierung durch das Land war abgeschnitten: „Wir haben immer auf die Unterstützung des Senats gesetzt“, erläutert sie. Trotz Scherfs Widerstand sucht der Verein in den Folgejahren weiter Förderer und stellt den Gewinnerentwurf auch in Hamburg, Berlin und Rotterdam aus. Unermüdlich wirbt er für das Projekt, bestellt Gutachten und überzeugt unter anderem den damaligen Bürgerschaftsabgeordneten Jens Böhrnsen (SPD) von der Idee.
    Doch das Projekt stockt. Der Eröffnungstermin wird verschoben. 1998 schließlich kommt ein neuer Gegner ins Spiel: der Space Park. Der Freizeitpark, der als Pleiteprojekt in die Landesgeschichte eingehen sollte, ist der Favorit für die ersehnte finanzielle und politische Unterstützung des Senats. Das Konzerthaus gilt als Alternativprojekt, doch es soll kleiner und billiger werden.
    Selbst als Libeskind Bremen besucht und seinen Entwurf vorstellt, sind die meisten Politiker nicht überzeugt. Kultursenator Bernt Schulte (CDU) erteilt dem Vorhaben eine klare Absage: „Mit mir ist ein Musicon undenkbar“, sagt er. Der laufende Betrieb sei nicht finanzierbar. Auch in den Folgejahren wird sich der Senat nicht zu einer Bremer Philharmonie bekennen.
    Nur in der Bewerbung als Kulturhauptstadt 2004 taucht das Konzerthaus auf. Doch die Stadt Essen gewinnt, ist 2010 Kulturhauptstadt, parallel dazu explodieren dann in Hamburg die Baukosten für die Elbphilharmonie. Die Zeit für den Libeskind-Entwurf scheint verstrichen. Viele fordern ein Ende der Musicon-Debatte; der Plan des gefeierten Architekten verschwindet in der Schublade.

    Noch heute ärgert das den Mitinitiator Klaus Bernbacher, er rügt die Stadtplanung als einfallslos. „Aus städtebaulicher Sicht ist Bremens Architektur indiskutabel“, meint der frühere Vorsitzende des Bremer Landesmusikrats und ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete. Rolf Rempe, Vorstandsmitglied des Fördervereins, pflichtet ihm bei: Die Bremer Politik scheue das Risiko.
    Für beide ist klar: Das Musicon ist an der Fantasielosigkeit der Politiker gescheitert. Das notwendige Geld hätte man zusammenbekommen können, ist Bernbacher überzeugt – auch ausschließlich durch Sponsoring und Spenden. „Es gibt genug wohlhabende Menschen in Bremen, die für ein Konzerthaus gespendet hätten“, sagt er. Rempe und er schwärmen von der Attraktivität zeitgenössischer Architektur in Bilbao und anderen Städten. Sie reden sich regelrecht in Rage. Das Projekt Musicon scheint die beiden noch nicht wirklich losgelassen zu haben. Ob sie weiterhin dranbleiben? „Im Kopf gibt man natürlich nicht auf“, sagt Rempe.

    https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-…id,1809989.html

  • Mein lieber Pagentorn, lieber Herr Spellenberg,

    diese Pläne müssen unbedingt an die Öffentlichkeit, an die Medien, den Senat, die Bürgerschaft, an den Beirat Mitte, an die Baubehörde und die Baudirektion.

    Und zwar schnell. - Und zwar noch vor dem 5. April !!!

  • Historische Mauerpforten als Namensgeber für die Türme


    Intuitiv hat Axel Spellenberg die Standorte für seine Türme so gewählt, daß sie jeweils fast unmittelbar neben ehemaligen Pforten gelegen wären, welche einst durch die Mauer der engeren Altstadt in die erst später eingemauerte Steffensstadt führten: Den Brill - die Pforte am bis heute diesen Namen tragenden Platz, die Nagelspforte - auf halber Wegstrecke der heutigen Hankenstraße und die Hasenpforte - beim Schwanengatt. Wäre es da nicht logisch, den Türmen entsprechende Bezeichnungen zu verleihen ? Auf diese Weise würden die neuen Bauwerke auch an die leider in den 1820er Jahren abgebrochenen, großen mittelalterlichen Stadtmauertortürme der Altstadt (Ostertor, Herdentor, Ansgaritor, Doventor) erinnern.

    3 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (28. Juli 2019 um 13:34) aus folgendem Grund: Löschung der Bilder um nicht mit Urheberrechten zu kollidieren.

