Dinkelsbühl droht City Outlet

  • Dinkelsbühl soll zum "RomanticOutlet" werden! Die Bevölkerung und der örtliche Handel beäugen die Absichten kritisch und sorgen sich um die Struktur und das Erscheinungsbild der Altstadt. Der Fernsehbeitrag des BR zeigt u.a. auch, dass die Gegebenheiten des City Outlets in Bad Münstereifel nicht mit der Situation in Dinkelsbühl vergleichbar sind.
    Wer sich für das Anliegen der ProAltstadt-Freunde in Dinkelsbühl interessiert, findet hier nähere Informationen: http://www.dkb-proaltstadt.de/

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    3 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (9. September 2017 um 18:38) aus folgendem Grund: Auf Bitte der ProAltstadt-Freunde Dinkelsbühl und Stadtbild Deutschland e.V. wurde der Beitrag abgeändert.

  • Nun, wahrscheinlich werde ich für meine Meinung hier im Forum gesteinigt,... aber ich finde die Idee eines Outlets jetzt gar nicht soooo übel.

    2015 war ich in Bad Münstereifel ( siehe Galerie ). Vor dem Besuch hatte ich auch die schlimmsten Befürchtungen. Jedoch war ich am Ende doch positiv überrascht. Natürlich kann die Stadt, trotz der Outlet-Geschäfte, noch immer funktionieren. Wieso sollte es plötzlich keinen Bäcker, Metzger, oder Friseur mehr geben? Ich nehme doch mal an, daß nur die ohnehin leerstehenden Ladenflächen, 50 an der Zahl, für das Outlet genutzt werden. Im oben verlinkten Filmbeitrag, betrifft das besonders eine bestimmte Straße. Die übrige Stadt bleibt unverändert. In Bad Münstereifel fühlte ich mich auch wie in einer normalen Stadt. Es gab noch Restaurants, Cafés und Lebensmittelläden (die werden eher von mehr Besuchern profitieren). Wie ein Einkaufszentrum unter freiem Himmel.

    Auch die Parkplatzsituation sehe ich nicht so kritisch. Es wäre doch Blödsinn, wenn man mitten in der Altstadt hunderte von Parkplätzen installiert. Das möchte sicher kein Mensch. In Bad Münstereifel wurde vor der Stadt, quasi auf der grünen Wiese, eine große Parkfläche angelegt. Die Besucher gelangen so natürlich zu Fuß in die Altstadt. Das wird in Dinkelsbühl nicht anders sein.

    Die Sorge der Anwohner über den Outlet-Geschäften, kann ich auch nicht so recht nachvollziehen. Irgendwann ist die Öffnungszeit vorbei, und die Leute haben ihre Ruhe. Da gibt es doch keinen Unterschied zu einem traditionellen inhabergeführten Fachgeschäft.

    Zwar kenne ich die aktuelle Situation in Dinkelsbühl nicht, aber wenn dieses Outlet der Stadt helfen kann, den Leerstand (Verfall?) einiger Häuser zu beenden, sollte man wenigstens darüber nachdenken und nicht, von Anfang an, alles blockieren. Über die Umbauten der Häuser muss man natürlich reden. Wenn ein Eingriff notwendig ist, sollte der so gering wie möglich bleiben. Der Denkmalwert eines Hauses, geht auf jeden Fall vor. Da gibt es keine Diskussion.

  • Schon wieder wird das historische erbe für werbe zwecken von Großkonzernen ausgebeutet, die eigentlich damit beschäftigt sind es zu beseitigen das stöst mir schon wieder so bitter auf.
    auch wenn ich von Outlets mal so gar nichts halte, besser als lehr stand.Ich stimme dir da zu meiner Meinung nach sollen sie es versuchen sind ja auch "nur" Läden vielleicht wird es ja was,aber wenn die fachen machen raus!, für mich sprechen nur drei dinge dagegen:

    -die eventuelle tot Sanierung der Häuser für irgendwelche Installationen betrift eher innen und Schaufenster
    -ne wisse mit Teer zu, zu kippen halte ich auch für eher unschön.
    -das ist ein nicht grade stabiles Geschäfts model, weil man nie weis wie die eventuell erweitern wollen aber dann müssen sie halt gehen wenn ihnen die kleinen Läden nicht passen.

  • Nein, der neusserschen Meinungen kann man nicht zustimmen. Ein Sitti-autlet wäre eine Katastrophe, eine Schändung.
    Allerdings ist nichts Besseres zu erwarten, als dass die Einschläge auch in die letzten Rest einer vorgeblich oder tatsächlich heil gebliebenen Welt kommen werden.
    Es wird uns kein Reservat erhalten bleiben.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wenn die Verkaufsorte so dezentral und kleinteilig sind, wie in der Broschüre beschrieben, fände ich das gar nicht so schlecht.

