• Das wäre in der Tat fantastisch, Heimdall. Außer der Formulierung des OBs, die sich durchaus in diese Richtung interpretieren lässt, deutet aber nichts auf solche Pläne hin. Die Sanierung der Horebschule wurde 2016 europaweit ausgeschrieben, dort heißt es:

    "[...] Die jeweils drei äußeren Achsen der zur Vogelstraße gerichteten Längsseite sind als Risalit vorgezogen und waren ehemals übergiebelt. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude um ein Geschoß erhöht. In den sechziger/siebziger Jahren wurde dieses Gebäude um einen dreigeschossigen Flachdachbau erweitert. Der ursprüngliche Bau steht unter Denkmalschutz, die Erweiterung nicht. Der genaue Umfang der erhaltenswerten Bausubstanz ist im Rahmen der Planung noch mit den Behörden abzustimmen. Die hinter dem Schulgebäude, wohl gleichzeitig entstandene Turnhalle in sehr ähnlichen Architekturformen, ist nicht Gegenstand der Baumaßnahme. [...] Im Zuge einer Neuorganisation der Realschule soll die Horebschule generalsaniert und den Anforderungeneines zeitgemäßen Lehrens und Lernens im Bildungsgang der Realschule angepasst werden. [...] Aufgrund der Demografie ist zum Planungszeitpunkt zu entscheiden, ob der Erweiterungsbau saniert oder rückgebaut wird. [...]"

    Der Erweiterungsbau aus den 70ern (auf diesen Fotos der Stadt genauer zu erkennen) soll abgerissen werden, die Demografie in Pirmasens wird sich nicht so wesentlich verbessern, dass es noch Bedarf für die Räume gäbe. Das bedeutet eine kleine Aufwertung des historischen Gebäudes, dem entgegen steht aber auch ein Verlust historischer Bausubstanz: Die 2012 abgebrannte Turnhalle aus der Entstehungszeit des Schulgebäudes soll entgegen aller bisherigen Aussagen nun doch abgerissen werden, nachdem sich die Baukosten von 1,1 auf 1,7 Millionen erhöht haben, was nun unwirtschaftlich sein soll (Rheinpfalz im März 2018), nachdem der Stadtrat 2015 noch einem Wiederaufbau zugestimmt hat (Rheinpfalz im März 2017). Nachdem Verhandlungen mit der Versicherung und dem Denkmalschutz die Planungen des sowieso überlasteten Bauamtes endlos verzögert haben, soll jetzt der Wiederaufbau sowohl als Turnhalle (Nachteil des Gebäudes hier: es ist viel kleiner als moderne Sporthallen), als Mensa wie auch als Pausenhalle zu teuer sein - und die Schulleitung möchte einen größeren Pausenhof.


  • Es gibt Neuigkeiten zum oben erwähnten Bauprojekt:

    Die Rheinpfalz

    Eine neue Visualisierung stellt den zukünftigen Gebäudekomplex dar. Was soll man sagen, auf den ersten Blick recht banale "moderne" Architektur. Ein Schuhkarton für eine Schuhstadt eben.
    Allerdings sehe ich auch viel Positives in dieser Investition insgesamt.

    1. In Pirmasens, der Schuhstadt Deutschlands, kann man auch wieder Schuhe kaufen. Bisher ist mir in der Innenstadt kein einziges Schuhgeschäft bekannt, obwohl Marken wie Peter Kaiser, Caprice und Kennel und Schmenger ihren Verwaltungssitz in der Stadt haben. Auch die Deutsche Schuhfachschule befindet sich in Pirmasens.

    2. Die höhe des Gebäudes scheint die des bisherigen nicht zu überschreiten und macht die gegenwärtige Situation wenigstens nicht schlimmer.

    3. Im Artikel steh:

    Zitat

    Geradezu schwärmerisch berichtete er von den Plänen, die Höfelsgasse in eine Fußgängerzone mit sonnigem Marktplatz zu verwandeln. Dort sollen historische Straßenlaternen, und ein Brunnen ihren Platz finden. Teil des Konzeptes sind auch gastronomische Flächen. So sollen Pavillons aufgestellt werden, die an die früheren „Klickerwasserhäuschen“ auf dem Exerzierplatz erinnern.

