Mir fallen ganz spontan nicht sonderlich viele Gründe ein, die das Ruhrgebiet zum Weltkulturerbe qualifizieren würden. Aber wahrscheinlich handelt es sicher hierbei vielmehr um eine Werbemaßnahme findiger Marketingstrategen, als um eine ernsthafte Bewerbung.
Deutsche Vorschlagliste für UNESCO-Weltkulturerbe
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Ich kann diese Pläne nicht wirklich nachvollziehen, da imho ein altes (wenn auch nicht mehr so dreckiges) Industriegebiet nicht unbedingt das ist, was man sich unter deutscher Kultur vorstellt.
Manche Jupps werden mich jetzt hassen, aber architektonisch und kulturell finde ich das Ruhrgebiet fast so interessant wie die Pripjat-Sümpfe. -
Ich fände das auch nicht notwendig, dass womit ich das Ruhrgebiet verbinde repräsentiert die Zeche Zollverein.
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Die Kultusministerkonferenz hat den Fahrplan für Beantragung des Welterbeitels der Franckeschen Stiftungen festgelegt. Danach soll die barocke Schulstadt 2015, spätestens 2017, den Rang des UNESCO-Welterbes erreichen. Wer die Geschichte kennt, weiß, welche Bedeutung die FS für die pietistisch-evangelikale "Eroberung" der USA im 18. Jhd. hat. Das Wirken des Pietisten August Herrmann Francke bildet den Abschluss der Reformation. Auf 14 ha haben christliche Aufklärer, Bürger und Pädagogen mittels beispiellos erfolgreicher Spendensammlung ein barockes Großfachwerkensemble geschaffen, das wohl seinesgleichen sucht. Ziel war die Ausbildung von armen Bevölkerungsteilen und später höheren Kreisen nach christlichen Werten. Zu DDR-Zeiten war sie von Verfall und Abriss bedroht und durch eine Hochstraße bedrängt, ist sie nach 1990 durch Spenden und öffentliche Aufbaumittel aus Deutschland und dem Ausland grundhaft saniert worden. Seit 1998 stehen die Stiftungen auf der deutschen Vorschlagsliste für das UNESCO-Welterbe.
Franckeschen Stiftungen oder Franckeschen Stiftungen - wiki
Ich denke, es würde sicher lohnenswert sein, den Franckeschen Stiftungen einen eigenen Thread zu widmen.
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Zitat
Gartenstadt Hellerau geht ins Welterbe-Rennen
Sachsens Kabinett hat sich entschieden. Mit Projekten aus Dresden und [lexicon='Leipzig'][/lexicon] will Sachsen auf die nationale Vorschlagsliste für neue Unesco-Welterbestätten. Auch zwei andere Städte können noch hoffen.Sachsens Kandidaten für den Titel als UNESCO-Welterbestätte stehen fest. Auf die deutsche Vorschlagsliste sollen die Dresdner Gartenstadt Hellerau, die Leipziger Notenspur und die Görlitzer Altstadt kommen, wie das Kabinett am Dienstag in Dresden entschied. Damit kann Dresden nach dem Verlust seines Welterbetitels des Elbtals erneut Stätte eines Kulturerbes werden. Die Projekte vermittelten ein insgesamt positives und rundes Bild, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU) zur Begründung.
Eigentlich kann ein Bundesland nur zwei Vorschläge für die ab 2016 geltende neue deutsche Vorschlagsliste, die sogenannte Tentativliste, einreichen. Trotzdem können sich neben Dresden und [lexicon='Leipzig'][/lexicon] auch Görlitz und das Schloss Hartenfels mit Schlosskapelle in Torgau Hoffnung machen.
Denn die Welterbekonvention regelt nur das „materielle Welterbe". Entscheidet die Kultusministerkonferenz aber, dass die Leipziger Notenspur durch ihren Fokus auf die Musik auf die Liste der Kandidaten der immateriellen Kulturerben aufgenommen werden kann, könnte Görlitz den freigewordenen Platz auf der Warteliste der materiellen UNESCO-Weltkulturerben einnehmen.
