Kaliningrad - Königsberg

  • Königsberg hatte eine Menge Gründerzeitbauten. Obwohl ich die Bauten der Gr.Zt besonders liebe, wegen der Details aber auch der Reiz, Charm fand ich die von Königsberg weniger interessant. Natürlich sind die im K'berg auch etwas typisch für diese Region, wie die in Saarbrücken, Wiesbaden oder [lexicon='Leipzig'][/lexicon] auch typisch sind. Es gibt en Zweiteilung: erhobene Bauten und mehr einfache für die Arbeiter. Ich sah im Bilder über K'berg hauptsächlich die mehr einfachere Typen. Wenig Bäumen in dieser Strassen. Schade. Meine persönliche Favouriten stehe in die Berlin Kreuzberg und Prenzlauerberg und in Chemnitz.
    Wie am Neumarkt gezeigt wird, fügt ein (vereinfachter) einziger Reko einer Gründerzeitler viel Wert zu ältere Barockbauten. Die Diversität ist es was Qualität schaft. Deswegen hoffe ich das bei der Wiederaufbau der Innenstadt von K'grad wieder einige Ensembles der "Königsberger" Gründerzeitler am alten Standorten zurückkehren. Die sind beträchtlich einfach zu rekonstruieren und tragen viel bei an einer authentische Atmosphäre des alten untergegangen Königsberg. Eigentlich plädiere ich das in Dresden, Magdeburg auch wieder einige Ensembles an bestimmter Stellen zurückkehren um die Authenticität dieser schwerstens angeschlagen Städte wieder erleben zu können. auch für Berlin wünsche ich das zu am schwer zerstörten Bereiche: Hansa Viertel, am Friedrichswerder, Moritzpplatz und rund der ehemalige Belle Alliance Platz. Toller Idee wenn wirklich einige schöne Bauten wieder ganz neu zu staunen sind. Und bitte nun einmal endlich keine Kompromissbauten......

  • Aber die Stadt ist untergegangen, in Bombennächten, Straßenschlachten, Plünderungen, Brandschatzungen und letztendlich Flächenabrissen. Die gesamte Bevölkerung wurde Opfer eines sich auf riesigem Raume erstreckenden Genozids.

    Zitat

    Warum stellen sich die heutigen Bewohner keine russische Phantasiestadt hin?

    In der Tat wurde hier Unrecht mit Unrecht vergolten, was dieses kaum besser macht jedoch nachvollziehbarer. Und die Gebiete sind selbstverständlich für Deutschland unwiederbringlich verloren. Jedoch leben dort auch heute Menschen, kaum Deutsche, aber Menschen.
    Diese wollen nun mal keine „russische Phantasiestadt“, sondern ein Stück altes Königsberg zurück.

    Zitat

    Was den alten Reiz ausmachte, waren nicht diese Bauten, sondern etwas Irrationales und Unwiederbringliches, Flair genannt.

    Heute nennen nun mal andere Königsberg ihr Eigen. Ich sehe nicht ein, wieso diese weniger Recht auf Rekonstruktionen haben sollten als z.B. Dresdener oder Frankfurter.
    Nur weil nicht ihre eigenen Vorfahren diese Gebäude errichtet haben? Auch die Mehrheit der deutschen Reko-Befürworter haben die Objekte ihrer Begierde nie zuvor mit eigenen Augen sehen können und wünschen sich trotzdem ihre Wiederherstellung. Warum sollte es bei Russen anders sein.
    Und die wenigsten wollen Vorkriegsflair oder auch Monarchieflair zurück haben sondern lediglich die Gebäude. Denn die sind es, welche den Reiz ausmachen und ein neues Flair zurückbringen können ;)

    und die Enklave K. ist nicht einmal Russland.

    Was meinst du damit? Das ist keine Enklave sondern eine Exklave, die natürlich Russland „ist“. Genauso wie Französisch-Guyana Frankreich ist.
    Zum Rest haben andere schon genug gesagt.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Was meinst du damit? Das ist keine Enklave sondern eine Exklave, die natürlich Russland „ist“. Genauso wie Französisch-Guyana Frankreich ist.
    Zum Rest haben andere schon genug gesagt.