    Um welche historischen Straßenlaternen es sich handelt ist mir nicht bekannt, auch kann ich mit dem Begriff Klickerwasserhäusschen nichts anfangen. Auf alten Ansichten des Exerzierplatzes sind jedoch Pavillons erkennbar, vielleicht sind diese damit gemeint (z.B.: hier oder hier).

    Quelle: arnold + partner)

  • Um welche historischen Straßenlaternen es sich handelt ist mir nicht bekannt, auch kann ich mit dem Begriff Klickerwasserhäusschen nichts anfangen. Auf alten Ansichten des Exerzierplatzes sind jedoch Pavillons erkennbar, vielleicht sind diese damit gemeint (z.B.: hier oder hier).

    Ja, die Pavillons auf den Bilder waren die ursprünglichen "Klickerwasserhäusschen", benannt nach dem Mineralwasser, dass man dort kaufen konnte - "Klickerwasser" wegen des Flaschenverschlusses (Kugelverschlussflasche). Es gab allerdings auch direkt nach dem 2. Weltkrieg wieder Pavillons auf dem Platz (hier zu erkennen, mittlerweile durch postmoderne Exemplare ersetzt). Was genau davon das ästhetische Vorbild für die neuen Pavillons sein soll, wäre noch die Frage, auch wenn ich auf die historische Variante aus dem 19. Jahrhundert hoffe. Historische Straßenlaternen sind in den Visualisierungen (die wechselnden Titelbilder) auf der Homepage des Projekts auszumachen.

  • Von Pirmasens lernen:

    Die Landgraf-Ludwig-Realschule in Pirmasens ist in einem Altbau aus dem Jahre 1906 untergebracht, dieser muss dringend saniert und erweitert werden. Im Zuge der Umbauarbeiten wird das angrenzende, seit 2011 leerstehende ehemalige Wohngebäude von 1900 abgerissen, die Fassade bleibt jedoch erhalten und wird in den entstehenden Neubau integriert!
    In meinen Augen zeigt hier die kleine finanzschwache Stadt Pirmasens, dass man zumindest immer versuchen sollte alte Bausubstanz zu erhalten. Und gerade die historische Fassade ist doch das, was der Betrachter im Vorbeigehen wahrnimmt.

    Eigentlichs Schulgebäude (Alleestraße 22):
    Bild entfernt

    (Quelle: Wikipedia / Gerd Eichmann)

    Wird bis auf Fassade abgerissen (Alleestraße 24):
    Bild entfernt

    (Quelle: Wikipedia / Gerd Eichmann)


    Die Fassade der Alleestraße 24 wurde mittlerweile umfassend gesichert. Rheinpfalz (mit Foto)

  • Es gibt eine weitere erfolgreiche Umnutzung und Sanierung eines denkmalgeschützten Leerstands zu vermelden: Die ehemalige Hauptpost in Pirmasens (auf Wikipedia mit Bildern, allerdings alle vor der Sanierung) wurde nach jahrelangem Leerstand für 11,6 Millionen erfolgreich zu einer Jugendherberge umgebaut, die im April diesen Jahres eröffnet wurde (siehe Pressemitteilung der Stadt). Das Gebäude ist ein wesentliches Beispiel des Neuen Bauens in der Pfalz und gehört zur bayerischen Postbauschule (heutzutage läuft das alles unter Bauhaus-Architektur). Auch der SWR (hier, mit Video) und der SR (hier, nur Hörbeitrag) haben darüber berichtet.

    Ästhetisch ist das Gebäude sehr monumental, schlicht und äußerst funktional gestaltet. Es schafft aber durch Zurücksetzung des Hauptgebäudes (mit Bildung eines kleinen Platzes zur Schützenstraße hin) und durch das niedrigere Nebengebäude mit Walmdach, dass es die umliegenden Gründerzeit-Gebäude nicht zerdrückt. Drumherum stehen mit die schönsten Gebäude der Stadt (siehe Fotos von Bauamt & Postdreieck), was die Gegend zu einem würdigen Standort für eine Jugendherberge macht, zumal Bahnhof und die Natur im Strecktalpark nicht weit weg sind.

  • Zitat von Eber

    In meinen Augen zeigt hier die kleine finanzschwache Stadt Pirmasens, dass man zumindest immer versuchen sollte alte Bausubstanz zu erhalten.