Bisher ist Deutschland zwar noch nicht der UNESCO-Konvention für immaterielle Erbe beigetreten. Dies könnte sich den Angaben zufolge aber bis 2013 ändern. Auf der Liste finden sich unter anderem der argentinische und uruguayische Tango und die Manden Charta in Mali, die als älteste Verfassung der Welt gilt.
Torgau werde mit Schloss Hartenfels und der Schlosskapelle als sogenannte serielle Anmeldung ebenfalls als Bewerber zum schon bestehenden Weltkulturerbe „Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg" in Sachsen-Anhalt gemeldet, sagte Ulbig. Als Symbol für die Lutherische Reformation sei Schloss Hartenfels quasi im „Huckepack-Verfahren" als eine Erweiterung zu der bereits bestehenden Gedenkstätte in Sachsen-Anhalt möglich.
Eine Expertenkommission hatte die Vorschläge aus insgesamt zehn sächsischen Bewerbern ausgewählt. Im nächsten Schritt muss nun die Kultusministerkonferenz entscheiden, ob die Vorschläge mit auf die Tentativliste für die UNESCO-Welterbeliste kommen. Danach muss die Unesco entscheiden, welche deutschen Vorschläge tatsächlich Welterbe werden.
Die Entscheidung für die Gartenstadt Hellerau sorgte für Freude bei Dresdens Oberbürgermeistern Helma Orosz. „Dresden kann stolz sein", sagte sie am Dienstag nach der Bekanntgabe. Auch der Kulturbürgermeister der Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Michael Faber, freute sich. Die Entscheidung zeige, dass [lexicon='Leipzig'][/lexicon] eine Musikstadt von weltweiter Bedeutung sei.
Der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick nahm die Entscheidung über den dritten Platz für Görlitz positiv auf. Unklar sei aber, was nun von Görlitz erwartet und wann über das Nachrücken des Projekts entschieden werde. Enttäuscht zeigte sich der Direktor des Chemnitzer Museums für Naturkunde, Ronny Rößler. Alle Projekte zur Darstellung des Naturerbes „Versteinerter Wald" sollen aber weiterlaufen
Innenminister Ulbig äußerte die Hoffnung, dass mit der jetzigen Bewerbung von Dresden das „alte UNESCO-Trauma" überwunden werden könne. Dresden war wegen des Baus der Waldschlößchenbrücke im Elbtal 2008 der Welterbetitel aberkannt worden. Die UNESCO hatte gerügt, die Brücke verschandele eine einmalige Kulturlandschaft. Probleme wie im Elbtal befürchtet der Innenminister bei der Bewerbung Helleraus nicht. Die Gartenstadt sei überschaubar und „konfliktarm".
Quelle: Schsische Zeitung [online] - Sachsen: Gartenstadt Hellerau geht ins Welterbe-Rennen
Also zu der Meldung muß ich wirklich sagen das ich gar nicht so viel fressen kann wie ich kotzen möchte. Da macht man mal ganz schnell die liebe Landeshauptstadt zum Spitzenkandidaten für jene Liste die man vor ein paar Jahren noch für unnötig und hinderlich hielt, und mindert gleichzeitig massiv die Chancen derjenigen (Görlitz) die von der sächsischen Politik eh schon benachteiligt werden und für die jener Titel ein echter Zugewinn sein könnte und nicht nur ein Mittel um sich in Selbstgefälligkeit zu wiegen. Sowas von ärgerlich!
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Für deine Frustration hege ich vollstes Verständnis! Typisch Sachsen...
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Man stelle sich vor, Dresden bekommt tatsächlich den Welterbertitel für seine "Gartenstadt" und das nachdem man den, wofür diese stadt eigentlich bekannt ist und besucht wird, in den Dreck geworfen hat.
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Was heißt denn bitte "Gartenstadt"?
Die Hellerauer können allerdings nichts dafür. Die sind nur "Beute-Dresdner".
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Ich gestehe bis bis auf diese abermalige Nennung in dem Zusammenhang noch nie was davon gehört zu haben.
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Bildungslücke...
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Dorthin "verirrt" habe ich mich nicht - sondern bin 2004 ganz bewußt dorthin gefahren. Unabhängig von der Görlitz-Debatte finde ich die Gartenstadt Hellerau schon bemerkenswert, es war die erste deutsche Gartenstadt, mit Schauspielhaus und deutschen Werkstätten sowie dem Markt auf alle Fälle sehenswert.