    Wenn Du rein staatsrechtlich argumentierst, magst Du recht haben. Aber Französisch-Guyana ist zwar ein französisches Überseegebiet, aber es "ist" eben nicht Frankreich im Sinne dessen, was man kulturell und geographisch darunter versteht. Wenn Deutschland seine einstige Kolonie Tsingtau bis heute behalten hätte, wäre diese vielleicht staatsrechtlich ein Teil Deutschlands, aber eben doch nicht kulturell. Da wäre es ein Teil Chinas. Das Oblast Kaliningrad ist insofern zwar ein Teil Russlands, aber einer ohne historische Tiefe, da erst seit 1945 russisch und nie zuvor. Man befindet sich also auf dem Territorium einer zerstörten Vor-Kultur. Zugleich ist das Oblast eine vom Rest-Land abgeschnittene Exklave. Man ist von Importen abhängig, hat die höchste HIV-Rate Russlands und es gibt mittlerweile Autonomiebestrebungen. Eine von Gott und Russland weitgehend vergessene Region, in der Korruption und Kriminalität hoch sind. Insofern schon eine Sonderrolle und nicht ganz das typische Russland.

    Doch egal, ich sehe das Rekonstruktionsprojekt eher positiv, wenn es halbwegs qualitätvoll umgesetzt wird. Es wird der Region touristisch etwas helfen, zudem wird es das Bewusstsein für die deutschen Wurzeln des Landes etwas schärfen. Das wird auch irgendwann die Verbrechen an der deutschen Bevölkerung zum Thema machen. Und solche Aufarbeitung kann nur gut sein, um die Völker langfristig wieder miteinander zu versöhnen.

  • Es gibt eine sehr schöne Kirche im Gebiet.
    Die Kirche in Arnau:
    http://www.kuratorium-arnau.net/
    Diese hat noch bedeutene Fresken (Arnauer Meister), Ca. 5% sind freigelegt worden


    Leider hat die Russisch Orthodoxe Kirche (ROK) diese Kirche 2010 übernommen.
    Jetzt hat sie zwar schöne neue Fenster, aber die Fresken werden von den Wänden geschlagen.
    http://img-fotki.yandex.ru/get/6730/36009…b66390b2_XL.jpg
    Die zugemauerten Löcher liegen im Bereich der Fresken, der Putz um die Löcher war 2013 noch da.

    Die russische Webseite mit den Bildern:
    http://koenig-foto.livejournal.com/324389.html

  • Vielleicht (und hoffentlich!) jetzt etwas weit hergeholt, aber wenn wir uns und unseren Staat weiterhin abschaffen (frei nach Thilo Sarrazin), dann werden solche Bilder für unsere Enkel udn Urenkel in unseren Breiten leider auch zu sehen sein werden.

  • Russisch Orthodoxe Kirche vernicht 700 Jahre alte Fresken in der Kirche von Arnau.
    Nur geringe Reste (ca. 6%) sind geblieben. Fast alle historischen Spuren des Innenraums sind verschwunden.

    Edit Webmaster: Alle Links gelöscht, da sich die abgebildete Person bei uns über ihre Abbildung beschwerte

    Einmal editiert, zuletzt von maximus (3. August 2014 um 19:57)

  • In wenigen Stunden jährt sich zum 70. Mal die Vernichtung der ostpreußischen Hauptstadt Königsberg durch britische Bomben.

    Bereits drei Tage zuvor, in der Nacht vom 26. zum 27. August 1944 hatte der erste Luftangriff der Royal Air Force schwere Zerstörungen in der Stadt verursacht, nachdem 174 Langstreckenbomber Ihre Bomben über den Stadtteilen Maraunenhof, Tragheim und Alter Roßgarten abwarfen. Dabei waren ca. 1000 Tote zu beklagen und 10.000 Menschen wurden obdachlos, nachdem rund 5% aller Königsberger Wohngebäude zerstört wurden.

    Den vernichtenden Todesstoß erhielt die Stadt jedoch erst in der Nacht vom 29. zum 30. August 1944, als 189 Lancaster ihre 480 Tonnen schwere Bombenlast über dem dicht besiedelten Königsberger Stadtzentrum abwarfen. Die eng bebauten historischen Innenstadtteile Löbenicht, Altstadt und Kneiphof wurden dabei fast vollständig ausgelöscht. 200.000 Einwohner verloren dabei Ihre Bleibe und ca. 5000 Menschen fanden den Tod. Zurück blieb nur Schutt, Asche und eine Ruinenwüste. Dabei wurden der Dom und zwölf weitere Kirchen, das Schloss, die alte und neue Universität, das Kneiphöfsche Rathaus, das malerische historische Speicherviertel am Hundegatt, die Börse, das Opernhaus, die Staatsbibilothek und andere wertvolle Gebäude von hoher geschichtlicher und kulturhistorischer Bedeutung zerstört, u.a. das Geburtshaus von E.T.A. Hoffmann und das Domizil Heinrich von Kleists, in dem der Dichter seinen "Zerbrochenen Krug" vollendet hatte. Nichts aus der 700-jährigen Geschichte der Stadt, die damals mit Ihrem reizvollen Stadtbild zu den schönsten deutschen Städten zählte, wurde verschont. Sieben Monate später verwandelte dann die Rote Armee den Rest, der noch von Königsberg übriggeblieben war, endgültig in ein Trümmerfeld. Lediglich Teile der Außenbezirke wie Ratshof oder Amalienau blieben erhalten.

