Potsdam - Garnisonkirche (die Diskussion um den Wiederaufbau)

  • Der historische Turm der Garnisonkirche sah so aus:


    Potsdam, Turm der Garnisonkirche, etwa 1928-1944 (Foto: Max Baur, Bundesarchiv, Bild 170-122, CC-BY-SA-3.0)

    Dass mit den radikalen Preußenhassern kein Kompromiss möglich ist, sollte jedem klar sein. Ich denke, das weiß auch der Oberbürgermeister. Ich sehe ihn eher bei den Gegnern. Traurig, traurig! Denn alles, was Potsdam diesen besonderen Reiz verleiht, hängt doch irgendwie mit Preußen zusammen.

    Was den Vandalismus betrifft, meine ich, dass @Elbegeist recht hat. Hier könnte es mehrere Ursachen geben. Verabscheuungswürdig ist jede. Auch die Schlösserstiftung hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Vandalismusschäden zu beklagen.

  • Zitat von Rastrelli

    Denn alles, was Potsdam diesen besonderen Reiz verleiht, hängt doch irgendwie mit Preußen zusammen.

    Besser kann man das eigentlich nicht zusammenfassen! Dieser Satz transportiert alles.

    Mitteschön, bitte mitlesen, aufschreiben und OB Schubert bei der öffentlichen Anhörung (ist ja auch irgendwie preußisch:-)) mitgeben!

  • Der Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) versucht, Gegner und Befürworter des Wiederaufbau der Garnisonkirche an einen Tisch zu bringen. Die Anhörung von Gegnern und Befürwortern hat noch nicht einmal stattgefunden da wird der Oberbürgermeister schon kritisiert.

    Nein, dieses Mal ist es nicht "Christen ohne Garnisonkirche", "Omas gegen Rechts", "die Fraktion die Andere", "Potsdam ohne Garnisonkirche","Lutz Boede & Co.", "Martin- Niemöller- Stiftung", nein dieses Mal ist es der "Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen".

    https://www.pnn.de/potsdam/garnis…t/25188782.html
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 05.11.2019)

  • Dieser Dialog ist pillepalle. Wozu soll er dienen? Alles ist gesagt, die Fronten sind klar, die Beschlüsse liegen lange vor.

    Drei Dinge sind an dem Artikel hervorhebenswert.

    1. Die örtliche Presse ist sich nicht zu schade, jede neue Pressemitteilung einer nächsten kleinen linken Tarn- und Vorfeldorganisation breit in Artikeln darzulegen. Das ist insofern interessant, wenn man weiß, wie viele Pressemitteilungen täglich in den Redaktionen im Mülleimer landen.

    2. Die sozialdemokratische Stadtführung hat bei dem Projekt offenbar nichts besseres zu tun, als ständig irgendwelche "Kompromisse" vorschlagen zu wollen, wo es keine Kompromisse geben wird. Zum Dank erntet sie dafür stets Vorwürfe ("Diskriminierung"), gegen die sie sich dann zu rechtfertigen versucht. Die Frage ist, was sich die Sozis eigentlich davon erhoffen? Von beiden Seiten gewählt zu werden?

    3. Zitat: "...christlichen Profilgemeinde `Die Nächsten´, die sich gegen den Bau positioniert. (...) In der Einladung forderte die Gemeinde unter anderem einen Bruch in der äußeren Erscheinung des Turms – `um nationalistische Strömungen abzuhalten, ihren alten Versammlungsort zu reaktivieren´".
    Die Kirche war im Denken dieser Leute also ein "alter Versammlungsort" für "nationalistische Strömungen" (Was immer damit gemeint sein soll). Und dieser würde durch eine Rekonstruktion der äußeren Hülle "reaktiviert". Deshalb müsse ein "Bruch in der äußeren Erscheinung des Turms" her. Früher gab es mal den modernistischen Leitsatz "form follows function". Scheinbar ist es exakt andersherum, nämlich "function follows form". Das heißt übertragen, dass wir bald wieder eine Monarchie in Deutschland haben werden, denn das Humboldt-Forum ist fast fertiggestellt.

  • Weder die Lokalpresse ist das Problem (die druckt die Mitteschön-Kritik auch) noch die mäandernde Position der Stadtregierung. Entscheidend ist, was der Eigentümer des Grundstücks will.

    Die ev. Kirche besitzt ein Grundstück und einen rechtsgültigen Bebauungsplan für Turm und Kirche, ohne Rechenzentrum. Wenn der Eigentümer seine ambitionierten Pläne umsetzen will kann er dies sofort tun, die Verträge sehen einen umgehenden Abriß des Rechenzentrums vor, sobald die Kirchenstiftung den Bedarf zum Bau anmeldet. Die Lokalpolitik ist hierbei unerheblich, Änderung ds B-Planes machten die Stadt schadensersatzpflichtig. Die Stadt hat ja auch größere Probleme auf eigenen Grundstücken.