Viele Fotos habe ich nicht, damals habe ich mit der Digitalfotografie gerade angefangen:
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Also ich finde die Gartenstadt Hellerau auch recht niedlich, aber UNESCO Weltkulturerbe naja, da wäre Görlitz auf jeden Fall 1.000 x vorzureihen!
Ich glaube, dass die Dresdner Betonköpfe nun doch ein schlechtes Gewissen bekommen haben, weil ihnen schön langsam der Verlust dieser tatsächlich einzigartigen Kulurlandschaftt regelrecht auffallen muss, wenn man das "Monster an der Elbewiese" beim wachsen beobachtet. Wenn schon Kulturerbe in DD, dann bitte die wiederaufgebaute Frauenkirche!
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Über die Welterbetauglichkeit Helleraus kann man sich natürlich streiten.
Allerdings handelt es sich hierbei nicht nur um die allererste deutsche Gartenstadt, sondern auch um eine wirklich allumfassende Umsetzung der Lebensreformbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Hellerau bot nicht nur eine lebenswürdige Wohnumgebung für einfache Arbeiterfamilien, die wider der Segregation auch noch in der gleichen Siedlung wie ihre Direktoren lebten, sondern integrierte eine humane Arbeitsumgebung sowie die ganzheitliche Bildung des Menschen auf einem wirklich hohem Niveau. Neben modernsten reformpädagogischen Schuleinrichtungen wäre hier vornehmlich das Festspielhaus zu nennen, das am Vorabend des Ersten Weltkrieges die kulturelle Elite Europas anzog und damit von einem Niveau kündete, das weit über die damaligen Reichsgrenzen hinausstrahlte. Insofern ist Hellerau nicht nur eine Arbeitersiedlung oder einfache Gartenstadt, sondern die Verwirklichung der Lebensreformbewegung in ihrer wohl reinsten Form. -
Selbstverständlich ist die erste deutsche Gartenstadt Hellerau, als Stadtteil ein Flächendenkmal das Würdigung, Beachtung verdient.
Da gibt es gewiss keinen Zweifel . . .
GÖRLITZ aber : sächsisch - schlesische Stadt mit tausenden Einzeldenkmalen aus fast allen Bauepochen der Architekturgeschichte, ist in seiner Einmaligkeit mehr als außergewöhnlich.
Eine solche geschlossenene Ballung von Architekturdokumenten ist m. W. in deutschen Landen kein zweites Mal vorhanden.
Bombenkrieg und Kampfhandlungen gingen an der Stadt wie durch ein Wunder fast spurlos vorbei.
Gewachsene Architektur konnte somit konserviert, erhalten und vor allem in den letzten zwanzig Jahren mit generösen Stiftungen eines unbekannten Wohltäters der Stadt befördert werden.
Davon zeugen Renaissance - Bürgerhäuser in städtebaulichem Zusammenhang ebenso wie zahlreiche Stadttürme und Befestigungsanlagen.
Um den mittelalterlichen Altstadtkern von besonderer Schönheit, entstand ein großes Gründerzeitviertel. Zahlreiche, noble Villen u. Bürgerhäuser aus der Zeit des Historismus mit original erhaltenen Treppenhallen gehören ebenso wie etwa die Stadthalle ( Jugendstil, Bernhard Sehring ) oder das im wesentlichen erhaltene Jugendstilkaufhaus dazu.
Überhaupt hat die historistische Repräsentationsarchitektur dito Geschäftshausarchitektur einen sehr hohen Stand in Görlitz erreicht. Davon zeugen u.a. Straßburg- Passage, Viktoria Hotel, zwei Sparkassenhäuser, ( mit teilweise anspruchsvoller, originaler Ausstattung ) zwei Postämter u.v.m. Die zahlreichen Kirchen bedürften darüber hinaus einer speziellen Würdigung.
