Potsdam - Garnisonkirche (die Diskussion um den Wiederaufbau)

  • Durch die Neuaufteilung bin ich endlich einmal zum Anfang des Fadens vorgedrungen. Es ist tatsächlich fast alles Notwendige schon gesagt worden. Gegner und Befürworter werden recht gut definiert. Aber die Grenzen sind zu unscharf gezogen. Sie gehen in der Realität quer durch die offenen politischen Bekenntnisse. Gerade im hochlukrativen Bauwesen sagen nur die am ganz äußeren Rand aus rein ideologischen Gründen die Wahrheit. Begriffe, wie alte Seilschaften oder Filz sind heute abgegriffen und nicht mehr brauchbar. Aber wenn mir jemand gesagt hätte, dass 30 Jahre nach dem Mauerfall in Potsdam rot-rot-halbrot ansteht, so hätte ich etwas komisch geschaut. Ich bleibe lieber bei meinem lokalen Leisten, wo mir niemand ein x für ein u vormachen kann. Ungeachtet dessen wünsche ich dem Projekt Garnisonkirche viel Erfolg!

  • ^^Sind auch keine Partei, darauf besteht die Truppe penibel, sondern eine Wählergruppe.

    Immerhin aber haben die Anderen bloß noch einen Sitz weniger als die CDU - und dadurch daß der Vertreter der "Partei" da auch mitmacht sind sie sogar gleichstark. Und das bei 56 Sitzen (plus Stimme des OB) insgesamt (s.u.).

    Das liegt daran, daß die Linken unter HJ Scharfenberg bis dato immer pragmatisch waren und selbst der Rekonstruktion des Stadtschlosses gegen einen Kuhhandel von ein paar Sozialeinrichtungen für die Plattenbautenareale zugestimmt haben. So wurde Platz für standfeste Ideologen auf der linken Seite - das nährt die Anderen. Die Combo hat nicht mal der Rettung des Minsk durch Plattner zugestimmt, weil man generell gegen Grundstücksgeschäfte ist.

  • PNN von heute, 01.07.2019

    "Die Resolution der Martin-Niemöller-Stiftung gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche ist beim Deutschen Evangelischen Kirchentag durchgefallen."

    "...hatte sich die Niemöller-Stiftung in der Resolution abermals gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche gewandt und eine Einstellung des Projekts gefordert. Unter anderem wollte die Stiftung die Einstellung der Bundesförderung in Höhe von zwölf Millionen Euro sowie eine Rückgabe der bereits geflossenen Spenden und Kirchenkredite für den Wiederaufbau erreichen."

    Ich habe das mit tiefer Befriedigung zur Kenntnis genommen...

  • Neulich habe ich mal mit einigen Künstlern im Rechenzentrum gesprochen. Die schienen nicht sonderlich an der Kiste zu hängen (bis auf die günstigen Mieten und die Lage, das wars auch) und waren dem Garnisonkirchen-Wiederaufbau durchaus positiv gegenüber gestimmt. Da war ich doch recht erstaunt, muss ich sagen. :)

  • Das ist ja mal was erfreuliches Ihr Eindruck von den Gesprächen aus dem RZ Erbse.Da gibt es doch einige Künstler aus dem RZ mit denen man noch Sachlich und Vernünftig über die ganze Sache reden kann und die nicht zum bornierten linken Boede/Tomszak Lager anscheinend gehören. :)

  • Von den Nutzern des Rechenzentrums sind der große Teil nicht an Politik interessiert. Das wird zwar fortwährend insinuiert - ist aber anders. Aus der Nutzerschaft gibt es sogar eine Initiative den Langen Stall wieder aufzubauen und als Künstlerzentrum zu nutzen: http://architektur-potsdam.de/.

    Der Verein für die freundliche Übernahme des Rechenzentrums (https://rz-potsdam.de/cms/verein/) ist der Kopf hinter der politischen Orientierung. Hier wird fortwährend versucht im RZ auch politische Initiativen unterzubringen.


    Die Ausschreibung für das neue Kunst- und Kulturzentrum (KKW) (die Stadt kennt sinnige Abkürzungen) ist bis zum 30.9.2019 verlängert wurden. Dann wird sich erweisen ob es überhaupt jemand gibt der die vielen Wunschvorstellungen der Stadt zur Neubebauung des Areals der ehem. Feuerwache überhaupt erfüllen will.

