Deutsche Vorschlagliste für UNESCO-Weltkulturerbe

  • Bin gespannt, wann Köln sich bewirbt. Es ist ja geplant, dass Esemble an romanischen Kirchen als Weltkulturerbe zu werben, das ja weltweit einzigartig ist.

    Mit den Schlössern ist spannend. Deutschland hat jedoch sehr viele Schlösser zu bieten, allen voran im Mittelrheintal, und viele könnten auf der Liste stehen. Ist halt eine Frage der Bekanntheit....


    Die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal ist bereits UNESCO-Welterbe.

    ...

  • Aktuelle Nominierungen auf der deutschen Welterbe-Tenativliste für 2018:

    * Haithabu und Danewerk, eine archäologische Grenzlandschaft
    * Jüdischer Friedhof Altona Königsstraße. Sephardische sepulchrale Kultur des 17. und 18. Jahrhunderts zwischen Europa und der Karibik.

    Weiterhin aktuell auf der Vorschlagsliste, wer könnte es wohl werden?

    * Residenzensemble Schwerin – Kulturlandschaft des romantischen Historismus


    * SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz



    * Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt

    * Alte Synagoge und Mikwe in Erfurt – Zeugnisse von Alltag, Religion und Stadtgeschichte zwischen Kontinuität und Wandel

    * Gebaute Träume – Die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee des Bayerischen Königs Ludwig II.



    * Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst in Augsburg


    * Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg


    * historische Kulturlandschaften im Werdenfelser Land, Ammergau, Staffelseegebiet und Murnauer Moos, Landkreis Garmisch-Partenkirchen


    * Bedeutende europäische Bäder des 19. Jahrhunderts



    * Bergbau- und Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoří


    * Gebäude der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale)


    * Der Naumburger Dom und die Landschaft entlang der Flüsse Saale und der Unstrut – ein bedeutendes Herrschaftsgebiet im Hochmittelalter

    Alle Bilder CC-by-SA von Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Welterbe_…d#Tentativliste


    Ich persönlich finde ja, dass wir schon ein gewisses Überangebot an vorindustrieller Architektur in der Liste haben.
    Daher fänd ich mal einen Titel für das Erbe des Historismus, wie die Badeorte (überw.), die Residenzschlösser Schwerin und Ludwigs Bayernträume; oder auch für ein grandioses Jugendstilensemble wie die Mathildenhöhe sehr angemessen. Es wird auch Zeit, dass die Wertschätzung für dieses Erbe in Deutschland steigt. Der Titel für die Hamburger Speicherstadt trägt sicher dazu bei. Die ausgedehnten Viertel Bremer Häuser wären mE glatt auch eine Überlegung wert ob ihrer Besonderheiten. Und natürlich sollte die Dresdner Elbfront wieder rauf.

  • Die Aufnahme der Mathildenhöhe ist eigentlich ein "Muss"

    Gleiches gilt für die Badeorte, von denen eigentlich jeder Einzelne auf die Liste gehört.

    Persönlich finde ich auch die Idee die Bergbaulandschaft Erzgebirge als Weltkulturerbe auszuzeichnen gut, obwohl die einzelnen Objekte hier nicht so spektakulär sind.

  • Warum zeigt das Bild der "Luthergedenkstätten Eisleben und Wittenberg" eigentlich Torgau?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich wäre für Neuschwanstein, da es ein einzigartiges, mittlerweile ikonisches und zu seiner Zeit immerhin hochmodernes und diffiziles Bauwerk war.

    Außerdem wäre ich für Rothenburg ob der Tauber. Nicht nur für sein wirklich einzigartig schönes und nahezu perfekt erhaltenes Stadtbild, sondern auch für den absolut hervorragenden Wiederaufbau.
    Der Welterbetitel könnte womöglich auch einige dumme/leichtsinnige Entscheidungen verhindern, die mittlerweile mehr und mehr getroffen werden, da es den Stadtverantwortlichen mittlerweile wohl zu gut geht und man glaubt, sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen zu können.

