Das lebendige Berliner Schloss
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Heraldischer Schmuck der Hof-Automobile
Auch wenn es Zeit des Bestehens des kaiserlichen Automobilparks sicherlich eine gewisse Variationsbreite an heraldischer Ausschmückung der Hof-Karossen gab, so scheint doch die folgende Gestaltung die grundsätzlich vorherrschende gewesen zu sein:An den Seitenwangen der Chauffeur-Sitze war jeweils die Plakette des 'Kaiserlichen Automobil Clubs' angeschraubt.
Ungefähr auf Griffhöhe (und - sofern Fenster vorhanden - unterhalb der Fensterzone) der Türen, die zu den von den hohen Herrschaften benutzten Rückbänken führten, war die preußische Königskrone - über einem Flatterband schwebend - auflackiert.
Bei Wagen mit hohem Heck, war an Letzterem auch noch zusätzlich eine große preußische Königskrone, allerdings ohne Flatterband, aufgemalt.
Abbildung 01
Zur Übersicht: links Tür mit Krone und Flatterband, rechts Seitenwange mit Plakette des KAC (Kaiserlicher Automobil Club).
Abbildung 02
Plakette des KAC.Abbildung 03
Gemalte Preußische Königskrone (allerdings ohne Flatterband).Abbildung 04
Krone am Heck.Abbildung 05
Hofautomobil in dunkler Lackierung, aber mit derselben heraldischen Gestaltung. -
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Farbliche Harmonie
Auch wenn die Schoßfassaden zur Jahrhundertwende größtenteils schwärzlich korrodiert waren, so hätte der unter der Schmutzschicht verborgene Sandstein wunderbar mit der cremefarbenen Lackierung der Hof-Automobile korrespondiert, wenn man ihn denn damals schon gereinigt hätte; siehe das anliegende - leicht modifizierte - Foto von Mantikor.
Und nein, es zeigt keinen 'allerhöchsten Baustellenbesuch'
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Bereitstellungsfahrt eines Hofautomobils
Benötigte der Kaiser während seiner Anwesenheit in Berlin einen seiner 'Personenkraftwagen', so wurde dies vom im Schloß untergebrachten Oberhofmaschallsamt dem Oberstallmeisteramt im Marstall mitgeteilt, welches dann alles Nötige in die Wege leitete. Kurze Zeit später setzte sich einer der Oberwagenführer mit einem der Hofautomobile in Bewegung. Diese 'Bereitstellungsfahrt' soll hier einmal nachgezeichnet werden und zwar in Form der Ansichten, die sich dem fahrenden Chauffeur während dieser kurzen Wegstrecke boten...
Abbildung 01
Das historische Luftbild belegt, wie relativ kurz die Distanz zwischen der Autogarage im Erdgeschoß der Reithalle und dem Königlichen Schloß tatsächlich nur war.Abbildung 02
Die direkte Fahrt von der Garage zum Schloß ist hier rot eingezeichnet. Dieser Weg dürfte den Bereitstellungfahrten bei einem Einsatz im Schloß vorbehalten gewesen sein. Die blaue Route - durch die Nebeneinfahrt in der Breitenstraße 30/31 - wird immer dann gewählt worden sein, wenn es sich um Überführungsfahrten handelte oder nachrangige Mitglieder der königlichen Familie der Automobile bedurften.Abbildung 03
Abfahrt von der Garage.
(Blick auf die Erdgeschoß-Ostwand der Reithalle mit den Garagentoren.)Abbildung 04
Blick vom Fahrhof aus auf das Ostportal der Durchfahrt im Erdgeschoß des Quergebäudes zwischen Fahrhof und Remisenhof.
(Bild von Mantikor.)Abbildung 05
Blick vom - heute kein Glasdach mehr aufweisenden- Remisenhof auf das Westportal der Durchfahrt im Erdgeschoß des Quergebäudes zwischen Fahrhof und Remisenhof.
