Es wurde aus ideologischen Gründen großflächig abgerissen, diese Architektur war "kapitalistisch" bzw. "bürgerlich" und musste verschwinden, auch wurden viele Kirchen, die man durchaus hätte retten können, einfach so abgerissen. Da kann man rückblickend nur den Kopf schütteln. Stellenweise gab es ja sogar Pläne den Dresdner Zwinger abzureißen! Man kann hier nach der Bombardierung wirklich von einer zweiten Zerstörung der Stadt sprechen. Es wurde tiefgreifend in die Struktur der Stadt eingegriffen, das Vorkriegsdresden lässt sich deswegen überhaupt nicht mit dem modernen Dresden vergleichen. Die gesamte soziale und städtische Struktur war eine andere. In der gesamten Innenstadt wurde ja mit der Brechstange der Straßenverlauf verändert. Was mir unter anderem am Vorkriegsdresden so gefällt, sind die vielen schönen Platzanlagen die im 19. Jhd. neu angelegt wurden, mit prachtvoller Randbebauung, Brunnenanlagen, Denkmälern, kleinen Parks, viele dieser Plätze sind völlig verschwunden oder überbaut, als hätte es sie nie gegeben.
Wenn zumindest der originale Straßenverlauf in Dresden erhalten geblieben wäre, dann hätte man nun zumindest einen Anknüpfungspunkt und die Stadt eine Hoffnung, das Potential einer zukünftigen Besserung. So bleibt aber alles Stückwerk. Wenn man Dresden als Stadt wirklich "reparieren" wöllte, dann wäre man ja eigentlich die ersten zehn Jahre mit nichts anderem beschäftigt als abzureissen und Straßen neu zu verlegen! Dazu wird es natürlich nicht kommen, das ist völlig illusorisch, weder Dresden noch Sachsen hätten dafür die Mittel. Dazu bräuchte man eine Art "Wiederaufbaufond" des Bundes, anders würde so ein Großprojekt nicht möglich sein. Leider hat Deutschland momentan andere Prioritäten ...
Die Dresdener Innenstadt hat kein Potential und lässt sich nicht reparieren, das ist die bittere Wahrheit. Es lohnt sich ein Blick nach Leipzig, dort wurde während der DDR der Straßenverlauf weitgehend beibehalten und die Leipziger haben nun eine dichte, interessante und lebenswerte Innenstadt, die zumindest dort, wo sich noch Plattenbauten und Brachflächen befinden, Potential besitzt, in Leipzig besteht also zumindest Hoffnung, obwohl natürlich auch in dieser Stadt der Zerstörungsgrad immens ist.
Davon abgesehen kann ich mir diese für heutige Menschen unbegreifliche Zerstörungswut nur damit erklären, dass viele dieser Gebäude ja für die damaligen Menschen "Neubauten" waren die erst seit einigen Jahrzehnten existierten (erbaut um ca. 1900), da hatte man einfach wenig Ehrfurcht oder Hemmungen, zumal viele Stadtplaner in ihrer ideologischen Verblendung von einem unbändigen Zukunftsoptimismus getragen waren. Warum sollte es auch nicht gelingen im Sozialismus eine gesamte Stadt neu aufzubauen, schöner und besser als vorher? Mitte der Fünfziger war von diesem Aufbauoptimismus dann nur noch wenig übrig. Die Dresdner Stadtplaner waren außerdem in ihren Entscheidungen nicht frei. Wenn man sich frühe Wiederaufbaupläne von 1945/6 anschaut, die noch von den alten Leuten in der Verwaltung geschrieben worden sind, dann ging man noch davon aus, dass sehr viel gerettet werden wird. Spätere Pläne wurden dann von den Ideologen aus Berlin diktiert, die Dresdner Stadtplaner hatten da nur noch wenig Spielraum, viele aus der Dresdner Verwaltung werden auch in den Westen geflohen sein.