  • Tja, wenn der Welterbetitel da nur was nutzen würde... Regensburg hat ihn und versaut sich trotzdem nur allzu gern die Umgebung der Altstadt, ja den Stadtkern selbst mit dem unsäglichen Museumsbau. Ansonsten bin ich aber voll dafür, die hervorragend wiederaufgebaute Rothenburger Altstadt hat eine enorme Symbolkraft und wäre ein Ausrufezeichen im deutschen Denkmal- und Reko-Diskurs. Neuschwanstein würde da aus meiner Sicht nicht so viel bewirken, es ist einfach sehr klischeebeladen. Für die Akzeptanz des Historismus bräuchte es ein weniger aufgeladenes Ensemble mE wie Schwerin eines ist. Oder die Kurbäder.

    Sollte Dresden einen nochmaligen Anlauf wagen, sollten wir unbedingt auch darauf drängen, dass die wiederaufgebauten Bauwerke am Neumarkt mit aufgenommen werden, allen voran natürlich die Frauenkirche und das Residenzschloss.

  • Es folgen ein paar sehr lokalpatriotische Vorschläge aus München ;)

    Die absolut bezaubernde und perfekte Amalienburg im Nymphenburger Schlosspark: sie gehört für mich zu den schönsten Dingen auf dieser Welt, die man sich überhaupt anschauen kann; noch dazu ist sie komplett original erhalten. Eines der bedeutendsten, wenn nicht das künstlerisch größte Werk des Rokoko.
    Die kurfürstliche und später königliche Residenz München, die zwar im 2. Weltkrieg nahezu komplett zerstört wurde, deren Innenausstattung aber soweit es ging vorher gerettet wurde und die nachher zum überwiegenden Teil bis ins kleinste Detail wieder original aufgebaut wurde, eine unfassbare Leistung. Sie gehört zu den größten Schlössern Europas und ihre Innenausstattung aus verschiedenen Epochen ist in einigen Teilen künstlerisch auf dem allerhöchstem Niveau: Räume wie das Antiquarium, Grottenhof, Reiche Kapelle, Kaisertreppe und Kaisersaal aus der Renaissance, Raumfolgen wie die Reichen Zimmer, Ahnengalerie und das Cuvilliés-Theater aus dem Rokoko sowie die klassizistischen Raumfolgen von Ludwig I. gehören mit zum Prächtigsten, was europäische Fürstenresidenzen aufweisen können. Wenn im Dresden-Thread die Bemerkung gemacht wurde, dass das Dresdner Schloss es wert wäre, zukünftiges Weltkulturerbe zu werden, dann hat es die Residenz München tausend Mal mehr verdient.
    Und schließlich das Neue Schloß Schleißheim, das sonderbarerweise ein Schneewittchen-Dasein führt und nicht genügend gewürdigt wird; es ist für mich eines der künstlerisch außergewöhnlichsten Barockschlösser, die es gibt. Die Außenarchitektur ist sicherlich nicht sonderlich sensationell, aber was innen an Raumfolgen und hochwertigsten Ausstattungen geboten wird, ist überwältigend und den meisten anderen Schlössern weit überlegen. Ein absolutes Muss für Barockfreunde.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Die absolut bezaubernde und perfekte Amalienburg im Nymphenburger Schlosspark: sie gehört für mich zu den schönsten Dingen auf dieser Welt, die man sich überhaupt anschauen kann; noch dazu ist sie komplett original erhalten. Eines der bedeutendsten, wenn nicht das künstlerisch größte Werk des Rokoko.

    Trotz oder wegen der falsch angeordneten Fliesen (für Unkundige siehe http://www.geschichte-der-fliese.de/amalienburg_chinamode.html)?