    Wie die Auslastung der Hotels ist, kann ich nicht beurteilen, Verfall habe ich jedenfalls keinen festgestellt, laut Augsburger Allgemeinen stehen rund 44 Immobilien leer, die "entwickelt" werden könnten.

  • Da muss ich Zeno und den Anderen zustimmen: die mittelalterliche Subtanz wird als Kulisse für die Besucher dieses sogenannten "City-Outlets" missbraucht. Zudem werden die Touristen teilweise sich nur um diese globalen Marken interessieren und die Stadt mehr oder weniger nicht näher besichtigen und wirklich schätzen. Im schlimmsten Falle werden ungebildete "Sensations/ Shoppingtouristen" die überhaupt nicht sich für die mittelalterliche Baukunst interessieren, erscheinen. Meiner Meinung nach wird sich vorallem wiegesagt das Klientel ändern wohl eher zum Negativen. Zudem ist zu befürchten, dass Umbauten stattinden werden und Substanz verloren geht. Außerdem habe ich in Bad Münstereifel anhand der Fotos bemerkt, dass die Markenläden sogar außerhalb der Altstadt sich befanden in Wellbelchhütten...

  • Natürlich glaubt hier niemand, daß es den selbstlosen Investoren einzig und allein um den Erhalt des mittelalterlichen Stadtbildes geht. Klar wollen die so viel Geld wie möglich aus der Geschichte herausziehen.

    Es soll auch bitte nicht der Eindruck entstehen, daß ich ein riesen Liebhaber von solchen Outlet-Städten wäre. Auf keinen Fall! In Bad Münstereifel habe ich mir keinen einzigen dieser Läden von innen angesehen. Mich interessierte nur, was dieses Konzept aus der Stadt gemacht hat.

    Und ich frage mich, wo soll der Unterschied sein, ob da jetzt 40 bis 50 Läden gleichzeitig von einem Investoren mit Leben gefüllt werden, oder ob 40 bis 50 verschiedene Besitzer und Betreiber einen Laden in den Häusern einrichten? Es geht doch durch den Outlet nicht zwangsläufig mehr kaputt.

    Außerdem glaube ich nicht, daß nur der schnäppchensuchende Pöbel in die Stadt kommen wird. Sehr wohl können auch die bereits bestehenden Geschäfte, Gaststätten und Cafés mit mehr Gästen rechnen. Das habe ich in B. Münstereifel jedenfalls so erlebt.

    Wie gesagt, ich kenne Dinkelsbühl nicht. Jedoch erscheint mir der Leerstand von 50 Läden schon enorm. Wie würde das denn im Normalfall weitergehen? Leerstand über mehrere Jahrzehnte, Verfall, Betitelung als Schandfleck und schließlich der Abriss? Da ist mir ein überschaubares Outlet doch wirklich lieber.

    Was die grüne Wiese für eine eventuelle Parkplatzfläche angeht, so ließe sich doch bestimmt etwas finden. Siehe hier, am rechten Bildrand:

    https://www.nuernbergluftbild.de/images/luftbild/j0523258c.jpg

  • Ich hatte ja schon mit der Steinigung gerechnet.


    Zitat von Zeno

    (...) Und zum Thema Parkplätze, da geht es doch schon los: Wo bitte sollen die denn hin? Irgendwo eine Wiese (wo gibt es überhaupt eine freie Wiese in fußläufiger Entfernung zur Stadtmitte?) zubetonieren?? (...)


    Du hast gefragt, und ich habe geantwortet. Kein Grund, direkt an die Decke zu gehen.

    Am rechten Bildrand ist bereits ein Parkplatz zu sehen. Der ließe sich auch noch erweitern. An der weltbekannten Ansicht, ändert sich dadurch nichts. Die paar Meter bis zur Stadt, sollte den Besuchern doch zugemutet werden können.

    Aber bevor hier noch der Eindruck entsteht, ich würde mich für das Outlet engagieren, und um keinen blödsinnigen Streit zu führen, ziehe ich mich aus dem Thema zurück. Mir ist eine "naturbelassene" mittelalterliche Stadt selbstverständlich auch viel lieber, als eine künstliche Shopping-Erlebnis-Stadt. Sonst wäre ich auch nicht Mitglied des Vereins oder Forums. Wenn Dinkelsbühl es allein schafft, die Ladenflächen und Häuser zu erhalten/wiederzubeleben, ist das natürlich super. Das ist es, was ich eben nicht beurteilen kann.