    Das Problem ist, daß die ev. Kirche ihre innerkirchliche Binnenstimmung für die gesamtgesellschaftliche Stimmung hält. Die Kirche hat auf den Turm zurückgezogen, schaltet das Glockenspiel ab, will keine Preuenadler wiederherstellen und diskutiert neuerdings wieder darüber ob der Turm überhaupt "Garnisonkirche" heißen soll. Verbunden mit der "Friedensarbeit" im Haus führt das dazu, daß kaum ein Fan des Wiederaufbaus der Garnisonkirche mehr spendet, da die meisten - zurecht - den Eindruck haben, daß der Bau nur städtebaulich etwas mit der alten Kirche zu tun haben wird. Die Möglichkeiten von modernen Varianten des Kirchenschiffes und somit die Entstehung von Hybriden schrecken zusätzlich potenzielle Geldgeber ab. Zudem scheint die Stiftung als Bauherr überfordert und gibt enorme Geldsummen für Architekten, Projektleitung und ihre eigenen Wasserkopf aus - wenig preußisch. Jetzt ist für den Bau des Turmes sogar ein Landschaftsarchitekt gechartert.

    Das ficht die Kirche nicht an, sie greift auf Steuergelder zurück, und zwar weniger auf Kirchensteuerelder sondern auf Steuergeldes des Kulturauhaushalts des Bundes. Da das Nutzungskonzept eines Friedenszentrums weder überzeugend noch originell noch populär ist, aber dem politischen Mainstream entspricht, wird es erst mit 12, dann mit weiteren 6 Millionen Euro gefördert. Damit hat sich kirche in die völlige politische Abhängigkeit und Erpreßbarkeit manövriert. Eine weitere Inanspruchnahme von Steuergeldern für die Kirche selbst, also das Schiff, ist allerdings ausgeschlossen.

    Zusammengfasst: Das Problem ist die ev. Kirche. Deshalb haben die Sachsen in Dresden die Kirchenbürokratie erst nach Fertigstellung des Baus eingebunden. Hätet die Kirche die Spendengelder konervativen Kreise nicht ausgeschlagen, wäre der Turm heute schon fertig.

    P.S. Die fast 10 Millionen Euro, die für die originale Garnisonkirche gesammelt wurden, wurden inzwischen für viele andere, lobenswerte Kulturprojekte der Region Potsdam ausgegeben so. z. B. das Tymanonrelief und die Orgel der Nikolaikirche.

  • Ironischerweise wird damit eine der üblichen Forderungen von Reko-Kritikern erfüllt: man solle das Geld doch lieber für den Erhalt existierender Baudenkmäler verwenden...
    Wenn die Stiftung jetzt noch eine Garnisonkirchenschule gründen würde (vielleicht mit dem Kirchenschiff als Auditorium?), müssten ja fast alle zufrieden sein, oder? :D

  • Weder die Lokalpresse ist das Problem (die druckt die Mitteschön-Kritik auch) noch die mäandernde Position der Stadtregierung. Entscheidend ist, was der Eigentümer des Grundstücks will.

    Sehe ich nicht ganz so. Der Eigentümer richtet sich in diesem Fall auch danach, was er in Presse als Teil der "öffentlichen Meinung" zu lesen bekommt. Ebenso nach der Stimmung in der Stadtpolitik, mit der es sich eben gerade eine Institution wie die Kirche nicht verscherzen möchte. Es handelt sich bei der Kirche ja nicht um einen Herrn Italiano aus Bremen, der für Rendite auf Zeitungen und Bürger pfeift.
    Die Presse gibt diesen Kritikern ständig ein Forum, was sie motiviert und anheizt, sich über die nächsten Pressemitteilungen und Aktionen zu profilieren. Und auch das ist mitverantwortlich für die Entstehung eines binnenkirchlichen Stimmungsklimas. Nicht alleinverantwortlich. Aber es beeinflusst eben auch.

  • Das ist Stuss und keine Frage von "Ansichten" sondern wieder eine Faktenfrage. Unbestreitbar ist: Die Positionen von Mitteschön und den Befürwortern der Kirche werden in den beiden Medien genauso gedruckt. Alles andere sind düstere Verschwörungstheorien.

    Die Staatshörigkeit einer Kirche, die ohne den staatlichen Einzug der Kirchensteuer pleite wäre, ist allderdings nicht zu unterschätzen. Aber das beschrieb ich ja: die Kirche ist das Problem, nicht die Opposition zum Kirchenprojekt. Das ist in einer freiheitlichen Gesellschaft normal und auch gut so.

    https://www.mitteschoen.de/portfolio/garnisonkirche/

  • Das ist Stuss

    Du kannst widersprechen. Ich gebe Dir trotzdem nicht recht.

