Potsdam - Heilig-Geist-Kirche

  • Ich muss sagen, dass mir der Entwurf nicht wirklich zusagt. Der überbordende Kuppelbau divergiert in seinem Wesen einfach zu sehr vom Turm, der eher Klarheit auszustrahlen scheint. Im Endeffekt wirkt es so, als habe man zwei Gegenpole aneinandergezwungen - der sehr nordisch wirkende Turm und der geradezu italienische Anbau. Die daraus entstehende Spannung mag zwar durchaus interessant sein, aber hierdurch kann die Eleganz des Turmes viel weniger wirken.

  • Ich finde gerade keine eigenen Ansichten direkt von der Burgstraße, aber man sieht auch so den Effekt, auch wenn der Turm bzw. AUfsatz nicht in der richtigen Perspektive steht:


  • Noch zur Zentralbauerweiterungsskizze:
    Wahrscheinlich stand das hier dazu Pate: San Biagio, Toscana, außerhalb der Stadt gelegen!
    Auch ein Turm mit dem zentralen Kuppelbau verbunden.

    Zu Spreetunnels Collage: interessant, doch sollte nicht der Unterbau dann auch historisch korrekt verkleidet werden!?

  • Die Haube wäre ein grandioser Anfang! Dürfte auch am leichtesten umzusetzen sein, schließlich müsste dafür nur der merkwürdige heutige Aufbau weichen, der wohl nur als Aussichtsturm genutzt wird. Diese Funktion kann ja erhalten bleiben.

    Daher nochmal meine Frage: Stimmt die heutige Höhe des Unterbaus (mit den Wohnungen und Balkonen) mit dem früheren in etwa überein?

  • "Stadt und Land" haben kein Geld zum Wiederaufbau der Garnisonkirche gegeben, nur der Bund. DIes bewußt: weil es sich bei der GK um ein Projekt von nationaler Bedeutung handelt. Das ist ein Umbau eines Seniorenstifts sicher nicht. Der Bund gibt im übrigen auch deshalb Geld, weil bei der Garnisonkirche niemand vorhat 200 Senioren der höchsten Pflegestufe auf die Strasse zu setzen, wie es manch einem hier vorschwebt.

    Ich fände es besser wenn die Energien der Forianer sich auf Wiederaufbauten konzentrierten, die keine direkte Verdrängung anderer voraussetzen. Das würde die Akzeptanz für solche Träumereien in der Öffentlichkeit auch deutlich erhöhen. Da gibt es viele Beispiele: Langer Stall, Palast Burlington, diverse Steuerhäuser und das Neustädter und Berliner Tor.

    Was die Haube betrifft: die ursprünglichen Planungen sind in den 1990ern von der lokalen CDU gerade dahingehend geändert worden, dass Sockel und Haube die historischen Proportionen aufweisen. Insofern kann selbstverständlich die Welsche Haube könnte ohne großem Funktionsverlust aufgesetzt werden. Ob das allerdings aussieht - potstmoderner Sockel und Welche Haube? Ich bin skeptisch...

  • Wenn die Proportionen übereinstimmen, lässt sich doch eine Turmrekonstruktion durchaus umsetzen. Unter Nutzung der vorhandenen Gebäudestruktur. :daumenoben:

    Wer will denn die Bewohner auf die Straße setzen? Das habe ich hier nirgendwo gelesen. Sollte die ganze Kirche rekonstruiert werden, fände sich ein Ausgleichsgrundstück. Wenn nur der Turm wiederkommt, muss überhaupt niemand umziehen. Sicherlich harmonieren Turm und postmodernes Schiff nicht so gut wie im Original, aber es wäre für das Stadtbild bereits ein Riesenfortschritt und durchaus auch eine augenverträgliche Lösung.


    Natürlich haben im Moment die Projekte um den Alten Markt in Potsdam absoluten Vorrang. Und dennoch gehört zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Potsdamer Innenstadt die HeiGeiKi untrennbar dazu. Genauso wie der Lustgarten mit dem Areal des Hotel Mercure. Wenn wir an diesen Stellen in den nächsten zwei Jahrzehnten Verbesserungen wollen, müssen die Weichen dafür heute schon gestellt werden.

