Potsdam - Garnisonkirche (die Diskussion um den Wiederaufbau)

  • Ich war Pfingstmontag mit einigen Glockenspielfachleuten ("Carilloneure") in Potsdam unterwegs und wir hatten das thematisiert - es gäbe ohne weiteres Interessenten, die das Glockenspiel für einen anderen Ort übernehmen würden...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Die Grünen haben wirklich einen Knall. Wenn wieder Kirchenglocken eingeschmolzen werden, weil einem die Inschrift nicht gefällt, steht die Sonne der Kultur wirklich tief.

    So ein blödes Theater, obwohl die Inschriften angesichts geringer Größe und hoher Entfernung vermutlich kein Mensch wirklich lesen kann. Aber vielleicht ein konstruktiver Vorschlag für die Potsdamer Grünen: Warum lassen sie nicht auf ihre Kosten die aus ihrer Sicht "anrüchigen" Glocken neu gießen, dafür könnten die neuen Inschriften dann aus Zitaten bekannter grüner Politiker bestehen. ~:-[]

    Edit: Schade dass meine "Spitzen" gerade gelöscht wurden, aber was ich da vorgeschlagen habe kann sich ja ohnehin jeder denken. :wink:

    Moderationshinweis Philon: Wir hatten uns darauf verständigt, irgendwelche in Nebensätzen oder Einzeilern untergebrachten politischen Spitzen künftig zu unterlassen. Daher Löschung des entsprechenden Teils in diesem Beitrag.

    Einmal editiert, zuletzt von Philon (12. August 2020 um 18:50)

  • Diese Gesellschaft ist absolut krank und merkt es nicht. Das scheint aber normal zu sein. So etwas merken immer erst die nachfolgenden Generationen. Zumindest in der Mehrheit.

  • Die Kirchenstiftung hate ein neues Glockenspiel in Auftrag gegeben, das im Turm läuten wird. Wenn die Grünen nicht vorschlagen "We shall overcome" und "Kleine, weiße Friedenstaube" zu intonieren wird es wohl auf das klassische Programm von Mozart herauslaufen.

    Das alte Glockenspiel hat dann ausgedient - und den Zweck seiner Errichtung erreicht: nämlich den Wiederaufbau der Kirche. Die großen Glocken können sicher im Potsdammuseum eine gute Figur machen, die kleinen Glocken mit Widmungen kleinerer Wehrmachtseinheiten wie der Berliner Bären sind dann sicherlich entbehrlich. Für die Bronze findet sich sicher eine Verwendung, z.B. für das Denkmal des Soldatenkönigs.

  • Mozart und Neander, hoffe ich doch... Ich kann nicht einschätzen, wie ernst das gemeint war - aber soweit ich das verstanden habe, gab es durchaus Interesse, das Glockenspiel ins Rheinland zu übernehmen, wo es dann als Carillon dienen würde - allerdings maximal zum Material (Bronze-) Preis.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • dafür könnten die neuen Inschriften dann aus Zitaten bekannter grüner Politiker bestehen.

    Bitte keine schlafenden Hunde wecken. In diesem Fall wäre ich für sofortiges Einschmelzen.

    allerdings maximal zum Material (Bronze-) Preis.

    Nun, das wäre nicht mal so schlecht, denn es würden ja die Abzüge durch die Schmelzkosten wegfallen. Insofern wäre der durch Direktverkauf erzielte Preis höher.

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) schreibt in ihrer Ausgabe vom 04.09.2020 das im Rechenzentrum (RZ) eine Ausstellung stattfindet. Diese übt scharfe Kritik an der Garnisonkirchen-Stiftung. Sie befasst sich insbesondere mit der Entstehungsgeschichte des umstrittenen Glockenspiels.

    Ich möchte den Bericht weitgehend nicht kommentieren, weil auch hier immer die gleichen Akteure zu Wort kommen und diese kennen wir ja inzwischen. Wenn jemand die Ausstellung besucht, kann er aber gerne mal seine Meinung schildern.

    https://www.pnn.de/potsdam/neuer-…r/26160048.html

    Ich antworte mal in dem richtigen Strang.