    Interessant wäre mal eine Analyse z.B. der Berichterstattung der Potsdamer Neuesten Nachrichten. Wie häufig wird den Positionen der "Kritiker" Platz eingeräumt? Wie viel positive Berichterstattung wird dagegen prozentual vorgenommen?

    Gebe ich "Garnisonkirche" in die Suchmaske ein, finden sich auf den ersten beiden Ergebnisseiten zahlreiche Überschriften folgender Machart:

    - „Stadt für Alle“ kündigt Demo am Mittwoch an
    - Gegner erheben Vorwürfe gegen Schubert
    - Garnisonkichen-Gegner
    Kritik an Vorstoß von Mitteschön
    - Kommentar
    "Mitteschön ist kompromisslos"
    - Kritiker fordern erneut Baustopp
    - Umstrittener Wiederaufbau
    Garnisonkirchengegner fordern erneut Baustopp
    - Interview zur Garnisonkirche
    Kritik an Wiederaufbau-Stiftung aus den eigenen Reihen
    - Geplanter Wiederaufbau in Potsdam
    Gegner der Garnisonkirche machen mobil
    - Umdenken gefordert
    Neue Online-Petitionen gegen Wiederaufbau der Garnisonkirche
    - Garnisonkirche
    Kritiker fordern Steuermittel-Stopp
    - Garnisonkirche
    Linke fordert Verzicht auf Kirchenschiff
    - Umstrittenes Projekt
    Wiederaufbau der Garnisonkirche wird noch teurer
    - Resolution gescheitert
    Anti-Garnisonkirchen-Papier fiel auf Kirchentag durch
    - Konflikt über Stadtentwicklung
    Resolution gegen Aufbau der Garnisonkirche

    Ich habe hier nur eine Auswahl an Überschriften seit Juni 2019 vorgestellt. Ergo, jede kleine Lebensreaktion der Kirchengegner wird akribisch dokumentiert und an die Öffentlichkeit transportiert. Selbstverständlich wird das auch von Kirchenvertretern gelesen. Dagegen dürfte es für "Mitteschön" schwer sein, allein mengenmäßig anzukommen, auch wenn die Zeitungen deren Pressemitteilungen natürlich ebenfalls wohl drucken müssen, schon um den Anschein der Neutralität zu wahren.

    Ich kann bei einer Untersuchung der Presseberichterstattung zur Garnisonkirche natürlich falsch mit meiner These liegen. Gleichwohl wäre es besser, wenn Du Dich hinsichtlich Deines Tonfalls etwas mehr zurücknehmen würdest.

  • Dann gib mal Mitteschön ein. Aber ich will dich nicht in deiner festgefügten Meinung irritieren - man sollten nur keine Legenden stricken, di vom eigentlichen Problem ablenken.

  • Die Staatshörigkeit einer Kirche, die ohne den staatlichen Einzug der Kirchensteuer pleite wäre, ist allderdings nicht zu unterschätzen. Aber das beschrieb ich ja: die Kirche ist das Problem, nicht die Opposition zum Kirchenprojekt. Das ist in einer freiheitlichen Gesellschaft normal und auch gut so.

    https://www.mitteschoen.de/portfolio/garnisonkirche/

    Da gebe ich Dir recht. Ich glaube nämlich auch, dass das einer der Gründe überhaupt ist, weshalb die Kirche so viele Mitglieder verliert. Quasi ein später Sieg von AH, der bekanntlich die Kirchensteuer nicht ohne Grund einführte. Komisch und verwunderlich, dass man in D so viele "Errungenschaften" der NS Zeit nach wie vor so sehr schätzt und lebt?...(nur rethorische Frage ;-))

    Wenn die Kirche und ihre Fischer wieder selbst motiviert ihre Fische fangen müssten, dann würde vieles glaublich besser und überzeugter vonstatten gehen und auch die Kirche hätte dadurch auch wieder eine Selbstsicherheit, wie bei allen anderen Kirchen auf der restlichen Welt, wo die Menschen die Kirche ausmachen und nicht wie im umgekehrten Fall. Ich glaube, nun kann sich jeder selbst beantworten, wieso es in D noch immer die NS Kirchensteuer gibt und in D (und A) die Gläubigen scharenweise, jährlich abhanden kommen (während die christlichen Gemeinden anderswo auf der Welt immer größer werden). Positive, beispielgebende und wunderbare Ausnahme die Frauenkirche in Dresden - so und nur so wird es gemacht! Da hätte die Amtskirche daraus etwas lernen können...aber ein satter, abhängiger Körper...

