Kaliningrad - Königsberg

  • Immerhin!
    Sowas würde ich mir für einige Orte wünschen, wo vor allem wichtige Solitärbauten und Wahrzeichen fehlen und der Bauplatz frei ist. Dass man ihre Grundrisse wenigstens im Pflaster nachbildet. Am Berliner Neuen Markt an der Marienkirche hat man das auch gemacht, sogar für die Bürgerhäuser. Oder bei der Dresdener Sophienkirche, sogar mit Erinnerungsarchitektur. Am Neustrelitzer Schloss. Sehr wünschenswert wäre das auch beim Bauplatz der Magdeburger Ulrichskirche.

  • Wenn das Schloss dann genauso aussieht wie die Synagoge, ist das vielleicht auch ganz gut so.

    Ich hatte große Hoffnungen in das Vorhaben, aber das was man auf den Bildern nun sieht ist eher eine kritische Rekonstruktion, irgendetwas zwischen Postmoderne und Hornbach.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • aber das was man auf den Bildern nun sieht ist eher eine kritische Rekonstruktion, irgendetwas zwischen Postmoderne und Hornbach.

    Bitte die kritischen Rekonstruktionen nicht so schlechtreden.... :D
    Das hier ist wirklich Postmoderne + Kitsch + Hornbach.
    Und passt leider es ziemlich genau in alles andere was man dort bisher "historisierend" neu gebaut hatte.Ich muss so etwas echt nicht haben. Schade drum

    Na ja, wie sagte schon mancher angesichtsder Bauten des historischen Neumarkts?
    "Es erfüllt immerhin seinen städtebaulichen Zweck"

  • Und jetzt ist das Schloss auf Eis gelegt oder wie ??? huh:)

    Ja, das kann man wohl so sagen. Die Stadt Kaliningrad lebt in einer seltsamen Schizophrenie. Einerseits hat man (insbesondere in der jüngeren Generation) längst verstanden, dass die jahrzehntelange Verleugnung der Geschichte der Region vor 1945 und die Zerstörung ihres Bau-Erbes ein schwerer Fehler war, andererseits gibt es immer noch einen sehr starrsinnigen antideutschen Fundamentalismus russischer Nationalisten und Stalinisten, die einem Wiederaufbau der Königberger Altstadt + Stadtschloss massiv im Wege stehen. Als vor einigen Wochen der neue Kaliningrader Flughafen nach Immanuel Kant benannt werden sollte, gab es wütend-hysterische Reaktionen aus der Lager der Ewiggestrigen, in dessen Folge sogar das Kant-Denkmal im Stadtzentrum (von Gräfin Dönhoff in den 90ern wieder aufgestellt) mit Farbe beschmiert wurde.
    Unter diesen Prämissen ist eine Renaissance des Schlosses der "Imperialisten" und "Junker" kaum denkbar. Leider.

  • Ein Vergleich der historischen Synagoge (hier) mit der kritischen Reaktion (hier).

    So schlecht ist das gar nicht. Es muss sich doch bewusst gemacht werden, dass...

    1. ...Kaliningrad nun einmal nicht mehr das alte deutsche Königsberg ist. Eine langsame Annäherung an die Geschichte ist sinnvoll, aber es lebt dort nun einmal heute ein anderes Volk mit einer anderen Kultur und einem anderen Geschmack. Das betrifft auch die einst deutschen Städte in Polen, z.B. Elbing, wo das mit der kritischen Rekonstruktion der Altstadt ja ähnlich läuft. (hier) Mir gefällt das besser als kritische Rekonstruktionen hierzulande, z.B. Kassel Unterneustadt. (hier)

    2. ...Synagogen hierzulande ja nicht besser aussehen. Siehe die Dresdner Synagoge (hier), bei der es nicht mal zu einer kritischen Rekonstruktion gereicht hat.
    (Ich weiß, dass "Oktavian" dazu "zum Glück" sagen und die neue Dresdner Synagoge als gelungenes Werk der Moderne verteidigen wird. :zwinkern: )

    3. ...Durch die schrittweise Annäherung der heutigen Kaliningrader an die historische Stadtstruktur vielleicht auch das Interesse an authentischeren Rekonstruktionen als "Leitbauten" wächst.