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) und die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) berichten übereinstimmend in ihren Ausgaben vom 19.08.2019, dass zwei Petitionen gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche gestarten worden sind. Gefordert werden unter anderem der Abriss des derzeitigen Glockenspiels und der Stopp der Finanzierung durch Steuergelder.

    https://www.pnn.de/potsdam/umdenk…e/24919018.html

    https://www.maz-online.de/Brandenburg/Wi…ordern-Umdenken

    Es wird immer grotesker... :gehtsnoch:

  • Das ist nicht grotesk, wenn man sich einige der Unterzeichner anschaut. Z.B. der altlinke SPD-Plakatgestalter Klaus Staeck, der ideologische Rekonstruktionsgegner Philipp Oswalt, der Beton-Freund Peter Kulka oder Manfred Gailus vom Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, der mit "Studien zur nationalsozialistischen Durchdringung des protestantischen Sozialmilieus in Berlin" habilitiert hat. Dann noch - unvermeidlich - Micha Brumlik und die ehemalige Stasi-Zuträgerin Anetta Kahana von der Amadeu Antonio Stiftung. Das sind großenteils Vertreter eines ganz bestimmten politischen Milieus, also harte ideologische Gegner des Projekts, denen das zeitgeistige Entgegenkommen der linksprotestantischen Kirche nicht ausreicht. Für sie ist der Garnisonkirchenturm ein Symbol für "Normalität", die es in Deutschland nicht geben dürfe. Schön, dass sie ihr Betätigungsobjekt gefunden haben. Die Zeit (auch der demographische Faktor) wird aber über sie hinweggehen.

  • Hab's mir angehört. Puh... Es fielen Dinge wie: "rechtsradikales Preußentum", "nationalistisches und rückwärtsgewandtes Identifikationsobjekt", "Ort der Verherrlichung des Völkermordes an den Herero", "Der Turm hat rechtsradikale Widmungen in sich".

  • Wer sich mit der linksextremen Kahane einer Amadeu Antonio Stiftung ins Bett legt - erinnert Euch, dass ist die ehemalige Stasi-Tante, die zusammen mit der mutmaßlichen Dissertationsfälscherin Giffey die zweifelhafte Elternspitzelbroschüre herausgab, wo es dann sogar und im letzten Moment sogar glaublich dann eine Empfehlung zur Nichtverteilung bei Behörden gab :) - der darf sich nicht wundern, wenn man nicht für voll genommen wird. Dass sich ein Herr Oswalt oder Kulka mit so etwas abgibt bzw sogar Seite an Seite steht, das wundert mich trotzdem. Jeder ist aber selbst dafür verantwortlich, wie er sich bekleckert.

    Wie auch immer, aber damit demontieren sich diese Leute eh nur selbst. Ich nehme es zum Anlass und spende gleich wieder 100 €! Ist diese Peinlichkeit wenigstens doch für etwas gut gewesen ;-))))!

  • Danke Dir. Leider versäumen die Öffentlich Rechtlichen, diesen schweren Anschuldigungen nachzugehen. Da ich mich mit der Garnisonkirche nie ernsthaft befasst habe, fühle ich mich nach dem Interview nicht klüger.

    Beauty matters!

  • Ein Artikel heute in der FAZ widerlegt die Argumente der Gegner des Wiederaufbaus und der Gestaltung der Rekonstruktion der Garnisonkirche und des Turms meiner Meinung nach überzeugend:

    https://edition.faz.net/faz-edition/fe…d2001b4?GEPC=s9

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Der Deutschlandfunk wird im Kulturteil immer problemtischer. Ausgewogene Berichterstattung ist das lange nicht mehr.

    Kilb, mit dem ich sonst selten einer Ansicht bin, hat in seinem Kommtar völlig recht: die Sache mit Preußen ist den Autoren der Petition "einfach zu kompliziert". Da ist es einfacher, der Goebbels-Propaganda nachzugeben (die Kirche war der Geburtsort des Dritten Reiches") und der Ulbricht-Propagande gleich mit, die Goebbels wiederholt und Preußen schlicht alles Üble der Weltgeschichte außer Hagelschlag und Pestilenz zuschreibt.

    Aber es fehlen noch ein paar Dinge: erstens fordert die Petition einen Wechsel der Trägerschaft, weil die Stiftung zu rechtslastig sei. Die Evanglische Kirche Berlin-Brandenburg mit SPD-Mitglied und Altbischof Huber sowie die Stiftungsleitung mit dem SPD-Mitglied Wieland Eschenburg als rechtslastig zu diffamieren ist absurd: dann müssten Matthias Platzeck und Manfred Stolpe gleich aus der SPD geschmissen werden.

    Und die Trophäen, also die Arrangements von Beutewaffen, sind Friedenszeichen. Trophäen wurden im Altertum nach Schlachten auf dem jeweiligen Schlachtfeld aus den Beutewaffen der Besiegten errichtet. Sie zeigten den Gewinner der Schlacht an und waren heilig - die Beseitigung verboten. Der Hintergrund war stets, daß die blutige Entscheidung von Dauer sein möge. Wer sowas für "Kriegsverherrlichung" hält muß sich auf gegen die Feuerwehräxte auf manchem T-Shirt und gegen so manche Ritterrüstung in Wappen von Städten und Gemeinden wehren.