Neuer Urbanismus - New Urbanism

  • Das Thema ist für uns doch von zentraler Bedeutung, ich wundere mich, dass es keine aktuelleren Beiträge dazu gibt. Also legen wir einfach mit einem eigenen Sammel- und Diskussionsfaden los! :thumbup:

    Hier gibt es so einige sehr sehenswerte Beispiele des Neuen Urbanismus / New Urbanism in Europa und weltweit. :)

    In Textform für Eigenrecherche, einige hier sicher schon bekannt:

    Alys Beach, Florida, USA
    I'on, Mount Pleasant, South Carolina
    Cayala, Guatemala
    Jakriborg, Schweden
    Stadtviertel S:t Erik, Stockholm, Schweden (einer meiner Favoriten für die europäische Stadt)
    Poundbury, UK
    Brandevoort, Niederlande
    Seaside, Florida, USA
    Rosemary Beach, Florida, USA
    Thimphu, Bhutan
    Les Plessis-Robinson bei Paris wird dort vorgestellt: Plessis-Robinson - Das Musterbeispiel des New Urbanism


    Viele Beispiele mehr, manche mehr und manche weniger gelungen: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_e…of_New_Urbanism


    Man kann New Urbanism sogar studieren, mit University of Miami und dem Center for New Urbanism: http://www.cnu.org/accreditation

    Als Symbol- und Beispielbild, Jakriborg bei Malmö in Schweden, eine komplett neu gebaute Kleinstadt mit traditioneller Formensprache der Ostseeanrainer:


    Jakriborg by Susanne Nilsson, on Flickr


    Jakriborg by Susanne Nilsson, on Flickr


    Jakriborg by Susanne Nilsson, on Flickr


    Jakriborg by Susanne Nilsson, on Flickr

  • Ich hab nur das erste Beispiel der wiki-Liste angeklickt:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Breakfast…New_South_Wales

    also wenn das URBAN sein soll, ist meine Bärenhöhle eine Metropassage.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es gibt, wie erwähnt, gute und schlechte Beispiele. Bislang findet diese Bauform vor allem im suburbanen Bereich Anwendung und ist eine Alternative zu den üblichen Einfamilienhaus-Wüsten u.ä., mitunter auch zur Reurbanisierung mancher Innenstädte.

    Bevor du hier allerdings wieder uninformiert loströtest Ursel, beschäftige dich erst einmal grundsätzlich mit dem Thema. :rolleyes:

  • Ich finde bspw. Jakriborg unglaublich gut gelungen. Der hanseatisch-maritime Stil mit Gassen und kleinen Gärten verströmt eine traditionell-klassische Atmosphäre wie in einer organisch gewachsenen Stadt ohne dabei im Geringsten ins Kitschige abzugleiten. Solche Projekte /Architekten müssen dabei von Organisationen wie dem APH tatkräftig unterstützt werden. Sie sind die Zukunft für einen nachhaltigen Städtebau, es ist Architektur pro homine.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Absolut!

    Enorm spannend ist auch die Entwicklung von Poundbury, einem neu geplanten Vorort von Dorchester in England, unter dem Schutze von Prince Charles:

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    Podiumsbeitrag von Simon Thurley dazu und zum Verhältnis der Öffentlichkeit zum Modernismus.

  • Coed Darcy in Wales ist sicher weniger bekannt, doch auch sehr beachtenswert (dort toben sich die Leute von ADAM Architecture aus, Driehaus-Preis-Gewinner), ebenfalls unterstützt durch die Princes Foundation von Charles:

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    Der Masterplan:

    Einzelne Bauten:

    Quelle: https://www.adamarchitecture.com/projects/housi…ban-village.htm

    Interessanterweise ersetzt die Siedlung eine alte Ölraffinerie, ist also in jeder Hinsicht eine erfreuliche Entwicklung!


    Die ADAM-Architekten haben noch einiges mehr an spannenden Masterplänen und Projektarealen aufzubieten, schaut mal rein:
    https://www.adamarchitecture.com/projects/housi…masterplanning/

  • Hallo zusammen,

    gerade bin ich auf "New Urbanism" als neuen Architekturstil-Titel aufmerksam geworden, schon habe ich das Potsdamer Kirchsteigfeld im Sinn: siehe Wikipedia, ansonsten die bekannte Bildersuche bemühen.

    Grüße Luftpost

  • Wobei mich das Kirchsteigfeld bei einem Besuch etwas enttäuscht hat.

    Der Teil entlang des Hasengrabens, den Krier entworfen hat, ist sehr schön geworden und angenehm ruhig. Aber jenseits davon ist es ein typisches 90er Jahre Viertel, was aufgrund des Alters langsam anfängt schäbig zu wirken :/

  • Das Kirchsteigfeld wurde auch nicht konsequent nach dem Konzept des New Urbanism umgesetzt, zeigt aber einige schöne Ansätze. Man sollte sowas endlich mal mit komplett klassisch/traditionell inspirierter Architektur probieren, wie es in anderen Ländern längst Gang und Gäbe ist.

    Hier wurden übrigens noch einige weitere schöne Beispiele neu entworfener Kleinstädte und Dörfer nach "New Urbanism" Prinzipien eingestellt. :)

  • In Deutschland ist es sehr still geworden um den "New Urbanism". Das Vorzeigeprojekt, Tacheles Quartier, wurde ja verworfen. Seither hört man nichts mehr von der Bewegung hierzulande. Passt wohl nicht zum momentanen "Zeitgeist", der uns wieder sinnliche Enthaltsamkeit verordnet.

    In dubio pro reko

  • Das wird so, so großartig! Ein hochkarätiger, ganztägiger Kongress zum neuen Urbanismus und neuklassischer Architektur mit internationaler Prominenz, genau sowas habe ich mir schon lange für Deutschland gewünscht!

