Klassische Architektur - Wie fing es bei Euch an?

  • Maecenas so ging es mir mit dem Geo Sonderheft 1988 zu Frankfurt am Main. Dort war ein Foto mit der historischen Altstadt drin, mit dem Satz dass es mit 2.000 Gebäuden die größte Fachwerkaltstadt Deutschlands war. Ich war reichlich überrascht, da ich bis dahin nie etwas von einer großen Altstadt in Frankfurt am Main gehört hatte. https://www.zvab.com/erstausgabe/Ge…/21394612668/bd

    Man sollte dieses Heft tausendfach nachdrucken und an unseren Schulen verteilen, denn Bilder sagen mehr als tausend Worte und prägen sich ins Gedächntnis nachhaltig ein - wie man hier im ganzen Strang nachlesen kann! Das Verlangen nach einer Heilung unserer grässlichen Großstadtbilder wird dann quasi bereits mit der Muttermilch aufgesogen! ;)

  • Für die jüngeren und Neumitglieder hier im Forum, hieve ich diesen Thread mal wieder nach oben. Wie seid ihr, denn zur klassischen Architektur gekommen? Und überhaupt auf dieses Forum?

    Mein Vater ist und war stets interessiert an historischen Gebäuden und hat mich in meiner frühen Kindheit in alle möglichen historischen Gebäude mitgenommen. Nicht aber in die schön sanierten,sondern vielmehr in halbe Ruinen, da er diese besonders faszinierend fand. Besonders in Errinerung geblieben ist mir meine Tour mit fünf Jahren durch das Haus in der großen Burgstraße 53 in Lübeck, welches damals eine absolute Ruine war. Ich fand das damals alles andere als toll und wollte nicht immer in die alten Bruchbuden mitkommen müssen. Vor zwei bis drei Jahren fing ich mich dann plötzlich wie aus dem Nichts an, für historische Gebäude zu interessieren. Als ich dann eines Tages im Internet nach aktuellen Sanierungen in Lübeck suchte, fand ich schließlich dieses Forum und meldete mich nach einem Jahr des Mitlesens im Januar 2020 hier an.

    Lübeck, mein Lübeck, an der Waterkant
    Königin der Hanse, Perle am Ostseestrand.

  • Schönes Thema für nebenbei.

    Nun, mir ist bis heute unerklärlich, woher meine Faszination für Architektur stammt. Ich war weder durch meine Eltern vorbelastet, noch stammte ich aus einer Familie, die kulturell sehr versiert unterwegs war. Am Anfang stand bei mir wie bei St.Petri die Altstadt von Lübeck, die mich bereits als Teenager in den Bann zog. In den Folgejahren sog ich alles auf, was mir an vor allem mittelalterlicher Architektur unterkam. Ich brachte mir autodidaktisch bei, Bauten präzise zu datieren. Auf zahlreichen Reisen eignete ich mir eine hohe Denkmälerkenntnis an. Mehr als ein Hobby war es aber lange nicht.

    Die Unzufriedenheit mit den Studienbedingungen für Mathematik und Informatik in Kiel brachte dann die Wende mit dem Studienplatzwechsel zu Kunstgeschichte und Geschichte. Studienschwerpunkt wurde - kaum verwunderlich - die mittelalterliche Architektur in Mitteleuropa. Es folgten Magister und Promotion mit Forschungen zur frühen Backsteinarchitektur in Nordeuropa. das alles ist in meinem jetzigen Berufsleben leider ein wenig in den Hintergrund gerückt. Aber es macht viel Freude, immer wieder mal das eine oder andere aufzufrischen, gelegentlich auch als Kulturblogger.

    Zu Stadtbild Deutschland bin ich eher durch einen Zufall gelangt. Bei den Vorbereitungen zu meiner Selbständigkeit als Webdesigner für Kulturprojekte sind Pro Altstadt und dann Stadtbild Deutschland auf mich zugekommen. Es waren meine ersten beiden gestalteten Websites. Damals noch ehrenamtlich, um etwas als Referenz an der Hand zu haben. Den Internetauftritt von Pro Altstadt betreue ich noch heute.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Bei mir in der Familie und Verwandtschaft gab/gibt es auch kein großes Interesse an historischer Architektur. Vor 6 Jahren begann ich mich durch den Wiederaufbau unseres Stadtschlosses und den anschließenden Wiederaufbau des Alten Marktes für Architektur zu interessieren. Ich weiß deshalb aus eigener Erfahrung, dass Rekonstruktionen das Interesse an klassischer Architektur steigern. In der ganzen Stadt waren/sind Aufsteller mit Informationen zu den Wiederaufbauplänen, über welche ich meine ersten Informationen bekam. Wenn du erstmal Bilder deiner Stadt von vor 100 Jahren gesehen hast, weißt du welche Architektur die bessere ist.

    Wenn ich an die Zeit davor denke, wird mir erst klar, wie wenig Beachtung man als normaler Mensch seiner Umgebung widmet. Die meisten Menschen haben keine Ahnung von Bauprojekten in Potsdam (Dass das Stadtschloss und das Barberini nicht modern sind wissen sie meistens noch :wink:), aber das man versucht den Stadtkanal zu rekonstruieren hat in diesen 6 Jahren noch keiner gewusst.

    Über die Jahre las ich dann viele Bücher über Architektur. Mit 16 kannte ich dann die meisten klassischen Architektur-Stile. In den letzten Jahren versuche ich mich mit Schmuckdetails und Proportionen, Stadtplanung und Stadtgestaltung auseinander zu setzen.

    Da wurde mir erstmals klar, mit welchen einfachen Mitteln man gute Häuser und Wohnviertel schaffen könnte. Das heute gute Architektur zur reinen Glücksache geworden ist und gute Stadtquartiere nur noch durch Wiederaufbau alter Stadtzentren (Dresden, Potsdam, Lübeck) geschaffen werden können, ist für mich Ansporn gewesen Bauingenieur zu studieren, damit man in Zukunft da was verbessern kann. Das Architektur-Studium habe ich mir erspart.

    Das Forum ist auch eine super Hilfe. Jetzt kennt man fast alle größeren Bauprojekte in ganz Deutschland. Deshalb danke an euch.

  • Hallo liebe Leute,

    dieses Thema eignet sich doch gut für einen ersten Beitrag.

    Mein Interesse für klassische Architektur wurde zum einen dadurch begründet, daß bestimmte einzelne Bauwerke eine faszinierende Wirkung auf mich ausübten. Dabei handelte es sich meistens um Herrenhäuser und kleinere Schlösser aus der späten Barockzeit in ländlicher Umgebung, aber auch um Villen aus dem späten 19 und frühen 20 Jahrhundert. Ich stellte mir vor, wie sie wohl von innen aussähen und malte mir oft aus, die Gebäude in der Zeit ihrer Erbauung bewohnt zu haben.

    Ich habe auch festgestellt, dass bestimmte Typen von Gebäuden für mein Empfinden eine positive Stimmung verbreiten. Das betrifft durchweg klassizistische, weiß angestrichene Gebäude, aber z. B. auch neugotische Kirchen, wenn sie etwas erhaben stehen und das Gelände um sie herum ansprechend gärtnerisch gestaltet ist, oder auch wieder die historistischen Villen.