(Bild von Mantikor.)Abbildung 06
Blick vom Remisenhof auf das Ostportal der Erdgeschoß-Durchfahrt im Kopfgebäude des Marstalls am Schloßplatz.
(Bild von Mantikor.)Abbildung 07
Blick vom Remisenhof in die Erdgeschoßdurchfahrt des Kopfgebäudes. Im Hintergrund wird schon das Portal I des Schlosses sichtbar.
(Bild von Mantikor.)Abbildung 08
Blick vom Schloßplatz in die Durchfahrt des Kopfgebäudes.
Abbildung 09
Blick vom Schloßplatz auf Durchfahrt und Portal des Kopfgebäudes des Marstalls.
(Bild von Bergfels.) -
Überblick zur Kgl. Automobilabteilung - Stand 04.11.1910
Diesen Zufallsfund möchte ich den Mitforisten nicht vorenthalten, zumal er Aufschluß über das konkrete Aussehen von Königskronen und Devisenbändern an den Türschlägen, sowie den Texte der Devisenbänder ('Gott mit uns') liefert. Passenderweise ist der Zufallsfund in den Lackfarben der Hof-Automobile (chamoise und kobaltblau) eingebunden ! -
Gedenktafel für Oberwagenführer Schröder
Im Innenhof des Gebäudetraktes 'Breite Straße Nr. 30-31' des Marstalls hat sich - wohl am Risalit - bis in die Gegenwart eine Gedenktafel für einen der beiden langjährigen Leib-Chauffeure des Kaisers, Oberwagenführer Otto Schröder, erhalten. Von dieser kursieren im Netz diverse Großaufnahmen, aber leider keine Ansicht, die die Tafel im baulichen Kontext zeigt. Kann hier vielleicht einer der Berliner Foristen - eventuell Mantikor - aushelfen ? -
Lieber Mantikor,
wie wunderbar, daß Sie es so schnell möglich machen konnten, den genauen Platz der Gedenktafel aufzuspüren. Tausend Dank dafür !!!
Aufgrund der Aufhängung knapp über Augenhöhe ergibt sich für mich nun aber die Frage, wie diese Tafel SBZ und DDR so relativ intakt überleben konnte ?
Abgeschraubt scheint sie ja wohl nicht worden zu sein. Dagegen spricht die Patinierung der vier Halterungen in den Ecken. Aber vielleicht war sie abgedeckt ? Denn ohne Abdeckung wäre sie sicherlich ein ständiger Stein des Anstoßes für die SED-Oberen gewesen, zumal in so großer Nähe zu Staatsrat und ZK.
Möglicherweise hat man den Text aber auch einfach nur durch das weitestgehende Abwaschen der Vergoldungen unleserlich und damit in den Augen des Regimes ‚unschädlich’ gemacht, wodurch die Tafel an ihrem Platz bleiben konnte ?Mir ist bei dieser Frage durchaus die Toleranz der späten Honecker-Jahre Preußen gegenüber bewußt. Diese kam z.B. in der Duldung der Inschriftentafel im Giebel der französischen Kirche am Gendarmenmarkt zum Ausdruck, in welch Letzterer öffentlich der Schutz der Hohenzollern für die Hugenotten gerühmt wird. Mich – als Tagesbesucher aus dem Westen – hat diese Inschrift in den 1980ern immer ebenso erfreut, wie mich ihr sichtbarer Verbleib erstaunt hat.
Es ist jedenfalls bemerkenswert, daß mit der Tafel für Otto Schröder ein Stück Alltags- und Funktionsgeschichte des lebendigen Stadtschlosses bis heute überdauern konnte.
Vielleicht sollte man einmal den ADAC ansprechen und diesen fragen, ob er bereit wäre, sich an der Sanierung der Tafel zu beteiligen, die ja ein nicht ganz unwichtiges Mitglied seines Rechtsvorgängers, des Kaiserlichen Automobil Clubs (KAC), ehrend in Erinnerung hält !