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Da hab ich schon wieder was dazugelernt, das ist mir noch nie aufgefallen! Danke für den Hinweis und den interessanten Link.
    Aber natürlich schlage ich die Amalienburg nicht wegen der Fliesen der Küche vor, sondern wegen der Enfilade der Haupträume, allen voran dem genialen Spiegelsaal; die im Rokoko angestrebte Auflösung des Raumes und die Illusion einer Verschmelzung der Raumgrenzen mit der Außenwelt ist hier auf eine meisterhafte und exemplarische Weise erreicht. Die Küche ist ganz nett und interessant anzuschauen, aber letzten Endes ziemlich unbedeutend im Vergleich mit den Haupträumen, von daher fallen einige falsch angebrachte Fliesen nicht ins Gewicht. Die künstlerische Wirkung, wenn man im Blauen Kabinett um die Ecke biegt, durch das Gelbe Zimmer den Spiegelsaal mit seinen unwirklichen silbernen Stuckaturen erblickt und dann in ihn hineingeht, ist überwältigend und gehört für mich zum schönsten, was man erleben kann.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

    Einmal editiert, zuletzt von Leonhard (31. Januar 2018 um 11:53)

  • Vielen Dank Leonhard. Was Schloss Amalienburg im Park von Schloss Nymphenburg anbetrifft, kann ich dir in vollem Umfange zustimmen. Die Haupträume der Amalienburg übersteigen alles, was im Schlossbau, insbesondere im Bereich der Innengestaltung im deutschen Rokoko jemals geschaffen wurde, eine Steigerung in dieser Richtung erscheint mir kaum mehr möglich. Aber es ist wie bei so Vielem, man muss es einfach selbst mit eigenen Sinnen gesehen haben und auf sich einwirken lassen. Worte können dies nur unvollkommen ausdrücken.

    Da ich meine alten Dias von der Amalienburg nicht mehr finde, hier ein Link mit Fotos, die zumindest die Pracht uund Schönheit, die grazile und überaus köstliche Eleganz dieser Innenausstattung erahnen lassen:


    Amalienburg im Schlosspark von Schloss Nymphenburg zu München

    3 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (31. Januar 2018 um 12:01)

  • ^ Daraus wird erstmal nichts:

    "Görlitz, Hellerau, Porzellan: Bewerber aus Sachsen fallen beim Unesco-Welterbe durch

    Die Kultusministerkonferenz hat am Montag die neue deutsche Vorschlagsliste beschlossen.

    Sachsen hatte sich dabei Hoffnungen gemacht.

    Für Sachsen waren Stätten des Meißner Porzellans, die Siedlung Hellerau, die Göltzschtalbrücke im sächsischen Vogtland und Görlitz mit Bauten der Altstadt als Kaufmannssiedlung in der Neuzeit im Rennen.

    Meißen könnte aber eine kleine Chance noch haben. Die Kultusminister empfehlen, eine Bewerbung als immaterielles Kulturerbe der Unesco zu prüfen.

    Stattdessen enthält die künftige deutsche Anmeldeliste für die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt ab 1. Februar 2024 folgende sieben neue Nominierungen:

    - Waldsiedlung Zehlendorf – Erweiterung der Welterbestätte "Siedlungen der Berliner Moderne" (Berlin)

    "Fundstätte der Schöninger Speere – Mensch und Jagd vor 300.000 Jahren" (Niedersachsen)

    "Pretziener Wehr" (Sachsen-Anhalt)

    - "Europäische Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts" (Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit Frankreich, Italien und Portugal)

    "Keltische Machtzentren der älteren Eisenzeit nordwestlich der Alpen" (Baden-Württemberg und Hessen in Kooperation mit Frankreich)

    - "Der Fernsehturm Stuttgart. Archetyp und Symbol moderner Massenkommunikation" (Baden-Württemberg)
    - "Olympiapark München" (Bayern)

    Da aus den Vorjahren weitere Anträge zur Nominierung in den kommenden Jahren vorliegen, wird die künftige Tentativliste zur Vorlage beim Welterbezentrum der Unesco zwölf Nominierungen umfassen.