    Das ist die altbekannte Masche von Philipp Oswalt, die GK in die rechte Ecke zu stellen. Von dem Glockenspiel der Traditionsgemeinschaft hat sich die Stiftung Garnisonkirche Potsdam (SGP) so sehr distanziert, wie dies nur irgend möglich ist. Die SGP hat keinen Kontakt mehr zu der Gruppierung um Herrn Klaar. Das Glockenspiel wird nicht verwendet, sondern es wird ein neues hergestellt. In der SGP wirken hochangesehene Persönlichkeiten mit, die über jeden Verdacht einer Nähe zu rechten Kreisen erhaben sind.

    Mit einem negativen Unterton wird in dem PNN-Bericht Jörg Schönbohm erwähnt. Der CDU-Politiker starb vor anderthalb Jahren. Er war hoher Offizier der Bundeswehr, später zehn Jahre lang Innenminister des Landes Brandenburg. Herr Oswalt hat offenbar vergessen, dass die CDU eine Volkspartei und in der Mitte des demokratischen Spektrums angesiedelt ist.

    Es bringt nichts, sich diese Ausstellung anzusehen. Da wird einem nur platte, altbekannte Propaganda geboten. Versuche mit solchen Leuten wie Oswalt ins Gespräch zu kommen, sind sinnlos. Es dürfte das beste sein, sie und diese Ausstellung zu ignorieren.

  • Die Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPK), die seinerzeit das Glockenspiel gstiftet hat, erfreut sich ja bester Gesundheit - nur ohne Max Klaar. Der ist schon lange aus dem Vorstand ausgeschieden.

    Dafür sitzen namhafte Fachleute wie der ehem. Berlin Gartenkonservator Klaus v. Krosigk in den Gremien. Rechtsradikal war die SPK auch nie.

    Ich fürchte in den Augen von Oswalt & Co. war die ganze Wiedervereinigung ein rechtsradikales Projekt. Die Propaganda den SGPlern Altbischof Huber und Kommunaktionsvorstand Eschenburg (beide SPD) Rechtsradikalität nachzuweisen ist bizarr. Deshalb reagiert in Potsdam auch kein Mensch mehr auf solche Anschuldigungen.

    Link zur SPK, der Blick auf die Förderungsliste spricht für sich. Alles Nazis...

  • Ja, so läuft das derzeit. Wir erleben ja seit einigen Jahren eine Rekalibrierung des politischen Spektrums: Links wird zur neuen Mitte erklärt ("Wo wir sind, ist objektiv richtig."). Konsequenterweise ist alles, was rechts davon steht (einschließlich der Hälfte der Sozialdemokraten), "rechts" in bewusst negativem Sinne (mit den Abstufungen rechtspopulistisch und rechtsradikal).

    Leider wird diese Waffe auch in der Architektur angewandt: Irgendwo findet sich immer eine Verbindung zu "rechts" entsprechend obiger Definition. Damit lässt sich dann sogar eine kirchlich geförderte Rekonstruktion eines von Kommunisten zerstörten Gotteshauses in die rechte Ecke stellen und dort anprangern. So etwas passiert insbesondere dann, wenn sachlichte Argumente gerade nicht zur Verfügung stehen.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Stifter des Glockenspiels war die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e. V. (siehe Wikipedia). Die Stiftung Preußisches Kulturerbe hat 2006 das Vermögen der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel übernommen (siehe SPKE - Wir über uns). Es handelt sich schon um zwei verschiedene Organisationen. Aber "rechtsradikal" sind sie sicherlich nicht. Die Dämonisierung Preußens ist schon irgendwie grotesk.

    Bei der SPKE steht übrigens, dass sie nicht mehr die Möglichkeit haben, den Wiederaufbau der Garnisonkirche zu fördern, zumindest nicht mit dem Vermögen der Traditionsgemeinschaft.

