Semmering - ehem. Nobelkurort (Galerie)

  • Ich möchte Euch in der kommenden Zeit hier eine Gegend ca. 45 Min südlich von Wien vorstellen, die vor langer Zeit einer der nobelsten Kurorte Mittel- und Osteuropas neben Karls, Franzens- und Marienbad in Böhmen war und die mir sehr am Herzen liegt! Während die westeuropäische Elite nach St. Moritz fuhr, wurde der Semmering vorrangig von der mittel- und osteuropäischen Oberschicht besucht.

    Beginnend mit der Arisierung jüdischer Villen am Vorabend des 2. Weltkrieges begann hier der schleichende Dornrößchenschlaf und vor allem mit der sowjetischen Besatzung nach dem Krieg und bis 1955 sowie der endgültigen Auslöschung der mittel- und osteuropäischen Oberschicht durch den Kommunismus und somit dem Wegfall dieser Schicht, ging hier eine wunderbare Epoche leider zu Ende. Auch die Möglichkeiten des modernen Tourismus mit seinen Fernreisen trug ein Wesentliches hierzu bei. Wer weiß, ob vielleicht durch die vielen Krisenherde diese Gegend nicht vielleicht wieder einmal wachgeküßt werden kann. Ich würde es dieser märchenhaften Gegend mitsamt seiner verspielten Villen und Schlößchen gönnen!

    Eine Möglichkeit könnte sich mit dem Verkauf des ehemaligen Südbahnhotels ergeben, das derzeit um ca. 8 Mio € angeboten wird. Hierbei handelt es sich um eines der einstmals größten und vornehmsten Luxushotels des alten Europas, das seit 1976 zugesperrt ist. Der aktuelle und langjährige Besitzer aus Deutschland kümmert sich wundervoll um die Grande Dame und hat es für die nächsten Jahre einmal rundum gesichert - Dach neu eingedeckt und saniert überall dort, wo es notwenig ist. Auch die alte Inneneinrichtung ist noch vorhanden und wartet auf die Wiedererweckung...



    Wieneralpen

    Wen es interessiert, der soll sich bitte den 2. Audiobeitrag im nachfolgenden Artikel gönnen und ein paar Bilder vom Inneren gibt es auch hier zu sehen:

    Die Grande Dame erwacht - Kultur in Baujuwelen

    ORF


    Sobald ich dazu komme, werde ich Euch die Umgebung mitsamt seiner Traumvillen vorstellen, die den Zauberberg bevölkern.

  • Das Beispiel zeigt, dass leerstehende Gebäude durchaus viele Jahre "überwintern" können, wenn nicht - wie leider in vielen Ortschaften - diese bescheuerten "Vandalen" ihr Unwesen treiben würden und den Verfall solcher Häuser massiv beschleunigen. Hier scheint es offenbar keine mutwillig eingeschlagenen Fenster, keine Brandstiftung, keine Graffiti und Müllablagerungen zu geben. Es geht also, wenn ein gewisser Respekt vorhanden ist.

  • So, habe nun Zeit gefunden! Ich fange einfach einmal an und stelle ein paar Bilder vom Semmering, seiner wunderschönen Landschaft und seinen Villen hier ein:


    Die Landschaft rund um den Semmering ist wahrlich traumhaft! Wenn man querfeldein durch die Wälder streift, kommt man zu pitoresken Aussichtspunkten.


    Villa Bittner:


    Blick von der Villa Bittner hinab zum Kurhaus (einem der ehemaligen großen Hotels neben dem Hotel Südbahn und dem Hotel Panhans):


    Villa Alber: Wird nun vom Maler Christian Ludwig Attersee bewohnt


    Villa ? (Name mir dzt in meiner Erinnerung verschüttet...)


    Fortsetzung folgt

  • Kapelle, gespendet von der fürstlichen Familie Liechtenstein neben dem Hotel Panhans (das Hotel Panhans, war gerade leider eingerüstet, weshalb ich keine Fotos gemacht habe):

    Villa neben der Kapelle, welche meines Wissen auch von der Fam. Liechtenstein gebaut wurde und nun glaublich Pfarrhaus ist. Die Familie Liechtenstein hat seinerzeit in der Nähe ein wunderschönes Jagdhaus errichten lassen, das noch immer gut erhalten ist - auch innen!




    Villa Waldeck:


    Fortsetzung folgt

  • Altes Kaufhaus Louvre:


    Blick zum Südbahnhotel (im Hintergrund glaublich der Schneeberg):


    Anderer Blick hinab zum Kurhaus:



    Villa Kleinhans, welches von Franz von Neumann dem Erbauer des nordböhmischen Reichenberger Rathauses (heute leider Liberec):

  • Wenn jemand die Gegend gepflegt erkunden möchte, dem kann ich die Villa Antoinette ans Herz legen! Es handelt sich hierbei um eine ehemalige Pension, die vor kurzer Zeit aus dem Dornröschenschlaf erweckt wurde und nun als Ganzes zu mieten ist - wenn man will auch mit eigenem Koch. Das Vergnügen ist allerdings nicht billig, wie ich vernahm, aber sicherlich eine Möglichkeit in die Welt des Zauberberges einzutauchen und mit ihr zu verschmelzen:

    Villa Antoinette

    Hier ein paar Bilder vom Internetauftritt:










    Alle Bilder von der Homepage der Villa


    Die jungen Herrschaften, die hier wirklich etwas grandioses geschaffen haben, haben aktuell in der Gegend zwei weitere Objekte erworben, die sie in der selben Art revitalisieren und Gästen zur Verfügung stellen möchten, da sie mit diesem Refugium sehr erfolgreich sind. Diese Engagement trägt ebenso dazu bei, um der Gegend wieder Leben einzuhauchen.

