• Merkwürdig - wenn ein leerstehender und vernachlässigter Altbau aus dem 19. Jahrhundert als "Schandfleck" bezeichnet wird, dann lautet die Lösung immer Abriss. Bei einem Plattenbau tut's auch eine Sanierung. Warum ist es eigentlich nicht umgekehrt?

  • Am Hanauer Schlossplatz soll das Haus des Handwerks, ein schlichter 50er Jahre Bau, durch einen Neubau ersetzt werden. Ginge es nach der "Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt" würde die verschwundene Häuserzeile an der Fronhofgasse rekonstruiert werden, was aber ziemlich unwahrscheinlich ist.

    Zitat

    Ein Hanauer Architekt hat Gestaltungsentwürfe erarbeitet. Die architektonischen Eckpunkte: Das historische Kanzleigebäude, der einzig komplett erhaltene Teil des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Stadtschlosses, soll saniert und umgebaut werden. Das nebenstehende frühere „Haus des Handwerks“ soll abgerissen werden und einem Neubau weichen. Der könnte nach Recherchen unserer Zeitung größer werden als das jetzige Gebäude und ein Stück weit in den Schlossplatz hineinragen. Vor der Zerstörung Hanaus im Krieg war der Schlossplatz wesentlich kleiner. Das heißt: Wo heute Autos parken, befand sich eine weitere Häuserzeile zwischen der damaligen Erbsen- und Fronhofgasse.


    Neubau am Schlossplatz


    PS: Wer kam auf die Idee die Johanneskirche im Hintergrund mit einem überdimensionierten Vogelkäfig zu verunstalten? Das sieht genauso trist aus wie die ehem. Heiliggeistkirche in Potsdam.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Eine Komplettreko wäre schon traumhaft. Dann hätte Hanau endlich wieder ein richtiges Fachwerkensemble! Schade dass man offensichtlich vom Dom-Römer Projekt aus dem nahen Frankfurt nichts gelernt hat :kopfschuetteln:

  • Auf jeden Fall wäre eine Rekonstruktion zu begrüßen. Das würde ein richtiges kleines Altstadt-Ensemble schaffen und wäre ein enormer Gewinn für Hanau. Zu befürchten ist allerdings, dass der Neubau gerade noch unpassender als das immerhin halbwegs angepasste "Haus des Handwerks" wird, am Ende noch eine ambitionierte Flachdach-Schachtel, die mehr Schaden anrichtet als der Bestandsbau es könnte.

  • In Hanau denkt man über die Neugestaltung des Innenraumes der St. Peter und Paul-Kirche nach. Man vergleiche den Zustand vor den 50er Jahren mit dem heutigen. Ich würde mir wünsche, es käme wieder zu einer Annhäherung an den Ursprungszustand. Eventuell sind die alten Gemälde ja auch noch unter dem Putz verborgen.

    Der große Stolz des kleinen Dorfes
    Heute vor 150 Jahren wurde die St. Peter und Paul-Kirche geweiht
    https://www.op-online.de/region/hanau/g…s-10337388.html

  • Im Zuge der Sanierung soll das Hanauer Rathaus wieder Sprossenfenster bekommen:
    https://www.faz.net/aktuell/nach-j…t-15948732.html
    Ein Zitat aus dem Artikel '' Die Veränderungen sind von außen wahrnehmbar, die Fenster aus den sechziger Jahren werden durch Sprossenfenster mit Rahmen aus Holz ersetzt.''
    Das ist eine sehr wichtige Verbesserung. Fast jeder hat wohl das Bild des an sich wunderschönen Gebäudes vor Augen, das aber durch die modernen Fenster dann doch ziemlich verhunzt wird.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Der Hanauer Anzeiger hat eine (versteckt am rechten Seitenrand gelegene) Umfrage freischaltet, in der man zwischen historisierender Bebauung, modernem Designhotel und modernem Neubau entscheiden kann.

    Leider ist die Seite gehackt, sodass der moderne Entwurf ständig an Fahrt aufnimmt- auf unnatürlich schnelle Weise.
    Da spielt jemand mit gezinkten Karten! Also,wenn jemand von euch Experte in sowas ist, klemmt euch mal dahinter!