  • Ich finde, @Heimdall hat recht. Wer Material zur Garnisonkirche sucht, der wird nicht "Mitteschön" als Suchbegriff eingeben. Das maßgebliche Stichwort, wenn es um die Garnisonkirche geht, ist "Garnisonkirche".

    Ich will nur an die Berichterstattung des rbb-Fernsehens zur Garnisonkirche und verwandten Themen (Alter Markt, FH-Abriss) erinnern. Da wird in jeder Anmoderation das Adjektiv "umstritten" vorgesetzt (also "umstrittener Wiederaufbau" usw.). Kritik und Opposition gibt es zu jedem Thema, über das der rbb in seinen Nachrichtensendungen berichtet. Sie könnten also ständig alles als "umstritten" bezeichnen. Tun sie aber nicht. Ein "umstritten" wird dann vorgesetzt, wenn sie die Opposition befeuern wollen.

    Ich finde es nicht hilfreich, hier im Strang die Kirche (als Institution) anzugreifen. Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam sollte doch die Unterstützung derer haben, die für den Wiederaufbau der Garnisonkirche sind.

  • Luftpost wie jetzt?"Die Stiftung will keine Kirche (mehr)errichten,sondern(begnügt sich mittlerweile mit) einem verstümmelten Aussichtsturm?"
    Ich habe davon noch nix offiziell gehört , muss wohl eine ganz neue (Um)Planung der Stiftung sein? ?(

  • Luftpost wie jetzt?"Die Stiftung will keine Kirche (mehr)errichten,sondern(begnügt sich mittlerweile mit) einem verstümmelten Aussichtsturm?"
    Ich habe davon noch nix offiziell gehört , muss wohl eine ganz neue (Um)Planung der Stiftung sein? ?(

    Naja, der Turm wird glaublich zum größten Teil original werden, wenn auch und das meint Luftpost hier sicher, einige Schuckelemente erst nach Spendenlage zurückkommen wird können. Daher spricht Luftpost von "Verstümmelung" des Turmes. Dass die Kirche keine Kirche mehr möchte (schon bedenklich, wenn man vom Ende her denkt) und einen baulichen "Bruch" in welcher Form auch immer möchte, aber glaublich nicht das bekannte ehemalige und einzig passende Kirchenschiff, das ist leider auch kein Geheimnis...

    Jetzt dauert es einmal noch lange bis der Turm vollendendet sein wird und bis dahin wird sich auch der Wind hoffentlich wieder in die einzig richtige Richtung drehen. Die Protagonisten in der Stiftung werden dann vermutlich auch wieder andere sein, die dann vielleicht leichter umdisponieren können um das einzg mögliche Versöhnungzentrum in Form und Geist einer Kirche endlich auf Schiene zu bringen (analog zur Dresdner Frauenkirche) - man braucht das Rad bekanntlich nicht neu erfinden. Das Kochrezept liegt in Dresden auf.

  • Ich kann die Frustration von Luftpost verstehen. Der Turm wird zwar äußerlich weitgehend original entstehen (bis auf solche verfassungsfeindlichen Preussenadler und im Inneren natürlich mit dem Flair eines Bildungszentrums der evangelischen Kirche) aber die Kirche selbst eben nicht. Und selbst beim Turm, der im Inneren eine Kapelle trägt, wird schon wieder Semantik betrieben: ist das ein Kirch- oder ein Aussichtsturm? Ist ein Aussichtsturm mit Kapelle eine Kirche?

    Aber das müssen die Evangelen unter sich ausmachen. Ich habe mit der Truppe seit meinem 16. Lebensjahr nichts mehr zu schaffen - und bereue es nicht mal zu Weihnachten.

  • Nein Konstantin, auch äußerlich wird er nicht wiederentstehen. Dafür sorgt der Kredit der ev. Kirche, der zuerst und bereits vor jeglichen "Verzierungen" bedient werden muss. Erst wenn der samt Zinsen vollständig und vor allem rechtzeitig zurückgezahlt wurde, darf an Verzierungen, Turmhelm und evtl. Glockenspiel weitergearbeitet werden.
    Achja, wann war doch gleich die erste Rückzahlungsrate fällig? Ich glaube, da ist der letzte Stein das jetzigen Bauvorhabens noch nicht mal gesetzt.

    Das nenne ich dann: vergiftetes Geschenk.

    Was passiert doch gleich, wenn die Stiftung die (erste) Rate nicht zahlen kann?

    Die hatten wie was Anderes vor, als nen
    halben Aussichtsturm zu bauen.

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost (10. November 2019 um 10:43)