Leipzig - die Südvorstadt

  • Wenigstens der gegenüberliegende (und mit dem Alexis-Schumann-Platz einen großen Platz bildende) Heinrich-Schütz-Platz ist noch intakt. Und vor allem das großartige Schulgebäude des Kant-Gymnasium gibt es noch. Die Andreaskirche fehlt aber sehr als Höhendominate, das kann das 50er Jahre Hochhaus nicht ausgleichen. Zusammen mit der (im Krieg unbeschädigten) Markuskirche in Reudnitz städtebaulich sicherlich der größte Verlust an Gründerzeit-Kirchen in Leipzig.

    Hier die beschädigte Andreaskirche:

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    von Johannes Baufeld, https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/

    Und der erwähnte gegenüberliegende Heinrich-Schütz-Platz:

    https://www.google.com/maps/place/Lei…55!4d12.3730747

  • Nun haben wir wieder ein Jubiläum verpaßt, ein zehnjähriges. Aber das hervorragende Beispiel Leipziger Baukunst verdient es einfach, explizit gewürdigt zu werden. Ihm hätte man bestimmt wie dem Leipziger Bildermuseum den Kritikerpreis für Architektur zuerkennen können, auch weil es so einschmiegsam an architektonischen Denkmalen anschließt. Wie gesagt, die früheren Fotos befinden sich auf der ersten Seite.

    jubel2024.jpg

    Brandvorwerkstraße Ecke Arndtstraße (alle Foto vom 14. April 2024)

    Etwa 200 Meter davon entfernt befand sich die Arndtstraßenbrücke (wir hatten schon einige andere Ansichten).

    arndtbr1910.JPG

    Blickrichtung jetzige Wundtstraße stadtauswärts. Einige Villen der Tieck- und Kurt-Eisner-Straße stehen noch.

    Karte gelaufen 1910 (Nr. 5014. Reinhold Knobbe, Leipzig)

    arndtbr2024.jpg

    Immerhin schlägt das Grün heutzutage schon mal etwas zurück ...

    Leider gibt es immer weniger Zuläufe an neuen "unbekannten Gebäuden". Aber die Straßennamen ändern sich manchmal. Hier im Bild die ehemalige Sophienstraße 56:

    sophien561910.jpg

    gelaufen am 10.2.1910 nach Heilbronn

    sophien562024.jpg

    Shakespearestraße 56, Ecke Lößniger Straße

    Und da es irgendwie beliebt zu sein scheint, Vergleiche gleich nebeneinander zu stellen, hier die Körnerstraße 29.

    koerner29.jpg

    links gelaufen am 25.9.1909 nach Gautzsch, rechts die "vereinfachte" Sanierung. Der Laden rechts wurde auch entfunden. Aber leider steht gegenüber ein Betonmischer davor, so daß ich in nächster Zeit sowieso noch einmal vorbeischauen muß.

  • Nachzutragen ist wie versprochen die andere Blickrichtung:

    koern29b.jpg

    links gelaufen am 1. Januar 1909 wieder zur Margarete nach Gautzsch, rechts der Vergleich am 3. Juli 1024 mit Übergang an der Ecke zum Körnerplatz

    Inzwischen konnte ich in die Sammlung auch die Brandvorwerkstraße 22 aufnehmen, die wir oben als Nr. 24 gesehen haben. Jedenfalls ist es das Eckgebäude, wie es auf der Postkarte als Saxo-Borussenhaus ausgewiesen wurde.

    brandv22192x.jpg

    Hier zog in den 1920er Jahren die Landsmannschaft Saxo-Borussia ein.

    Und ergänzend sei noch der Vergleich gezeigt, der im Eingang dieses Themas noch fehlte.

    suedeisn.jpg

    Es ist die Ecke Kronprinzstraße zur Südstraße als diese bereits A.-H.-Straße hieß, da das Foto vermutlich aus den späten 1930er Jahren stammt.

    suedsei2024.jpg

    Vergleich Kurt-Eisner-Straße Ecke Karl-Liebknecht-Straße am 3. Juli 2024

  • Howdy, eine Anmerkung zum Bild Pleißenpartie/Arndtstraßenbrücke.
    Das Foto der jetzigen Situation wurde in die verkehrte Himmelsrichtung aufgenommen. Der Blick des historischen Bildes geht in Richtung Innenstadt, zu sehen sind mittig u.a. 2 Villen am Ausgang der Ferdinand-Rhode-Straße, nicht der Tieck-/Kurt-Eisner-Straße.

    Ansonsten sehr gute Arbeit, dankesehr!

  • Besten Dank für den Hinweis!

