Potsdam - Wiederaufbau des Griebnitztores

  • Was am Erker stört, dass es kein Gurtgesims mehr in Höhe des goldenen Schnitts gibt. Der Architrav. Genauso das Brüstungsgesims. Das und das farblich abgesetzte macht ihn völlig deplaziert.

  • Erbse, das ist doch nicht "neuklassisch". Der Bau war eine romantisches Zitat an den Süden und hat mit Klassik soviel zu tun wie ein Irokese mit der Astronomie (Friedrich II.). Dieser stillose Historienmischmasch ist es doch, der Wiederaufbauten stets diskredetiert.

    Ich vermisse vor allem den Bruchsteinsockel. Aber einerlei - der Bau wird künftig kaum weiter auffallen und auch als Erinnerungsbau nicht wirken, auch weil seine Funktion als Parktor des Prinzen Carl nicht mehr geeben ist.

    Hoffentlich geht es Glienicke wenigstens mit den Schweizerhäusern weiter.

  • In der Sache richtig, im Detail etwas abgehoben. Dass der alte Bau klassisch konstruiert war, wollte ich mit meinen Gesimsen sagen. Stilmischmasch stimmt auch nicht ganz. Immerhin gibt es etliche Tausend solcher Bauten, da ist es schon wert, von einem eigenen Stil zu sprechen. Der Architekt hat aber im CAT Programm nur partiell in die Vintage APP gegriffen und eben auch keine Ahnung davon. Eine Basis steht auf einem Gesims mit wieder Säule drunter oder auf einer Konsole.

  • Mag alles so sein für den bewanderten Klassikfan. Ottonormalbürger sieht hier nichts Anrüchiges, nicht mal unterbewusst, glaubt's mir. Dafür müsste da schon so eine völlig verdrehte Skopje- oder Kiew-Variante stehen, damit der Rest der Menschheit merkt, dass da das ein oder andere faul ist.

    Ich bin grundsätzlich bei euch, doch es wird mir wieder zu hoch angehangen. Sich an kleinen privaten Bauherren abzuarbeiten ändert im großen Bild gar nüscht, da müsst ihr wie immer an die Wurzel: an die Ausbildung von Architekten, Bauingenieuren, meinetwegen Handwerkern, Baustofflieferanten, Fertigteilfirmen; an örtliche Gestaltungssatzungen, Denkmalschützer usw... Eben jene Leute, die Bauherren auf solche Unstimmigkeiten aufmerksam machen und ggf. gegensteuern könnten.

  • Glaub mir Erbse, ich bin in Naumburg bekannt, weil ich Bauherren und Handwerker genauso anspreche. ZT sogar mit sichtbarem Erfolg. Leider ist Bauen tatsächlich etwas aus dem Blickfeld geraten, Handymodelle werden heute eher als gut oder schlecht erkannt :lachentuerkis:

  • Die Stadtbaudirektorin sagte mir nur, sie hätte eine sehr gute Ausbildung um die Belange des Denkmalschutzes zu erfüllen. Für Details hätte sie keine Zeit. - Einer muss sich also an Details abarbeiten. Die Planstelle dafür ist seit mehreren Jahren nicht mehr besetzt. Ich habe natürlich auch keinen Draht zu Hochschulen geschweige die würden mich eine Vorlesung machen lassen...

  • Mag alles so sein für den bewanderten Klassikfan. Ottonormalbürger sieht hier nichts Anrüchiges, nicht mal unterbewusst, glaubt's mir. Dafür müsste da schon so eine völlig verdrehte Skopje- oder Kiew-Variante stehen, damit der Rest der Menschheit merkt, dass da das ein oder andere faul ist.

    Auf der einen Seite ja, auf der anderen Seite aber auch nein von meiner Seite.

    Ja, solche Gebäude zeigen der breiten Masse, dass man auch anders bauen kann, dass es Alternativen zum Fertig-Bau-Toskana-Bungalow-Haus gibt.

    Aber solche vermeintlich kleinen Fehler schleifen sich ein, verbreiten sich und am Ende braucht es nur einen Schritt zu viel und man steht knietief im Kitsch. Alles was ohne tieferes Verständnis und Kenntnis des Gegenstands produziert wird trägt diese Gefahr in sich.

    Dem Bauherren und ausführendem Architekten kann man aber auch keine Vorwürfe machen, dass Wissen ist schlicht nicht mehr vorhanden.

    Was ich mir hier seitens des Vereins wünschen würde, wären Handreichungen - etwa Broschüren oder ganze Bücher - mit Hinweisen, wie man schön baut, und die dann auf Bau-Messen den Leuten in die Hand drückt.

  • Habe ich hier im Forum auch schonmal vorgeschlagen, mit den Handreichungen für Bauherren.

    Vom Verein kann das aktuell kaum jemand leisten. Wer sich also dazu berufen fühlt - einfach mal ein grobes Konzept entwerfen und dafür einen Faden starten, an dem wir dann alle arbeiten können! Es muss sehr simpel sein, für jeden Ottonormalbürger verständlich. Ich hatte hier irgendwann mal eine sehr simple englische Grafik zu traditionellen Baustoffen/-formen geteilt, die war ein guter Aufhänger. Finde ich sicher wieder.

    Ich habe natürlich auch keinen Draht zu Hochschulen geschweige die würden mich eine Vorlesung machen lassen...

    Dafür brauchst du keine Vorlesungen halten. Einfach mal mit Architekturprofessoren persönlich(!) ins Gespräch kommen.
    Die sind offener als viele hier glauben. Genauso Denkmalschützer, Investoren, Politiker, ...

    Es wird für meinen Geschmack noch immer viel zu viel übereinander gesprochen, statt miteinander. Es ginge im engen Austausch so, so viel mehr in unseren Anliegen. Probiert's aus, geht auf die Akteure zu. Machen!

  • Ich finde, die Garage ist sehr schön geworden. Aber beim Haupthaus ist das Ergebnis unbefriedigend. Ein eigenständiger Entwurf im klassischen Stil hätte hier zu einem besseren Ergebnis führen können. Das Gebäude wirkt einfach unausgegoren. Die starke optische Absetzung des Erdgeschosses wird zum Beispiel nur durch den Rückbezug auf den Vorgängerbau verständlich. Von diesem weicht der Neubau aber zu stark ab. Dadurch passt es nicht. Die einzelnen Gestaltungselemente müssten bei dem Neubau ein schlüssiges Ganzes ergeben, ohne dass man den Vorgängerbau kennt. Dann könnte man von guter Architektur reden. Hier aber hat der Rückbezug den Architekten wohl zu einer schludrigen Entwurfsarbeit verleitet.

    Um eine würdige Reminiszenz an Persius zu ergeben müssten übrigens auch die Dächer etwas weiter überstehen. Und man hätte andere Farben wählen müssen.