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Abgeschraubt scheint sie ja wohl nicht worden zu sein. Dagegen spricht die Patinierung der vier Halterungen in den Ecken. Aber vielleicht war sie abgedeckt ? Denn ohne Abdeckung wäre sie sicherlich ein ständiger Stein des Anstoßes für die SED-Oberen gewesen, zumal in so großer Nähe zu Staatsrat und ZK.
Möglicherweise hat man den Text aber auch einfach nur durch das weitestgehende Abwaschen der Vergoldungen unleserlich und damit in den Augen des Regimes ‚unschädlich’ gemacht, wodurch die Tafel an ihrem Platz bleiben konnte ?
Ich kann mir gut vorstellen, dass die SED da andere Probleme hatte und auf diese Tafel schlichtweg vergessen hat. Warum ich das glaube, weil sogar in Prag wirklich unzählige noch solcher Tafeln mit deutscher Inschrift die KSC Regimezeit überlebt haben, was bei den tschechischen nationalen Sozialisten für mich immer noch verwunderlicher ist als bei den internationalen Sozialisten in der DDR. Während in der DDR "nur" die Erinnerung an die "Klasse" versucht wurde zu tilgen, hat man in der CSSR versucht neben der "Klasse" auch noch die (Geschichte der vorher dort wohnenden deutschen) quasi "Rasse" auszulöschen.
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Der nicht entnobilitierte Poller
Lieber Exilwiener,
für Ihre Erklärung spricht, daß die DDR an dieser Stelle tatsächlich etwas nachlässig gewesen sein muß, denn nur wenige Schritte von der Tafel für Otto Schröder entfernt befindet sich ein Poller (der - wohl - den Eingang der Durchfahrt zur Breiten Straße vor Kollisionen mit Fahrzeugen schützen soll), welcher bei näherem Hinsehen eine preußische Königskrone, mit Reichsapfel und Kreuz an der Spitze trägt. Dieser 'Poller' weist eine so frappierende Ähnlichkeit mit den ehemaligen Boxen-Begrenzungs-Säulen in den Pferdeställen des Marstalls auf, daß man davon ausgehen kann, daß wir es hier mit einer derartigen Säule zu tun haben, die die Zerstörung der Stallungsbereiche überlebt hat und nun an dieser Stelle zweckentfremdet weiter genutzt wird. Erstaunlich ist dabei, daß man die Krone nicht beseitigt hat. Auf eine 'Entnobilitierung' wurde verzichtet...
Abbildung 01
Foto des Innenhofs der Breiten Straße Nr.30-31 von Mantikor. Der 'Poller' ist rot eingekreist.Abbildung 02
Nahaufnahme des 'Pollers'. Kronenkorpus, Reichsapfel und Kreuz sind deutlich erkennbar.Abbildung 03
Innenansicht einer der Pferdeställe im Marstall. Die Boxen-Begrenzungs-Säulen haben eine enorme Ähnlichkeit mit dem 'Poller. -
Der‚Goldene Krönungswagen’ als Herzstück höfischer Großereignisse
Kleinod des königlichen Marstallsbetriebes - und von wesentlich tieferer historischer Dimension als die Hof-Automobile - war der vergoldete Prunkwagen des Hauses Preußen. Diese fast bis 1918 als 'Staatskarosse Nr. 1' dienende Kutsche war von König Friedrich Wilhelm II. beim Wagenbaumeister Johann Christian Ginzrot (1764-1829) in Straßburg in Auftrag geben und 1789 ausgeliefert worden. Anlaß für die Anfertigung war die 1790 in Frankfurt am Main stattfindende Kaiserkrönung Leopolds II., während der sie vom König als Erzkämmerer des Heiligen Römischen Reiches erstmals benutzt wurde. 