    Ich fürchte in den Augen von Oswalt & Co. war die ganze Wiedervereinigung ein rechtsradikales Projekt

    Ja, das ist wohl so. Es hinderte den Wessi Oswalt aber nicht daran, in der Ex-DDR Karriere zu machen: 2009-2014 Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, davor zeitweilig in Cottbus und Berlin (Ost) tätig.

    Man fragt sich, was in Köpfen wie Oswalt vorgeht. Bei fanatischen Rekogegnern ist die Argumentation häufig so bizarr, dass man den Eindruck gewinnen kann, sie sind geisteskrank. Das habe ich zum Beispiel bei der Prager Mariensäule auch erlebt. Es ist kein rein deutsches Phänomen.

  • Die Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPK), die seinerzeit das Glockenspiel gstiftet hat, erfreut sich ja bester Gesundheit - nur ohne Max Klaar.

    Hochinteressant. Ich dachte man wollte die gespendeten Gelder - da endgültig nicht mehr im ursprünglichen Sinne zu verwenden waren - wenn ich mich recht erinnere so um die 6 Mio - peu à peu verschiedenen Projekten zukommen lassen und hernach die Stiftung auflösen... oder hat man es sich anders überlegt?

  • Bei fanatischen Rekogegnern ist die Argumentation häufig so bizarr, dass man den Eindruck gewinnen kann, sie sind geisteskrank. Das habe ich zum Beispiel bei der Prager Mariensäule auch erlebt. Es ist kein rein deutsches Phänomen.

    Deine Frage, Rastreli, glaube ich beantworten zu können: die Protagonisten sind ja ganz überwiegend Architekten und die Rekonstruktionen gehen dem Berufsstand schlicht an die Ehre. Eingestehen zu müssen, daß in vielen Fällen die zeitgenössischen Architekten schlicht keine Lösung mit breiter Akzeptanz in der Bevölkerung hinbekommen ist für Architekten einfach sehr, sehr schwer.

    Wenn man die Öffentlich nicht von der Qualität der eigenen Arbeit überzeugen kann liegt es nahe, die Arbeit anderer schlechtzureden oder gar zu verunglimpfen - das ist seit hunderten von Jahren so, auch in der Architektur. Die beste Möglichkeit um andere Architekturentwürfe zu desavouieren ist heutzutage ihnen Rechtslastigkeit zu unterstellen, der Vorwurf hat die Unterstellung antisemitischer Einstellungen in seiner Wirksamkeit längst abgelöst. Und dann springen die linken Ideologen, eigentlich in der Minderheit, einfach auf.

    Das erklärt auch die völlig unlogischen Projektverläufe von Rekoprojekten. Wenn sich ein solches Projekt gegen die meist abstrusen Vorwürfe und Unterstellungen durchgesetzt ist es bei der Eröffnung in der Regel ein großer Erfolg. Es ist ja auch in der 2000-jährige Geschichte der Rekonstruktionen kein Fall von Rekonstruktionsreue bekannt, also von nachträglichem Rückbau einer Reko.

    Absurder Weise heisst es stets nach jeder erfolgreichen Rekonstruktion beim nächsten Vorschlag: also Rekonstruieren - das geht doch nicht. Das widerspricht jedem logischen Denken und ist eben nur mit Ideologie und Dogma zu erklären.

  • Wenn ich das alles von Konstantin so lese,muss ich sehr viele Abstriche jetzt von den mir immer so hoch geschätzten Herren Architekten machen. Auch in diesem Berufsstand gibt es wie man sieht sehr einfaches Denken ,Konkurenzdenken anderen gegenüber, Vorwürfe,Unterstellungen,Verunglimpfungen und Schlechtreden.Diese Leute unterscheiden sich diesbezüglich leider nicht vom kleinen einfachen Wutbürger.Da sind alle gleich.Ich denke in der Stiftung und bei den Befürwortern gibt es genug kluge Köpfe und angesehene Persönlichkeiten,die mit diesen paar Architekten und lauthalsen linken Initiativen in sachlicher Art und Weise umgehen können.

  • "Konstantin", im Großen und Ganzen gehe ich mit Deiner Äußerung konform.

    Zwei Einwände/Ergänzungen habe ich doch noch.