Görlitz verfügt über eine monumentale, prächtige Jugendstilsynagoge, die wie durch ein Wunder der Brandstiftung 1938 entging.Am Ostufer der Neiße hat sich gar eine wesentlich verkleinerte Variante des Reichstagsgebäudes ( mit der originalen Kuppel ), ehm. "Oberlausitzer Gedenkhalle mit Kaiser-Friedrich-Museum", erhalten.
Wer Görlitz gesehen hat, ist überrascht über dieses Bilderalbum der Architektur, manchmal fassungslos, dass es so etwas SCHÖNES
n o c h gibt - aber immer begeistert !Dies alles sollte Verantwortliche bei ihrer "Auswahl" durchaus zum Nachdenken veranlassen !
B. E. Ludwig, Dresden
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Neue Vorschläge fürs UNESCO Welterbe, aus Hamburg der jüdische Friedhof in Altona und die Sternwarte in Bergedorf:
Auch der Freistaat Bayern schickt neue Kandidaten ins Rennen, dazu zählen die Königsschlösser Ludwigs II. (Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee), der Saal der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse, die alpinen und voralpinen Wiesen- und Moorlandschaften sowie die Bauten der Augsburger Wasserwirtschaft.
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Während ich den Vorschlag der Königsschlösser Ludwigs als besondere Zeugnisse des historistischen Schlossbaus noch nachvollziehen kann, scheinen mir die anderen den wohl allgemeinen Trend zu bestätigen, möglichst exotische Bauten (Stichwort Fagus-Werk) zu benennen, um noch eine Chance auf die Ernennung zum Welterbe zu haben.
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In Ermangelung eies Bedankomaten kann ich hier nur sagen :"Danke MunnichFrank, das sehe ich ganz genau so"
Viele Grüße
Strandfliese
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Die fast inflationär erscheinende Zunahme an Bauwerken, Einzeldenkmälern etc., die allesamt in die Liste aufgenommen wurden oder noch werden, sollte uns eigentlich daran erinnern, daß das alles nicht ewig so weitergehen wird und man Deutschland aufgrund einer gewissen Bevorzugung irgendwann zur Beschränkung auf das wesentliche drängen wird, weil es voraussichtlich zu keinen weiteren Aufnahmen mehr kommen wird.
Viele Menschen in Rheinland-Pfalz sind überdies etwas verschnupft über die Bevorzugung östlicher Gebiete und es besteht die in den Medien zu lesenden Verlautbarung, die Aufnahme des Speyerer Doms um die Kaiserdome von Mainz und Worms zu erweitern; sowie einer Aufnahme des Erbes der SchUM-Städte. Das ist uns hier ebenfalls nicht verborgen geblieben.
Wenn es zur Mode werden sollte, daß eine ganze Anzahl an Vorschlägen publik gemacht werden, die sich großteils den Vorwurf der Zweitrangigkeit gefallen lassen müssen, dann sehe ich im Interesse meines Bundeslandes und meiner Stadt keinen Grund zu Hinderung, anstelle zweier separater Titel, die auf SchUM-Stadt und Kaiserdom laufen würden, an deren Stelle die Zeugnisse des alten Kurmainz zusammenzubinden, und zwar die Gesamtheit von Dom, Augustinerkirche, Peterskirche, Schloß, Deutschhaus, Johanniterkommende, Rochusspital, sowie der Adelshöfe Osteiner Hof, Bassenheimer Hof, Schönborner Hof, Erthaler Hof, Stadioner Hof, älterer und jüngerer Dalberger Hof, Eltzer Höfe, sowie die Reste des Bentzel´schen und des Knebel´schen Hofes. -
Die Schlösser Ludwigs II. sind auf der Welterbeliste längst überfällig, ansonsten fällt mir aber in Deutschland nicht mehr allzu viel ein, was zwingend zum Weltkulturerbe erklärt werden müsste. Die Unesco täte gut daran, diese besondere Auszeichnung nicht zu inflationär zu vergeben. Bereits jetzt befindet sich m.E. einiges auf der Liste, was diesen Status nicht verdient.
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Die Bewerbungsformalität ist eingeleitet worden. Die Stiftungen sollen demnach ab 2016 auf der UNESCO-Welterbeliste stehen. Hier einige Links mit aktuellen Informationen zum Antragsstand:
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