    Insofern bin ich hinsichtlich des Schlosses in der Zukunft zwar nicht euphorisch, aber auch nicht ganz so pessimistisch. Vielleicht wäre ja eine Mischung aus Historie und Moderne (ähnlich dem Humboldt-Forum) möglich. Dazu müsste eine Funktion für Königsberg gefunden werden. Z.B. Touristischer Anziehungspunkt, aber auch Museum zur deutsch-russischen Geschichte, zugleich Kulturzentrum für Veranstaltungen. Wäre Gerhard Schröder noch Kanzler, hätte man ihn sicher für ein Engagement der deutschen Bundesregierung durch finanzielle Unterstützung des Baus gewinnen können. Jetzt müssen wir sehen, was die Zukunft bringt.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (20. Dezember 2018 um 03:52)

  • Na ja.
    Grundsätzlich kann uns Kaliningrad ziemlich egal sein, oder etwa nicht?
    Und zu gewinnen ist dort ohne hin nichts.

    Zitat von oktavian

    angesichtsder Bauten des historischen Neumarkts

    Nun, was man auch immer zu gewissen Details sagen kann - dieser Vergleich ist gottseidank ungerecht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Laut dem Betreiber der Seite Schloßturm (Königsberg) liegt das Projekt "Herz der Stadt", mit dem ab 2014 für Rekonstruktionen geworben wurde, komplett auf Eis. Der kaukasischstämmige Gouverneur wünsche keine "Germanisierung".

  • Man muss hier Geduld haben. Was nicht heute kommt, kann morgen kommen. Ich weiss von mehreren dort lebenden Russen, dass man dort sehr aufgeschlossen gegenüber der Preussischen bzw. Deutschen Geschichte ist, sucht sie sogar. Auf Youtube sah ich mal eine ganze Horde verrückter 20-jähriger Kalinigrader in Preussischen Kostümen, die in irgendwelchen historischen Ruinen herumtobten und mit Schwert-Attrapen kämpften und einen auf "Alter Fritz" machten. Vermutlich gaben sie sich sogar Preussische Namen für ihre Spiele. Mein Eindruck ist, dass gerade die jüngere, nicht mehr sowjetisch indoktrinierte Generation sich sehr für die Preussische Geschichte ihrer Stadt interessiert. Mir scheint sogar, dass sie dort zur Identität gehört. Wäre ja auch nicht verwunderlich - ein "Kaliningrad" gab es ja vor 1945 auch nicht.

    2005 , beim Jubiläum der Stadt, wurde sogar öffentlich diskutiert ob man sie wieder umbenennt in "Königsberg". So weit wolllte man dann zwar doch nicht gehen, aber man ist dort auf jeden Fall offen gegenüber der Geschichte seiner eigenen Stadt.

    Ich bin 100 Prozent sicher, dass das Königsberger Schloss wieder kommt, und die Altstadt zumindeste teilweise. Bin hier absolut optimistisch, wird nur halt m.E. noch sehr lange dauern.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Was heißt hier "kaukasischstämmig"? Anton (also der Vorname ist schon mal deutsch) Andrejewitsch Alichanow wurde zwar 1986 in Suchumi geboren, ist aber seit seinem sechsten Lebensjahr in Moskau aufgewachsen (war seitdem nicht wieder in Suchumi) und hat griechisch-donkosakisch-russisch-georgisches Blut in sich. Wobei der Familienname dazu nicht passt. Er sieht auch nicht irgendwie "kaukasisch" aus. Anton Alichanow ist ein Kader aus dem Moskauer Regierungsapparat und wurde von der Zentrale in die Provinz entsandt. Mitglied der Kremlpartei "Einheitliches Russland". Kam im Juli 2015 das erste Mal nach Kaliningrad. Es habe ihm dort gefallen, sagt er im TASS-Interview. Sein familiäres Umfeld wollte aber, dass er in Moskau bleibt. Da hat er im Ministerium auch viel mehr verdient.

    Im TASS-Interview (Juni 2017) sagt der Gouverneur, dass es keine Pläne gebe, das Königsberger Schloss wieder aufzubauen. Denn davon sei nichts erhalten. Es sei wichtiger, existierende Gebäude zu restaurieren, zum Beispiel das "Haus der Sowjets". Das Gebäude der Gebietsverwaltung (sein Amtssitz) war früher die Landesbank von Ostpreußen, erzählt er. In der Kaderabteilung stünden heute noch riesige deutsche Geldschränke. In der Nähe saß früher die Gestapo, heute der FSB. Ein ganz hübsches Haus. 2016 hat man dort die Fassade neu gemacht. Aber die Keller seien nicht so toll. (Klingt in deutschen Ohren irgendwie makaber.)

  • ...

