Potsdam - Garnisonkirche (die Diskussion um den Wiederaufbau)

  • Weil immer das Hitler- Argument für die Verhinderung des Wiederaufbaues herhalten muß: Wie oft war denn A.H. in der Kirche, täglich? Meines Wissens nur einmal.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Ich kann mir nicht vorstellen, daß bei der "Anhörung" Ende Januar nach den vielen Jahren ein neuer Aspekt zum Thema des Wiederaufbaus der Kirche auftaucht.

    Deshalb ist es auch bizarr, daß die Sozialisten der CDU vorwerfen vor der Anhörung ihre Postion zu beziehen, selbst aber schon vor Jahren gegen die Kirche waren. Die müssen denken, daß die Leser der Lokalzeitungen vollblöd und vergeßlich sind. Die Linke wird auch künftig gegen den Wiederaufbau sein und das ist ja auch ihr gutes Recht. Trotzdem haben sich nunmal SPD, CDU, Grüne, Bürgerbündnis und FDP damals entschlossen der Kirchenstiftung das Grundstück für den Wiederaufbau zu übertragen und mit dem B-Plan Nro 1 die baurechtlichen Voraussetzungen für die Rekonstruktion von Turm und Kirchenschiff zu schaffen. Das Baurecht gilt ja nach wie vor.

    Auch die 16.000 Unterschriften vor sechs Jahren (!) gegen die Kirche ändern daran bei derweil gut 120.000 stimmberechtigten Potsdamer Bürgern nichts. Die meisten Stadtpolitiker, auch Linke, haben begriffen, daß man gegen die Errichtung von religiösen Bauten keine Volksabstimungen machen sollte, weil man konsequenter Weise eine solche Abstimmungen auch gegen die Synagoge oder eine neue Moschee respektieren müsste. Das will niemand.

    Deshalb werden sich bei der "Anhörung" der SVV sicher nochmal wieder alle die Köpfe einrammeln aber in der Konsequenz wieder zur Vernunft zurückkehren, zumindest SPD, Grüne, CDU, FDP und Bürgerbündnis - und damit die übergröße Mehrheit der SVV.

  • Deshalb werden sich bei der "Anhörung" der SVV sicher nochmal wieder alle die Köpfe einrammeln aber in der Konsequenz wieder zur Vernunft zurückkehren

    Die Frage ist, wenn es so einfach ist, zur "Vernunft zurückzukehren", weshalb sich diese Politiker überhaupt erst auf Abwege der Vernunftlosigkeit begeben haben. Wenn die Antwort "Wahlkampfprofilierung" heißen sollte, würde das bedeuten, dass die Potsdamer Bürger in großer Zahl über kein Vernunftdenken verfügen. Oder dass zumindest viele Politiker sie für unvernünftig halten, was keine gute Meinung über ihre Wähler ist.

  • Nein, denn solche Positionierungen im Wahlkampf nehmen ja die Wahlkämpfenden vor und nicht die Wähler. Bei allen Umfragen ergab sich, daß die Garnisonkirchenfrage für nur 2 % der Wähler überhaupt für eine Wahlentscheidung von Belang ist. Zum Vergleich: Auf Platz 1 werden stets die Verkehrsthemen gesehen (für fast die Hälfte der Menschen von Relevanz). Danach kommen Fragen des Wohnungsbaus und der Bildungspolitik.

    Diese 2 % vermute ich bei der Linksaussen-Wählergruppe "die Anderen", die außer der Kirche und der FH überhaupt keine anderen Themen hatte und sich bei der letzten Kommunalwahl verdoppelt hat (von ca. 4 auf ca. 8 %). Diese erstarkende Truppe wollen SPD, Grüne und Linke wohl abfangen.

    Die Gruppe der Kirchenbefürworter hatte es schwer mit der Wahlentscheidung, wenn nicht andere Themen herangezogen wurden. Die CDU hatte ja die taktischen Spielchen der grünlinken Mehrheit mitgemacht und stand nun bei Konservativen blöd da. Wegen dieser irrlichternden Haltung - beileibe nicht nur beim Thema der Kirche - fiel die CDU auf 12 %. Deshalb sind Christ- und Freidemokraten in Potsdam in die Bedeutungslosigkeit gestürzt.

  • Oswalt ist familiär belastet. Der Vater war offenbar Widerstandskämpfer in der NS-Zeit und entging nur knapp einer Verurteilung durch den Volksgerichtshof. Das kompensierte Oswalt erst als Aktivist bei den "Grünen" und heute als Architektur-"Antifaschist".