1861 wurde sie bei den Krönungsfeierlichkeiten Wilhelms I. in Königsberg eingesetzt und erhielt danach den Beinamen „Goldener Krönungswagen“. Ab 1901 war sie im zentralen Raum im Ersten Obergeschoß des Schloßplatzflügels des von Ernst von Ihne erbauten Neuen Marstalls, im nach ihr benannten ‚Krönungswagensaal’ aufgestellt und bildete dort das Herzstück der Gala-Wagen Sammlung. Nach der Revolution wurde sie in das Hohenzollernmuseum im Schloß Monbijou verlegt und während des Zweiten Weltkriegs in den Marstall des Schlosses Babelsberg verbracht. Dort wurde sie von siegestrunkenen sowjetischen Soldaten schwer beschädigt, die in ihr Feuer legten und sie in den Tiefen See stießen. Die Restaurierung des Wracks begann Mitte der 90er Jahre. Seit April 2010 wird sie im Wagenmuseum von Schloss Paretz gezeigt. Ihre Restaurierung ist aber noch nicht abgeschlossen. Denn erneuert werden müssen noch die aus vergoldetem Holz, Messing und Blei bestehenden Fassungen der Wagenkastens und seine kostbaren Innenausstattung aus gefärbtem, geprägtem und appliziertem Leder, cremefarbenem Seidengewebe, Goldborten und -stickereien und Hermelinbesatz.Bis zum Ende der Monarchie wurde die Kutsche mehrfach als Brautwagen für die in die Hohenzollern-Familie einheiratenden auswärtigen Prinzessinnen genutzt. Erstmals geschah dies im Jahre 1793 als Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz ihren Einzug in Berlin hielt. Auch die späteren Kaiserinnen Victoria und Auguste Viktoria sowie Kronprinzessin Cecilie wurden in diesem Gefährt in die preußische Hauptstadt ‚eingeholt’. Das galt auch für die – neben Cecilie – weiteren Schwiegertöchter Kaiser Wilhelms II.
Der Weg den die Kutsche als ‚Brautwagen’ bei diesen Feierlichkeiten zurücklegte, soll anhand von Abbildungen der ‚Einzüge’ von Auguste Viktoria 1881, Cecilie 1905 und Alexandra Viktoria (der Gemahlin von Prinz August Wilhelm)1908 im Folgenden einmal nachvollzogen werden. (Die Abbildungen folgen dem Verlauf der Fahrtroute, sodaß z.T. Bilder aus unterschiedlichen Jahren nebeneinander stehen.) Wie man sehen wird, standen diese Feierlichkeiten hinsichtlich ihrer Öffentlichkeitswirksamkeit und Popularität denen im Hause Sachsen-Coburg und Gotha (Windsor) in nichts nach.
Abschließend sei mir die Bemerkung erlaubt, daß eine zukünftige Rückkehr der Kutsche aus Paretz ebenso wünschenswert wäre, wie eine Übersiedlung des Rittersaal-Geschirrs aus Köpenick. Beide sind rare Relikte der höfischen Kultur am Stammsitz der märkischen Hohenzollern und gehören nach Cölln an der Spree ! Es sollte daher doch irgendwie machbar sein, dem ‚Krönungswagen’ einen würdigen Aufstellungsort im Marstall zu verschaffen, idealerweise im heute ‚Orchesterprobensaal’ genannten ehemaligen ‚Krönungswagensaal’ !
Abbildung 01
Der Krönungswagensaal im Neuen Marstall.
Der 'Krönungswagen' (alias der 'Brautwagen') steht angeschrägt in der Mitte des Raumes.
(Foto von F.Albert Schwartz)Abbildung 02
Grundrisse der drei Etagen des Schloßplatzflügels des Neuen Marstalls.