    Mein Eindruck ist, dass gerade die jüngere, nicht mehr sowjetisch indoktrinierte Generation sich sehr für die Preussische Geschichte ihrer Stadt interessiert. Mir scheint sogar, dass sie dort zur Identität gehört. Wäre ja auch nicht verwunderlich - ein "Kaliningrad" gab es ja vor 1945 auch nicht.

    2005 , beim Jubiläum der Stadt, wurde sogar öffentlich diskutiert ob man sie wieder umbenennt in "Königsberg". So weit wolllte man dann zwar doch nicht gehen, aber man ist dort auf jeden Fall offen gegenüber der Geschichte seiner eigenen Stadt.

    Ich bin 100 Prozent sicher, dass das Königsberger Schloss wieder kommt, und die Altstadt zumindeste teilweise. Bin hier absolut optimistisch, wird nur halt m.E. noch sehr lange dauern.

    Ja, das denke ich auch, dass sowohl das Schloss wieder aufgebaut wird als auch der Stadtnamen (so wie schon St. Petersburg) früher oder später wieder seinen alten deutschen Namen zurück erhalten wird. Es kann und wird nicht möglich sein, dass diese Stadt bis in alle Ewigkeit den Namen eines brutal abartigen Mörders tragen wird! Apropos, habe ich gerade heute passenderweise in der Zeitung gelesen, dass in Berlin die grünen Kryptokommunisten gerade in Kreuzberg die Straßennamen der nach preussischen Generälen benannten Straßen ausmerzen wollen...https://www.welt.de/politik/plus18…umbenennen.html

  • Servus Herr Exil-Weaner! Ich wollte Dir vor Wochen mal eine Nachricht schicken, das ging leider nicht....

    Und wegen den Grünen in Kreuzberg: Ja, Berlin hat noch eine erstaunlich grosse Menge an Strassen etc. die an die preussische Geschichte erinnern. Da die Pseudogrünen (was hat bitte Islam mit Umweltschutz zu tun?) schon lange nicht mehr "grün" sind sondern eher durch Zensur und Sprachverbote auffallen, möchten sie gerne die Geschichte "entsorgen". Da Generalleutnant Yorck vor 1945 gelebt hat, riecht das schon nach Hitler. (Er lebte 1759 - 1830....). Das ist die Logik dieser Partei.

    Meiner Ansicht nach sollten alle Strassennamen so bleiben wie sie sind.

    Anmerkung der Moderation (Suebicus): Das mit den Straßennamen mag zwar so stimmen, aber das ist hier nicht das Thema.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Naja, es hat insofern mit dem Thema zu tun, als dass im russischen Kaliningrad das preußische Erbe wiederentdeckt wird, während im deutschen Berlin die Straßennamen mit preußischem Bezug ‚gesäubert‘ werden. Die Ironie der Geschichte (im doppelten Sinne) sozusagen.

    Anmerkung der Moderation (Suebicus): Schon klar, deshalb habe ich die beiden Beiträge auch nicht gekürzt bzw. gelöscht. Trotzdem soll es hier um Königsberg gehen und sich nicht eine Diskussion über Berliner Straßennamen entwickeln.

  • Ja, das denke ich auch, dass sowohl das Schloss wieder aufgebaut wird als auch der Stadtnamen (so wie schon St. Petersburg) früher oder später wieder seinen alten deutschen Namen zurück erhalten wird. Es kann und wird nicht möglich sein, dass diese Stadt bis in alle Ewigkeit den Namen eines brutal abartigen Mörders tragen wird!

    Zum Stadtnamen: Der Unterschied zu "Sankt-Peterburg" (so ist der Name im Russischen) besteht darin, dass das die Hauptstadt des Russischen Reiches war. Niemand assoziiert mit dem deutschen Namen die Gefahr einer Germanisierung. Bei "Kenigsberg" (wie die Russen Kaliningrad für die Zeit vor 1945 nennen) ist das eben anders. Das war deutsch. Jeder in Russland weiß es (bei den Deutschen in Deutschland kann man sich da nicht mehr so sicher sein).

    Bei Kriegsende dachten die Polen, Königsberg gehöre ihnen, und machten sich auf den Weg nach "Królewiec". Das ist die traditionelle polnische Version des Ortsnamens. Sie wurden aber von der Roten Armee abgewiesen. In der Sprache des Stadtgründers von Königsberg, König Ottokar II. Přemysl von Böhmen, heißt die Stadt "Královec". Von der westslawischen Namensform "Královec" oder "Królewiec" lässt sich ohne Schwierigkeiten eine russische Form ableiten: "Korolevec". Alle drei slawischen Varianten sind Ableitungen von "König" und bedeuten praktisch das gleiche wie "Königsberg".