  • Erstaunlich mit welcher Leichtigkeit Du ein privates Seniorenstift mit 200 Menschen auf ein "Ausweichgrundstück" verschieben willst. Ich wüsste nicht, dass die Kirche ähnliche Grundstücke am Havelufer hätte. Die Damen und Herren, die das Haus bewohnen, sehen das mit ihren Angehörigen sicher anders.

    Die Frage ist auch nicht ob eine Vollreko oder eine Teilreko besser aussieht sondern ob die Welsche Haube mit dem postmodernen Bau harmoniert. Da habe ich meine Zweifel - man müsste es mal zu Papier bringen. Ob das allerdings jemand spenden würde - wie Hans Wall an der ähnlichen Kirche an der Parocialstraße - sei einmal dahingestellt.

  • Warum so verzagt? Man wird doch wohl mal träumen dürfen.

    Mutige Träume standen am Anfang all dieser Projekte, bitte nicht vergessen: Potsdamer und Berliner Stadtschloss, Garnisonkirche, Parochialkirche, Frauenkirche und Dresdner Neumarkt, Palais Barberini, Noacksches Haus, DomRömer-Projekt, FH-Abriss/Mitteschön, Weseler Rathaus (übrigens eine passende Analogie), usw.usf...

    Ich bin doch einigermaßen erstaunt über das mangelnde Vorstellungsvermögen mancher hier, nach all dem, was in den letzten Jahren möglich wurde. Rekonstruktionsprojekte sind nicht schwieriger, sondern leichter geworden!

  • Nein, die genannten Projekte haben sich allesamt neben Fantasie durch einen großen Realismus ausgezeichnet und waren eben keine naiven Träumereien. Dazu gehören auch solche pauschalen Aussagen zu einer angeblich leichteren Umsetzbarkeit von Rekonstruktion.

    Durchhalteparolen braucht auch hier im Forum niemand. Gute Ideen mit realistischen Blick sind gefragt. Wenn man sich die bekanntesten Rekonstruktion der letzten 10 Jahre anschaut sind diese fast alle über gute Nutzungskonzepte entstanden, die Geldgeber überzeugt haben. Dies ist im Falle des Heilig-Geist-Stiftes bis dato nicht der Fall.

  • Das Seniorenstift ist vor ca 20 Jahren errichtet worden. Solange es nicht völlig baufällig ist, wäre es ökonomischer Wahnsinn, es abzubrechen und durch eine Rekonstruktion zu ersetzen, die - außer als Kirche oder Konzertsaal (von beidem hat Potsdam genug) - keine sinnvolle Nutzung haben kann. Die Akzeptanz eines solchen Vorhabens in der Bevölkerung dürfte gegen Null gehen.
    Soweit ich weiß, befinden sich im Turmschaft übrigens ebenfalls Appartements. Alles, was über die Welche Haube hinausgeht, läuft also eben doch darauf hinaus, Senioren vor die Tür zu setzen.
    Ich finde im Übrigen, dass - abgesehen von einer Rekonstruktion, die nunmal damals nicht durchsetzbar war - der jetzt bestehende Neubau die bestmögliche Lösung ist. Kommentare wie "zum Kotzen" u.ä. finde ich daher völlig unangemessen; sie sind ein Affront gegenüber denjenigen, die damals Schlimmeres verhindert haben und schon von der anderen Seite dafür teils heftig angegangen werden.

  • Naja. Eigentlich ist diese kritische "Rekonstruktion" selbst ein Affront. Man hätte das Grundstück freilassen müssen, statt solch ein provozierendes Konstrukt zuzulassen. Freie Grundstücke gabs damals genug. Sicher, besser als ein bloßer Kasten ist es, aber auch nicht viel - denn es macht einen Wiederaufbau umso schwerer.

    Und nochmal: hier soll doch niemand vor die Tür gesetzt werden.

    Konstantindegeer: Am Anfang von Rekonstruktionsüberlegungen stand doch fast nie ein Nutzungskonzept, sondern stets der vordringliche Wunsch, eine städtebauliche/ästhetische Wunde zu heilen. Erst danach kamen allmählich Nutzungsideen, die in ausgetüftelten Konzepten endeten. Warum sollte sich hier die Reihenfolge plötzlich umkehren?

    Mit der Turmhaube würde ich mich im Übrigen völlig zufrieden geben, wenn man den Schaft noch etwas ästhetisch an das frühere Erscheinungsbild anpasst, z.B. stärker profiliert. Eine grundhafte Sanierung dürfte nach über zwei Jahrzehnten ohnehin nötig sein, wenn man sich mal anschaut, wie vermoost Teile der Fassade schon sind.