    Das wird der Startschuss zur tiefen globalen Vernetzung sein und die neuklassische "Szene" im deutschsprachigen Raum auf das nächste Level heben. Erscheint zahlreich!

    3. Dresdner Stadtbausymposium der GHND:
    New Urbanism – Der Gegenentwurf zum Modernismus


    Montag, 13. Mai 2019
    Das Bausymposium findet im Rathaussaal in der Zeit von 09.00 – 19.30 Uhr statt.


    Unter den hochkarätigen Gästen und Referenten (liest sich wie das Who-is-Who meiner Wiki-Aktivitäten der letzten Jahre :):

    Dr. Dankwart Guratzsch (Die Welt)
    Leon Krier
    Tobias Nöfer
    Pier Carlo Bontempi
    Prof. Dr. Michael Lykoudis (University of Notre Dame)
    Prof. Dr. Harald Bodenschatz (TU Berlin)
    Prof. Christoph Mäckler (Institut für Stadtbaukunst)
    Nada und Marc Breitman

    Siehe: http://www.neumarkt-dresden.de/3-dresdner-sta…r-gegenentwurf/

    Ablauf 13. Mai 2019 (Programm) als PDF

  • Ich war anwesend. :saint: Ich glaube sogar, dass eine erbse mit Hut hinter mir gesessen hat. Auf alle Fälle saß Herr von Boddien vor mir. :anbeten:

    Das Nöfer u.a. bei Mäckler gelernt hat, hatte ich bereits verdrängt. Das hat er leider doch schon dezent raushängen lassen. Städtebaulich haben beide die richtigen Antworten, architektonisch (noch) nicht wirklich. Léon Krier war der Beste!

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Dann aber bitte auch richtig verlinken, Spreetunnel - ich hoffe du meinst das Projekt "An den Grachten" (Biesdorf, an der Wuhle)?! Architektonisch passt das. Allerdings nicht ganz "New Urbanism", da ja offenbar reines Wohngebiet und hier kein mischgenutzter Stadtteil mit Zentrum usw. entstanden ist.


    @Fusajiro: Hättest du mal was gesagt.. Wir kannten uns doch eh schon persönlich. Und ich hab fleißig Neustrelitz-Flyer verteilt ;) Klotzenstein habe ich noch getroffen, DarkVision und unseren Stadtbild-Presseguru Manuel.

    Konnte mit fast allen Rednern des Tages persönlich sprechen. Sehr sehr interessant und viele neue Kontakte, die wir nutzen können. Wir haben womöglich auch noch ganz neue Möglichkeiten gewonnen, aber dazu erst später im Jahr etwas, wenns was Stichfestes gibt.

  • Und ich weiß nun auch, wer sich hinter der "Erbse" verbirgt. Schade, dass derlei "Outings" irgendwie so selten sind in diesem Forum.

    @Fusajiro:Was hast du gegen Nöfers Bauten? Nöfers Palais Holler ist doch zum Verlieben <3 ...
    Ich fand ihn im Gespräch auch sehr angenehm. Ein Architekt, der es mit einer gewissen Demut sieht, dem Stadtorganismus ein Puzzleteil hinzuzufügen und dabei keine Wunden neu aufzureißen, sondern zu heilen, das sollte Schule machen. Sehr schön.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Seh ich genauso. Nöfer ist komplett undogmatisch und potenziell ein hervorragender Mitstreiter, der auch Sympathieträger und "Menschenverbinder" sein kann. Sehe ihn ganz, ganz weit vorne. Genau was zur Versöhnung zwischen Modernismus und Klassik gebraucht wird!

    Krier kam mir ehrlich gesagt schon etwas tattrig vor, wenn auch wieder sehr amüsant und treffsicher in seiner Kritik. Die langen Ausschweifungen zu Albert Speer hätte es nun aber wirklich nicht gebraucht... Dadurch war in seinem Vortrag kaum noch Zeit für das eigentlich interessante, die neuklassischen Projekte.

    Hat mich auch gefreut, dich persönlich zu treffen DarkVision, wir unterhalten uns im Nachgang nochmal! :)

  • Nöfers Architektur halte ich auch für durchwachsen. Das Palais Holler ist natürlich ein sehr schöner und harmonischer Bau und das Portfolio ist im Großen und Ganzen gelungen. Aber es gibt eben auch einige Ausrutscher. Womöglich mache ich mich unbeliebt, aber das Palais Riesch halte ich für einen solchen. Hinzu kommt, dass klassische deutsche Architekten, wie Nöfer oder auch Patzschke in meinen Augen ihre Handschrift noch nicht gefunden haben, beide ähneln sich sehr stark, gerade ihre Berliner Bauten. Es hat zwar bisweilen Säulen und ein bisschen Stuck- und doch wirken die Bauten oft sehr steril, allzu rechtwinkling, seelenlos. Sich klassischer Formensprache zu bedienen reicht nicht, um einen Stil zu entwickeln. Die Bauten stören zwar nicht und fügen sich unauffällig in die bestehende Substanz, aber ragen m.E. in keiner Weise heraus. Ich wünschte mir ein bisschen mehr Experimentierfreude, wie es zum Beispiel im Jugendstil der Fall war. Man beschränkt sich hingegen lieber auf das Nötigste, etwas, das einerseits Modernisten nicht stört (und das keine zu gefährliche Konkurrenz darstellt) und andererseits hungrige Traditionalisten, die für jeden Giebel und angedeuteten Portikus applaudieren, zufriedenstellt. Mir persönlich reicht das nicht, aber das sind natürlich subjektive Eindrücke.