    Das ist wirklich sehr erfreulich. Aber ist Pirmasens wirklich so finanzschwach? Ich weiß von einem befreundeten Unternehmer dort, dass die Stadt zwar viele Sozialschwache und Bildungsferne hat, bedingt durch die seit den 70ern nahezu ausgestorbene (Schuh-)Produktion - aber eben auch sehr viele Millionen-Unternehmer aus diesen Dynastien und ein entsprechend hohes Steueraufkommen. Dort sitzen bis heute auch einige sehr steuerstarke Unternehmen. Und es war lange die Stadt mit der höchsten Millionärsdichte in Deutschland. Nur gibt es leider praktisch keine Mittelschicht und kaum Bildungsbürgertum, also eine Stadt der Extreme.

    Zwei sehr interessante Artikel zur Entwicklung von Pirmasens, eine Art Mini-Detroit Deutschlands:

    https://www.n-tv.de/politik/Pirmas…le20413360.html

    https://www.spiegel.de/sptv/spiegeltv…-a-1142710.html

  • Ja, Erbse, in der Tat gibt es immer noch eine Menge Wohlstand in Pirmasens, die Villenviertel an den Stadträndern und in den Vororten sprechen Bände davon. Die Kommunalfinanzen sind aber seit ungefähr Mitte/Ende der 1980er Jahre ziemlich angeschlagen. In dieser Zeit bis zum Beginn des Jahrtausends ist die zuvor schon kriselnde Schuhindustrie regelrecht zusammengebrochen, das hat dank der ausgeprägten industriellen Monostruktur auch alle anderen Firmen der Stadt heruntergezogen. Die meisten Firmen waren entweder Zulieferer (Hersteller von Schuhmaschinen, Schuhteilen wie z. B. Framas (Leisten), oder von Schuhklebstoffen wie Kömmerling) oder auf die gute Konjunktur in der Region angewiesen. Der Abzug der Amerikaner in den 90er Jahren kam nochmal obendrauf.

    Die schlechtere Finanzlage hat die Stadt immerhin vor einem Rathausneubau wie in Kaiserslautern oder Ludwigshafen bewahrt, der Anfang der 80er wohl schon geplant wurde, aber wegen des ausgehenden Geldes zugunsten eines Ausbaus des bisherigen Rathausgebäudes (inklusive Wiederherstellung des historischen Daches des Gebäudes - ursprünglich 1879 als Schulhaus erbaut und nach Kriegszerstörung vereinfacht wiederaufgebaut) eingestellt wurde. Statt des Rathauses wurde dieser Betontraum von Parkhaus errichtet, der den ausgebliebenen Schrecken schon deutlich erahnen lässt.

    Die Gewerbesteuereinnahmen haben sich von dem schlimmen Einbruch deutlich erholt, heute geht es den örtlichen Firmen ziemlich gut. Die früheren Zulieferer haben sich unabhängiger von der Schuhbranche gemacht, die überlebenden Schuhhersteller lassen längst fast alle komplett im Ausland produzieren, machen aber wieder ein gutes Geschäft und versteuern ihre Gewinne hier. Das Problem ist eher die Ausgabenseite: die Soziallasten sind hoch, weil nicht nur die gering qualifizierten ehemaligen Schuharbeiter den Anforderungen des heutigen Arbeitsmarktes nicht gewachsen sind, sondern häufig auch ihre Nachkommen. Die Infrastruktur der Stadt war auf 20000 Einwohner mehr ausgelegt und ist heute teilweise zu groß und teuer im Unterhalt. Außerdem werden die Kommunen in Rheinland-Pfalz allgemein unzureichend vom Land finanziert, was sich nur langsam verbessert (5 von 10 Städten mit den höchsten Kassenkrediten liegen in Rheinland-Pfalz, siehe SPIEGEL online; wer ist wohl der Spitzenreiter? ;) ).