    Dabei praktiziert er die typische Vorgehensweise dieser Leute: Es wird nach Dreck gesucht. Wer lange sucht, findet irgendetwas. Daraus lassen sich Verbindungslinien ziehen, ganz nach freiem Gusto. Und daraufhin kann man den Dreck dann auf Leute werfen, die man sozial vernichten möchte (womöglich in derzeitiger Ermangelung anderer Möglichkeiten).

    Dieses Vorgehen könnte man in ähnlichem Stil umdrehen. Z.B.:

    Die Leute, die sich gegen die Garnisonkirche wenden, halten an einer Entscheidung der SED fest. Die SED ist verantwortlich für politische Morde, Inhaftierungen, Mauertote und soziale Diskriminierung. Ergo zeigen die Gegner der Garnisonkirche eine unkritische bis apologetische Haltung zu den kommunistischen Verbrechen. Das Rechenzentrum, für dessen Erhalt sie streiten, wurde für den Volkseigenen Betrieb (VEB) „Maschinelles Rechnen“ errichtet. Die "Runde Ecke Leipzig" schreibt dazu: "Bereits seit Anfang der 1960er Jahre verwendete die Staatssicherheit die Rechentechnik des VEB „Maschinelles Rechnen Berlin“ für ihre Zwecke..." Ergo möchten die Gegner der Garnisonkirchen-Rekonstruktion zäh am Erbe der Stasi festhalten.

    (Etwa so funktioniert eine "Argumentation" vom Stile Philipp Oswalt und anderen gleicher Couleur.)

  • ...Eschenburg verteidigte auch, die Veranstaltung am Donnerstag trotz Einladung nicht besucht zu haben. Denn die Stiftung Garnisonkirche sei nicht zuständig für das der Stadt Potsdam gehörende Glockenspiel auf der Plantage. Zudem wolle man sich nicht immer wieder in die „rechte Ecke“ stellen lassen. Dass diese Befürchtung Eschenburgs nicht ganz unbegründet ist, bewies auf der Veranstaltung indes Lutz Boede von der Wählervereinigung Die Andere. Mit Blick auf die Herkunft von Spenden für den Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms behauptete Boede, die Garnisonkirche habe für jene Menschen eine Bedeutung, die in irgendeiner Weise in der Tradition des Nationalsozialismus stünden, „für alle anderen eher nicht“.


    Sehr klug von Herrn Eschenburg und auch verständlich, dass er sich von solchen nervenden Hysterikern wie Oswalt oder Boede nicht benutzen lässt, die permanent gegen den Wiederaufbau der Garnisonskirche hetzen, wie es zB auch ein Oswalt bereits beim Berliner Stadtschloss auch tat und zum Glück grandios damit scheiterte. Dasselbe prophezeihe ich diesen umstrittenen Typen auch diesmal wieder, aber anscheindend lernen sie nicht aus ihren immer gleichen Fehlern. Aber eigentlich egal und fast schon Zeitverschwendung immer die gleiche fade Leier...ich freue mich schon auf die Garnisonkirche und deren wichtige Rückkehr ins Stadtbild! Das ist das einzige, was am Ende des Tages zählt und das ist gut so.

  • Zitat von PNN

    "Der Evangelische Kirchenkreis Potsdam spricht sich gegen ein originalgetreues Kirchenschiff aus. „Einen historisierenden Wiederaufbau des ehemaligen Kirchenschiffes kann sich der Kreiskirchenrat nicht vorstellen“, heißt es in der Stellungnahme des Kirchenkreises, der mehr als 20 000 Christen vertritt."

    Wie wäre es, wenn man die mittlerweile leider nur noch beschauliche Anzahl der "20.000 Christen" einmal abstimmen lässt :wink: (vielleicht würde sich dann analog wie bei der Frauenkirche auch wieder eine prosperierende, neue Kirchengemeinde bilden).

    => Alle Argumente abwegen und dann abstimmen lassen - möge das bessere Argument gewinnen und so sei es dann auch. Ach, ich vergaß, wir sind leider nicht in der Schweiz...dabei wäre es so logisch und so einfach.

    Aber die Evangelische Kirche in Potsdam geht aber lieber den Weg der Abwicklung a la Siebenbürgen. Gottvertrauen geht anders! Wenn die Evangelische Kirche SO weitermacht, dann schrumpft die Kirchengemeinde bis zur Fertigstellung des Kirchturms dermaßen, dass sogar die Klein-Glienecker Kapelle ausreichen wird, bis auch diese in Folge rasch zu groß sein wird :kopfschuetteln:.

