Potsdam - Garnisonkirche (die Diskussion um den Wiederaufbau)

  • Ein neuer Strang wäre vielleicht zu diesem Thema sinnvoll.Vielleicht unter dem Titel"Potsdamer Geschichte"?
    Aber Moscheen haben meiner Meinung nach herzlich wenig etwas mit der aktuellen Gegnerschaft der GK zu tun.

    Doch. Egal, ob Gebetssaal oder Gebetszimmer- die von den Gegnern angefeindeten Preußen übten in Potsdam Toleranz. Mehr, als die Gegner üben würden. Mehr gibt diese Geschichte aber nicht her.

  • "Elbegeist", ohne auf das Thema näher eingehen zu wollen. Wenn Du Behauptungen in den Raum stellst, die andere nicht wissen oder gar anzweifeln, ist es immer gut, dazu einen Link zu liefern.

    Du weißt nicht, wie das Setzen eines Links funktioniert? Du nimmst die Adresse der Webseite in der Adresszeile, markierst sie mit der Mouse (linke Taste markieren, rechte Taste kopieren). Dann setzt Du die Adresse in Dein Posting. Dann markierst Du diese wieder, klickst im Posting oben rechts das Ketten-Symbol an und fügst die Linkadresse dort nochmals ein.

    So, und hier der Link, auf den Du Dich beziehst:
    https://www.tagesspiegel.de/kultur/deutsch…n/21116266.html

    Ich hoffe, damit ist dieser Exkurs beendet.

  • Danke. Ich wollte keinen Link setzen, weil es unterschiedliche Meinungen dazu gab. Fakt bleibt, dass es eine bauliche Einrichtung nahe der Garnisonskirche gab, die Toleranz verkörperte und unseren Gegnern (Thema!) nicht in den Kram passen dürfte.

  • Nun hat Mitteschön mit eigenen Vorschlägen auf die "Brücheforderungen" der "Gutmenschen" reagiert. Und ich finde diese Ideen hervorragend! Und es sind ganz sicher nicht nur die "vielen Sitzplätze", die die Stadt gewinnen würde... :thumbup:

    Hier nachzulesen bei den PNN von 16.10.19:

    "Eigentlich soll das Kirchenschiff der Garnisonkirche ein modernes Antlitz bekommen. Doch Mitteschön will eine historische Konstruktion - und argumentiert mit den vielen Sitzplätzen, die entstehen würden."

  • Zitat aus dem Artikel:

    "Bereits die evangelische Kirche hatte ihren Millionenkredit für den Turmbau mit der Forderung verknüpft, dass am Kirchenschiff der Bruch mit der Geschichte architektonisch klar erkennbar sein müsse."

    Man kann nur den Kopf schütteln. Wenig verwunderlich, dass die EKD seit 2004 etwa 18% ihrer Mitglieder verloren hat. Bei den Katholiken waren es etwa 10%.

  • @ Platz: die Frage ist, wie weit der "Bruch der Geschichte" am Kirchenschiff erkennbar muss. Sollte am Kirchenschiff außen, Wappen und Inschriften vorhanden gewesen sein, kann man darüber nachdenken diese wegzulassen.

    Ein Kirchenschiff von Egon Eiermann, wie es in Berlin neben dem Mahnmal der Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche steht, lehne ich als Kirchenschiff ab.

  • "Bereits die evangelische Kirche hatte ihren Millionenkredit für den Turmbau mit der Forderung verknüpft, dass am Kirchenschiff der Bruch mit der Geschichte architektonisch klar erkennbar sein müsse."


    Vielleicht kann man ja parallel Spenden sammeln, damit man der EK dann das Geld wieder zurückzahlt, um dann das historisch korrekte Kirchenschiff zu rekonstruieren für das auch gut und gerne gespendet werden wird (im krassen Gegensatz zu einer "Bruch"bude, die nur ideologisch und nur von einer Minderheit gewünscht wird und für die kaum jemand spenden wird, zumal in ein paar Jahrzehnten auch kein realer Bedarf nach Brüchen sein wird).

    Die Idee von Mitteschön íst bitteschön sehr angenöhm! Wenn der Garnisonskirchenturm einmal in voller Pracht einmal strahlen wird, dann werden auch die Stimmen der Brüchler abbrechen...auch bei der Frauenkirche in DD wollten manche Ewiggestrige, dass man sie modern wiederaufbaut. Ist halt wie nach jedem Krieg...nachher sind alle Generäle.

    2 Mal editiert, zuletzt von Exilwiener (18. Oktober 2019 um 15:25)

  • Oh nein,mit dem GK Schiff (ob Modern oder Historisch)bahnt sich schon wieder in Potsdam eine langwierige und emotionale Diskussion an.(War ja aber voraussehbar.)Aber jetzt stoßen auch noch Meinungen von den Leuten neben den GK Gegenern in die Diskussion dazu,die bisher nur den Turm aber nicht das Schiff sich historisch wünschen.Dadurch wird es eine besonders schwierige Diskussion werden.