Der Krönungswagen wurde- mit menschlicher Muskelkraft – zum Lastenaufzug an der westlichen Gebäudeflanke gezogen. Vom Aufzug ins Erdgeschoß befördert, ging es dann durch das große Südtor der ‚Wagenwäsche’ in den Remisenhof. Dort wurden die Zugpferde angeschirrt.Abbildung 03
Hier, im Remisenhof, wurden die in Galageschirr aufmontierten Pferde vor die Kutsche gespannt. Der Weg zur Durchfahrt in Richtung Schloßplatz ist rot eingezeichnet.Abbildung 04
Remisenhof mit Wegstrecke in der Gegenwart. Das Tor der Wagenwäsche ist partiell vermauert und durch eine kleine Tür und Fenster ersetzt. (Foto von Mantikor.)Abbildung 05
Die Wegstrecke des Brautzuges (rot eingezeichnet), vom Marstall nach Bellevue und über das Stadtschloß zurück zum Marstall.Abbildung 06
Wie bis heute auch im Hause Windsor üblich, fand einige Tage vor dem festlichen Ereignis eine Generalprobe statt. Auf dem Foto vom Ehrenhof des Schlosses Bellevue erkennt man das daran, daß Kutscher, Begleitreiter und Pferdeführer einfache Livreen, aber nicht die große Gala-Livree tragen.Abbildung 07
Rückkehr von der Generalprobe. Im Hintergrund ist u.a. die Kommandantur zu erkennen.Abbildungen 08 und 09
Die einheiratende Braut wurde am Vorabend des Hochzeitstages im Schloß Bellevue einquartiert, also noch außerhalb der historischen Stadtgrenze Berlins. Dort wurde sie vom zukünftigen Schwiegervater, den Schwägern und dem Oberhomarschall empfangen.
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Abbildung 10
Am Tag der Hochzeit passiert der vom Marstall kommende - noch leere - Brautwagen Nationaldenkmal und Bauakademie in Richtung Bellevue.Abbildung 11
Die Braut ist in Bellevue zugestiegen.Abbildung 12
Der Brautwagen passiert die Nebengebäude von Bellevue.Abbildung 13
Der Brautwagen auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor. Im Hintergrund, das Denkmal für Kaiserin Friedrich (Victoria).Abbildung 14
Der eigentliche Augenblick des Einzugs in die Hauptstadt: Die feierliche Durchquerung der Mitteldurchfahrt des Brandenburger Tores.Abbildung 15
Auf dem Pariser Platz wird zunächst angehalten.Abbildung 16
Die Zuschauer auf ihren Tribünen haben sich erhoben.Abbildung 17
Ehrenjungfrauen überreichen BlumenAbbildung 18
Bürgermeister und Magistrat begrüßen die Braut ganz offiziell in der ersten Residenzstadt Preußens. -
Abbildung 19
Bürgermeister und Magistrat begrüßen die Braut ganz offiziell in der ersten Residenzstadt Preußens.Abbildungen 20
Blick auf die Begrüßungszene vom Dach eines Gebäudes auf der Südseite des Tores.Abbildung 21
Langsam setzt sich der Brautwagen wieder in Bewegung.Abbildung 22
Kolorierte Ansichtskarte des Brautwagens auf dem Pariser PlatzAbbildung 23
Die Kutsche ist immer noch auf dem Pariser Platz.Abbildung 24
Der Brautwagen, eskortiert von der Garde du Corps, verlässt nun den Platz und sterbt den Linden zu.Abbildung 25
Manchmal wurden für die Braut auch Ehrenpforten am Eingang der Linden aufgestellt.
(Nebenbei bemerkt: Auf diesem Bild ist das Palais Redern schon zum Teil abgebrochen und man erkennt im Hintergrund die bereits im Bau befindlichen Seitentrakte des neuen Adlon.)Abbildung 26
Der Brautwagen mit Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg vor dem Altbau der Akademie der Wissenschaften und dem Friedrich-Denkmal.Abbildung 27
Vor der Kgl. Friedrich-Wilhelms-Universität und der Neuen Wache. -
Abbildung 28
Die Schloßbrücke ist erreicht.Abbildungen 29 und 30
Die Darmstädter- und Nationalbank sowie die Türme der Friedrichswerderschen-Kirche grüßen Braut und Brautwagen.Abbildungen 31 und 32
Nahansichten der Kutsche mit Bauakademie im Hintergrund.Abbildung 33
‚Rotes’ und Kgl. Schloss.Abbildung 34
Der Brautwagen vor der Lustgartenfassade.Abbildung 35
Auf der Zielgeraden zwischen Dom und Portal V.Abbildung 36
Die Hofbediensteten, die das reibungslosen Funktionieren der Kutsche bewerkstelligen.Abbildung 37
An der Baumgruppe neben dem Apothekenflügel,unmittelbar vor der Einfahrt in Portal V.