  • RaHaHe

    Du schreibst: Welchen Schwerpunkt hat dieser Journalist eigentlich? Ist er bewandert in Sachen Stadtplanung und Architektur?

    Da triffst Du bei mir auf einen wunden Punkt. Die Tatsache, dass jemand bewandert ist in Sachen Stadtplanung und Architektur (was heißt denn bewandert?), bedeutet doch - gar nichts. Hochhaus-Iris (Reuther) und Libeskind wären doch in Deinem Sinne bewandert, oder? So bewandert wie die vielen Architekten der jüngeren Vergangenheit und die Stadtplaner der 60er Jahre, die unsere Städte zum Abschuss freigegeben haben. Nein, diesen beiden Berufsgruppen will ich unsere Städte nicht mehr überlassen, sie sind es u. a., die unsere Städte zerstört haben.

    Ich unterstelle, dass hier im Forum 99% der Diskutanten keine Berufsqualifikation als Architekten oder Stadtplaner nachweisen können. Wie erfrischend. Es sind gerade deren ideologisch nicht beeinflusste Meinungsbilder, die unsere Diskussionen so interessant machen. Die meisten Foristen haben eine andere Vorstellung von Stadt als die von Dir erwähnten Stadtplaner und Architekten. Und das ist gut so.

    Nun steckt hinter Deinem oben zitierten Satz natürlich hauptsächlich eine Kritik - an Jürgen Hinrichs. Die teile ich vorbehaltlos mit Dir. Bis auf die Begründung. Ich habe Jürgen Hinrichs schon mal vor einigen Jahren bei einer Podiumsdiskussion im Speicher 11 in der Überseestadt erlebt. Prof. Syring hielt ein sogenanntes Impulsreferat, dann folgte der Vortrag des Architekturkritikers der Süddeutschen Zeitung. Bei der anschließenden Diskussion outete sich Hinrichs als Anhänger der Moderne und ich finde, man liest das auch in jedem seiner Beiträge zur architektonischen Entwicklung in Bremen, kritische Berichterstattung sieht anders aus.

  • Libeskind contra Hinrichs


    Interessanterweise, scheint Libeskind eine andere Auffassung von Demokratie zu haben als Hinrichs. Denn während Hinrichs – wie Jakku Scum hervorragend herausgearbeitet hat – dem Senat empfiehlt, die Bedenken der Öffentlichkeit letztlich hinten an zu stellen und diesen gegenüber nicht ‚einzuknicken’, wünscht sich Libeskind demgegenüber den offen, kontroversen Diskurs im Planungsprozeß von Neubauten und ein Eingehen auf in diesem Kontext gestellte Forderungen. Er nennt dies seinen ‚Glauben an die Komplexität von Demokratie und offener Gesellschaft’. Ganz explizit lehnt er für sich die Vorstellung eines Bauherrn mit starker Hand ab, der - ohne Rücksicht auf andere Belange - den Architekten anweist, einfach ein Gebäude nach ausschließlich seinem Gusto zu errichten. Recht bemerkenswerte Aussagen...

    Siehe hierzu das anliegende Video und zwar insbesondere min. 1:16 bis min 2:22.

    Na, da müßten ja eigentlich bei Herrn Hinrichs die Ohren klingeln - und rot werden!

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  • Dann gehöre ich hier wohl zu einer Minderheit. Ich bin Architekt.
    Und es gibt genügend Kolleginnen und Kollegen, die viele Punkte hier unterschreiben würden.
    Mich interessiert es dennoch, ob Herr Hinrichs baukulturelle und städtebauliche Worthülsen nur nachplappert und eigentlich keine echte eigene Haltung besitzt oder ob er durch Ausbildung und Studium indoktriniert wurde und Argumenten demnach nicht zugänglich ist.

  • Auch der Spellenberg-Entwurf stellt eine städtebauliche Usurpation dar. Die Hoheit gehört dem derzeit abwesenden König der Stadtsilhouette: Dem Turm von St. Ansgari!

  • Ja erbse,

    ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen, wie die Spellenberg-Türme die Innenstadt usurpieren sollen!

    Danke für den Link, die Türme dort am College sehen klasse aus. Würde mir so etwas gerne mal für unsere Bremer Innenstadt wünschen! Echt toll!

    Mal sehen... - wo habe ich jetzt den Wunschzettel für dieses Jahr hingelegt... ;)