    Grundsätzlich ist die Stadt aber in der Lage, einzelne sehr große Projekte zu stemmen, wenn ausreichende öffentliche Fördergelder und private Unterstützer gefunden werden. Bei der Sanierung der Alten Post (11,8 Mio. Euro) kamen 80 % vom Land, der Rest von einer Erbschaft an die Stadt, die der damalige Oberbürgermeister in weiser Voraussicht schon 1978 für die alte Post reserviert hatte. Bei der Schuhfabrik Rheinberger waren es Mittel aus dem Stadtumbau West vom Bund und Spenden der Rheinberger-Stiftung (gespeist aus dem Erbe eines Nachfahren der gleichnamigen Schuhfabrikanten-Dynastie), bei der neuen Jugendherberge in der ehemaligen Hauptpost von 1930 das regionale Jugendherbergswerk, wieder die Rheinberger-Stiftung sowie die Entwicklungsgesellschaft der Stadtwerke mit Überschüssen des stadteigenen Energieversorgers.

    Glücklicherweise gibt es hier auch noch eine Reihe von Familienunternehmern, denen ihre Heimat am Herzen liegt. So hat z. B. der Unternehmer Bernd Hummel in den 90ern mitten in der Krise die leerstehende Schuhfabrik Neuffer (von außen eher ein Schloss als eine Fabrik) erworben und zu einem Dienstleistungszentrum mit Büros, Arztpraxen und einem Fitnessstudio umbauen lassen. Wahrscheinlich stehen den zahlreichen Erfolgen im Umgang mit Leerständen und heruntergekommenen Altbauten aber auch ähnlich viele Gebäude mit weiterhin bestehendem Bedarf und zahlreiche Abrisse (von Gebäuden, die sich nicht mehr retten ließen) entgegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kurpfalz (25. Juni 2019 um 13:34)

  • Ich hatte in meinem letzten Beitrag Abrisse angesprochen - gerade ist leider ein Beispiel am Werk: Wie seit letztem Sommer geplant (Rheinpfalz vom 16.08.2018) wird gerade der dreistöckige Gründerzeitler in der Kaffeegasse 14 (Bj. 1899) im Auftrag der Stadt abgerissen.

    Nicht nur steht das Gebäude schon lange leer, der Abriss soll auch das benachbarte Grenadierhaus besser sichtbar machen, dieses einstöckige Gebäude aus dem 18. Jahrhundert ist das letzte erhaltene dieser Art von Wohnhäusern, die Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt für verdiente Soldaten seiner Garnison errichtet hat. Es wurde in den 80er Jahren von einer Reservistenkameradschaft vor dem Verfall gerettet (siehe Bild von deren Homepage). Zusammen bilden sie zwar kein allzu harmonisches Ensemble (hier im Gesamtbild mit der imposanten Schuhfabrik Kopp im Hintergrund), aber damit steht das Grenadierhaus jetzt auf seiner Seite der Kaffeegasse alleine neben ein paar Garagen (oberhalb der Garagen gibt es auch noch die stark verfallene alte Wäscherei der Schuhfabrik). Auf der anderen Straßenseite stehen zum Glück noch drei gründerzeitliche Bürgerhäuser, so bleibt immerhin ein Stück weit ein altstädtisches Ensemble erhalten.

    Die Kaffeegasse bildet zusammen mit ein paar Häusern in der oberhalb liegenden Bahnhofstraße eine der wenigen größeren Traditionsinseln von Altbauten in der Innenstadt. Neben ihr lag entlang der Schäferstraße auch mal das einzige große Altbauviertel der Innenstadt, das den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte, es wurde leider zwischen den 50ern und 70ern für eine mehrspurige Verkehrsachse und das von mir vorher schon erwähnte Parkhaus abgerissen (siehe heutiges Gelände bei Google Maps). Das Grenadierhaus erhält jetzt mehr Licht und Beachtung, dafür liegt es jetzt aber unmittelbar neben dieser Hauptverkehrsachse. Trotzdem fällt der Lokalzeitung der Euphemismus "Fürsorglicher Abriss" ein, da man zwar mittlerweile ein Herz für Einzelbauten hat, aber noch lange nicht für Ensembles.

    Es gibt zum Glück gleichzeitig auch Positives zu berichten: Auf dem alten Friedhof werden die erhaltenen Grabmäler aus dem 19. Jahrhundert saniert. Viele sind zwar nicht mehr übrig, seitdem die Stadt den aufgelassenen Friedhof in den 70ern in einen Stadtpark umgewandelt hat, aber diese erhalten dafür endlich dringend notwendige Reparaturen durch einen Steinmetz, der für ein Jahr lang nur für diesen Zweck unter Vertrag genommen wurde (Rheinpfalz vom 11.07.2019).