Von hier ging es – vor den Augen der Fotoreporter größtenteils verborgen – durch den kleinen Schlosshof, wo die Braut den Krönungswagen verließ, wieder zurück in den Marstall. -
Abbildung 38
Der Kutschensaal des Hohenzollernmuseums im Schloß Monbijou. Auch hier bildet der ‚Goldene Krönungswagen’ das Prunkstück unter den ausgestellten – nun ehemaligen – Hofkutschen.Abbildung 39
Der teilrestaurierte Krönungswagen in Schloß Paretz.
Abbildung 40
Das heutige Aussehen des ehemaligen Krönungswagensaals im Marstall, der heute den Namen ‚Orchesterprobensaal’ führt. -
Hier noch ein 'Link' zum Internetauftritt des Künstlers Damián Valles Castro, der die Schnitzereien der Kutsche rekonstruiert hat (grandiose Detailaufnahmen !):
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Cineastischer anachronistischer Nachbau
Übrigens ist die Kutsche, in der die UFA in dem 1942 auf die Leinwände gekommenen Film ‚Andreas Schlüter’ den nach der Selbstkrönung in Königsberg in Berlin einziehenden Friedrich I. (alias Theodor Loos) vor dem als Filmkulisse dienenden echten (aber nicht mehr lebendigen) Stadtschloß vorfahren läßt, selber nicht echt. Sie ist nur ein Nachbau des ‚goldenen Krönungswagens’ und insofern ein absoluter Anachronismus, denn im Jahre 1701 sollte es noch 88 Jahre dauern, bis der Straßburger Wagenbaumeister Christian Ginzrot die fertige Kutsche an den Urenkel Friedrichs I., König Friedrich Wilhelm II., ausliefern konnte.
Nun, selbst die UFA hat offensichtlich manchmal etwas nachlässig recherchiert...Die nachgebaute Filmkutsche vor dem echten Portal I. des Stadtschlosses.
Der direkte Vergleich beweist, daß es sich bei der Filmkutsche um ein Produkt der Werkstätten Babelsbergs handelt. Man beachte z.B. daß die Girlande unterhalb des ovalen Fensters der Wagentür bei der Filmkutsche nach unten versetzt ist, während sie bei der originalen Kutsche eine Linie mit den Girlanden unterhalb der Seitenfenster bildet.
Hier noch eine Szene von den Dreharbeiten des Films. Reizvoller Kontrast von Straßenbahn, cineastischer Staffage und noch unzerstörtem Stadtschloß !
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Der Einzug der Braut in die Residenzstadt erinnert mich an die Hochzeitsfeierlichkeiten von 1719 in Dresden. Wir haben dieses Ereignis hier im Forum, vor allem im Strang zum Dresdner Schloss, mehrfach thematisiert. In Dresden ist eine der vor 300 Jahren genutzten Prachtkutsche sehr ähnliche Karosse derzeit in einer Sonderausstellung des Verkehsmuseums zu sehen (eine Leihgabe des Erzbistums Olmütz). Und die zu den damaligen Hochzeitsfeierlichkeiten eingerichteten Paradegemächer wurden kürzlich wiedereröffnet. Dadurch kann der Einzug der Braut ins Schloss nachvollzogen werden.
Zum Einzug König Friedrichs I. 1701 in Berlin. Ich gehe davon aus, dass der König eingeritten ist. Kutschen waren damals noch Weiberkram. Ein Fürst oder Prinz ritt auf einem prächtig geschmückten Pferd. Das ist mir auch erst in den Ausstellungsbereichen der Dresdner Rüstkammer im dortigen Schloss so richtig bewusst geworden, wo man das anhand der Präsentation kostbarster Reitzeuge sinnlich nachvollziehen kann.