    Die Beseitigung des Namens "Kaliningrad" scheiterte bislang daran, dass Moskau vor allem daran interessiert ist, das Riesenreich zusammenzuhalten. Da "Kenigsberg" früher real deutsch war, fürchtet man sich hier (anders als bei "Peterburg") vor dem deutschen Namen. Nomen est Omen. Diskutiert wurde eine Umbenennung in "Kantgrad". Das klingt aber im Russischen genauso scheußlich wie "Kantstadt" im Deutschen. Außerdem war Immanuel Kant --- Deutscher. Das löst also das Problem der "germanischen Gefahr" nicht. Ich plädiere für eine Umbenennung in "Korolevec". Dann hätte die Stadt einen eindeutig russischen Namen, der an einen slawischen König erinnert. Gefahr gebannt. Das Verwaltungsgebiet würde dann "Koroleveckaja oblasť" heißen, was im Russischen supergut und superrussisch klingt.

    Nach diesem Verfahren könnte man sich dann weitere Ortsnamen im nördlichen Ostpreußen vornehmen. Warum macht man das nicht? Ich denke, einerseits, weil Russland nicht von Polen lernen möchte. Andererseits weil das polnische Verfahren zur Findung eigener Ortsnamen für ehemals deutsche Gebiete im Russischen keine Tradition hat. Russische Tradition ist es, einen vorgefundenen Ortsnamen mit minimalen lautlichen Anpassungen zu übernehmen. Und weil die Russen sehr traditionsbewusst sind, vermute ich, dass man sich am Ende doch trauen wird, die Pregelmetropole ganz offiziell "Kenigsberg" zu nennen.

  • Russische Tradition ist es, einen vorgefundenen Ortsnamen mit minimalen lautlichen Anpassungen zu übernehmen.

    Entsprechend verfuhren z.B. ja auch die Franzosen im Elsass (Riquewihr für Reichenweier oder Wissembourg für Weißenburg). Dort hat man sich einfach am elsässischen Dialekt und nicht am Hochdeutschen orientiert.
    Und vor Jahrhunderten wurden z.B. auch slawische Ortsnamen etwa im heutigen Brandenburg eingedeutscht.


    Und weil die Russen sehr traditionsbewusst sind, vermute ich, dass man sich am Ende doch trauen wird, die Pregelmetropole ganz offiziell "Kenigsberg" zu nennen.


    Das wäre doch klasse, klingt ein wenig nach ostpreußischem Original .

    Die Befürchtung mancher Russen vor einer Regermanisierung ist doch sehr absurd. Bei manchen polnischen Politikern bin ich mir allerdings nicht sicher, dass im nationalistischen Wahn nicht darauf spekuliert wird, eines Tages das relativ kleine Gebiet anzugliedern.
    Solchen Gedanken würde ich an russischer Stelle mit "Korolevec" keine Brücke zu "Królewiec" bauen.

  • Anton (also der Vorname ist schon mal deutsch) Andrejewitsch Alichanow wurde zwar 1986 in Suchumi geboren, ist aber seit seinem sechsten Lebensjahr in Moskau aufgewachsen (war seitdem nicht wieder in Suchumi) und hat griechisch-donkosakisch-russisch-georgisches Blut in sich. Wobei der Familienname dazu nicht passt. Er sieht auch nicht irgendwie "kaukasisch" aus.

    Der Vorname hat keinen deutschen, sondern lateinischen oder griechischen Ursprung. Es gibt ihn in vielen Ländern und Sprachen, u.a. im Russischen.

    Wie sieht jemand denn "kaukasisch" aus? Also in den USA wird „caucasian“ als Synonym für weiße, europäischstämmige Menschen gebraucht.

  • Wie sieht jemand denn "kaukasisch" aus? Also in den USA wird „caucasian“ als Synonym für weiße, europäischstämmige Menschen gebraucht.

    Zur Erklärung:
    https://www.nzz.ch/kaukasische-sprachverwirrung-1.18075294

    So sehen echte Kaukasier aus.

    Georgien... (hier, hier, hier)

    Armenien... (hier, hier, hier)

    Tschetschenien... (hier, hier, hier)

    ...

    Einmal editiert, zuletzt von OberstMadig (2. März 2019 um 13:42)

  • Ja, danke für die Nachhilfe in Rassenkunde. ;)
    Die meisten von diesen Bildern könnten auch als typische Südeuropäer durchgehen.
    Meine Oma sah in ihren Jugendjahren genau aus, wie eine dieser Georgerinnen ....stammte jedoch aus Basel.