Interessante Architektur von 1900 - 1935

  • Teil I: Modehaus Grünfeld, Berlin Charlottenburg:

    1926 entstand am Kurfürstendamm, Ecke Joachimstaler Straße eine Filliale des in der Leipziger Straße ansässigen Modekaufhaus Grünfeld.
    Dieser Bau war damals ein Novum der Moderne mit gläsernen Schaufensterfronten und einem gläsernem Aufzug. Hier kaufte die Prominenz und ausländische Touristen. 1938 musste die jüdische Familie das Haus weit unter Wert verkaufen und emigrierte quasi in letzter Minute. Im Krieg wurde das Gebäude weitgehend zerstört, stand aber als dreistöckiger Behelfsbau noch bis in die 60er-Jahre. Von 1969-72 entstand unter der Leitung von Senatsbaudirektor Werner Düttmann das Kudamm-Eck, ein häßlicher, verwinkelter Betonkasten dessen Abriss schon in den 80ern gefordert wurde. 1998 wurde dieser endlich vollzogen und durch das Kudamm-Eck von Gerkan, Mark und Partner, einem 10-stöckigen Komplex ersetzt, der ebensogut in Amerika hätte stehen können.
    In meinen Augen ist das alte Kaufhaus auf jeden Fall rekonstruktionswürdig, mal schaun ob das neue Kudamm-Eck evtl. in einigen Jahren leersteht und günstig zu verkaufen ist :zwinkern:

    Hier ein paar Baupläne und Entwürfe, weiß leider nicht welcher realisiert wurde:


    ... und der gläserne Aufzug:

    So muss ein Haus aussehen, damit mal auch gewollt ist viel Geld auszugeben. Schade, dass die jüdischen Unternehmer nicht mehr zurückkommen, statt Tietz, Wertheim, Israel oder Grünfeld haben wir heute Namen wie Kaufhof oder Hertie (wobei letzteres schon geschlzuckt wurde).

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Booni"

    [ Schade, dass die jüdischen Unternehmer nicht mehr zurückkommen, statt Tietz, Wertheim, Israel oder Grünfeld haben wir heute Namen wie Kaufhof oder Hertie.

    Was meinst Du, woher der Name Hertie kommt? Das ist eine Kurzform von Hermann Tietz.
    Georg Karg, der verantwortliche Arisierer und spätere Eigentümer, änderte den Firmennamen ab 1933 in "Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH", abgeleitet aus dem Gründernamen Hermann Tietz.

    Eigentlich erbärmlich, daß nach dem Krieg diese Kurzform beibehalten wurde, obwohl sie eine Nazi-Erfindung war. Aber es wurde ja so vieles beibehalten...

  • Jo, das weiß ich wohl, aber Tietz klingt doch viel besser als Hertie. Kaufhof war übrigens das, was aus dem anderen Tietz wurde, Wertheim blieb meines Wissens unter altem Namen und Wronker wurde Hansa zugesprochen die ja auch schnell von Karstadt übernommen wurden...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)