    Das Problem im Forum ist, daß es jeweils Momentaufnahmen sind. weil ich den Beitrag nicht nachträglich korrigieren kann.

    In diesem Fall hatte ich bei Übernahme der Karte nicht genau verglichen und die falschen Information blöderweise übernommen. Natürlich darf das eigentlich (wie bei xy) nicht passieren, weil nur eine 100-prozentige Übereinstimmung gilt. Aber so ist das nun mal ...

    Aber da es hier um die Flußlandschaft geht, noch mal etwas ausführlicher den Werdegang.

    Im Jahre 1867 war diese bei Rommel noch so ausgeprägt:

    fluss.jpg

    Und noch im Jahre 1900 gab es die Gondelstation am Schleussiger Weg:

    gondel1899.jpg

    Die Überschwemmungen im Jahre 1909 (die man heutzutage genüßlich als Klimakatastrophe ausschlachten würde) bewog dann die Stadt recht schnell, u.a. die Uferbefestigungen (s.o.) massiv zu verbessern.

    Auf dem Plan von 1912 kann man leicht entschlüsseln, welche Gebäude dabei zu sehen sind. Spezielle Fragen, die das Musikviertel betreffen, kann bestimmt Frau Hella Gormsen beantworten.

    flussbett.jpg

    Auf jeden Fall ist mittig 1910 die III. Realschule zu sehen, die später den Namen von Wilhelm Wundt trug.

    wundt2a1930.JPG

    Foto vor den Bombardierungen 1943/1944 (Fotograf unbekannt)

  • Alles schön oder gut, aber die ehemalige geschlossen und einheitliche Baublocks sehen doch gesprengt aus. Die Grandeur des ehemaligen Gebietes fehlt, wegen nicht einheitliche Stillen, der Vor- und Nachkriegsbauten, fehlende Giebel, Dächer oder Schmuck.
    Und dann ist das noch nicht einmal das am schlechtesten erhalten Viertel in D.

    Leider fehlt immer die Wille um was einmal war wieder genau so zu gestalten, wirklich nirgendwo in ganz D. Schade!!!

  • Die Einschätzung ist korrekt. Es ist eben nicht alles schön und gut!

    Dennoch möchte ich anhand eines klitzekleinen Beispieles zeigen, daß die temporären Differenzierungen eine wichtige Rolle spielen.

    Die Kronprinzstraße und jetzige Kurt-Eisner-Straße 43 war bereits auf Seite 1 im Bild.

    Heute zeigt sich die Szenerie so:

    eisner4320240922.jpg

    Die Haustür (nicht im Bild) wurde grade frisch gestrichen. Zwei Schilder zeigen das gegenwärtig an (22.09.2024).

    Sogar eine kurzzeitige abendliche Kabarettsendung vom Ersten wurde hier nach der "Wende" gedreht.

    Zu DDR-Zeiten kamen u.a. zahlreiche Schichtarbeiter nach ihrer Ablösung über den Connewitzer Bahnhof von Böhlen und Espenhain hierher. Allerdings war im Jahre 1987 damit Schluß, nachdem der Kneiper das Zeitliche segnete.

    bocc1987.jpg

    Doch kaum jemand weiß, daß dieses Kneipenleben schon in den frühen 1930er Jahren begann:

    fisch1934.jpg

    Es ist folglich auch eine teils über hundertjährige Zeitspanne in diesem Viertel zu verzeichnen.

    Daß dabei der II. Weltkrieg unersetzbare Lücken riß, ist ein Teil der Geschichte. Aber ein anderer Teil ist, wie man damit umgeht, diese wieder zu füllen und die mangelhafte Baukultur zu DDR-Zeiten wieder zu ersetzen. So ist man in der jetzigen Kurt-Eisner-Straße bemüht, den Straßenzug wieder herzustellen. Nur was ist, wenn ein Eigentümer nach alten Abbildungen und Vorlagen bauen will, dies sogar öffentlich bekanntgibt, aber die Stadt Leipzig, die zu SED- und Stasi-Zeiten diese vermutlich vernichtete und auch weiter kein Interesse hat, dies aufzuklären, damit praktisch an SED- und Stasi-Verbrechen nur anknüpft?

    Hier tritt das ein, was Klassiker zu Recht beanstandet.

    Die gegenwärtigen Neubauten können nicht das Eigenleben der Kronprinzstraße erreichen. Vielleicht wird man in zwanzig Jahren wieder so weit sein, daß es neben Architekten auch Baumeister gibt ...

    An weiteren Beispielen kann man das ersehen.

    Die Problemlage bringt es leider mit sich, daß noch nicht alle Kapitel ausformuliert sind.

    Kontext