  • Barbarischer Akt: wie viele Deutsche Städte: in EINEM Nacht restlos zerstört was in 100 Jahren danach nicht das geringste Teil mehr aufgebaut werden konnte. Wie gezeigt in D. ist es durchaus schwer nur 1 zerstörtes Gebäude aufzubauen. Wille, Kapital und Technische Möglichkeiten sollen dann erst da sein müssen, befor so etwas gelingt wie bei der Frauenkirche. Von ganze Strassen oder sogar Stadteillen gar zu schweigen...das wurde (aber nur sehr beschränkt) bisher nur am Neumarkt und in Warschau gezeigt. Wenn Herr Putin nur seinen Kraft und Einfluss gebraucht hätte um Teilen des alten Königsbergs zu rekonstruieren statt die Ukraine anzugreifen (und zu zerstören): dort droht nun die Zerstörung von Mariupol, das Bochum an das Meer von Azov. Die Bürger graben jetzt aber wofür? So geht die Menscheit weiter auf zerstörerische Wegen, statt schöne Wiederaufbau zu leisten. Und Deutschland und Europa tun immer nichts...... wie in der 30-er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

  • Bei den Russen gehts in solch einer Frage ganz sicher nicht um die Kosten.

    Vielmehr kam ja von der Fifa die Forderung, die Anzahl der Stadien von 12 auf 9 zu reduzieren. Der russische Sportdirektor äußerte auch, dass es baustrukturell in Königsberg und auch in Wolgograd Probleme geben könnte. Von einer Streichung war allerdings noch nicht die Rede. Ich hoffe, dass Königsberg WM-Spielort wird. Da könnte man wichtige Zeichen setzen und die Exklave vor allem infrastrukturell auch kräftig voranbringen. Gerade mit den diversen Rekonstruktions- und Stadtumbauprojekten gehts ja auch eher schleppend voran, da könnte die WM Initialzünder sein.

    Eine recht frische Meldung zum Stadionbau: http://www.berliner-zeitung.de/sport/-reduzie…4,28166268.html

  • Warum deprimierend? Das übertrifft im Erhaltungsgrad doch um Längen alles, was man sich im Oblast erwarten darf.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Wettbewerb für das Projekt "Kaliningrad - Herz der Stadt" ist jüngst entschieden worden.

    Beitrag des Wettbewerbssiegers (Büro Nikita Yavein)

    Die Projektseite "Herz der Stadt" (russisch/englisch)

    Richtig begeistert bin ich vom Ergebnis nicht, das sieht alles irgendwie wie postmoderne "kritische Rekonstruktion" à la Deutschland aus. Sogar Schüttelfenster und Betondächer sollen jetzt am Pregel Einzug halten...

    Dabei hatte offenbar zumindest ein Wettbewerbsbeitrag eine solche Variante zu bieten. :schockiert: Schade aber auch!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ein völlig vernachlässigbares Projekt über ein marginalisiertes Stadtbild. Wahrscheinlich ist es für unsere Ansichten ein Unglück, wahrscheinlich kann man nur hoffen, dass nichts draus wird. Stadtbilder dieser Art gibt es zur Genüge, es besteht absolut kein Grund, ein weiteres zu errichten. Alles in allem wird eine große Chance vertan (zu welcher das derzeitige Russland ohnehin nicht in der Lage wäre). Dass sich die zuletzt vorgestellten sympathsichen Utopien nicht erfüllen werden, war klar, allerdings bestand eine gewisse Hoffnung auf eine erfreulich ungewisse Zukunft, die damit verbaut werden würde.
    Im übrigen ist der siegreiche Architekt ein denkbar widerwärtiges Subjekt. Man lese sich eimal durch, was er so zu Königsberg, Pardon, er bevorzugt dezidiert den sowjetischen Terminus Kaliningrad, nämlich auch dort, wo er eindeutig nicht angebracht ist, zu sagen hat. Von einem derartigen Loch der Natur war im Grunde nichts Besseres zu erwarten. Da hätte man gleich einem linken deutschen Architekten den Zuschlag erteilen können.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (28. November 2014 um 13:08)