  • Fast noch wichtiger finde ich ja den im von @Heimdall verlinkten Beitrag wiederum verlinkten Artikel, wo es um die Entscheidung zugunsten des modernen und gegen den historisierenden Entwurf geht und unser Verein in die Kritik gerät. Schade, dass das hier so untergegangen ist, offenbar haben wir keinen Hanauer hier, der im Forum aktiv ist.

    Der Vollständigkeit also der Link zu besagtem Artikel vom 05.09:

    https://www.op-online.de/region/hanau/h…g-12969733.html

    [...]

    In seinem Votum schloss sich der Magistrat der Argumentation an, dass für die Beurteilung des Schlossplatzes die Zäsur der Kriegszerstörung 1945 entscheidend sei und nicht der städtebauliche und architektonische Zustand zuvor. Mittlerweile sei die Hanauer Altstadt als Ensemble denkmalgeschützt. Mit dem 2003 eröffneten Congress Park Hanau habe sich der östliche Schlossplatz „modern weiterentwickelt“, nun gehe es auf der Westseite entsprechend weiter.

    Eine klare Absage erteilt der OB daher einer historisierenden Bebauung, wie sie der Entwurf des Projektentwicklers KCI vorsieht und für den der Sprecher des Vereins Stadtbild Deutschland, Reinhard Hühn, öffentlich eintritt. „Auch wenn ich durchaus nachvollziehen kann, dass die von dem Architekten Olaf Gerstner entwickelten Bilder unseren Wunsch nach der vermeintlich guten alten Zeit bedienen, wird es mit mir keinen Nachbau der Vergangenheit und aufgekleisterte Fassaden für unsere Stadt geben,“ findet Kaminsky deutliche Worte. Kaminsky dankt dem Investor und dem Architekten ausdrücklich für die Impulse, die deren Entwurf gegeben habe, denn das habe den Blick dafür geschärft, „was wir haben wollen und was wir nicht wollen.“

    Kritisch sieht Kaminsky den öffentlichen Umgang des Vereins Stadtbild mit dem Sieger-Entwurf und den Versuch, durch polemisierende Attacken die Mitbewerber zu diskreditieren. Zum einen stellt Kaminsky die grundsätzliche Frage, ob es wirklich im Interesse der Hanauer sei, wenn sich hinter dem Etikett „Verein Stadtbild - Ortsverband Hanau“ in Wahrheit auch Offenbacher und Frankfurter Mitglieder verbergen, um dem demokratisch gewählten Souverän der Stadt Hanau „eine Meinung zu diktieren“.

    [...]

    Nach Dessau und Goslar die dritte Stadt dieses Jahr, wo die Kommunalpolitik mit dem Verein aneinandergerät und abermals der Vorwurf, hinter der Aktion stehe ein deutschlandweit agierender Verein, der in der Stadt gar kein Mitspracherecht habe.
    Unterschied diesmal: Hier wurde ein komplettes alternatives Konzept vorgelegt und am Wettbewerb teilgenommen, nicht nur eine Pressemitteilung herausgegeben wie in Goslar oder ein Bürgerbegehren wie in Dessau durchgeführt.

    Allein - genützt hat es nichts, am Ende macht die Kommunalpolitik was sie will, inklusive aller Klüngelei und deren Folgen, und wenn man versucht der Politik reinzureden oder den Willen der Bürger mittels Umfragen ans Tageslicht bringt, kommt aggressive Gegenwehr.
    Schade, sehr sehr schade...

  • Ja Gott, wenn der Magistrat es so will, dann bleibt Hanau halt eine nichtssagende Nachkriegsbanalität. Wie es besser geht, zeigt Frankfurt, aber dafür sind die Provinzspießer in der Hanauer Kommunalpolitik offenbar zu vernagelt.
    Mir tun nur die Vereinsmitglieder leid, die so viel Zeit, Geld und Herzblut da hineingesteckt haben.

  • Wieder einmal zeigt sich, daß nicht der Wille der Bürgerschaft entscheidet, sondern nur der persönliche Geschmack einer Hand voll Politiker. Was in meinem Gerechtigkeitsempfinden eigentlich nicht sein darf.

    Wobei ich mich über den Siegerentwurf auch nicht wirklich aufregen kann. Da gab es schon schlechtere Neubauten. Nur die Gauben sind etwas überdimensioniert.