    Wenn die Stadt es aber nicht schafft, und sich eine Verödung ausbreitet, sollte man über ein neues Konzept durchaus nachdenken. Das ist es, was ich aussagen wollte. Outlets finde ich persönlich völlig uninteressant.

  • Ich wuerde es wie in Hildesheim machen. Dort hat die Stadt dasselbe wie Bad Muenstereifel gemacht.
    Aber hat den Mittelsman rausgenommen und die Historischen Haeuser selbst vermarktet oder den Eigentuemern geholfen Ihre Haeuse zu vermarkten.
    Hildesheim hat kein Einkaufs Zenter, aber die Innenstadt wird als Einkaufs Zenter vermarkted.

  • Zur spezifischen Situation in Dinkelsbühl kann ich nichts sagen. Aber viele Klein- und Mittelstädte haben zunehmend mit Leerstand und der Verödung von ehemaligen Geschäftsarealen zu kämpfen. Die Gründe liegen im Online-Handel und in den großen Shopping-Malls auf der grünen Wiese. Für diese Städte könnten Outlet-Planungen eine Rettung sein. Sonst ist Ende im Gelände.

  • Letzte Woche war ich erst wieder in Bad Münstereifel und habe mir natürlich auch einige wenige Geschäfte des Outlets angesehen. Negative Auswirkungen auf das Stadtbild konnte ich nicht feststellen. Da stachen einige noch im Privatbesitz befindliche Gebäude aufgrund ihres schlechten Zustandes weitaus negativer ins Auge.
    Insgesamt scheint auch die Bevölkerung ihren Frieden mit dem Outlet geschlossen zu haben. Jedenfalls bestätigte das Gros der Leute, dass die Stadt vorher geradezu tot gewesen sei und sich durch einen extremen Leerstand ausgezeichnet habe. Durch die Ansiedlung des Outlets wäre eine allgemeine Belebung eingetreten, von der auch die örtlichen Unternehmen und nicht zuletzt die Gastronomie profitiert hätten. Ingesamt kann man also ein vorsichtig positives Fazit der Entwicklung ziehen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Dinkelsbühl kann man aber total nicht mit Münstereifel vergleichen! Auch wenn Münstereifel schon etwas ganz Besonderes darstellt, spielt die dortige Alstadt einfach nicht ganz oben mit, vor allem weil die Stadt nur für NRW'sche Verhältnisse wirklich gut erhalten geblieben ist. Dinkelsbühl dagegen verfügt über die wohl am besten erhaltene größere Altstadt nördlich der Alpen und ist daher schon weltbekannt, dazu kommt dann noch die einmalige Schönheit des Ensembles... Die brauchen dort also gar kein durchschnittliches City-Outlet ums Überleben, sondern eine noch bessere Ensembleschutz (vielleicht könnte ein Welterbetitel hier die Lösung sein)!

  • Hier kommt etwas Unterstützung von ausserhalb Dinkelsbühls:

    http://igb-vor-ort.de/dkb-petition

    Ich wünsche der Initiative gegen das geplante Outlet viel Erfolg! Wenn wir von der Interessengemeinschaft Bauernhaus aus eurer Sicht etwas tun können, lasst es mich bitte wissen. Mittlerweile gibt's zwei Berichte auf unseren Webseiten und eine Pressemitteilung, die wir versuchen werden unterzubringen:

    Frank Jermann, IgB Kontaktstelle Birstein/Main-Kinzig

  • Manch tote Altstadt könnte allerdings von solch einem Projekt durchaus profitieren, solange die Bausubstanz dabei möglichst gut erhalten und ggf. sogar ansehnlich saniert wird. Es gibt Einkaufsstraßen, die diesen Namen gar nicht mehr verdienen.

    City-Outlet sind meiner mMn keine ausreichende Lösung. Wieviele Kleinstädte/Dörfer mit toten Einkaufstraßen gibt es? Sollen die alle ein Outlet werden? Oder nur ein paar und die Anderen haben dann Pech gehabt?

    City Outlets kaschieren nur, lösen aber kein einziges strukturelles Problem des ländlichen Raums. Wie ein Heftplaster auf einer artiellen Wunde. Denn solange sich unsere Wirtschaft rund um das Auto gruppiert werden Innenstädte immer verlieren, stattdessen bräuchte es Lösungen, die wieder die Rückkehr zu kleinen, kompakten Siedlungskernen fördern und gleichzeitig die Entwicklung (Ansiedlung/Betreiben von Geschäften) flexibel halten.