Der UFA-Film stammt bereits aus dem Automobilzeitalter, und das ist auf vierrädrige Fahrzeuge fixiert. Dabei sagt bereits der Begriff "Marstall", dass dieses Gebäude nicht primär eine Garage war, sondern ein Pferdestall. Bei einer Kutsche ist immerhin der Bezug zum Pferd noch gegeben. Der für den Film nachgebaute Krönungswagen passt aber auch aus stilistischen Gründen nicht in das frühe 18. Jahrhundert.
In Sachsen geht man unbefangen mit den Kurfürsten und Königen um. In Berlin ist man diesbezüglich leider sehr verkrampft. So erscheinen die Kutschen in Paretz wie in der Verbannung. Wer nicht selbst über ein Automobil verfügt, hat kaum die Möglichkeit, diese Kutschen zu besichtigen. Durch deine Beiträge hier, lieber Pagentorn, und die schönen Fotos von Mantikor ist der Berliner Marstall jetzt näher in mein Blickfeld gerückt. Früher hatte ich ihn kaum beachtet. Dabei ist der Marstall ein sehr schönes Gebäude. Ich mag auch diese schlichten alten Höfe.
Zum Abschluss noch eine Bildnisbüste des ersten preußischen Königs, gefunden in der russischen Residenzstadt Sankt Petersburg. Das hier - vor zehn Jahren - noch zu sehende Marmororiginal wurde wenig später durch eine Kopie in Kunststein ersetzt. Friedrich blickt hier freundlicher als auf dem Schlüter'schen Standbild in Charlottenburg.
St. Petersburg, Sommergarten, Bildnisbüste König Friedrichs I. in Preußen, hier noch das Marmororiginal aus dem 1. Viertel des 18. Jahrhunderts, von einem unbekannten Bildhauer (Foto: Anastasiya Lvova, Mai 2009, CC-BY-SA-3.0)
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Lieber Rastrelli,
es ist durchaus gut möglich, daß König Friedrich I. an der noch aus Mittelalter und früher Neuzeit überkommenen Tradition des ‚Einrittes’ festgehalten und sich deshalb 1701 hoch zu Roß durch die Königstraße zum Schloß bewegt hat. Damit würde er sich in der Gesellschaft solch monumentaler Herrscherpersönlichkeiten wie Kaiser Karl V. befunden haben.
Demgegenüber hat sich aber Friedrichs Altgroßenkel, König Wilhelm I., bei seinem Berliner Einzug - nach der Selbstkrönung in Königsberg - tatsächlich des ‚Goldenen Krönungswagens’ bedient, wie das folgende Gemälde von Friedrich Wilhelm Klose beweist, welches die Überquerung des Alexanderplatzes darstellt.
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Für Frauen kein wahres Vergnügen…
Im Übrigen ist nach Aussagen von einer – nicht ganz unbekannten – Person der Zeitgeschichte, die noch aus eigener Erfahrung über Fahrten in solchen Prunkwagen berichten kann, die Fortbewegung in derartigen Gefährten wahrlich kein Vergnügen und somit eigentlich auch kein ‚Weiberkram’.Allerdings muß man beim Goldenen Krönungswagen der preußischen Hohenzollern in Rechnung stellen, daß den Damen die Fahrt in diesem dadurch etwas erleichtert wurde, daß der – an starken Lederriemen freischwingend aufgehangene - Wagenkasten einerseits von Marstallbeamten, die auf der sog. ‚Brücke’, einem an Stelle des ‚Lakaien-Sitzes’ hinter dem Wagenkasten montierten horizontalen Brett, standen und andererseits von Hofpagen, die zwischen Wagenkasten und Kutschbock positioniert waren, gehalten wurde. Ein knochenmühlenartiges Durchrütteln der Wagenkasten-Insassen wie bei der Londoner ‚Golden StateCoach’, wurde auf diese Weise verhindert.
Die Aussage einer Zeitzeugin… :
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