    Der wichtigste und größte Impuls wartet jedoch noch immer in der Wiederbelebung des einstigen Grandhotels, des Hotel Südbahn, das noch auf seinen Prinzen wartet...(besser etwas länger, bevor der falsche Investor kommt, aber bitte auch nicht zu lange).

  • @Exilwiener

    Besten Dank für diese sehr interessante Galerie. Da werde ich auf jeden Fall einmal Urlaub machen. Mir gefällt die Komposition aus Landschaft und Architektur ausserordentlich gut. Man spürt in den Bildern noch die Noblesse des alten Europa die den Semmering einst umwehte. Was die Besitzer mit der Villa Antoinette gemacht haben, davor kann ich nur den Hut ziehen. Mit solchen Personen ist mir um die Zukunft dieser wunderbaren Landschaft keine Bange.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Danke, lieber Exilwiener, für die schönen Aufnahmen!
    Ich möchte in diesem Zusammenhang noch auf die beeindruckende Novelle "Brennendes Geheimnis" des wundervollen Schriftstellers Stefan Zweig hinweisen, die in einem nicht näher spezifizierten Luxushotel auf dem Semmering spielt, womit aber sehr wahrscheinlich das Hotel Südbahn gemeint ist, in dem Zweig zusammen mit der restlichen Haute Volée des Wiener Bürgertums des öfteren die Sommerfrische verbracht hat. Sehr empfehlenswerte Lektüre!

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Das legendäre ehemalige Grandhotel Südbahn ist noch immer zu haben ;) und der Verkäufer hat eine Homepage eingerichtet, die einem (potentiellen Käufer vielleicht) dieses "Traumschloß" näher bringt:

    Neben einem Film sind auch ein paar Panoramafotos von innen und außen zu betrachten:

    Großer Speisesaal:

    http://www.suedbahnhotel-semmering.at/wp-content/con…le/2/pano2.html

    Waldhofsaal:

    http://www.suedbahnhotel-semmering.at/wp-content/con…le/4/pano4.html


    Galerie mit Fotos Einst & Jetzt:


    http://suedbahnhotel-semmering.at/galerie/

  • Im Zuge des "Kultur Sommer Semmering" wurde das altehrwürdeige Südbahnhotel geöffnet und es gab diesmal eine ganz großartige Idee: Man konnte ein "Menu a la Belle Epoque" im ehemaligen Festsaal genießen! Wie in der alten guten Zeit und auf den alten Möbeln auf denen womöglich bereits der die Ur- oder Großeltern einst saßen...

    Leider bereits mit Ende September zu Ende gegangen, aber eventuell nächstes Jahr dann wieder und dann ist vielleicht auch der eine oder andere von Euch am Zauberberg ;-):

    https://www.youtube.com/watch?v=C4XtOfEqVCw

  • Großartige Neuigkeiten vom Semmering! Eines der "Großen 3" ehemaligen Luxushotels (Südbahnhotel, Panhans und Kurhaus) am Semmering wurde von Hotelier Weitzer gekauft, welcher bereits 5 Hotels in Wien und Graz betreibt. Herr Weitzer hat dieser Tage das ehemalige Luxushotel Kurhaus erworben und wird es nun in den kommenden Jahren wieder entsprechend wachküssen!

    Wer seine Hotels kennt, der kann zuversichtlich sein, dass das Hotel mitsamt seinem noch erhaltenen Mobiliar (sic!) wieder etwas ganz besonderes werden wird! Ich kann es kaum erwarten!


    Wikipedia

    Hier der Zeitungsartikel dazu: https://noe.orf.at/stories/3026135/

    Und hier ein bisserl Hintergrund: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurhaus_Semmering

  • Erst unlängst ist das zwar in Reichenau an der Rax, aber quasi neben dem Semmering gelegene Rothschildschloß außen fertigsaniert worden!

    Was ich bis dato nicht wusste, dass während des 2. WK dort Waisenkinder aus Potsdam wohnten...für die Potsdamfans unter uns. Die Familie Rothschild hat dort selbst nie gewohnt, weil Nathaniel Rothschild - weshalb auch immer - während des Baus bereits die Lust daran verlor und das Schloss der sogenannten "Vereinigte Altösterreichische Militärstiftungen" schenkte, der das Schloß noch immer gehört! Man kann übrigens um sehr wenig Geld dort übernachten (35 € pro Person)!