    1. Schlechtreden

    die Arbeit anderer schlechtzureden oder gar zu verunglimpfen - das ist seit hunderten von Jahren so, auch in der Architektur.

    Gibt es konkrete Beispiele, bei denen Architekten vor "hunderten von Jahren", die die Öffentlichkeit mit ihrer Arbeit nicht überzeugen konnten, die Architektur von Kollegen verunglimpft hätten?

    Mir erscheint das in dieser Forum vor allem ein Phänomen des Modernismus, denn mir ist nicht bekannt, dass die Öffentlichkeit vor hunderten von Jahren derart auf Distanz zum aktuellen Baustil gestanden hätte. Also bezogen auf die ästhetische Richtung, nicht ein einzelnes, womöglich unstrittenes Bauvorhaben.

    2. Eitle Architekten oder Trittbrettfahrer-Ideologen

    Die beste Möglichkeit um andere Architekturentwürfe zu desavouieren ist heutzutage ihnen Rechtslastigkeit zu unterstellen, der Vorwurf hat die Unterstellung antisemitischer Einstellungen in seiner Wirksamkeit längst abgelöst. Und dann springen die linken Ideologen, eigentlich in der Minderheit, einfach auf.

    Das ist ja nicht nur bei Architekturentwürfen so, sondern mittlerweile bei jedem gesellschaftlich-kulturellen Thema. Bei Romanen, bei Kabarett, bei Filmen, in der Malerei, im Journalismus, bis hin zu kleinen Alltagsabweichungen (Gastwirt vermietet einen Saal an die falschen Leute, Apotheke heißt nach "Mohren", Beamter hat im Anschreiben kein Gender-Sternchen verwendet usw.usf.). Wo ich aber Verständnisprobleme habe, ist die Trennung zwischen denen, die Vorwürfe erheben (in diesem Fall Architekten) und den "linken Ideologen", die nur als Trittbrettfahrer auf den Zug aufspringen würden. Existiert eine solche Trennung überhaupt? Sind nicht mittlerweile sämtliche Institutionen (Universitäten, Medien, Verbände usw.) von Ideologen durchsetzt? Wo macht man da die Unterscheidung? Und wer ist treibende Kraft, wer nur Trittbrettfahrer? Die (angeblich unideologischen, nur eitel-bösartigen) Architekten oder die (kühl-strategisch agierenden) Ideologen? Sofern es diese Unterscheidung überhaupt gibt...

  • Gibt es konkrete Beispiele, bei denen Architekten vor "hunderten von Jahren", die die Öffentlichkeit mit ihrer Arbeit nicht überzeugen konnten, die Architektur von Kollegen verunglimpft hätten?

    Der italienisch-österreichisch-polnisch-ukrainische Architekt Bernardo Merettini / Bernhard Merderer / Bernard Meretyn plante und errichtete seit 1739 die spätbarocke Georgs-Kathedrale in Lemberg (L'viv/Ukraine). Sein Bauherr, der griechisch-katholische Metropolit von Lemberg Lev Šeptyckij, war sehr zufrieden mit dem Bau, der laut Bauvertrag " iuxta formam moderni saeculi" errichtet werden sollte. Meretyn, der vermutlich in Böhmen sein Handwerk erlernt hatte, bediente sich einer Formensprache ähnlich des Radikalbarock der Dientzenhofer und Santini-Aichels.

    Dann kam Pierre Ricaud de Tirregaille. In einem Gutachten für den neuen Bischof Atanasij Šeptyckij, den Neffen und Nachfolger von Lev, kritisierte er den halbfertigen Rohbau und Meretyns Entwurf in Grund und Boden: so rückständig baue man ja in Paris schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Erschrocken warf der Bischof seinen Architekten heraus; dieser klagte sich vor Gericht in seinen Vertrag zurück, starb aber 1759, angeblich an gebrochenem Herzen.

  • Am berühmtesten sind wohl die Architektenstreite der Renaissance - beim Petersdom, zum Beispiel. Um Aufträge zu bekommen, machen Architekten schon immer - fast - alles.