  • Nein, da muss ich Dir in beiden Fragen widersprechen. Die Nutzungsideen kamen in allen Fällen sehr früh, wenn auch sinnvoller Weise unter Ausschluß der Öffentlichkeit. "Ausgetüftelt" war an der Idee den Landtag in das Stadtschloß oder ein Museum im Palast Barbarini unterzubringen auch nichts. Man hat einen Bedarf befriedigt den die jeweiligen Bauherren sonst anderswo befriedigt hätten - das war der Witz.

    Und nochmal nein, ein postmoderner Turmstumpf, der unter Beibehaltung der seriellen Fenster Barocklisenen oder -gesimse bekommt wäre vermutlich ein abschreckendes Beispiel für Rekowahn und Wasser auf die Mühlen der Leute, die Rekonstruktionen ablehnen. Wie gesagt: vielleicht collagiert das ja mal jemand - ich fürchte es sieht noch gräßlicher aus der der status quo.

  • Kommentare wie "zum Kotzen" u.ä. finde ich daher völlig unangemessen; sie sind ein Affront gegenüber denjenigen, die damals Schlimmeres verhindert haben und schon von der anderen Seite dafür teils heftig angegangen werden.

    Wenn etwas schlecht ist, dann ist es schlecht, und wir als Freunde klassischer Architektur sollten das auch offen aussprechen. Viel zu oft wird uns irgendein halbgarer Kompromiss als große "Errungenschaft" (Ostfassade Berliner Schloss) aufgedrückt.
    Insofern richtet sich die Kritik nicht gegen diejenigen, die Schlimmeres verhindert haben, sondern gegen die, welche das Schlimmere unbedingt durchdrücken wollten. (Ich beziehe mich hier auch nur auf den Turm, das Schiff ist i.O.)

    Im Übrigen bin ich der Meinung, dass klassische Architektur und Pflegeplätze kein Gegensatzpaar sind. Wenn man will, kann man mehr aus einer Rekonstruktion mehr machen, als nur einen "Konzertsaal" oder sonstige kulturelle Einrichtungen.
    In vielen denkmalgeschützten Gebäuden in Potsdam sind Pflegeeinrichtungen eingerrichtet und dort haben sich bauliche Kompromisse finden lassen, welche die Architektur mit der Nutzung vereinen (Rote Kaserne zb.). Da sollte man den Modernisten nicht zu sehr auf den Leim gehen.

    Insofern ist der aktuelle Bau eine vergebene Chance, die sich wohl erst in einigen Jahrzehnten bereinigen lassen wird, wenn eine Grundsanierung ansteht. (Am besten in Verbindung mit der Wiederverbindung der beiden Burgstraßen).

  • Es ist sinnlos hier sachlich zu argumentieren. Wir sind wirklich bei Facebookniveau angelangt. Statt sich - wie man es einem Architekturforum erwarte würde, ersthaft mit der Fragen einer möglichen Kongruenz von Nutzung und Fassade, asthetischem Zusammenspiel einer historischen Haube mit postmoderner Architekt oder wirtschaftlichen Fragen wie Kosten oder Urheberrechten eines Baus auseinanderzusetzen ist auch hier das Motto: Kotz Dich frei, Spaß dabei.

    Hinzu kommen ein paar Allgemeinplätze (von einem Konzertsaal war in puncto Heilig-Geist-Kirche nie die Rede), ein paar naive Parolen und ein paar Prisen Stammtisch (der Islam hat sicher auch was damit zu tun). Es ist auch völlig klar, dass sich ein Pflegeheim einfacher in einer Kaserne als in der einer Kirche unterbringen lässt, das muss doch jemand, der sich auch nur hobbymäßig mit Architektur befasst begreifen und schön während des Schreibens bemerken, dass das Argument saublöd ist.

    Ich klinke mich hier aus: dazu ist mir die Zeit zu Schade.

  • Statt sich - wie man es einem Architekturforum erwarte würde, ersthaft mit der Fragen einer möglichen Kongruenz von Nutzung und Fassade, asthetischem Zusammenspiel einer historischen Haube mit postmoderner Architekt oder wirtschaftlichen Fragen wie Kosten oder Urheberrechten eines Baus auseinanderzusetzen ist auch hier das Motto: Kotz Dich frei, Spaß dabei.