  • Auf der Homepage von "Mitteschön" kann man die Vorschläge zur Gestaltung und Nutzung des Kirchenschiffs der Garnisonkirche nachlesen.

    "Mitteschön hat den Vorschlag des Oberbürgermeisters, im Kirchenschiff ein internationales Jugendzentrum zu errichten, zur Kenntnis genommen und versteht seinen Vorstoß als Anregung, die Diskussion zur Nutzung und Form zu eröffnen. "

    Jeder Interessierte sollte sich diese hoch interessanten Vorschläge mal in aller Ruhe durchlesen.

    Als Fazit wird genannt:
    "So würde die Garnisonkirche genauso wie das Stadtsschloss unser Stadtbild enorm bereichern.
    Sie würde Kultur befördern, Touristen in unsere Stadt locken und damit Geld in die Stadtkasse spülen.
    Sie würde vor allem durch menschliche Begegnungen im Kleinen wie im Großen das Verständnis füreinander befördern."

  • https://www.pnn.de/potsdam/kommen…s/25124418.html
    Der Kommentar von Katharina Wiechers legt ganz schön polemisch vor:

    "Erst ein architektonischer Bruch würde doch zum Nachdenken und Nachfragen anregen. Doch womöglich ist das von den Mitteschön-Vertretern gar nicht gewollt."


    Persönlich verstehe ich gar nicht, warum man künstliche Brüche wollen kann. Wofür?

    "Wie soll man bei einer Kirche, die aussieht, als stünde sie seit dem 18. Jahrhundert an dieser Stelle, etwas über die Nazi-Vergangenheit lernen?"

    Wieso soll man in einer Kirche das lernen? Wenn man nicht reflexartig der Nazipropaganda vom "Tag von Postdam" zum Opfer fallen würde, könnte man einfach über die Kirche reden, denn nur um das stadtbildprägende Bauwerk geht es, nicht den ideologischen Popanz.

  • Ich halte mich heute im Wesentlichen aus politischen Diskussionen raus, da ich beruflich und aus anderer Erfahrung oft erfahren musste, dass manche Persönlichkeiten aus Parteitaktik und Profilierungssucht öffentlich Meinungen vertreten haben, von denen sie sich jedoch unter den Bedingungen der Schweigepflicht oder unter erheblichem Alkoholeinfluss deutlich distanzierten.
    Leider verbietet es sich mir Ross und Reiter zu nennen.
    Nur gibt das auch zu diesem Thema zu denken, inwieweit die in der Öffentlichkeit stehenden Charaktere und Meinungsbildner, wohlgemeint aus allen Lagern, Gegner wie Befürworter, uneigennützig ihre Meinung vertreten.
    Das ganze krankt eindeutig an der manifestierten ideologischen Überfrachtung dieses Bauwerks.
    Mein Appell: Kann man nicht die Kirche, einfach Kirche sein lassen!

  • Ganz Deutschland ist ein großer architektonischer Bruch. Da braucht man nicht noch künstlich kleine zusätzliche Brüche schaffen.

    Du benennst etwas ganz Wesentliches, dass nämlich Deutschland per se ein Bruch ist: Architektonisch und vor allem gesellschaftlich, wie er derzeit in keinem Land Europas so dermaßen existiert und so als wenn zwei Kontinentalplatten auseinanderdriften.

    An dieser Stelle sollte man nur noch das Verbindende suchen und fördern, aber genau dazu sind die derzeitigen Politikerdarsteller leider Gottes nicht im Stande, eher das Gegenteil ist der Fall.

    Hier wäre es bzw sollte es sein, dass man die übelsten Zeiten deutscher Geschichte (Nationalsozialismus und Kommunismus) als common sense so benennen sollte, was es genau war und an die Zeit bzw die gemeinsame Geschichte davor anknüpfen sollte, bevor es zu all diesen verheerenden Brüchen kam! Wir brauchen bei Gott keine Brüche mehr, denn wir sehen doch tagtäglich bereits wohin uns alle diese Brüche führen...zum Erbrechen förmlich und wortwörtlich! Wir brauchen nur noch das Gemeinsame und nur dann kann es mit diesem Land gesellschaftlich, wirtschaftlich und auch architektonisch wieder gut werden.

    Das aktuelle Verständnis "divide et impera" ("Teile und herrsche") ist hier der absolut falsche Weg und wird den Bruch in jeglicher Hinsicht noch verschärfen! Nur mit "viribus unitis" ("Mit vereinten Kräften" - war nicht umsonst der Wahlspruch unseres seeligen österreichischen Kaisers Franz Joseph) kann die - deutsche - Welt genesen. Der Wiederaufbau der Frauenkirche in DD war hier so eine versöhnliche, gebaute Geste. Die wiederaufgebaute Garnisonskirche kann und wird dies auch werden, wenn man es zulässt und Vernunft einziehen lässt. Brüche braucht es definitiv keine mehr! Es bedarf nur noch eines gemeinsamen Aufbruchs!