    Aber die Frage ist schon, wie das über die Feuilletons hinaus in die breite Politik gerät.

  • Warum einige Architekten,Historiker und linke Initiativen ständig gegen Rekos insbesondere gegen die GK wettern ist ja nun bekannt und durchschaut,aber

    was mich mal näher interessieren würde,warum auch einige Christen "Christen ohne GK"allen voran der bekannte Pfarrer F.Schorlemmer so ablehnend der GK gegenüber stehen.Welche tieferen Hintergründe gibt es da?Auf diese Gegnerische Gruppe wurde noch gar nicht weiter eingegangen.Hat ein Forist eine Erklärung dafür?

  • @Heimdall
    Auch im barocken Dresden war sich ein Teil der Architektenschaft offenbar spinnefeind. Die Geschichte geht etwa so:

    Seit 1726 konnte unter der Leitung George Bährs die Frauenkirche errichtet werden; ein Bau der Dresdener Bürger, der unter enormem gestalterischen Einfluss des Hofes errichtet wurde.

    Vorausgegangen waren von 1722 bis 1726 zunächst langwierige Planänderungen durch die Interventionen der Hofarchitekten Longuelune und Knöffel. Vermutlich waren die Bürger über das "Reinreden" des katholischen Hofes in ihr Vorhaben nicht begeistert...

    1733 begann Bähr mit dem Bau der Steinkuppel der Frauenkirche (Planänderung aus Kostengründen, keine Holz-Kupfer-Kuppel).

    Ein Gutachten Chiaveris (des Architekten der Hofkirche, der wegen zuvor erstellter statischer Gutachten für die Kuppel des Petersdoms als Koryphäe galt) stellte die Standsicherheit der Kuppelkonstruktion der Frauenkirche in Frage. Chiaveri plädierte für den Abriss der fertigen Frauenkirchen-Kuppel, weil sie Setzungsrisse gezeigt hatte.

    An eine Errichtung der Laterne war nicht zu denken. G.B. bekam einen Baustopp und starb darüber 1738.

    Die Kuppel blieb stehen und erst 1741 baute man dann bis 1743 die Laterne fertig...

    Chiaveri leitete von 1736 bis 1749 den Bau der Hofkirche.

    Die Planungen und der Bau einer großen KATHOLISCHEN Kirche (man bedenke: mit 4.800 qm der GRÖSSTE Kirchenbau im protestantischen Sachsen überhaupt !) war natürlich ein Affront. Er erfolgte daher im protestantisch geprägten Dresden zunächst konspirativ. Der genaue Verwendungszweck für den Bau an der Augustusbrücke blieb zunächst geheim. Es war so auch kein Zufall, dass mit Chiaveri und überwiegend ausländischen Handwerkern gearbeitet wurde. (Das Italienische Dörfchen verdankt der ursprünglichen Handwerker-Ansiedlung im Bereich des heutigen Theaterplatzes - damals im Residenzbereich von der bürgerlichen Stadt abgetrennt - seinen Namen.)

    Ironie der Geschichte: 10 Jahre nach dem Baustopp der Frauenkirche wurde 1746 der Bau der Hofkirche für längere Zeit unterbrochen, weil Chiaveris Neider verbreitet hatten, die Wölbung des Schiffes drohe einzustürzen. Scharenweise verließen die Arbeiter den Bau. Erst als der Maler Anton Raphael Mengs mit seinem Vater Ismael das Gewölbe bestiegen und damit den Beweis seiner Festigkeit geliefert hatte, wurde der Bau fortgesetzt.

    Nachdem der Neid immer mehr zunahm, legte Chiaveri 1749 sein Amt nieder und kehrte nach Italien zurück.

    Johann Christoph Knöffel leitete bis zu seinem Tod 1752 Innenausbau und Errichtung des Chores. Die Kirche wurde 1751 geweiht.

    Bis 1756 vollendete Julius Heinrich Schwarze mit dem Turm Chiaveris Bau.

    Fazit:

    Missgunst, Neid und Verleumdungen, statt gemeinsames Arbeiten an einer Sache gab es wohl schon immer.