    Ich sehe nicht, inwiefern sich diese Diskussion von vielen anderen in diesem Forum unterscheidet. Urheberrechtsfragen und Kosten werden hier eher selten diskutiert bzw. ausgerechnet.

    Auch kontrafaktische Diskussionen über Rekonstruktionen sind hier üblich, keiner hat hier je behauptet, dass morgen Bagger in der Burgstraße auffahren sollen. Das entwickeln von Visionen, wie unsere zukünftigen Städte aussehen könnten, ist mindestens genauso wichtig, wie das Begleiten aktueller Projekte.

    Insofern finde ich deine harsche Kritik, mindestens im Ton, überzogen.

    Es ist auch völlig klar, dass sich ein Pflegeheim einfacher in einer Kaserne als in der einer Kirche unterbringen lässt, das muss doch jemand, der sich auch nur hobbymäßig mit Architektur befasst begreifen und schön während des Schreibens bemerken, dass das Argument saublöd ist.

    Also ich sehe nicht, warum es soviel leichter eine Pflegeeinrichtung in einem denkmalgeschütztes Gebäude, das ich erst kernsanieren muss, einzurichten, als in einer wiederaufgebauten "Kirche", die ich von Anfang entsprechend der Nutzung planen kann. Aber ich lasse mich gerne mit Sachkunde von meiner offensichtlichen Blödheit überzeugen.

  • Zumal ja sogar schon etliche bestehende Kirchbauten wie St. Nikolai in Rostock oder diverse Umbauten zeigen, dass eine Wohnnutzung von Kirchen kein Hexenwerk ist. Zumal wenn man einen Neubau entsprechend plant. Der Bestandsbau muss ohnehin irgendwann grundsaniert werden, die Überlegungen können auch zu einem Neubau führen. Mithilfe privater Spenden, mit Kirchengeldern und einer gewissen Fördersumme ist dann ähnlich der Garnisonkirche eine Rekonstruktion möglich. Zumal der Bau ja sogar geldbringend genutzt werden kann.

    Ich klinke mich hier aus: dazu ist mir die Zeit zu Schade.

    Danke. Scheinst irgendwie missgestimmt zu sein.

    Man muss doch nicht immer gleich alles zerreden und bis ins Kleinste durchdenken. Es ging erstmal um Gedankenspiele. Wenn du da nicht mitspielen willst, dann ist das eben so. Kein Grund, gleich beleidigt zu sein.

  • Um auf das Strang-Thema hinzuweisen, Heilig-Geist-Kirche Potsdam - was ist möglich?

    Da hätten wir schon mal eine Antwort: Die Haube. Am Sockel sehe ich nur das Problem bei den Fenstern, ansonsten ist er ja recht schlicht und könnte, wie der Rest des Gebäudes, durch einen Anstrich aufgewertet werden. Also ich sehe da in ferner Zukunft durchaus große Chancen für eine Verbesserung, denn abgesehen vom Turm ist die Seniorenresidenz alles, nur keine Bausünde.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Wie wäre es denn, das ganz große Kaliber für die wirklich schlimmen Bausünden zu reservieren? Ist die Heilig-Geist-Residenz wirklich genauso schlimm wie die Fachhochschule, das Rechenzentrum oder (um mal über den Tellerrand zu schauen) das gewesene Technische Rathaus in Frankfurt? Wer alles, was nicht original Vorkrieg oder Reko ist, unterschiedslos "zum Kotzen" findet, der muß sich nicht wundern, wenn ihn keiner mehr ernst nimmt. Das könnte mir prinzipiell egal sein, aber diese Haltung prägt das Bild der Reko-freunde, und das ist mir dann nicht mehr egal...

  • Hier gab es doch sehr differenzierte Meinungen zu lesen.

    Die Seniorenresidenz selbst wird doch überwiegend neutral bis positiv gesehen. Einzig am Turm(aufbau) stören sich mehrere Forumer, mE zurecht. Zwar soll er eine Remineszenz an den alten Turm sein, aber mal ehrlich: man vergleiche einfach nochmal. Selbst das ungeschulte Auge wird schnell wissen, was ihm lieber ist...

    Die welsche Haube der Originalkirche mit dem postmodernen heutigen Bau - das wäre eine baugeschichtlich und ästhetisch hochspannende Kombination, die eine gewisse Einzigartigkeit hätte.