  • Dieser Tage hatte ich ein sehr interessantes und Horizont erweiterndes Gespräch mit einem Leipziger mit dem ich mich auch über den Wiederaufbau bzw das Gegenteil am Beispiel Paulskirche/Universitätskirche und über den aktuellen Wiederaufbau der Garnisonskirche sprach:

    Nämlicher Leipziger hat mir erzählt, dass die Linken vor allem deswegen ein Problem mit der Kirche bzw noch mehr mit wiederaufzubauenden Kirchen haben, weil man den Kirchen noch immer übel nimmt bzw nachtragend ist, dass die Revolution von 1989 gegen das linke Verbrecherregime vor allem von den Kirchengemeinden ausging! Dieser Aspekt, der vielen hier vermutlich schon länger bewußt war, macht so manche Geschehnisse rund um die Kirchenrekonstruktionen für mich nun verständlicher. Dieser Aspekt wird aber - aus meiner Sicht - von den Befürwortern des Wiederaufbaus zu wenig thematisiert. Ein Wiederaufbau der kompletten Garnisonskirche würde demnach die Demokratie sogar stärken, denn es würde sich hier wieder - analog zur Fraunenkirche in DD - eine neue, starke chrstliche Gemeinde bilden, die gegen Unrecht wieder aufstehen würde (wie schon 1944, 1953 und 1989)! Kein Wunder demnach, dass die Linke so vehement dagegen opononiert und auch vor Anschlägen auf die Baustelle nicht halt macht.

  • Du benennst etwas ganz Wesentliches, dass nämlich Deutschland per se ein Bruch ist: Architektonisch und vor allem gesellschaftlich, wie er derzeit in keinem Land Europas so dermaßen existiert und so als wenn zwei Kontinentalplatten auseinanderdriften.

    Zum architektonischen Teil Zustimmung. Zur behaupteten gesellschaftlichen Spaltung: ausdrücklich keine Zustimmung.

    Der gesellschaftliche Bruch zeigt sich in fast allen anderen europäischen Ländern (außer evtl. Skandinavien, Schweiz und Benelux) wesentlich tiefer und ausgeprägter. Deutschland, v.a. Westdeutschland ist dagegen ein Wunder an Konfliktarmut und Dialogbereitschaft, auch wenn das vielen ein Dorn im Auge sein dürfte. Ich sehe gesellschaftliche Spaltungen in grob zwei Hälften inkl. einem massiven Lagerdenken eher in den USA, dem VK, in Polen und Italien inkl. der gefährlichen Verrohung der politischen Sprache ("enemies of the people", "Volksfahrräder"). Selbst in Österreich ist diese Spaltung in "die" (je nach eigener Position also entweder zurückgebliebene, rechtskonservative häufig eher auf dem Land lebende Bevölkerung und linksgrünökostalinistische, häufig eher in Großstädten lebende Bevölkerung) vs. "wir" (umgekehrt) stärker ausgeprägt als in Westdeutschland. Die Polarisierung ist in Ostdeutschland allerdings in der Tat wesentlich ausgeprägter mit einer massiven Erosion der politischen Mitte. Fahrten in den Osten sind für mich immer Reisen in die 1980er Jahre im Westen mit dieser im Stadtbild noch sehr präsenten, linken Großstadtszene etwa in Leipzig oder Dresden und umgekehrt der häufigen Begegnung mit Neonazis oder rechten Hooligans z.B. im öffentlichen Nahverkehr.

    Nein, da gehe ich nicht mit. Ich halte gerade die westdeutsche Gesellschaft für ziemlich ausgeglichen und wenig gespalten, was differenzierte Meinungen zu kontroversen Themen wie Migration, Klimawandel etc. nicht ausschließt.

  • Mal wieder ein simpler Moderationshinweis: Zurück zum Thema! Eine Debatte, welche Gesellschaften entlang welcher Linien gespalten sind, wird hier sofort beendet werden.

  • Ein neuer Strang wäre vielleicht zu diesem Thema sinnvoll.Vielleicht unter dem Titel"Potsdamer Geschichte"?
    Aber Moscheen haben meiner Meinung nach herzlich wenig etwas mit der aktuellen Gegnerschaft der GK zu tun.

    Friedrich Wilhelm I., der Erbauer der Garnisonkirche, hat im Jahr 1731 (überprüfen, andere Quellen 1739) für insgesamt 20 Lange Kerls aus der Türkei im Militärwaisenhaus am Langen Stall einen Saal als Moschee eingerichtet. Zumeist als "Königliches Dekret zu Potsdam" oder so beschrieben. Dort waren die Langen Kerls untergebracht.

    Man könnte also von einer Garnisonsmoschee sprechen. Ich persönlich hätte nichts dagegen einzuwenden die Garnisonkirche als Moschee zu nutzen. Nun hat aber die evangelische Kirche schon die Schirmherrschaft übernommen.

    Man könnte den Langen Stall als Moschee wiederaufbauen. Direkt neben der Garnisonkirche. Vielleicht auch Verbindungen schaffen. Außerdem die Plantage bis an die Breite Straße wiederherstellen.