    Insgesamt verfügt Deutschland über 52 Welterbestätten sowie Anteilen an zehn transnationalen seriellen Welterbestätten und liegt damit im weltweiten Vergleich aktuell nach Italien (58) und China (56) auf Platz drei der Vertragsstaaten.

    Die sächsischen Kandidaten können nun frühestens in zehn Jahren hoffen, wieder eine Chance zu erhalten. Das geht nicht nur aus der Zahl der deutschen Vorschläge auf der Liste hervor. Auch das letzte derartige Verfahren zur Neuaufstellung der deutschen Vorschlagsliste hatte vor zehn Jahren stattgefunden."

    https://www.saechsische.de/sachsen/goerli…ch-5939308.html

  • In anderen Nachrichten:

    "Unesco-Welterbe: Herrnhut und Schwerin 2024 heiße Kandidaten

    Nach dem diesjährigen Treffen in Riad gibt es für das kommende Jahr konkrete Aussichten für zwei deutsche Bewerbungen - eine davon ist Herrnhut.

    Über den Welterbe-Status der Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine und das Residenzensemble Schwerin wird das Unesco-Welterbekomitee im kommenden Jahr entscheiden. Es sind die einzigen beiden Kandidaten auf einen Titel in Deutschland für 2024.

    Diesen Ausblick hat die Deutsche Unesco-Kommission im September 2023 nach Abschluss der diesjährigen Tagung in Riad gegeben. Ort und Termin dieses jährlichen Treffens mit 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention stehen allerdings noch nicht fest. Peter Martin, Sprecher bei der Deutschen Unesco-Kommission, geht davon aus, dass Datum und Tagungsort im November bei der Vertragsstaatenkonferenz festgesetzt werden."

    Paywall-Artikel: https://www.saechsische.de/loebau/herrnhu…12043-plus.html

  • Snork 14. Dezember 2023 um 17:37

    Hat den Titel des Themas von „Deutsche Vorschlagliste für Weltkulturerbe“ zu „Deutsche Vorschlagliste für UNESCO-Weltkulturerbe“ geändert.
  • Ergänzend zu Schloss Schwerin verweise ich auf meinen Foto-Thread:

    Maecenas
    4. März 2020 um 23:44
  • Wie hoch sind die Chancen, dass ein eingereichter Beitrag (der schon so viele Hürden genommen hat, sicherlich hervorragend präsentiert und begründet ist) tatsächlich angenommen wird? Ist das relativ sicher oder ist das eher eine Zitterpartie?
    Ich würde mich sehr für Schwerin freuen. Das Schloss und die ganze Stadt sind, wie man auf Englisch sagen würde: "criminally underrated". Der Bedeutungs- und Aufmerksamkeits-Boost würde Schwerin so gut tun.

    Eine kleine Sorge hätte ich allerdings, falls das Schweriner Schloss es auf die Liste schaffen sollte:
    Neuschwanstein, dass wohl in den nächsten Jahren vorgeschlagen werden soll, hat dann womöglich schlechtere Karten aus verschiedenen Gründen.
    Meiner Meinung nach verdient kein anderes Bauwerk der Romantik es so sehr ins Welterbe aufgenommen zu werden, wie Neuschwanstein. Der schillernde, tragische Bauherr, die Entstehungsgeschichte und die Bedeutung des Schlosses für heutige Popkultur (Disney) sind gewaltig.

  • Nicht, dass ich dem Welterbestatus irgendeine Bedeutung zumessen würde (schon der Begriff erscheint mir albern), aber Neuschwanstein als Exponent unserer Kultur erscheint mir überhaupt in den heutigen Zeiten schon ein bisschen grenzwertig.

    Schwerin wäre ohne Frage nützlich, der hier eine wichtige Stadtfläche Schutz genießen würde, deren Bedeutung allzuleicht unterschätzt werden könnte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.