  • Jetzt läuft gleich ein Livestream der Außerordentlichen Sitzung des Hauptausschusses zum Anhörungsverfahren Garnisonkirche.

    "Am Freitag, 24. Januar 2020, findet ab 17 Uhr die Außerordentliche Sitzung des Hauptausschusses zum Anhörungsverfahren Garnisonkirche statt. Verfolgen Sie die Sitzung hier im Livestream. Das Video der öffentlichen Sitzung wird nach wenigen Tagen im Videoarchiv auf potsdam.de zur Verfügung gestellt."

    Beauty matters!

  • Ich habe mir die Diskussion angetan. Aus meiner Sicht hat sich inhaltlich nichts Neues ergeben, wobei die zahlreichen linken Trüppchen reichlich Zeit und Raum hatten um wieder mal ihren altbekannten Mythen rauszuposauen. Wie zu erwarten wurde wieder nach allen Regeln der Kunst die Nazi-Keule gegen die Garnisonkirche geschwungen, begleitet von lupenreiner Gendersprache. Und Herr Boede von den "Anderen" kaute die ganze Zeit penetrant Kaugummi, ein wirklich würdiger Stadtvertreter. Apropos Statements von den "Anderen": der Vorschlag den Kirchturm bis zu Spitze mit Efeu bewachsen zu lassen war eindeutig die Nummer Eins unter den verrücktesten Beiträgen dieses Abends. :augenrollen:

    Die eigentlich wichtigste Frage hingegen, die Frage nach der Schönheit der Kirche und der Notwendigkeit einer Stadtreparatur wurde nur von "Mitteschön" und auch nur am Rande thematisiert. Allein schon deshalb war mir die Diskussion viel zu einseitig.

  • Ich bin sehr froh das Mitglieder aus dem Forum solche Veranstaltungen besuchen.

    Auch wenn man merkt, dass nach der 400. Diskussion zwischen Kritikern und Befürwortern schon alle Argumente ausgetauscht sind, ist es wichtig das solchen Veranstaltungen besucht werden. Es soll nicht nur immer die Meinung der Kritiker in der Zeitung abgebildet werden sondern auch mal die Meinungen der Befürworter.

    Wenn dann Mitteschön oder die Stiftung Garnisonkirche mal so einer Veranstaltung fern bleibt, ist es auch nicht schlimm.

    @ Maecenas: durfte man als Zuhörer auch seine Meinung äußern oder ist auf solchen Veranstaltungen so etwas nicht erwünscht?

  • Ja Maecenas,dieser Diskussionsabend hat beide Seiten in keinster Weise näher gebracht.Wenn die Sichtweisen so extrem Gegensätzlich zur GK sind,kann es niemals zu einem Konsens kommen.Es war für den OB und Stiftung mit dieser verhärteten linken Gegnerschaft mit Sicherheit ein Zeitverschwendender Abend.

    Mein Eindruck,der politische Kampf von extrem Links wird auf die GK und die bauliche Entwicklung der Potsdamer Mitte projiziert.Ja,wenn es um die GK und Potsdamer Mitte geht sind die SED,PDS,Linken seit der Wende wieder BESONDERS auffällig aktiv in der Stadt.

    Wie soll die Stiftung auf die Gegner reagieren wenn sie gesagt bekommt,Auflösung der Kirchenstiftung,die Stiftung müsse ihr Grundstück für das Schiff an die Stadt zurückgeben und Baustopp für den Turm und es dürfe nur einen Turmstumpf geben.Muss und kann man mit solchen Gegnern überhaupt noch reden?Herr OB zeigen Sie diesen Leuten (Provokateuren)gegenüber endlich mehr Courage!Denn Potsdam ist nicht nur die GK.

  • Meister Lampe,Fragen aus dem Publikum waren nicht erlaubt,nur die Stadtverordneten hatten Fragerecht.,,Es geht ums zuhören" so der OB.

    Wenn noch das Publikum Fragen gestellt hätte wäre es ein noch Emotionsgeladenerer Abend geworden.

  • @ Maecenas: durfte man als Zuhörer auch seine Meinung äußern oder ist auf solchen Veranstaltungen so etwas nicht erwünscht?