    Quelle: Wikipedia

    Die Gegend gehört sicherlich zu den schönsten Landschaften Österreichs mit seinen Villen, alten Hotels inmitten des Voralpenlandes!

    Nicht unweit des Rothschildschlosses befindet sich übrigens die ähnliche "Villa" Wartholz, in welcher auch 1912 der Sohn (Otto v. Habsburg, gest. 2011) unseres letzten seeligen Kaisers Karl geboren wurde:

    Quelle: https://wellness-magazin.at/living/10-jahre-schloss-wartholz/

  • Eine zum niederknien schöne Gegend! Ziemlich einmalig in dieser Konstellation und Ursprünglichkeit in Europa heute.

    Ich hoffe ehrlich gesagt, dass die Gegend nicht "zu sehr" entdeckt wird, denn der Charme ist ja gerade diese zurückgezogene Noblesse, die lose Bebauung in weiter Natur und die Ruhe.

    Herr Weitzer hat dieser Tage das ehemalige Luxushotel Kurhaus erworben und wird es nun in den kommenden Jahren wieder entsprechend wachküssen!

    Da tut sich offenbar schon Einiges? Leider mit Bezahlschranke: https://kurier.at/kultur/baujuwe…kraft/401203033

    Eine Webseite gibt es auch schon. Die hat zwar noch keine Inhalte, dafür aber eine witzige Idee: Alte Postkarten lassen sich hervorholen, als lägen sie auf einem Tisch. https://grandsemmering.com/

  • Vor ein paar Tagen ergab sich die langersehnte Möglichkeit in das seit mehr als 40 Jahren geschlossene Südbahnhotel zu kommen! Mittlerweile kann man wirklich behaupten, dass es gut war, dass sich 40 Jahre lang niemand fand, der dieses Gesamtkunstwerk - wie andernorts leider geschehen - kaputt saniert hat! Das Großartige ist, dass ich auch ein Großteil der Möbel und wandseitigen Verkleidungen erhalten geblieben sind!

    Der letzte Eigentümer hat sich die letzten beiden Jahrzehnte darum gekümmert, dass die Substanz erhalten blieb und auch das Dach und die Kaminköpfe saniert. Er hatte viele Möglichkeiten ausgeschlagen, das Hotel an den Bestbietenden zu verkaufen, aber es war ihm stets wichtig, dass ein Käufer das Gebäude wieder als Hotel eröffnen soll! Denn wenn einmal Wohnungseigentum begründet worden wäre, dann wäre s für immer um dieses Kleinod geschehen gewesen. Im letzten Sommer fand sich nun der ersehnte Märchenprinz ein, der bis 2025 das Gebäude (behutsam) sanieren und wieder als Hotel eröffnen wird! Man darf gespannt sein, denn ein Hotel mit dieser Vergangenheit wiederzubeleben, das ist schon eine enorme Verantwortung und Herausforderung! Immerhin war das Südbahnhotel eines der drei besten Grand Hotels zwischen 1890 und 1914 - nicht nur Österreich Ungarns, sondern ganz Europas!

    Genug der Worte, anbei nun endlich die leuchtenden Kerzen auf der Fototorte:


    Aussicht von der obersten Dachterrasse auf die Dachlandschaft des Hotels:


    Eingang zum sogenannten Waldhofsaal - dieser war der Speisesaal der durch einen eigenen Hotelgang mit dem sogenannten Waldhof verbundenen Dependance des Südbahnhotels:


    Der eigentliche Waldhofsaal - wunderbar die große Fenster der beiderseitigen Längsachsen:


    Eine der unzähligen noch sehr gut erhaltenen, zeitlosen Nassräume - heute geben manche Leute sehr viel Geld dafür aus, damit das genauso aussieht wie damals:


    Aussicht durch die riesigen Fenster auf das Raxplateau:


    Das ehemalige altdeutsche Gasthaus, das das einzige lokal war, das durch einen separaten Eingang auch für Nichthotelgäste offen stand - es soll als Erstes wiedereröffnen!


    Hier ein Blick in den prächtigen Ballsaal des Hotels, der auch als Speisesaal für die Hotelgäste diente - mitsamt der historischen Bestuhlung und der erhaltenen Beleuchtung:


  • Das Gebäude kann von Glück sprechen, dass dort in Jahrzehnten des Leerstands keine Zerstörungswütigen eingebrochen sind, die dort randalierten, stahlen, Müll abluden und alle Wände mit Graffiti verzierten. Das ist nämlich oft - neben der Feuchtigkeit durch undichte Dächer - das große Problem hiesiger leerstehender Gebäude, bei denen oft auch deutlich mehr an alter Innensubstanz vorhanden wäre, wenn nicht diese Klientel sie regelmäßig heimsuchen würde.

    Zur Erinnerung, wie es z.B. in der Villa Baltic in Kühlungsborn aussieht, wo die Scheiben eingeschlagen und das Marmorgeländer mit einem Vorschlaghammer zertrümmert wurde. Vom Graffiti abgesehen:

    https://www.ndr.de/geschichte/sch…abaltic168.html