  • Ich laufe regelmäßig durch die Kaffeegasse, da an der Felsentreppe ein Mosaik angebracht wird, und somit gesperrt ist. Das sich im Abriss befindliche Gebäude stellt meiner Ansicht keinen großen Verlust dar, da es das deutlich ältere Grenadierhaus (der Name täuscht etwas, dort wohnten nicht nur Grenadiere mit ihren Familien drin) abschneidet und erdrückt. Durch die Öffnung der Fläche dürfte das Haus jetzt erst von vielen richtig wahrgenommen werden.

  • Leider ein weiteres Opfer einer ganzen Reihe von schlimmen Brandfällen in 2014, für das jetzt das letzte Stündlein geschlagen hat. Der Brand hier hing wohl nicht weiter mit der Serie von Brandstiftungen auf dem Horeb zusammen, bei der 3 Altbauten im Verlauf des gleichen Straßenzugs (Berg- und Herzogstraße) betroffen waren. Aber von den vier damals abgebrannten Gründerzeitlern wird nach der Turnhalle der Horebschule jetzt schon der zweite abgerissen.

    Um die anderen beiden Gebäude steht es nicht viel besser: Das kleine Eckhaus von Friedhof- und Bergstraße (siehe Wikimedia Commons, dort mit den falschen Straßen benannt) hat mittlerweile kein Dach mehr; dieses wurde aus Gründen der Verkehrssicherheit abgetragen - es wäre sonst irgendwann fortgeflogen. Das Eckhaus etwas den Berg hoch zwischen Herzog- und Ariusstraße (ehemals Kneipe "Zum Arius") wurde in der Zwischenzeit auch nicht saniert. Dort ist damals aber nur ein Zimmer bzw. eine kleine Wohneinheit ausgebrannt. Das Haus sollte wenigstens nicht in seiner Grundsubstanz bedroht sein.

    In der Gasstraße war sogar schon eine Dachdeckerfirma beauftragt worden, aber dann gab es Streit mit der Versicherung, der bis vor Gericht ging. Am Haus selbst ist nichts mehr passiert, die Eigentümer hatten entweder nicht das Geld, um ein neues Dach zu bezahlen, oder wollten es nicht ausgeben. Die Feuchtigkeit hat dem Gebäude so zugesetzt, dass Decken durchgebrochen sind und man dem Sandstein außen an der Fassade geradezu beim Abplatzen zusehen kann. Viel ist hier wohl wirklich nicht mehr zu retten, auch wenn das Gebäude von außen immer noch einen imposanten Eindruck macht.

  • Die Sanierung der historischen Grabdenkmäler auf dem Alten Friedhof ist schon weit vorangeschritten und wird weiter fortgesetzt bis nächstes Jahr. (Quelle: Rheinpfalz, Artikel hinter Bezahlschranke, aber zwei Bilder in der Galerie sind einsehbar.)

    Aus dem Archiv des SWR kann man die klassizistische, ehemalige Einsegnungshalle (heute "Carolinensaal") und den umliegenden Friedhof vor der Umgestaltung in einen Stadtpark in diesem Fernsehbeitrag von 1963 sehen: Wärmestube für alte Leute neben dem Krematorium

    Die Eingangshalle des damals schon nicht mehr neu belegten Friedhofs diente damals offiziell als "Wärmestube" für alte Menschen, die kein beheiztes Zimmer in ihrer Wohnung hatten. Heute kaum noch vorstellbar und leicht makaber - die Alten verbrachten ihre Zeit auf dem Friedhof, um den Winter zu überleben.

    Die einzige weitere Nutzung der Halle in der Zeit nach 1945 war glaube ich als öffentliche Toilette. Vor dem Abriss gerettet wurde die Halle wahrscheinlich nur durch das allgemeine politische Umdenken der Politik bezüglich Altbauten Mitte/Ende der 70er und den ausgeprägten Kultursinn des damaligen Oberbürgermeisters (sonst auch bekannt für seine Bürgernähe und etwas nerohaften Größenwahn). Seit Anfang der 90er ist sie Veranstaltungsort für Lesungen, Vorträge und Konzerte. Und soweit ich mich an meinen letzten Besuch erinnere, immer noch gut beheizt ;)