    Nein, das war nicht möglich. Die Veranstaltung bestand im Prinzip aus zwei Teilen. Im ersten Teil durften sämtliche Gruppen, die es danach dürstete zum Thema ihren Senf abgeben (in einem Statement von je fünf Minuten). Gefühlt waren zwanzig Prozent pro Garnisonkirche ("Mitteschön", Stiftung GK), der Rest mehr oder weniger dagegen. Argumentativ am harmlosesten war die EKD, die das Kirchenschiff nicht wieder aufbauen will und für einen sichtbaren "Bruch" plädierte. Im Reigen der radikalen Gegner taten sich besonders die "Anderen" hervor (den bösen Nazi-Turm schnellstens mit Efeu beranken) sowie der "Verein gegen antimilitaristische Traditionen in Potsdam", dessen Sprecher einen Baustopp bzw. den Abriss des bereits begonnenen Turms forderte. Auch unglaublich tiefsinnige Geschichtsanalysen waren in diesem Kotext zu hören, "Alle Kriegen Preußens wurden dort vorbereitet und verherrlicht."

    Im zweiten Teil der Veranstaltung durften die Fraktionen des Potsdamer Stadtparlaments den Protagonisten des ersten Teils Fragen stellen. Auch hier hielt sich der Erkenntnisgewinn insgesamt stark in Grenzen. Und der krampfhafte Wunsch des OB einen "Kompromiss" (was auch immer das in diesem Kontext sein soll..) zu finden ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, das haben die lokalen Berufsrevolutionäre wieder einmal mehr als eindrücklich verdeutlicht.

    Insgesamt brachte die Veranstaltung "wenig Neues", wie es mein Erzfreund Henri Kramer von der PNN treffend zusammenfasst.

  • Ja Maecenas,dieser Diskussionsabend hat beide Seiten in keinster Weise näher gebracht.Wenn die Sichtweisen so extrem Gegensätzlich zur GK sind,kann es niemals zu einem Konsens kommen.

    Bezüglich anderen "populistischen Vereinigungen" hätt es da wohl wesentlich deutlichere Reaktionen gegeben, ich frage mich allen Ernstes. warum der linksradikale Rand der Gesellschaft derart mit Glace´handschuhen angefaßt wird? %-)

  • Ich habe mir die Diskussion angetan.

    Angetan trifft es gut. Ich hatte danach das gleiche Gefühl, wie nach einer vermasselten Klausur, wo man noch hofft, paar Punkte geschafft zu haben, aber eigentlich weiß man tief Innern, dass es nicht ausreicht.

    Frau Barbara Küster hat sich tapfer geschlagen. Leider kam sie nicht oft zu Wort. Sie war die einzige, die sich für einen historischen Wiederaufbau aussprach und auch brachte sie das Argument Schönheit ins Spiel, wenn auch nur kurz am Rande.

    Den Rest ist kaum erwähnenswert. Mit Architektur und Stadtplanung hatte die Diskussion nichts, rein gar nichts zu tun.

    Der einen Seite ging es um Versöhnung, Dialog und Versöhnung.“ Jetzt wird erstmal Turm gebaut und dann vielleicht das Kirchenschiff, vielleicht auch nicht. Es fiel Herrn Eschenberg (aus der Stiftung) mehrmals auf die Füße, dass sie kein architektonisches inhaltliches Konzept hatten.

    Die andere Seite wusste genau was sie wollte, nämlich einen Bruch am Turm, , Preußen muss weh tun, sofortiger Baustopp mit Efeuanpflanzung und irgendwas mit Wasser (?), außerdem wäre durch den Wiederaufbau die geschichtliche Aufarbeitung komplett inkorrekt, und die Deutschen kämen noch dazu, sich mit der Kirche symbolisch in eine Opferrolle zu begeben. Dazu noch Schlagwörter „Denkmal der Täter“, Symbol des Militarismus von 1872-1945.

    Ja, OberstMadig was ist nur in diesem Land passiert, dass Architektur so negativ politisiert ist? Hier die facebook-Seite von Mitteschön. Es muss ja nicht gerade angenehm gewesen sein, neben aufgeladenen Leuten zu sitzen, die mit solchen Slogans "Mitteschön,halt das Maul" in den Hauptausschuss gehen. Das ist unseriös!

    Beauty matters!

  • Ja, OberstMadig was ist nur in diesem Land passiert, dass Architektur so negativ politisiert ist? Hier die facebook-Seite von Mitteschön. Es muss ja nicht gerade angenehm gewesen sein, neben aufgeladenen Leuten zu sitzen, die mit solchen Slogans "Mitteschön,halt das Maul" in den Hauptausschuss gehen. Das ist unseriös!

    Die Ergebnisse der Umfrage sprechen eine andere Sprache.

    https://www.facebook.com/photo.php?fbid…3&theater&ifg=1

    Aber das stört bekannte Kreise nicht.